Chestertons Zaun

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Stefanie
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Di 21. Nov 2023, 22:10




Im Hintergrund läuft meiner Meinung die Frage mit, wie viel Veränderung ist möglich oder notwendig und ist der Konservatismus nicht doch besser. So ganz überzeugt hat mich das Filmchen nicht.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Quk
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Di 21. Nov 2023, 22:52

Dem Sprecher kann ich leider nicht zuhören, weil die Dudelmusik mich ablenkt. Ich würde mir gerne viele, viele Textvorträge in den Medien da draußen anhören, aber die immer schlimmer werdende Mode, jede stille Sekunde mit Dudelmusik abdecken zu müssen, macht mir das unmöglich. Die Macher denken, Musik würde helfen, wenn die Konzentrations-Spanne kurz ist. Bei mir kann da eine Konzentration erst gar nicht beginnen.




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Stefanie
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Di 21. Nov 2023, 23:06

Es gibt die Transkription. Kann man mitlesen und den Ton ausmachen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Mi 22. Nov 2023, 08:14

Auf jeden Fall spannend, kannte ich noch nicht.




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Jörn Budesheim
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Mi 22. Nov 2023, 08:34

Bevor man nationalstaatliche Grenzen abreißt - wofür ich langfristig plädiere - muss man sich gemäß dieser Maxime erst einmal über deren Sinn und Zweck klar werden. Das erscheint mir durchaus sinnvoll. Ist das eine Form des Konservatismus? Nicht unbedingt. Sich über den Sinn und Zweck von etwas Gedanken zu machen, anstatt ihn als sakrosankt hinzunehmen, ist doch eher eine Form progressiven Denkens, oder?




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Quk
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Mi 22. Nov 2023, 12:01

Habs jetzt gesehen, mit Untertiteln. -- Klar, da hat er wohl Recht, der Chesterton.

Bevor man etwas tut, sollte man abwägen, wieviel Gutes und Schlechtes dann passieren könnte. Eine gute Abwägung setzt voraus, dass man das gegenwärtige System gut versteht.




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Quk
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Mi 22. Nov 2023, 12:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 22. Nov 2023, 08:34
Bevor man nationalstaatliche Grenzen abreißt - wofür ich langfristig plädiere - muss man sich gemäß dieser Maxime erst einmal über deren Sinn und Zweck klar werden. Das erscheint mir durchaus sinnvoll. Ist das eine Form des Konservatismus? Nicht unbedingt. Sich über den Sinn und Zweck von etwas Gedanken zu machen, anstatt ihn als sakrosankt hinzunehmen, ist doch eher eine Form progressiven Denkens, oder?
Ich bin auch kein Fan von Nationalgrenzen. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, schaue ich wahrscheinlich nicht auf die Grenze an sich, sondern auf die Mauerhöhe. Also müsste ich wohl präzisieren: Ich bin kein Fan von allzu hohen Mauern. Das heißt, bestimmte Mauern sind wohl notwendig. Allein ihre Durchlässigkeit -- wie variabel sollte die sein -- das ist meine Frage. Zum einen helfen Grenzen, die lokale Kultur besser zu organisieren. Zum anderen dient sie auch dem Schutz der Privatsphären. Ich glaube, Privatsphären sind so etwas ähnliches wie Geborgenheiten. Das streng private gehört dem einzelnen Individuum. Das offenere private gehört der Familie und den Freunden. (Hier auch wieder Geborgenheit.) Wenn man so Privatheit skalieren kann, könnte man das eigentlich weiter nach draußen ausdünnen: Die lokale städtische oder ländliche Kultur lässt auch gewissermaßen einen Hauch von Privatheit ahnen, wenn Uneingeweihte sie besuchen. Gäste kommen in die Geborgenheit der Anderen, was deren Geborgenheit zunächst etwas schwächt, weil das Geborgenheit schwächende Unbekannte erst einmal kennengelernt werden muss. Das kann eine Sekunde dauern oder fuffzich Jahre. -- Nun denn, und von der Privatheit oder Geborgenheit des lokalen Bereichs weiter nach außen gehend stößt man dann auf die Nationalgrenze, danach auf die des Kontinents ... Sind das Abstufungen der Privatheit?




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Jörn Budesheim
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Mi 22. Nov 2023, 13:05

Das Private will ich nicht abschaffen. Nur Staatsgrenzen. Im Moment sieht das aber nicht nach einem Plan aus, der eine Chance hat. Außerdem stelle ich mir das als langfristiges Ziel vor. Zielfestlegung in 10 Jahren, Durchführung 50 Jahre :-)




Timberlake
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Do 23. Nov 2023, 02:48

Anderes Beispiel .

Ich wurde bekanntlich von Polizei dabei ertappt , als ich am Wegesrand , eine der unzähligen kleinen Eichenpflänzchen im Wald , entwenden wollte. Auf den Anhörungsbogen , zu einem Ermittlungsverfahren, wegen des Verdachts auf Diebstahl hatte ich und das war durchaus ernst gemeint , mein Diebstahl damit begründet, dass für mich ein Kauf dieser Pflanze auf Grund des zweifelsohne insgesamt höheren Co2 Abdrucks unakzeptabel war. So hatte ich übrigens deshalb diese Fahrt mit Besorgungen verknüpft , die nur mit dem Auto möglichen waren . Selbst eine Fahrt nur zu diesem einem Zweck war für mich aus diesem Grund unakzeptabel.


Nur das ihr mal eine Vorstellung davon habt, wie ich geradezu krankhaft , um die Reduzierung meines Ökologischen Fußabdruck bemüht bin und welchen Leidensdruck ich ausgesetzt bin , wenn ich vergegenwärtige , wie es diesbezüglich um mich herum zugeht. Manchmal komme ich mir echt vor, wie in den schlimmsten Alpträumen von Freddy Krüger.


Wie dem auch sei , um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen. Mit dem Diebstahl habe ich .. buchstäblich ! .. einen Zaun eingerissen .

Einen unsichtbaren Zaun , um einen Wald , den zu passieren, zum Pilze, Kräuter - oder Beeren sammeln oder auch nur bloß zum Wandern sicherlich erlaubt ist , jedoch nicht um ein kleines Eichenpflänzchen zu entwenden. Nun ja .. wenn man denn eine Pflanze , in der Größe eines Strauchs, den man mit einer Hand wegtragen kann , als kleines Eichenpflänzchen bezeichnen kann . Zuvor hatte ich 5 Pflanzen in Größe von Löwenzahn entwendet. Die waren allerdings alle eingegangen. Diesmal wollte ich auf Nummer sicher gehen

Ich hatte also einen guten Grund, um "Chestertons Zaun" einzureißen. Nun könnte man allerdings einwenden, wenn das nun jeder machen würde. Nur macht das halt nicht jeder. Muss man doch dazu so geisteskrank sein wie ich.




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Quk
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Do 23. Nov 2023, 07:10

Das Argument "Nur macht das nicht jeder" finde ich ein interessantes ethisches Problem. Je nach Fall und Perspektive kann das ein gutes Argument sein oder auch nicht. Das wäre vielleicht mal ein eigener Faden wert.




Timberlake
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Do 23. Nov 2023, 14:04

Wenn es denn ein jeder machen würde, so wie in meinem Fall , wo eine , durch Holzeinschlag entstande Lichtung bepflanzt werden sollte , hätten wir vermutlich tatsächlich ein Problem. Nur ist ja dieses Problem überhaupt erst durch den Holzeinschlag entstanden. Einem Holzeinschlag , dem ich übrigens meine warme Stube verdanke. Soweit , das ich mir eine eiskalte Stube zumute, ist meine Gesteskrankheit offenbar noch nicht gediehen.

Wie dem auch sei, wenn denn ein jeder das macht , was ich mache bzw. ich mir wünsche , was gemacht werden sollte , dann würde die Menschheit ganz sicher weit weniger von den s.g. „Epochaltypischen“ Schlüsselproblemen heimgesucht werden.

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 22. Nov 2023, 13:05
Das Private will ich nicht abschaffen. Nur Staatsgrenzen. Im Moment sieht das aber nicht nach einem Plan aus, der eine Chance hat. Außerdem stelle ich mir das als langfristiges Ziel vor. Zielfestlegung in 10 Jahren, Durchführung 50 Jahre :-)
Zu diesen Wünschen gehört übrigens auch die Abschaffung von Staatsgrenzen. Was das Private betrifft , da würde ich schon unterscheiden wollen , zwischen dem , was das Leben bedingt und was nicht.

Gleich wohl ich mir weder das Eine noch das Andere , wie übrigens auch die Lösung der „Epochaltypischen“ Schlüsselprobleme nach Klafki , als ein Ziel vorstelle. Dafür steht buchstäblich nach meiner Ansicht und meiner Erfahrung "Chestertons Zaun" einfach viel zu fest in der Landschaft.





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