Hufeisentheorie

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Wolfgang Endemann
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Mi 4. Sep 2024, 17:53

RoloTomasi hat geschrieben :
Mi 4. Sep 2024, 12:11
"Je mehr man die eigene Position durchzusetzen trachtet, desto extremistischer ist man". Das verstehe ich nicht?
Wäre es deutlicher gewesen, ich hätte geschrieben: "mit allen Mitteln gegen jeden Widerstand durchzusetzen versucht"?
"Und wieso sollte denn das Argumentieren zum Ideal des demokratischen Bürgers gehören?"
Da der demokratische Bürger akzeptiert, daß man anderer Meinung sein kann, ist es demokratisch, wenn der Bürger den Andersmeinenden durch Argumente von der eigenen Position zu überzeugen versucht, totalitär, extremistisch wäre es, den Andersmeinenden einfach zu zwingen. Demokratie ist nicht nur die Feststellung des Mehrheitswillens, sondern zu einer substantiellen Demokratie gehört die freie Meinungsbildung dazu. Da Demokratie gestalten will, muß sie Konsensbildung betreiben und die, die nicht in den Konsens einzubinden sind, wenigstens zum Tolerieren von Mehrheitsbeschlüssen bewegen. Wie soll das gehen ohne Argumentieren? Durch oktroyieren von Beschlüssen? Ist das demokratisch?
Selbstverständlich ist dem Ideal nur so gut nahezukommen, wie die Menschen gelernt haben, vernünftig zu denken. Daher muß die Demokratie, jeder wahre Demokrat im Eigeninteresse universelle Bildung anstreben.




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Quk
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Mi 4. Sep 2024, 18:02

Wolfgangs Modell ähnelt dem, was ich mal im Kopf hatte: Eine Farbscheibe mit einem Mittelpunkt, wo sich alle einig sind. Dort ist es grau. Je weiter man von der Mitte zum Scheibenrand geht, desto gesättigter wird die bevorzugte Farbe (symbolisch für bevorzugte Spezialinteressen), also je mehr man sich vom grau entfernt, desto greller wird es; sprich: desto hartnäckiger wird man:

Farbscheibe.png
Farbscheibe.png (651.59 KiB) 1825 mal betrachtet




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Stefanie
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Mi 4. Sep 2024, 18:34

Hmm.
Also dann ich bei einigen Themen extremistisch, weil ich bei diesen hartnäckig und stur bin.

Bezogen auf einen anderen Aussage hier, ist mein Arbeitgeber linksextrem, weil wir anfangen in Texten zu gendern.



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

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Quk
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Mi 4. Sep 2024, 18:50

Der Begriff "extremistisch" kommt in meinem Modell nicht vor.

Der Begriff "extremistisch" ist ja nur ein vereinbarter Name für etwas spezielles im politischen Kontext. Das Wort "extrem" an sich ist ansonsten auf fast jede Eigenschaft anwendbar: extrem leise, extrem laut, extrem freundlich, extrem feindlich ...

Außerdem ist "hartnäckig" skalierbar. Es gibt Situationen, da bist sogar Du still, vermute ich :-)




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Stefanie
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Mi 4. Sep 2024, 19:35

Bei Themen, die mir wichtig sind, ist es manchmal nur eine temporäre Stille.



Der, die, das.
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Quk
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Mi 4. Sep 2024, 19:50

Jedenfalls würdest Du Deine Interessen nicht mittels Terroranschlägen durchsetzen, meiner Einschätzung nach.

In einigen Fällen des Terrors ist die politische oder religiöse oder geografische Herkunft völlig irrelevant: Die Ursache für solchen Terror ist eine narzistische Persönlichkeitsstörung. Die Person ist in einer unglücklichen Lage und will sich umbringen, und dabei möglichst viele Mitmenschen mit in den Tod reißen. Solche Fälle würden auch dann passieren, wenn alle Menschen politisch und religös gleich ausgerichtet wären und dieselbe Hautfarbe hätten. Der Kern liegt im Narzissmus, alles andere drum herum sind austauschbare Etiketten. Eliminiere alle Religionen, und das Narzissmus-Problem bleibt weiter bestehen, Consul.




Wolfgang Endemann
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Mi 4. Sep 2024, 21:49

Quk hat geschrieben :
Mi 4. Sep 2024, 18:02
Wolfgangs Modell ähnelt dem, was ich mal im Kopf hatte
Ja, das ist im Wesentlichen das gleiche Modell. Ich finde es sogar besser, ich habe mein halbseitiges Modell nur genommen, weil ich das Hufeisenmodell repräsentieren wollte. Besser ist jedoch ein vollständiges Feld in Polarkoordinaten, also mit 0≤α≤360°. Es ist schon geeigneter, eine tripolare Denkmannigfaltigkeit zu beschreiben, also die Präferenzen konservativ, bürgerlich und links. Und das sind ja keineswegs die einzig möglichen Präferenzen. In komplexen entwickelten Gesellschaften gibt es, auch wenn die drei Fundamentalalternativen ihre Bedeutung behalten, oft eine größere Multipolarität, aufgrund derer sich andere Konflikte in den Vordergrund schieben können. Schon die linke Position ist gespalten, es gibt zwei gänzlich unterschiedliche, gleichwohl dezidiert linke Motive, die im Grunde nicht zu trennen sind, allerdings durchaus getrennt geltend gemacht werden. Da ist einerseits das Ziel einer Solidargemeinschaft, andrerseits das einer selbstbestimmten Gesellschaft, Emanzipation.

In diesem Modell ist der Mittelpunkt, das (0,0) der Polarkoordinaten, bei Dir das vollkommene Grau, die vollkommene Mischung, der status quo der Gesellschaft; wenn die Gesellschaft sich ändern soll, muß eine gesellschaftliche Gesamtkraft, also ein dominanter Veränderungswille, die Gesellschaft aus dieser Mittelposition herausziehen. Extremistisch ist das erst, wenn die Änderung zu weit in einen Gestaltungspol, also bei Dir eine reine Farbe, gezwungen wird, was für die unterlegenen politischen Kräfte inakzeptabel ist.




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Quk
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Mi 4. Sep 2024, 21:59

Ergänzung: Auf dieser Farbscheibe kann eine Person nicht mit einem einzigen Punkt dargestellt werden, sondern muss mit vielen verschiedenen Punkten dargestellt werden. Die vorigen 2-dimensionalen Modelle stellen nur 2 Parameter dar, im Hufeisen sogar nur einen Parameter. In der Farbscheibe sind es aber unendlich viele Parameter ("Farbtöne"). Jeder Farbton (Kreiswinkel) steht für ein bestimmtes Interesse. Die jeweilige Farbsättigung (Abstand von der Mitte) steht für die Wichtigkeit des Interesses. Ein Mensch hat mehrere Interessen, und jedes Interesse ist dem Menschen unterschiedlich wichtig, und all diese Punkte sind nicht zu einem Punkt zusammenfassbar.

Auf dieser Farbscheibe hat jeder Mensch ein persönliches Punkte-Muster.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Sep 2024, 07:33

Nur eine kleine Randbemerkung am Vormittag: Wie auch immer die Einteilung des politischen Spektrums aussehen mag, sie ist selbst Teil der politischen Sphäre und nicht wie die Karte einer Landschaft mehr oder weniger eine Beschreibung von außen. Sie macht Angebote zur "Selbstverortung". Und diese Angebote (oder wie immer man sie nennen will) sind selbst konstituierender Teil der Landschaft, denn sie schaffen (lose oder feste) Identitäten oder auch "Wir" und "Ihr". Das Hufeisen und ähnliche Bilder und Begriffe, beschreiben die politische Landschaft nicht nur, sie formen (neben anderen Faktoren) sie auch.




RoloTomasi
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Do 5. Sep 2024, 10:10

Am Farbschema gefällt mir, dass alle reinen Farben aus einer gemeinsamen Mitte entspringen, in deren Grau die Reinheiten der Farben sozusagen eingeschmolzen sind. Peter Sloterdijk würde vielleicht sinngemäß sagen: Wer noch kein Grau gedacht hat, der hat auch noch nie bemerkt, dass ein profilierter Farbstandpunkt hinsichtlich seines bleibenden Ursprungs aus dem gleichen mittigen Dunkel hervorgeht, in dem auch die diversen Gegenstandpunkte ihre Herkunft haben.

Das Farbschema insgesamt könnte auch auch als Modell des normalen Menschen oder Bürgers interpretiert werden. Dieser erkennt als durch Erfahrung sich fortlaufend bildender Mensch die Unterschiedlichkeit der einzelnen reinen Farben an, und er kann und will keine von ihnen missen oder gar eliminieren. Er kann und will sich aber auch mit keiner der reinen Farben vollkommen identifizieren, weil ihm nichts so lebbar und vernünftig vorkommt wie der bewegliche Aufenthalt im Milieu des in sich selbst vielfarbig schillernden Grau.

Ich fände ein Schulfach wie Graukunde super... aber im Grunde genommen brauchen wir das nicht, weil das normale Leben selbst ja dieses Schulfach ist. Und der normale Mensch ist dabei zugleich sein eigener Lehrer und Schüler. :D



"Never stop this old erosion - fantastic voyage" (Falco)

Wolfgang Endemann
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Do 5. Sep 2024, 12:28

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 07:33
sie ist selbst Teil der politischen Sphäre und nicht wie die Karte einer Landschaft mehr oder weniger eine Beschreibung von außen. Sie macht Angebote zur "Selbstverortung".
Das ist richtig, und ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß beide Modelle der Verortung des politischen Standpunkts unbefriedigend sind, Deine zwei vorgestellten linearen Modelle von Harry Lehmann wie die von Quk und mir herangezogenen zentristischen. Erstere sind ja Varianten des "politischen Kompasses", sie fußen auf einer normierten zweidimensionalen Skala von komplementären Begriffspaaren. Das setzt die lineare Unabhängigkeit dieser Begriffspaare voraus, jemand ist dick oder dünn, und er ist groß oder klein. Es ist eine aristotelische Verortung. Ihr Vorteil ist die Eindeutigkeit der Verortung in einem zweidimensionalen Vektor <x,y>. Nur entspricht das kaum der Wirklichkeit, in der die Positionen sich nicht so analytisch trennen lassen. Links und rechts sind inkommensurabel, Mitte ist keine qualitätslose Position, weder links noch nichtlinks. Daher haben Quk und ich versucht, diese Verortung qualitativ darzustellen. Aber auch diese Modelle entsprechen der Wirklichkeit kaum besser. In meinem Fall (Polarkoordinaten) muß ich die problematische Annahme machen, daß es ein qualitatives Spektrum gibt, das ich mit meinem Winkel α erfasse. Da habe ich die Graustufen von weiß bis schwarz durch ein Farbenspektrum ersetzt. So kommt man ganz gut auf die Regenbogenfarben des Multikulti-Spektrums, aber es ist eine - vielleicht menschenfreundliche - Ideologie. Diese graphischen Veranschaulichungsformen haben zweifellos einen heuristischen Wert, können aber die Begriffsarbeit nicht ersetzen.




Wolfgang Endemann
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Do 5. Sep 2024, 12:33

RoloTomasi hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 10:10
er kann und will keine von ihnen missen oder gar eliminieren. Er kann und will sich aber auch mit keiner der reinen Farben vollkommen identifizieren
Ja, Menschen sind nicht nur konservativ oder freiheitssüchtig, sondern beides. Auch der Wutbürger, der sich über die teuren Mieten aufregt und die vielen Migranten, eventuell Türken dafür verantwortlich macht, macht gerne Urlaub in der Türkei. Wir Menschen suchen das Abenteuer, aber wir suchen dann auch den vertrauten Platz, an dem man entspannen kann. Diese Gegensätze müssen im Gleichgewicht sein. Zwar zielt linke Politik, die den Menschen für lernfähig und daher eine größere Komplexitätsbewältigung, Toleranzbreite für wünschbar, weil im Endeffekt für vorteilhaft hält, auf größere Vielfalt, Buntheit, aber das kann nicht erreicht werden aufkosten der Bestände, Sicherheiten, Vertrautheiten. Wenn das mit konservativem Sozialismus gemeint ist, hat das BSW recht.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Sep 2024, 15:11

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 12:28
Links und rechts sind inkommensurabel
Links und Rechts sind geradezu exemplarisch kommensurable Positionen. Die einen treten für Umverteilung ein, während – provokant ausgedrückt – die anderen es bevorzugen, dass die Reichen reicher werden. Was könnte vergleichbarer sein? Ähnlich verhält es sich auf der kulturellen Achse: Die Konservativen möchten, salopp gesagt, alles beim Alten belassen und Traditionen bewahren, während die Progressiven auf Wandel und Fortschritt setzen. Beide Achsen bei Harry Lehmann, ob ökonomisch oder kulturell, basieren natürlich auf qualitativen, inhaltlichen Unterschieden.




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Quk
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Do 5. Sep 2024, 16:58

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 12:28
Daher haben Quk und ich versucht, diese Verortung qualitativ darzustellen. Aber auch diese Modelle entsprechen der Wirklichkeit kaum besser.
Ja, alle Modelle sind letztendlich nur grobe Tendenz-Anzeiger. Die Mathematik kann eben nicht alles beschreiben. Die einzelnen Parameter -- seien es zwei oder unendlich viele -- sind an sich nichtmathematisch (qualitativ), und ihre jeweilige Intensität -- also ihr Abstand von der Mitte -- ist mathematisch (quantitativ). Wie präzise diese Intensität mittels einer Zahl beschrieben werden kann, hängt ab von der jeweiligen Parameter-Art, also von der Art des jeweiligen Interesses. Das funktioniert bei manchen Interessens-Arten durchaus gut, sofern man das Scheibenmodell nimmt, das ja unendlich viele Interessen darstellen kann. Beispiele:

Wie viele Menschen sollen pro Jahr zuwandern dürfen? -- Skala von grau bis knallig (von 0 bis 50 Millionen).
Wie hoch soll ein Milliarden-Einkommen besteuert werden? -- Skala von grau bis knallig (von 0 bis 100%).
Wie groß darf ein Damenkopftuch sein? -- Skala von grau bis knallig (von kopfrei bis komplett verschlossen).

Nun stellt sich aber die Frage, wie die jeweilige Skala kalibriert wird -- wie Rolo und Wolfgang schon andeuteten. Da tauchen mindestens zwei Probleme auf:

Bei der Frage nach der Zuwanderungszahl etwa: Wo auf der Skala setze ich die Null? Wohl nicht in der Mitte. In der Mitte kann aber auch nicht die Maximalzahl stehen. Also müssen sowohl die Null als auch die Maximalzahl jeweils an den Scheibenrand, an den jeweils gegenüberliegenden Rändern, so dass eine Linie durch die ganze Scheibe gezogen wird, von Rand zu Rand via Mitte. Welche Zahl ist dann in der grauen Mitte? Vielleicht irgendein Durchschnittswert aus einer Umfrage? Schwierig. Das ist das eine Problem.

Eine andere Lösung wäre, statt eine Zahlfrage zu stellen, ein konkretes Anliegen zu formulieren, und dann zu fragen, wie hartnäckig man dieses Anliegen durchsetzen möchte. Die graue Mitte wäre dann die völlige Gleichgültigkeit, und der Rand wäre der Terror:

"Viele Menschen sollen zuwandern dürfen." -- Skala von grau bis knallig (von "egal" bis "dafür kämpfe ich mit Terror").
"Keine Menschen sollen zuwandern dürfen." -- Skala wie oben.
"Milliarden-Einkommen sollen hoch besteuert werden." -- Skala wie oben.
"Milliarden-Einkommen sollen niedrig besteuert werden." -- Skala wie oben.
Etc.

Man wird natürlich niemals Milliardäre in einem blutigen Straßenprotest auffinden; Terror kann auch hinter dem Vorhang organisiert werden mit der Macht des Geldes. Solche Strippenzieher sind auch Terroristen. Mit Terror meine ich also nicht nur Straßenkampf und Attentate in der finalen Umsetzung, sondern alle ursächlich Beteiligten.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Sep 2024, 18:04

Soll deine Grafik ganz ohne grundlegende abstrakte Konzepte auskommen?

Bei dem Koordinatensystemen, die den bisherigen politischen Raum darstellen soll, gibt es den ökonomischen Grundkonflikt zwischen links und rechts und auf der kulturellen Achse der Konflikt zwischen konservativ und progressiv.

Irgendetwas vergleichbares finde ich in deinem Farbraum nicht, oder?




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Quk
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Do 5. Sep 2024, 18:26

Konservativ und progressiv beziehen sich immer auf spezielle Angelegenheiten. In manchen Angelegenheiten bin ich konservativ, in anderen bin ich progressiv. Man kann zwar in allen speziellen Angelegenheiten in der Summe einen Durchschnittswert schätzen, aber das Ergebnis ist dann auch entsprechend undifferenziert. Das Scheibenmodell ist bei weitem nicht das genaueste, weil auch dieses gewisse Durchschnittswerte benötigt, aber ich denke, es ist genauer als jene 2- oder 1-dimensionalen Durchschnittswertmodelle.

Dennoch kann das Scheibenmodell auch größer zusammenhängende Tendenzen zeigen, indem die speziellen Angelegenheiten themenmäßig nah beieinander im selben Kreissektor stehen. Das ergibt aus der Entfernung betrachtet gewisse Punkte-Wolken.
Zuletzt geändert von Quk am Do 5. Sep 2024, 18:33, insgesamt 1-mal geändert.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Sep 2024, 18:33

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 18:26
spezielle Angelegenheiten
Diese spezielle Angelegenheit ist der politische Raum.

Mir ist jetzt nicht ganz klar, was die Antwort auf meine Frage ist. Willst du auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global national etc. verzichten?




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Quk
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Do 5. Sep 2024, 18:36

Siehe Edit oben.

Und, ja, ich will auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global und national verzichten. Ich halte sie nicht mehr für zeitgemäß. Vielleicht waren sie schon immer zu ungenau.

Ich bin zum Beispiel ein Fan der EU. Betrachte ich aber die EU wie ein neuer Gesamtstaat, so wie die USA, dann bin ich wiederum EU-Patriot. Und die BRD ist ja auch ein Vielvölkerstaat. Ein Dorf ist ein Vielfamilienbündnis. Also wo stehen die Grenzen des "globalen" und des "einzelnen" wirklich? Es ist nicht genau zu erfassen.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Sep 2024, 19:20

Quk hat geschrieben :
Do 5. Sep 2024, 18:36
Und, ja, ich will auf die entsprechenden grundlegenden Konzepte wie links, rechts, global und national verzichten. Ich halte sie nicht mehr für zeitgemäß. Vielleicht waren sie schon immer zu ungenau.
Das meinte ich nicht. Ich wollte nicht wissen, ob du auf diesen Begriffen beharrst oder nicht. Ich wollte wissen, ob du überhaupt Grundkonzepte einsetzen möchtest. Denn ich sehe noch nicht, wie sich dieser Raum überhaupt bestimmt.

Ich für meinen Teil finde den Vorschlag von Harry Lehmann nicht schlecht, vor allem kann er sehr gut erläutern, worauf die Erfolge der AFD basieren, sie hat für den Quadranten, den sie besetzt, eben ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

Wie würde dein Modell diesen Erfolg erklären. Und wo liegt überhaupt die erklärende Kraft des Modells?




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Quk
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Do 5. Sep 2024, 19:38

Ich will nicht grundsätzlich auf Tendenzanzeigen verzichten, ich will sie nur feiner auflösen -- durch Mehrdimensionalität. Ich will nicht mehr mit dem Besen malen, sondern mit dem Pinsel. Ich will nicht mehr alle in einen Sack stecken, sondern jedem jeweils 100 verschiedene Fähnchen in die Hand drücken, die man variabel höher oder tiefer halten kann. Und wenn ich einen groben Durchschnitt sehen will, trete ich einen Meter zurück, dann sehe ich eine tendenzielle Wolke. Wenn es aber um Problemlösung geht, also um gute Politik und nicht um Verwaltung oder Identitätsplakate, dann hilft mir die Wolkenansicht aus der Ferne nicht weiter. Dann muss ich näher herantreten, um die einzelnen Fähnchen zu sehen, die differenzierten Einzelpunkte.




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