Reaktanz
- Jörn Budesheim
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Doch vor das "kritische Hinterfragen" hat der liebe Gott leider die Beschäftigung mit dem Thema gestellt.
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Der gängigste Ausdruck der Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:Michael Blume hat geschrieben : Ich glaube, dass dieser psychologische Mechanismus in den kommenden Jahren ein Schlüsselbegriff der Wissenskommunikation und Wissenschaftskommunikation werden wird.
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
Hier kann alles mögliche Folgen, z.b:
... wo ich meine T-Shirts kaufe
... was ich esse
... wie ich spreche etc
... wie ich meine Gesundheit schütze
"in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch" (Dietrich Bonhoeffer)
Klar, das haben wir ja getan und tun wir ja noch.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 6. Jun 2022, 17:07Doch vor das "kritische Hinterfragen" hat der liebe Gott leider die Beschäftigung mit dem Thema gestellt.
Genau, "nicht vorschreiben"... wie gesagt, das klappt nur bedingt, z.B. wenn ich dir vorschreibe zu glauben, dass es keine starke KI geben wird, wirst du an sie trotzdem nicht glauben.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 6. Jun 2022, 18:19Der gängigste Ausdruck der Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:Michael Blume hat geschrieben : Ich glaube, dass dieser psychologische Mechanismus in den kommenden Jahren ein Schlüsselbegriff der Wissenskommunikation und Wissenschaftskommunikation werden wird.
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
Hier kann alles mögliche Folgen, z.b:
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"in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch" (Dietrich Bonhoeffer)
Die Impfgegner könnte man dagegen z.T. als eine typische Gruppe ansehen, passend zu deinem Punkt "Gesundheit schütze(n)".
Und wie früher schon gesagt: Der Mechanismus klappt eher bei wenig reflektierenden Leuten, quasi der Dumme von Bonhoeffer. Wer recht klar weiß, was er will und was nicht, und dabei weiter kritisch in beide/alle Richtungen bleibt, lässt sich nicht so leicht beeinflussen.
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
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ist das so , tust .. du! .. das gerade , was der liebe Gott leider vor das "kritische Hinterfragen" gestellt hat oder versucht nun mehr auch in diesem Thread , deine Befindlichkeiten zum Thema "KI unter zu bringen . Es sei dir allerdings unbenommen, das Thema Reaktanz anhand einer KI zu erläutern ..Burkart hat geschrieben : ↑Mo 6. Jun 2022, 23:43Klar, das haben wir ja getan und tun wir ja noch.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 6. Jun 2022, 17:07Doch vor das "kritische Hinterfragen" hat der liebe Gott leider die Beschäftigung mit dem Thema gestellt.
- Voraussetzungen für das Entstehen von Reaktanz sind
die Vorstellung zu besitzen, über einen Freiheitsspielraum zu verfügen
diesen Freiheitsspielraum für einigermaßen wichtig zu halten
eine Bedrohung oder Eliminierung dieses Freiheitsspielraumes wahrzunehmen
So könnte ich mir schon vorstellen , dass durch eine KI Freiheitsspielräume eingeschränkt werden. Insbesondere bei dem, wo der Mensch hoffnungslos überfordert ist. Um an dieser Stelle auch meine Befindlichkeiten unter zu bringen , beispielsweise bei den epochaltypischen Schlüsselproblemen ...
- Was sind epochaltypische Schlüsselprobleme?
Zur Identifikation epochaltypischer Schlüsselprobleme benennt KLAFKI spezifische Kriterien. Demnach ist ein Themenfeld dann relevant, wenn es sich dabei um "Strukturprobleme von gesamtgesellschaftlicher, meistens sogar übernationaler bzw. weltumspannender Bedeutung handelt, die gleichwohl jeden einzelnen zentral betreffen."
.. das solche Probleme .. "eine Bedrohung oder Eliminierung von Freiheitsspielräumen" zur Folge haben und man sie deshalb für "einigermaßen wichtig" halten sollte , sollte doch wohl außer Frage stehen. Vorausgesetzt natürlich , man " besitzt die Vorstellung" dazu .
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Zur Ergänzung: für das Phänomen der Reaktanz ist es, so wie ich es bisher verstanden habe, keineswegs wichtig, dass die Einschränkung der Freiheitsspielräume real ist. Es reicht eine - wie ich mich ausdrücken möchte - "gefühlte Einschränkung". Das hat der Autor am folgenden fiktiven aber "archetypischen" Beispiel erläutert:
Nach meinem Gefühl ist "Reaktanz gegen die Vernunft" zurzeit eins unserer Hauptprobleme: Der Trotz setzt bei Vielen schon ein, wenn die Vernunft auch nur anklopft. Der gängigste Ausdruck dieser Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
Hier kann alles mögliche folgen, z.b:
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Vermutlich gibt es auch so etwas wie eine Wahrheitsreaktanz: "ich lasse mir doch nicht von der Wirklichkeit vorschreiben, was ich für wahrzuhalten habe!"
Eine gefühlte Einschränkung kann schon entstehen, wenn man kein Gefühl hat für den Unterschied zwischen dem, was eine wirkliche/faktische Vorschrift ist und dem, was uns die Vernunft sagt. Von Habermas stammt die Formel vom "zwanglosen Zwang des besseren Argumentes". Wer nicht begreift, was ein zwangloser Zwang ist, dürfte anfällig für Reaktanz sein.Michael Blume hat geschrieben : Für die nächsten Tage darf ich daher wieder einige böse Mails und Zuschriften vor allem älterer Herren erwarten. Denn die DIN-Reform der Buchstabiertafel ist erfolgreich abgeschlossen – die neue Buchstabiertafel auf Basis von Städtenamen ist draußen.
Damit hatten die deutschen Nazis mit ihrer “entjudeten” Tafel nicht das letzte Wort und gleichzeitig ist auch die neue Form freiwillig und wirft niemandem irgendetwas vor. Dennoch werden sich einige vor allem ältere und autoritär gestrickte Herren darüber empören und mich wissen lassen, dass sie auch weiterhin “N wie Nordpol” statt “Nürnberg” sagen werden. Das eben ist Reaktanz. Ich glaube, dass dieser psychologische Mechanismus in den kommenden Jahren ein Schlüsselbegriff der Wissenskommunikation und Wissenschaftskommunikation werden wird.
Nach meinem Gefühl ist "Reaktanz gegen die Vernunft" zurzeit eins unserer Hauptprobleme: Der Trotz setzt bei Vielen schon ein, wenn die Vernunft auch nur anklopft. Der gängigste Ausdruck dieser Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
Hier kann alles mögliche folgen, z.b:
... wo ich meine T-Shirts kaufe
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Vermutlich gibt es auch so etwas wie eine Wahrheitsreaktanz: "ich lasse mir doch nicht von der Wirklichkeit vorschreiben, was ich für wahrzuhalten habe!"
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Genau das ist das "Problem" , mit den von mir .. hier .. erwähnten epochaltypischen Schlüsselprobleme? . Das die Einschränkung der Freiheitsspielräume , durch diese Problemen , nicht gefühlt werden. Zumindest nicht von denen, die dafür hauptsächlich verantwortlich sind. Ganz im Gegenteil , entstehen doch diese Schlüsselprobleme letztendlich vor allem dadurch, dass man , ob nun nur gefühlt oder in real , sich Freiheitsspielräume schafft . Beispielsweise im Hinblick auf die Mobilität und ganz gewiss nicht in dem , was diesbezüglich Michael Blume umtreibt ….Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 7. Jun 2022, 06:25Zur Ergänzung: für das Phänomen der Reaktanz ist es, so wie ich es bisher verstanden habe, keineswegs wichtig, dass die Einschränkung der Freiheitsspielräume real ist. Es reicht eine - wie ich mich ausdrücken möchte - "gefühlte Einschränkung". Das hat der Autor am folgenden fiktiven aber "archetypischen" Beispiel erläutert:
Michael Blume hat geschrieben : Für die nächsten Tage darf ich daher wieder einige böse Mails und Zuschriften vor allem älterer Herren erwarten. Denn die DIN-Reform der Buchstabiertafel ist erfolgreich abgeschlossen – die neue Buchstabiertafel auf Basis von Städtenamen ist draußen.
Damit hatten die deutschen Nazis mit ihrer “entjudeten” Tafel nicht das letzte Wort und gleichzeitig ist auch die neue Form freiwillig und wirft niemandem irgendetwas vor. Dennoch werden sich einige vor allem ältere und autoritär gestrickte Herren darüber empören und mich wissen lassen, dass sie auch weiterhin “N wie Nordpol” statt “Nürnberg” sagen werden. Das eben ist Reaktanz. Ich glaube, dass dieser psychologische Mechanismus in den kommenden Jahren ein Schlüsselbegriff der Wissenskommunikation und Wissenschaftskommunikation werden wird.
.. und zwar das in der Nazizeit aus N wie Nathan , N wie Nordpol wurde , weil Nathan zu den jüdischen Vornahmen zählt und man sich nun mehr aus diesem Grund darauf verständigte , dass man zukünftig lt. DIN- Norm N wie Nürnberg zu buchstabieren habe. Epochaltypische Schlüsselprobleme sehen mit Sicherheit anders aus.
.. zumal diese Schlüsselprobleme nicht zuletzt aus eben das resultieren , was nach deinem Gefühl zur Zeit eins unserer Hauptprobleme ist und zwar eine "Reaktanz gegen die Vernunft" wie z.B. durch die Formulierung „Ich lasse mich von den Epochaltypischen Schlüsselproblemen doch nicht vorschreiben , wie ich zu leben bzw. zu konsumieren habe." Nur mal zum Vergleich , an was Michael Blume dergleichen fest macht .. "Ich lasse mich von einer DIN- Norm doch nicht vorschreiben , wie ich zu buchstabieren habe " ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 7. Jun 2022, 06:25
Nach meinem Gefühl ist "Reaktanz gegen die Vernunft" zurzeit eins unserer Hauptprobleme: Der Trotz setzt bei Vielen schon ein, wenn die Vernunft auch nur anklopft. Der gängigste Ausdruck dieser Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
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Noch eine Anmerkung zu Michael Blume ..
.. in dem hier .. im Zusammenhang mit der Reaktanz! .. von der Klimakrise die Rede ist und dergleichen zu den Epochaltypischen Schlüsselprobleme zählt , so ist an dieser Stelle fest zu halten ...
Eine Handvoll Fragen an: Dr. Michael Blume
Was und wie würden Sie gerne lernen, um Ihre Zukunft gestalten zu können?
Mich bewegt die Frage, ob und wie wir die Reaktanz - die instinktiven Widerstände von Menschen gegen unliebsame Informationen und Veränderungsdruck - besser überwinden können. Ich verstehe psychologisch, warum gerade auch das Wissen um die Klimakrise von vielen abgeblockt wird. Aber es fehlen Gegenstrategien. Beispielsweise ist ja gut bekannt, dass sich Medien vor allem auf junge und zu Recht zornige, gerne auch verzweifelte Frauen konzentrieren, das bringt Emotion und Quote. Andererseits fällt die Reaktanz geringer aus, wenn auch mittelalte Männer wie ich, die ihren Wehrdienst geleistet haben und Christdemokraten sind, die Gefahren benennen und zum Beispiel auf Fleisch verzichten. Wir weißen Männer sind aber wiederum nicht medial "relatable", keine Aufreger - gerade "weil" wir weniger Reaktanz auslösen. Ich verstehe das Paradox und versuche, mich dennoch nicht resigniert zurück zu ziehen.
.. in dem hier .. im Zusammenhang mit der Reaktanz! .. von der Klimakrise die Rede ist und dergleichen zu den Epochaltypischen Schlüsselprobleme zählt , so ist an dieser Stelle fest zu halten ...
.. dieser "Vergleich" hinkt.Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 00:38
.. zumal diese Schlüsselprobleme nicht zuletzt aus eben das resultieren , was nach deinem Gefühl zur Zeit eins unserer Hauptprobleme ist und zwar eine "Reaktanz gegen die Vernunft" wie z.B. durch die Formulierung „Ich lasse mich von den Epochaltypischen Schlüsselproblemen doch nicht vorschreiben , wie ich zu leben bzw. zu konsumieren habe." Nur mal zum Vergleich , an was Michael Blume dergleichen fest macht .. "Ich lasse mich von einer DIN- Norm doch nicht vorschreiben , wie ich zu buchstabieren habe " ..
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Hier ein paar Beispiele für weitere Probleme, die der Autor erwähnt: Vorbehalte gegen die Naturwissenschaftlen, die Gleichberechtigung der Geschlechter, Massentierhaltung, Pandemien und die Klimakrise. Das scheinen mir durchaus Schüsselprobleme zu sein.Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 00:38Epochaltypische Schlüsselprobleme sehen mit Sicherheit anders aus.
"Dennoch werden sich einige vor allem ältere und autoritär gestrickte Herren darüber empören und mich wissen lassen, dass sie auch weiterhin 'N wie Nordpol' statt 'Nürnberg' sagen werden. Das eben ist Reaktanz." (Michael Blume)
"N wie Nürnberg" könnte auf die älteren und autoritär gestrickten Herren vielleicht aber auch eine reaktanzmindernde Wirkung entfalten.
"N wie Nürnberg" könnte auf die älteren und autoritär gestrickten Herren vielleicht aber auch eine reaktanzmindernde Wirkung entfalten.
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Im Sinne von ..Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 10:08"Dennoch werden sich einige vor allem ältere und autoritär gestrickte Herren darüber empören und mich wissen lassen, dass sie auch weiterhin 'N wie Nordpol' statt 'Nürnberg' sagen werden. Das eben ist Reaktanz." (Michael Blume)
"N wie Nürnberg" könnte auf die älteren und autoritär gestrickten Herren vielleicht aber auch eine reaktanzmindernde Wirkung entfalten.
- "Dennoch werden sich einige vor allem ältere und autoritär gestrickte Herren darüber empören und mich wissen lassen, dass sie auch weiterhin , durch ihre Lebensweise die epochaltypische Schlüsselprobleme forcieren werden, anstatt sie um zu stellen. Das ist eben "auch" Reaktanz .
Nur um einmal das Thema Reaktanz an etwas ab zu arbeiten, bei dem es um buchstäblich um Sein oder Nichtsein geht. Was wir ja wohl bei dem , wie man N buchstabiert , ob nun an an Hand von Nordpol oder Nürnberg , mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen können. Es sei denn , dass das dergleichen, weil es möglicherweise eben um Sein oder Nichstein geht und nicht nur bloß um das Buchstabieren , vielleicht ebenfalls eine reaktanzmindernde Wirkung entfaltet.
.. wenn man sich denn dazu diese Beispiele vergegenwärtigt , kann man denn eine solche reaktanzmindernde Wirkung wollen? Nur mal zur Erinnerung , was die Vorrausetzungen für Reaktanz sind ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 06:24Hier ein paar Beispiele für weitere Probleme, die der Autor erwähnt: Vorbehalte gegen die Naturwissenschaftlen, die Gleichberechtigung der Geschlechter, Massentierhaltung, Pandemien und die Klimakrise. Das scheinen mir durchaus Schüsselprobleme zu sein.Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 00:38Epochaltypische Schlüsselprobleme sehen mit Sicherheit anders aus.
- Voraussetzungen für das Entstehen von Reaktanz sind
die Vorstellung zu besitzen, über einen Freiheitsspielraum zu verfügen
diesen Freiheitsspielraum für einigermaßen wichtig zu halten
eine Bedrohung oder Eliminierung dieses Freiheitsspielraumes wahrzunehmen
Zuletzt geändert von Timberlake am Mi 8. Jun 2022, 15:32, insgesamt 2-mal geändert.
Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände der Stadt Nürnberg schreibt:
"Nürnberg – keine andere deutsche Stadt steht mehr im Zeichen des Nationalsozialismus."
Daß der "Entfernung von Nazi-Gedankengut"
(Merkur) beim N ausgerechnet Nürnberg in den Sinn kommt, mag eine List des Weltgeists sein; schade ist es um den Nordpol, dem sich die Soldaten der Wehrmacht nur bis auf tausend Kilometer näherten und der doch im Zeitalter von Klimakrise und schmelzenden Polkappen eine für das Zeitalter angemessenere Symbolik verkörpert hätte.
"Nürnberg – keine andere deutsche Stadt steht mehr im Zeichen des Nationalsozialismus."
Daß der "Entfernung von Nazi-Gedankengut"
(Merkur) beim N ausgerechnet Nürnberg in den Sinn kommt, mag eine List des Weltgeists sein; schade ist es um den Nordpol, dem sich die Soldaten der Wehrmacht nur bis auf tausend Kilometer näherten und der doch im Zeitalter von Klimakrise und schmelzenden Polkappen eine für das Zeitalter angemessenere Symbolik verkörpert hätte.
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Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 15:28Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände der Stadt Nürnberg schreibt:
"Nürnberg – keine andere deutsche Stadt steht mehr im Zeichen des Nationalsozialismus."
Daß der "Entfernung von Nazi-Gedankengut"
(Merkur) beim N ausgerechnet Nürnberg in den Sinn kommt, mag eine List des Weltgeists sein; schade ist es um den Nordpol, dem sich die Soldaten der Wehrmacht nur bis auf tausend Kilometer näherten und der doch im Zeitalter von Klimakrise und schmelzenden Polkappen eine für das Zeitalter angemessenere Symbolik verkörpert hätte.
- Dieser Konflikt der Form eines Satzes überhaupt und der sie zerstörenden Einheit des Begriffs ist dem ähnlich, der im Rhythmus zwischen dem Metrum und dem Akzente stattfindet. Der Rhythmus resultiert aus der schwebenden Mitte und Vereinigung beider.
Hegel .. Phänomenologie des Geistes
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So wie ich es bisher verstehe, ist Reaktanz eine Art "psychologischer Mechanismus", dem wir aber nicht völlig ausgeliefert sind. Wenn das "Trotzgefühl" aufkommt, kann man es schließlich als "Reaktanz" erkennen, tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken. Wenn man seine Mucken kennt, ist schon etwas gewonnen.
Danke für diesen Hinweis auf Hegels Phänomenologie, Timberlake. Dort heißt es kurz darauf:Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 15:55
Um an dieser Stelle, im "Rhythmus" Hegels , zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu vermitteln, vielleicht sollte man ja nicht Städtenamen wie Nürnberg für das Buchstabieren wählen, sondern Beispiele für epochaltypische Schlüsselprobleme ...
"So auch wenn gesagt wird: das Wirkliche ist das Allgemeine, so vergeht das Wirkliche als Subjekt, in seinem Prädikate. Das Allgemeine soll nicht nur die Bedeutung des Prädikats haben, so daß der Satz dies aussagte, das Wirkliche sei allgemein, sondern das Allgemeine soll das Wesen des Wirklichen ausdrücken."
Da Du "epochaltypische Schlüsselprobleme" erwähnt hast: Das Wirkliche ist ein solches hochgradiges Schlüsselproblem, das sich schon bei Kant als eine Angelegenheit der Modalität erweist. Nur so läßt sich Kants Satz verstehen: "Hundert wirkliche Thaler enthalten nicht das Mindeste mehr als hundert mögliche." (Kritik der reinen Vernunft; B 627). Modalbegriffe sind für Kant verstandesmäßige Zuschreibungen und keineswegs Fixierungen einer Realität. Sehr viel später spricht Robert Musil vom "Möglichkeitssinn". Kant trennt das Wirkliche als modale Kategorie von der Realität einer bloßen quidditas, einer Sachheit. - Vor diesem Hintergrund ist das Symbolische für die nachkantianische Philosophie keine abkünftige Wirklichkeit, vielmehr bekommt Wirklichkeit den Charakter des Implikativen, Erschlossenen. Das philosophische Momentum an der Reaktanz hat also etwas mit der Wirklichkeit des Symbolischen zu tun, weil der implikative Charakter des Wirklichen an die Optionen gebunden ist, welche eine historische Epoche bietet. Insofern trifft Dein Verweis auf Hegel sehr gut.
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Sicherlich könnte man das Wirkliche ( und so verstehe ich dich ) selbst als ein Schlüsselproblem interpretieren. Stand doch das "Subjekt , in seinem Prädikate" nicht nur bloß in unserer Epoche , sondern in irgend einer weise zu allen Zeiten mehr oder minder auf Kriegsfuß mit dem Wirklichen.Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 19:58
Danke für diesen Hinweis auf Hegels Phänomenologie, Timberlake. Dort heißt es kurz darauf:
Da Du "epochaltypische Schlüsselprobleme" erwähnt hast: Das Wirkliche ist ein solches hochgradiges Schlüsselproblem, das sich schon bei Kant als eine Angelegenheit der Modalität erweist.
- "So auch wenn gesagt wird: das Wirkliche ist das Allgemeine, so vergeht das Wirkliche als Subjekt, in seinem Prädikate. Das Allgemeine soll nicht nur die Bedeutung des Prädikats haben, so daß der Satz dies aussagte, das Wirkliche sei allgemein, sondern das Allgemeine soll das Wesen des Wirklichen ausdrücken."
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 06:24Hier ein paar Beispiele für weitere Probleme, die der Autor erwähnt: Vorbehalte gegen die Naturwissenschaftlen, die Gleichberechtigung der Geschlechter, Massentierhaltung, Pandemien und die Klimakrise. Das scheinen mir durchaus Schüsselprobleme zu sein.
. beispielsweise dem Wirklichen der Naturwissenschaften. Klar doch, dass für den Fall , dass das Subjekt Vorbehalte gegenüber diese Naturwissenschaften äußert. , bei diesem Subjekt .. so Hegel .. dieses Wirkliche der Naturwissenschaften vergeht . Das ist das "Besondere" am Subjekt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse , wie die zu den Ursachen der Klimakrise vergehen können. Wie es auch das "Besondere " an den Naturwissenschaften ist , dass sie nicht vergehen. Dieses Besondere nennt Hegel das Allgemeine. Denn "Allgemein" steht fest , dass das Verbrennen von fossilen Energieträgern ursächlich mit der Klimakrise im Zusammenhang steht. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Auch wenn diese Maus zu den Klimakrisenleugner gehört ..
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 7. Jun 2022, 06:25
Nach meinem Gefühl ist "Reaktanz gegen die Vernunft" zurzeit eins unserer Hauptprobleme: Der Trotz setzt bei Vielen schon ein, wenn die Vernunft auch nur anklopft. Der gängigste Ausdruck dieser Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:
"Ich lasse mir doch nicht vorschreiben ..."
Hier kann alles mögliche folgen, z.b:
.
.. oder sich auf Grund der "Reaktanz gegen die Vernunft" , von einer Klimakrise nicht vorschreiben lässt , wie sie leben bzw. zu konsumieren hat. Dieser Trotz , der bei vielen schon ansetzt , wenn die Vernunft auch nur bloß anklopft , ist übrigens lt. Hegel , das Subjekt , in seinem Prädikate. Ein Subjekt, bei dem das Wirkliche der Klimakrise und damit das Allgemeine der Naturwissenschaften ver - oder besser formuliert, gleichsam einer Pflanze eingeht.
Vor diesem Hintergrund wird erst durch das Subjekt eine implikative und erschlossene Wirklichkeit , wie die von "allgemeinen" Naturgesetzen und Naturkonstanten, wenn man so will zu einer abkünftigen Wirklichkeit.Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 19:58. Kant trennt das Wirkliche als modale Kategorie von der Realität einer bloßen quidditas, einer Sachheit. - Vor diesem Hintergrund ist das Symbolische für die nachkantianische Philosophie keine abkünftige Wirklichkeit, vielmehr bekommt Wirklichkeit den Charakter des Implikativen, Erschlossenen.
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 9. Jun 2022, 00:37, insgesamt 3-mal geändert.
Eine gute Erkenntnis... (und ich kann mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass ich das schon früher schrieb oder zumindest meinte).Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 16:27So wie ich es bisher verstehe, ist Reaktanz eine Art "psychologischer Mechanismus", dem wir aber nicht völlig ausgeliefert sind. Wenn das "Trotzgefühl" aufkommt, kann man es schließlich als "Reaktanz" erkennen, tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken. Wenn man seine Mucken kennt, ist schon etwas gewonnen.
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
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Wohlgemerkt eine gute Erkenntnis nur in der Theorie , jenseits einer praktikablen Massentauglichkeit ..Burkart hat geschrieben : ↑Do 9. Jun 2022, 00:25Eine gute Erkenntnis... (und ich kann mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass ich das schon früher schrieb oder zumindest meinte).Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 16:27So wie ich es bisher verstehe, ist Reaktanz eine Art "psychologischer Mechanismus", dem wir aber nicht völlig ausgeliefert sind. Wenn das "Trotzgefühl" aufkommt, kann man es schließlich als "Reaktanz" erkennen, tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken. Wenn man seine Mucken kennt, ist schon etwas gewonnen.
.. der "Reaktanz gegen die Vernunft" sei dank . In Summe sind wir dergleichen sehr wohl ausgeliefert. Wo würde auch eine blinde Masse tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 7. Jun 2022, 06:25
Nach meinem Gefühl ist "Reaktanz gegen die Vernunft" zurzeit eins unserer Hauptprobleme: Der Trotz setzt bei Vielen schon ein, wenn die Vernunft auch nur anklopft. Der gängigste Ausdruck dieser Reaktanz heute ist wohl die Formulierung:
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Zu Reaktanz und reaktantes Verhalten heißt es auf Wikipedia ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 8. Jun 2022, 16:27So wie ich es bisher verstehe, ist Reaktanz eine Art "psychologischer Mechanismus", dem wir aber nicht völlig ausgeliefert sind. Wenn das "Trotzgefühl" aufkommt, kann man es schließlich als "Reaktanz" erkennen, tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken. Wenn man seine Mucken kennt, ist schon etwas gewonnen.
- "Typisch für die Reaktanz ist eine Aufwertung der eliminierten Alternative, das heißt, gerade diejenigen Freiheiten, die der Person genommen wurden, werden nun als besonders wichtig erlebt...Reaktantes Verhalten besteht darin, solche Handlungen nun erst recht auszuführen"
Nur mal zum Vergleich. Damals in der DDR wurde den Personen die Reisefreiheit ins kapitalistische Ausland genommen. Wie das für die DDR ausging, ist bekannt. Diese Freiheit wurde übrigens auch von mir damals als besonders wichtig erlebt. Gleichwohl das „ nun erst recht“ , in Form einer Republikflucht , bei mir nie zur Disposition stand . Sicherlich auch durch .. "tief durchatmen ... und dann in Ruhe nachdenken".
- Jörn Budesheim
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Timberlake hat geschrieben : ↑Do 9. Jun 2022, 00:41Wohlgemerkt eine gute Erkenntnis nur in der Theorie