https://www.philomag.de/artikel/kleine- ... iderstands
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Re- meint zurück-, wieder-, wider-, herum- und sonst noch manches. Mit ihrer Elastizität kann diese Vorsilbe ein breites Spektrum von mehr oder minder konfliktreichen Bezügen abdecken. Die wichtigsten semantischen Gehalte, die mit Re- transportiert werden, liegen in dem Bereich, wo sich Wieder und Wider berühren, denn hier zeigt sich, dass bei Re- etwas wiederkommen, aber auch anders weitergehen kann.
Wenn etwas wiedergegeben (oder nochmal gespielt) wird, schlägt nämlich nicht nur die Stunde des Immergleichen, sondern es eröffnet sich die Gelegenheit zur Abweichung. Man kennt dies von Reprise und Remake – sowie auch von der Repräsentation, die in der Politik den Volkswillen wiedergeben soll, ihn aber vielleicht verbiegt. Selbst beim Widerspiegeln bleibt nicht alles gleich, vielmehr dreht sich alles um. So schillert Re- zwischen Reziprozität und Revanche sowie auch zwischen der Wiederherstellung eines alten Zustands einerseits, Widerspenstigkeit und Widerstand andererseits.
Wenn etwas wiedergegeben (oder nochmal gespielt) wird, schlägt nämlich nicht nur die Stunde des Immergleichen, sondern es eröffnet sich die Gelegenheit zur Abweichung. Man kennt dies von Reprise und Remake – sowie auch von der Repräsentation, die in der Politik den Volkswillen wiedergeben soll, ihn aber vielleicht verbiegt. Selbst beim Widerspiegeln bleibt nicht alles gleich, vielmehr dreht sich alles um. So schillert Re- zwischen Reziprozität und Revanche sowie auch zwischen der Wiederherstellung eines alten Zustands einerseits, Widerspenstigkeit und Widerstand andererseits.
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. Im Übrigen haben Heraklit, Søren Kierkegaard, Sigmund Freud, Andy Warhol, Gilles Deleuze und viele andere gelehrt, dass bei Wiederholung oder Repetition nicht alles gleichbleibt. Das sollten auch die Deutschen irgendwann lernen, die die schlechte Angewohnheit haben, Neuentwicklungen als kalten Kaffee zu servieren, also als Wiederkehr von etwas kleinzureden: „Wiederaufbau“, „Wiedervereinigung“.
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Zur Ermüdung der Vorsilbe Re- kommt es aber nicht nur durch Abnutzung, sondern auch durch eine besondere sprachliche Vorgabe, die ihre Verwendung steuert. Implizit richtet sie nämlich eine Forderung an die Wörter, mit denen sie Verbindungen eingeht. Diese müssen – kurz gesagt – für Aktionen oder Prozesse stehen, Zustände hingegen sind nicht erlaubt. Es gibt Renaturierung, aber keine Renatur, Resozialisierung, aber keine Resozialität. Wer keinen tätigen Elan aufbringen kann, geht der Vorsilbe Re- vielleicht zum Zweck der Stressvermeidung aus dem Weg.
Die Vorsilbe -Re
Ich fand den folgenden Artikel einfach interessant.
Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Meiner Auffassung nach bedeutet das "Wieder-" in Wiederaufbau und Wiedervereinigung schlichtweg, dass etwas kaputt gemacht wurde und dann repariert wird. Das impliziert nicht, dass das Ergebnis der Reparatur "kalter Kaffe" ist, sondern nur, dass es vorher etwas intaktes gab. Das einzige, was hier wiederholt wird, ist das Prinzip "Aufbau" und das Prinzip "Vereinigung". In diesen Begriffen stecken aber keine gestalterischen Details. Der Begriff sagt also nicht, dass Deutschland 1991 genauso aussieht wie Deutschland 1946 oder 1932. Der Autor wird doch wohl nicht fordern wollen, dass der Aufbau an sich und die Vereinigung an sich kalter Kaffee seien. Also die These ist doch etwas undurchdacht, finde ich. Verallgemeinerungen -- hier die "Deutschen" -- sind ohnehin unseriös.Im Übrigen haben Heraklit, Søren Kierkegaard, Sigmund Freud, Andy Warhol, Gilles Deleuze und viele andere gelehrt, dass bei Wiederholung oder Repetition nicht alles gleichbleibt. Das sollten auch die Deutschen irgendwann lernen, die die schlechte Angewohnheit haben, Neuentwicklungen als kalten Kaffee zu servieren, also als Wiederkehr von etwas kleinzureden: „Wiederaufbau“, „Wiedervereinigung“.
Ich hatte überlegt, ob ich diese Stelle zitiere, weil ich ahnte was kommt, von wem auch immer. ;- )
Wichtig erscheint mir folgender Satz:
"und viele andere gelehrt, dass bei Wiederholung oder Repetition nicht alles gleichbleibt."
Das wird auch durch die Vorsilbe "Re" zum Ausdruck gebracht.
Bei der Verwendung von "Wieder" kommt das aber nicht so wirklich zum Ausdruck. Gerade bei der Wiedervereinigung ... es wurde gedacht, es wird wieder so werden, als ob es die Trennung der beiden Deutschen nicht gegeben hätte. Das was war, wird wieder so sein.
Bei einer Renaturierung ist aber allen klar, dass nicht wieder der Zustand hergestellt werden kann, wie er vor dem Eingriff durch den Menschen war.
Wichtig erscheint mir folgender Satz:
"und viele andere gelehrt, dass bei Wiederholung oder Repetition nicht alles gleichbleibt."
Das wird auch durch die Vorsilbe "Re" zum Ausdruck gebracht.
Bei der Verwendung von "Wieder" kommt das aber nicht so wirklich zum Ausdruck. Gerade bei der Wiedervereinigung ... es wurde gedacht, es wird wieder so werden, als ob es die Trennung der beiden Deutschen nicht gegeben hätte. Das was war, wird wieder so sein.
Bei einer Renaturierung ist aber allen klar, dass nicht wieder der Zustand hergestellt werden kann, wie er vor dem Eingriff durch den Menschen war.
Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
In meinen Augen bezieht sich das "re-" auf das Verb, also auf das Tun; das heißt nicht, dass dieses Tun immer wieder zum selben Ergebnis führe. Für mich heißt zum Beispiel Renaturieren nicht, dass da wieder derselbe Apfelbaum stehen wird wie zuvor. Dieses Mal werden es vielleicht zwei Tannen werden. Also nix mit "immer derselbe kalte Kaffee". Nur das Verb, das Tun, wird wiederholt. Aber Naturierung ist doch kein kalter Kaffee. Soll man zur Abwechslung stattdessen betonieren? Oder explodieren? Oder ...?
Re.naturierung ist ein Gegenbeispiel zu " wieder" eben weil das Re dafür steht, dass es eben nicht identisch ist mit dem, was vorher da war.
"Wieder" meint "erneut" und auch "wie früher". Der Autor meint, dass wir was eigentlich neues, wie den Wiederaufbau, welcher eben nicht das identisch ist mit dem Früher, mit Wiederaufbau falsch bezeichnen.
"Wieder" meint "erneut" und auch "wie früher". Der Autor meint, dass wir was eigentlich neues, wie den Wiederaufbau, welcher eben nicht das identisch ist mit dem Früher, mit Wiederaufbau falsch bezeichnen.
Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
Das habe ich schon verstanden. Aber das wiederkehrende hier ist meiner Auffassung nach der Aufbau an sich, also lediglich die Tat des Aufbaus, nicht die daraus resultierende Form oder Ästhetik. Jedes Jahr gibt es die Wiederkehr des Osterhasen. Die Konstante hier ist das Symbol "Osterhase". Immer dasselbe. Aber die resultierende Form oder Ästhetik ist jedes Mal anders. Die Eier werden jedes Mal anders bemalt. Da gibt es keine Wiederholung. Ebenso sieht ein Land nach jedem Wiederaufbau anders aus. Deswegen das "Wieder-" weglassen, kann ich nicht einsehen. Für mich bezieht sich das darauf, dass das Land vorher bereits einmal aufgebaut war. Beim Neanderthaler würde ich nicht sagen, er sei in der Steinzeit wiederentstanden. Denn es gab ihn vorher nicht. Also ist er bloß entstanden und nicht wiederentstanden.
Rekonstruktion hingegen sehe ich als einen Versuch, etwas exakt zu wiederholen. Das liegt aber im Wort "Konstruktion", weil dies für gewöhnlich auf eine bestimmte Vorgabe zielt, -- während "Aufbau" nur auf das Bauen allgemein zielt.
Wenn man also schreiben würde, 1946 begann die "Rekonstruktion" Deutschlands, dann würde ich dem nicht zustimmen :-)
Rekonstruktion hingegen sehe ich als einen Versuch, etwas exakt zu wiederholen. Das liegt aber im Wort "Konstruktion", weil dies für gewöhnlich auf eine bestimmte Vorgabe zielt, -- während "Aufbau" nur auf das Bauen allgemein zielt.
Wenn man also schreiben würde, 1946 begann die "Rekonstruktion" Deutschlands, dann würde ich dem nicht zustimmen :-)
- Jörn Budesheim
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- Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
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Biber haben in Tschechien einen natürlichen Damm gebaut. und damit eine Renaturierung bewerkstelligt. Damit konnte man sich 1,2 Millionen Euro sparen und eine jahrelange Diskussion ebenfalls.
Gehört das in diesen Faden oder zu guten Nachrichten? 🙃
Quelle
Gehört das in diesen Faden oder zu guten Nachrichten? 🙃
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