Friederike hat geschrieben : ↑ Mo 2. Aug 2021, 10:48
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Sa 31. Jul 2021, 10:15
Nimmt man mal das Hungerbeispiel dann könnte der Unterschied in etwa so aussehen.
Tier:
Hunger -> Repräsentation des Hungers (Hungerempfindung) -> Handlung
Mensch:
Hunger -> Repräsentation des Hungers (Hungerempfindung) -> Selbstbewusstsein/Reflexion ("Ich habe Hunger") -> Handlung
(Wobei ich das hier nicht richtig darstellen kann, aber die letzten beiden Stufen sind eher parallel, als zeitlich nacheinander?)
Säuglinge haben vielleicht die letzte Stufe noch nicht entwickelt. Bei ihnen ist der Ablauf eher wie bei Tieren.
Die letzten beiden Stufen verlaufen parallel, das denke ich auch. Vom Hunger wissen wir in dem Moment, in dem wir des Hungers gewahr werden.
Irgendwie finde ich es phänomenal (im Sinne von erstaunlich), wie ein Tier oder ein Säugling ein Hungerempfinden haben können, ohne davon zu wissen.
Hm. Es gibt ja das Hungergefühl. Also zum Beispiel der knurrende Magen. Der Hunger wird gespürt, aber nicht reflektiert. Das ist einfach ein sehr grundlegendes Reiz-Reaktions-Schema, wobei der Reiz ein innerer ist.
Ich bezweifle dass Tiere und Säuglinge wissen dass sie Hunger haben. Sie spüren einfach nur Hunger und reagieren darauf. Ganz instinktiv (deshalb weiß ich auch nicht was eine "Instinktarmut" sein soll).
Jedenfalls nicht in der Form, wie wir als Erwachsene dies wissen.
Es gibt bei erwachsenen Menschen noch eine zusätzliche Ebene. Die Reflexion des Empfindens ("Ich habe Hunger"). Diese ermöglicht es dann auch die Reaktion auf den Hunger zu unterdrücken.
Ein Baby schreit wenn es Hunger hat. Das macht es automatisch. Erwachsene gehen aber nicht automatisch zum Kühlschrank wenn sie Hunger haben. Sie können die Nahrungsaufnahme auch herauszögern, wenn dies nötig ist.
Oder, aber das sagte ich ja gestern schon, sie wissen es und wir als Erwachsene erinnern uns nur nicht, wie es damals war.
Das ist möglich, glaube ich aber nicht. Ich gehe eher davon aus, dass diese Reflexionsebene erst später hinzukommt. Fast alle Organe sind bei unserer Geburt vollständig entwickelt. Unser Gehirn nicht Es entwickelt sich bis lange nach der Geburt weiter.
Was ist mit dem Appetit haben? Das würde ich für eine verfeinerte Empfindungsweise halten. Ob es eine verfeinerte Form des "Hungers" ist, darauf würde ich mich nicht festlegen. Ein Bedürfnis nach einem bestimmten Nahrungsmittel oder ein Bedürfnis nach dem Schmecken von Eigenschaften wie "süß", "salzig", "bitter" ...
Ich würde meinen, das hat was damit zu tun, dass Nahrungsaufnahme mit einem Geschmacks- und Lustempfinden einher geht.
Süßigkeiten enthalten viel Zucker, und Zucker ist pure Energie. Deshalb schmeckt er uns so gut (unser Körper teilt uns damit mit: Das ist super, mehr davon bitte).
Wenn wir Appetit haben verlangen wir nach diesem Geschmacks- und Lustempfinden.
Das was Du schreibst ist sicher auch nicht falsch. Ich halte es auch für möglich, dass unser Körper nach bestimmten Stoffen (bei denen es einen Mangel gibt) verlangt. Das geht so weit, dass wir dann einen regelrechten "Heißhunger" verspüren: Ich brauche jetzt was Salziges.
Was sind denn eigentlich weitere Empfindungen, die uns unmittelbar zugänglich sind? Hunger, Durst, Verliebtheit, Schmerz, Schreck ... ? Gehört der "Appetit" dazu?
Was meinst Du mit "unmittelbar zugänglich"?
Aber wirklich interessant wird die ganze Angelegenheit eigentlich erst, finde ich, wenn man bedenkt, daß wir uns zu diesen unmittelbaren Empfindungen verhalten können. Das Essen wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder für den Tag ganz ausgesetzt; der (leichte) Schmerz wird durch die Aufmerksamkeit auf etwas anderes ausgeblendet. Hm, das Erschrecken ist so kurz - achso, wir prüfen, ob die Situation ein weiteres Handeln erfordert. Die Verliebtheit können wir fördern oder abwehren.
Genau, das unterscheidet uns vom Tier, also diese zusätzliche Reflexionsebene. Ein Tier kann das nicht. Es "bewertet" nicht. Es reagiert einfach nur.
Ich muss aber sagen, dass ich mir mit all dem auch nicht sicher bin. Es ist schwer zu sagen, was in Tieren abläuft. Teilweise ist das selbst beim Menschen auch nicht abschliessend geklärt.