"Verklärung"
- Friederike
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Ich möchte nur das Wort "Verklärung" im Zettelkasten ablegen (aus der Abteilung "Kunst und Kultur", in der Jörn geschrieben hatte: "Eins seiner Bücher [Arthur C. Danto] heißt: Die Verklärung des Gewöhnlichen)". Zur gelegentlichen Wiedervorlage.
R. Strauß: "Tod und Verklärung".
Die "Verklärung" Jesu.
Das Tarbor-Licht.
R. Strauß: "Tod und Verklärung".
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- Schimmermatt
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Ohne Kenntnis Deiner Richtung, Friederike, hat mich dieser Begriff gerade zu dem Gedanken ge- (ver- ?)leitet, dass man unsere Epoche heute eventuell aufgrund der medienrevolutionär hohen Menge an Fake News und deren Reichweite mal so benennen wird, quasi als dialektischer Gegenbegriff zur Aufklärung. Demzufolge wäre eventuell die "Dialektik der Aufklärung" Adornos und Horkheimers voreilig gewesen und die Dialektik der Aufklärung erst durch die Verklärung, Verdunkelung, Lüge komplett und auf der Rutsche zum Totalitarismus. Also heute?
Bloß ein Gedanke.
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"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief
- Friederike
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Ein wundervoller Gedanke ... bestechend ... das "Zeitalter der Verklärung".
- Schimmermatt
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Danke!
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- Jörn Budesheim
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Das Buch von Danto heißt im Original: „The Transfiguration of the Commonplace“ Ob der Begriff Transfiguartion leichter zu verstehen ist sei dahin gestellt :-) Aber warum sprechen wir nicht Transformation? Das würde nicht passen, denn damit wären ggf. auch Veränderungen in materieller Hinsicht gemeint. Aber Brillo-Box und Pissoir werden in dieser Hinsicht nicht (oder kaum) verändert, materiell bleiben sie (more or less) gleich. Sie werden nur in ein anderes Sinnfeld eingerückt, nämlich das der Kunst. Und im Lichte der vielfältigen Ordnungen dieses Feldes und der Ordnungen, die sich die Arbeiten selbst geben, werden sie zu etwas anderem, wenn auch nicht materiell, es kommt zu einer Verklärung des Gewöhnlichen.
- Friederike
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Als ich vorhin das Wort ein wenig begrübelte ... besser: umkreiste, ist mir aufgefallen, daß Ver-klärung Klarheit voraussetzt. Es muß zuvor ein Licht sein, das klarer nicht sein kann. Sieht man lange und intensiv genug darauf, dann wird es zur Schönheit verklärt. Ich bleibe zwar bei meiner Richtung, die eher ins Existenzielle führt, aber dennoch paßt der Gedanke zur vorangehenden Auf-Kla/ärung auch sehr gut.Schimmermatt hat geschrieben : ↑Mo 17. Sep 2018, 19:27Ohne Kenntnis Deiner Richtung, Friederike, hat mich dieser Begriff gerade zu dem Gedanken ge- (ver- ?)leitet, dass man unsere Epoche heute eventuell aufgrund der medienrevolutionär hohen Menge an Fake News und deren Reichweite mal so benennen wird, quasi als dialektischer Gegenbegriff zur Aufklärung. Demzufolge wäre eventuell die "Dialektik der Aufklärung" Adornos und Horkheimers voreilig gewesen und die Dialektik der Aufklärung erst durch die Verklärung, Verdunkelung, Lüge komplett und auf der Rutsche zum Totalitarismus. Also heute? Bloß ein Gedanke.
- Friederike
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Ich glaube, "Dialektik", @Schimmermatt, trifft's perfekt ... oder nahezu perfekt. Ein bejahter Schmerz wird in Freude verwandelt. "Verwandelt" wäre wohl eher "transformieren" denn "transfigurieren".
- Jörn Budesheim
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Für mich hat der Begriff "Verklären" eher eine positive Konnotation, weswegen ich das "Fake News Zeitalter" nicht dazu rechnen würde. Die Lüge ist ja auch keine Verklärung der Wahrheit, oder?
- Schimmermatt
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Das beurteile ich anders, Jörn. Die Lüge ist für mich höchste Verklärung. Ich schätze, Du hast mehr die künstlerische Verklärung im Blick, oder?
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Hmm, Verklärung hat für mich in der Regel im Alltagsleben auch einen negativen Touch.
Etwas normales, etwas selbstverständliches, etwas alltägliches wird verklärt, in die Wolken gehoben, auf ein Podest gesetzt. Es wird etwas erhöht. Mit einer rosa Brille auf der Nase. Fehler, Macken, Nachteile und negative Seiten wollen nicht gesehen werden. Es geht in die Richtung realitätsfremd.
Im Fall der Alltagsgegenstände, die zur Kunst werden, ist das im gewissen Sinne wie oben beschrieben auch so. Etwas Gewöhnliches wird verklärt, aber diesmal gewollt, in Kenntnis der und vielleicht auch gerade wegen der negativen Seiten oder Umgebung, in der ein Alltagsgegenstand gewöhnlich verwendet wird.
Etwas normales, etwas selbstverständliches, etwas alltägliches wird verklärt, in die Wolken gehoben, auf ein Podest gesetzt. Es wird etwas erhöht. Mit einer rosa Brille auf der Nase. Fehler, Macken, Nachteile und negative Seiten wollen nicht gesehen werden. Es geht in die Richtung realitätsfremd.
Im Fall der Alltagsgegenstände, die zur Kunst werden, ist das im gewissen Sinne wie oben beschrieben auch so. Etwas Gewöhnliches wird verklärt, aber diesmal gewollt, in Kenntnis der und vielleicht auch gerade wegen der negativen Seiten oder Umgebung, in der ein Alltagsgegenstand gewöhnlich verwendet wird.
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe
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- Friederike
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Für mich ist "Verklärung" eines der Wörter, die voller Verheißung sind (ich glaube, ich krieg' das Wort aus dem religiösen Kontext nicht raus, oder dem metaphysischen ...).
- Schimmermatt
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Recht interessant ist die Konsequenz der, ich nenn es mal optimistischen, Konnotation von Verklärung. Die damit zu kaschierende Klarheit wird demnach weniger geschätzt als ihr Gegenteil?
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Wer etwas verklärt sieht es anders als manch anderer, der meint es sei Verklärung, was ersterer meint.
Verklären tun fast immer nur die anderen.
Ein Begriff von "Klarheit" ist m.E. oft sehr verklärt.
Verklären tun fast immer nur die anderen.
Ein Begriff von "Klarheit" ist m.E. oft sehr verklärt.
""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus
- Friederike
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Eigentlich müßte es der verklärende Blick heißen, die Redewendung spricht jedoch vom verklärten Blick.
@Schimmermatt, ich schließe mich Stefanies Nachfrage an.
@Schimmermatt, ich schließe mich Stefanies Nachfrage an.
- Schimmermatt
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Wenn ihr Verklärung positiv seht, seht ihr dann nicht konsequenterweise Klarheit als etwas nicht so Positives an?
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- Friederike
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Hmhmhm, das scheint zwar folgerichtig ... wieder ein nur vorläufiger Versuch, das Wort in den Griff zu kriegen - die Klarheit, bereichert um die Schönheit = Verklärung. Die Klarheit ist unter dieser Umschreibung wohl defizitär, nicht aber weniger positiv.Schimmermatt hat geschrieben : ↑Sa 22. Sep 2018, 08:48Wenn ihr Verklärung positiv seht, seht ihr dann nicht konsequenterweise Klarheit als etwas nicht so Positives an?
NS: Oder so: Die Klarheit, bereichert um das affirmierende Moment = Verklärung. "Kaschiert" jedenfalls, @Schimmermatt, is da nix.
Gedanklich bin ich bei dem Thema etwas verwirrt.
Verklärung ist in meinen Augen nicht das Gegenteil von Klarheit. Es wird etwas überhöht. Darüber was verklärt wird, besteht doch Klarheit.
Verklärung ist in meinen Augen nicht das Gegenteil von Klarheit. Es wird etwas überhöht. Darüber was verklärt wird, besteht doch Klarheit.
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- Schimmermatt
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Nicht das Gegenteil, aber die Tendenz weg von einer zu klaren Klarheit zu einem weniger klaren Zustand.
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