Intuition

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Jörn Budesheim
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Di 5. Dez 2017, 06:37

Georg W. Bertram hat geschrieben : [... dieses] Gedankenexperiment appelliert damit durchaus an unsere Intuition, allerdings nicht an unsere begrifflichen oder moralischen, sondern an unseren logisch inferentiellen Intuitionen, das heißt solche, die das korrekte Schlussfolgern betreffen. ...
Das ist ein Zitat aus dem Buch "philosophische Gedankenexperimente". Mir ist dieser Ausschnitt aufgefallen, weil ich mich ohnehin in den letzten Tagen gefragt habe, was eigentlich eine Intuition ist, und welche Rolle Intuitionen in unseren Denken spielen. Besonders interessant finde ich dabei, dass der Autor zwischen begrifflichen, moralischen und logischen Intuitionen unterscheidet.

Was sind Intuitionen und welche Arten von Intuition gibt es?




Tosa Inu
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Mi 6. Dez 2017, 08:48

Intuition ist irgendwie das Gegenteil von Philosophie und Wissenschaft.
Die Philosophie fragt nach dem Grund, "hab' ich irgendwie im Gefühl", ist halt keiner und die Wissenschaft nach einer Systematisierung, auch die gibt es dabei oft nicht, denn es sind ja Einzelleistungen um die es geht, keine allgemeinen Regeln.

Es gibt vielleicht gerade deshalb eine manchmal tiefsitzenden Skepsis gegenüber der Intuition, eventuell, weil wir gerne das Gefühl haben, zu wissen, was wir tun, aber ich glaube die Intuition ist eine wunderbare Kraft. Zugleich aber auch eine, die schwer zu fassen ist, denn nicht jeder wirre Einfall oder Fiebertraum ist eine Intution, oder wenn doch, dann würde ich auch da Hierarchieebenen einziehen. Es ist relatiiv leicht die Intuition auflaufen zu lassen, aber das ist letztlich kein Argument. Es ist wie das Eperiment, in dem eine Gruppe von Studenten ein privates mit Namen versehenes mehrseitiges Horoskop ausgehändigt bekam und ehrlich antworten sollte, ob sie meinten, dass der Inhalt des Horoskops auf sie zuträfe. Ich weiß nicht mehr wie viele, aber gar nicht so wenige meinten, auf sie träfe es zu. Der Clou war, was dann passierte: Die Studenten wurden gebeten, ihr höchstpersönliches Horoskop mit dem des Nachbarn zu tauschen ... und darin stand exakt dasselbe.

So sollte gezeigt werden, wie albern doch die Astrologie sei, doch die falsche Intuition an der Stelle liegt darin, zu glauben, man hätte dies getan. Man hat gezeigt, dass man Menschen täuschen kann, mehr nicht.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Mi 6. Dez 2017, 11:30

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 08:48
Die Philosophie fragt nach dem Grund, "hab' ich irgendwie im Gefühl", ist halt keiner
Ja, so scheint es zu sein. Aber kann es wirklich für alles einen Grund geben? "Denn daß es überhaupt für alles einen Beweis gebe, ist unmöglich, sonst würde ja ein Fortschritt ins Unendliche eintreten und auch so kein Beweis stattfinden."(Aristoteles) Ich weiß nicht genau, was Aristoteles damit im Sinn hatte, vielleicht ist er hier der falsche Zeuge :-)

Gibt es nicht manches, was einfach selbstevident ist? Ist das nicht in der Logik und in der Mathematik bei grundlegenden oder einfach Fragen der Fall? Manches ist einfach wahr und es gibt dahinter keinen Schritt zurück. Die Einsicht in solche Zusammenhänge kann man Intuition nennen, finde ich. Das wäre dann mehr als "irgendwie im Gefühl", sondern die Erkenntnis einer Wahrheit. (Was nicht bedeutet, dass alles, was wir irgendwie im Gefühl haben, auch schon wahr ist.)




Tosa Inu
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Mi 6. Dez 2017, 12:10

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 11:30
Ja, so scheint es zu sein. Aber kann es wirklich für alles einen Grund geben?
Das kommt auf die Weltsicht an, die man hat.
Gewöhnlich sagt man, dass die Intuition voran geht, man also etwas kann oder weiß, ohne genau zu wissen, wie und warum.
Vielleicht kann man das später explizieren, aber es bleibt ein Rest von Qualia, m.E..
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 11:30
Gibt es nicht manches, was einfach selbstevident ist? Ist das nicht in der Logik und in der Mathematik bei grundlegenden oder einfach Fragen der Fall? Manches ist einfach wahr und es gibt dahinter keinen Schritt zurück.
Ich glaube, dass es unabhängig von (vermutlich oft ebenfall impliziten) Prämissen gar nichts wahr ist, wahr sein kann.
Wenn nämlich Wahrheit eine Eigenschaft von Aussagen ist, was ich glaube.
Aber da man eben diese impliziten Prämissen vertritt, ergeben sich aus diesen eben Folgerichtigkeiten.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 11:30
Die Einsicht in solche Zusammenhänge kann man Intuition nennen, finde ich.
Ja, das wäre dann so.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 11:30
Das wäre dann mehr als "irgendwie im Gefühl", sondern die Erkenntnis einer Wahrheit. (Was nicht bedeutet, dass alles, was wir irgendwie im Gefühl haben, auch schon wahr ist.)
Schwieriger Punkt, ne?
Man muss halt immer irgendwie vorlegen. Unser Voranschreiten ist immer induktiv und damit wohl auch intuitiv. Deduktion halte ich für eine Ente, weil man den Rahmen selbstgewählter Prämissen nie verlassen kann.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Friederike
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Mi 6. Dez 2017, 15:07

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 08:48
[...] So sollte gezeigt werden, wie albern doch die Astrologie sei, doch die falsche Intuition an der Stelle liegt darin, zu glauben, man hätte dies getan. Man hat gezeigt, dass man Menschen täuschen kann, mehr nicht.
Du hast "Intuition" im obigen Zitat sicher mit Bedacht gewählt, oder? Falls es so ist, erläuterst Du, warum Du meinst, "Intuition" sei an dieser Stelle das richtige Wort? Ich würde sagen ... nein, ich sage, :lol: die Versuchsanordnenden haben nicht hinreichend bedacht, was sie mit ihrem Experiment zeigen, belegen, nachweisen können und was nicht.




Tosa Inu
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Mi 6. Dez 2017, 17:04

Friederike hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 15:07
Falls es so ist, erläuterst Du, warum Du meinst, "Intuition" sei an dieser Stelle das richtige Wort?
Bedacht wurde das schon, dahinter stand eher ein politisches Interesse.
Gezeigt werden sollte von mir, dass es auch schlechte Intuitionen gibt.



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Herr K.
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Mi 6. Dez 2017, 17:26

Intuitionen sind mE das Gleiche oder zumindest aber sehr eng verwandt mit implizitem Wissen: man weiß etwas, aber kann nicht sagen, wieso man das weiß. Wobei es sich in einigen Fällen auch nur um vermeintliches Wissen handelt. Einiges implizites Wissen kann man überführen in explizites Wissen, in dem Falle handelte es sich dann nicht mehr um Intuitionen.

Als Beleg dafür, dass Intuitionen täuschen können, ist das Ziegenproblem sehr beliebt, da es von vielen Leuten intuitiv falsch gelöst wird.

Das Beispiel mit den Horoskopen leuchtet mir hingegen noch nicht ein, welche Intuitionen sollen denn da geprüft worden sein? Dass das vorgelegte Horoskop ein höchstpersönliches, individuelles, je auf die Person zutreffendes, aber auf andere Personen nicht zutreffendes sei? In dem Falle aber hätte diese Intuition doch getäuscht, oder?




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Jörn Budesheim
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Mi 6. Dez 2017, 17:47

In einem gänzlich anderen Zusammenhang erklärt Titus Stahl einen bestimmten Gebrauch des Begriff des intuitiven Wissens folgendermaßen.
Titus Stahl hat geschrieben : [das intuituve Wissen ist ein »nicht-inferenzielles Wissen] »Nicht-inferenziell« meint: Wir leiten unsere Urteile [...] nicht von anderen Urteilen ab, sondern erfassen die Wahrheit dieser Urteile direkt. Wie aber soll diese »Erfassung« verstanden werden? Die Idee des Intuitionismus ist dabei die folgende: Wir können [das fragliche] Wissen haben, wenn manche Aussagen [...] »selbstevident« sind, wenn also (vereinfacht) folgendes gilt: (Selbstevidenz): Die Aussage, dass p, ist dann selbstevident, wenn jeder, der »p« vollständig versteht, weiß, dass p wahr ist, ohne weitere Überzeugungen zu benötigen, aus denen er die Wahrheit von p ableiten kann. Solches Wissen, das auf Selbstevidenz beruht, haben wir zum Beispiel im Hinblick auf einfache mathematische Zusammenhänge.
Stahl gibt leider keine Beispiele für die einfachen mathematischen Zusammenhänge. Woran dankt ihr dabei?




Segler
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Do 7. Dez 2017, 09:18

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 17:47

Stahl gibt leider keine Beispiele für die einfachen mathematischen Zusammenhänge. Woran dankt ihr dabei?
Ein paar Beispiele dafür:

Wenn x < y dann y > x.
Wenn x > y und y > z dann x > z.
Wenn x ungleich y dann y < x oder y > x.

Intuitionen stehen nicht im Widerspruch zu Wissenschaft und Philosophie, sondern sie sind die Grundlage jeder Wissenschaft. Mathematische Beweise setzen die Wahrheit der verwendeten Axiome immer voraus. Jede Wissenschaft beruht auf Axiomen, die sich nicht deduktiv begründen oder beweisen lassen. Axiome können bestenfalls widerlegt werden. Axiome sind letztlich Intuitionen. Sie sind für den, der sie verstanden hat, selbstevident. Ein berühmtes, bereits von Aristoteles angeführtes Beispiel ist der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch. Ohne die Intuition, dass p und nicht p sich gegenseitig ausschließen, wären mathematische Beweise unmöglich.




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Jörn Budesheim
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Do 7. Dez 2017, 10:21

Ja, bei dem fraglichen Zitat musste ich auch an Axiome denken. Axiome scheinen die folgende Bedingungen perfekt zu erfüllen: Die Aussage, dass p, ist dann selbstevident, wenn jeder, der »p« vollständig versteht, weiß, dass p wahr ist, ohne weitere Überzeugungen zu benötigen, aus denen er die Wahrheit von p ableiten kann.




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Alethos
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Do 7. Dez 2017, 10:35

Segler hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 09:18
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 17:47

Stahl gibt leider keine Beispiele für die einfachen mathematischen Zusammenhänge. Woran dankt ihr dabei?
Axiome sind letztlich Intuitionen. Sie sind für den, der sie verstanden hat, selbstevident. Ein berühmtes, bereits von Aristoteles angeführtes Beispiel ist der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch. Ohne die Intuition, dass p und nicht p sich gegenseitig ausschließen, wären mathematische Beweise unmöglich.
Ich bin nicht so sicher, ob sich diese Definition auf Intuitionen anwenden lässt. Axiome sind ja Grundsätze, wenn man so will, die einem regelgeleiteten Beweisverfahren zugrunde gelegt werden, aber nicht am Anfang eines solchen Verfahrens, sondern am Ende einer analytischen Kette, die sich nicht auf noch tieferliegende analytische Sätze zurückführen lässt. So gesehen sind Axiome unbewiesene Annahmen, aber solche, die vor dem Hintergrund eines regelbasierten Schliessens gesetzt werden. Intuitionen sind ja zunächst auch einmal Vermutungen und Annahmen, aber sie kommen nicht als Setzungen vor, sie sind subtil dem Setzen, Denken, Klassieren vorgelagert.

Die Intuition hat mit einem Gefühl zu tun, dass etwas mit einer Aussage stimmt, resp. bei einer Kontraintuition, dass etwas mit einer Aussage nicht stimmt. Was das Stimmige aber genau ist, bleibt nebulös, undurchsichtig, unerklärt. Der Nebel kann sich lichten, womit sich die Intuition argumentativ festigt. Aus der Intuition konkretisiert sich einer guter Grund durch Ergründen der Gründe. Die Intuition kann zum Argument werden, aber nicht ohne, dass sie hinterfragt und befragt wird.



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Jörn Budesheim
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Do 7. Dez 2017, 11:24

Alethos hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 10:35
Die Intuition hat mit einem Gefühl zu tun, dass etwas mit einer Aussage stimmt, resp. bei einer Kontraintuition, dass etwas mit einer Aussage nicht stimmt. Was das Stimmige aber genau ist, bleibt nebulös, undurchsichtig, unerklärt. Der Nebel kann sich lichten, womit sich die Intuition argumentativ festigt. Aus der Intuition konkretisiert sich einer guter Grund durch Ergründen der Gründe. Die Intuition kann zum Argument werden, aber nicht ohne, dass sie hinterfragt und befragt wird.
Ja, vermutlich umfasst der Begriff Intuition viele verschiedene Phänomene. Vielleicht auch solche, die man nicht ohne weiteres zusammenbringen kann.




Segler
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Do 7. Dez 2017, 12:31

Alethos hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 10:35

Ich bin nicht so sicher, ob sich diese Definition auf Intuitionen anwenden lässt.
Dann stelle ich mal klar, was ich unter einer Intuition verstehe:


"Intuitions are mental states in which something appears to be the case upon intellectual reflection (as opposed to percepion, memory or introspection), prior to argument. (Micheal Huemmer: Ethical Intuitionism, 2005, Seite 232)."


Intuitionen in diesem Sinne sind das Ergebnis rationaler Reflexion. Natürlich ist es richtig und angemessen, Intuitionen zu befragen und zu diskutieren. Das tun wir ja auch mit empirischen Erkenntnissen.




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Friederike
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Do 7. Dez 2017, 13:02

Segler hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 09:18
Intuitionen stehen nicht im Widerspruch zu Wissenschaft und Philosophie, sondern sie sind die Grundlage jeder Wissenschaft. Mathematische Beweise setzen die Wahrheit der verwendeten Axiome immer voraus. Jede Wissenschaft beruht auf Axiomen, die sich nicht deduktiv begründen oder beweisen lassen. Axiome können bestenfalls widerlegt werden. Axiome sind letztlich Intuitionen. Sie sind für den, der sie verstanden hat, selbstevident. Ein berühmtes, bereits von Aristoteles angeführtes Beispiel ist der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch. Ohne die Intuition, dass p und nicht p sich gegenseitig ausschließen, wären mathematische Beweise unmöglich.
Mich erinnern die Axiome an Descartes selbstevidente "Prinzipien", deren Wahrheit (d.h. nicht deduzierbar) bei ihm ebenfalls von der Intuition erkannt oder vielleicht besser noch, gewußt wird. Die Intuition ist ein Teil bzw. eine Fähigkeit des Intellektes. Über die erkenntnistheoretischen Vermögen der Intuition und der Imaginaton bei Descartes (und den Perspektivenwechsel, den Nietzsche vornimmt) gibt es einen Aufsatz von T. Borsche, "Intuition und Imagination". Ich verlinke den Text, damit Ihr wißt, woher ich meine Kenntnis beziehe, und weil dort die Quellen angeführt sind.




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Friederike
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Do 7. Dez 2017, 13:25

Das Wort "Intuition" gebrauche ich ausschließlich für Handlungsentscheidungen, die ich treffe (Erfahrung, Überlegungen, Abwägungen, Empfindungen, die am Ende in einem absolut sicheren unmittelbaren Wissen münden). Aber wie Jörn bereits sagte, der Begriff umfaßt sicher viele Phänomene und wird vielfältig eingesetzt.

NS: Die Übereinstimmung scheint bei allen Ansätzen darin zu bestehen, daß es sich um ein Wissen handelt, das unbezweifelbar ist ("evident", ein schönes Wort). Ich würde beispielsweise für Handlungsentscheidungen, die nicht auf derart Gewißheit beruhen, "Ahnung" sagen.




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Friederike
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Do 7. Dez 2017, 16:12

Herr K. hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 17:26
Das Beispiel mit den Horoskopen leuchtet mir hingegen noch nicht ein, welche Intuitionen sollen denn da geprüft worden sein? Dass das vorgelegte Horoskop ein höchstpersönliches, individuelles, je auf die Person zutreffendes, aber auf andere Personen nicht zutreffendes sei? In dem Falle aber hätte diese Intuition doch getäuscht, oder?
Ich hatte Tosa so verstanden, daß es ihm um die Intuition der ForscherInnen ging. Die Intuition der Probanden ist nicht das Thema des Experiments gewesen. Oder irre ich mich?




Tosa Inu
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Do 7. Dez 2017, 20:29

Friederike hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 16:12
Ich hatte Tosa so verstanden, daß es ihm um die Intuition der ForscherInnen ging.
Das ist richtig.

Dass Intuition und implizites Wissen zusammen fallen, war auch mein erster Gedanke.
Habe aber vergessen, ihn hinzuschreiben.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Alethos
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Do 7. Dez 2017, 20:40

Friederike hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 13:25

Die Übereinstimmung scheint bei allen Ansätzen darin zu bestehen, daß es sich um ein Wissen handelt, das unbezweifelbar ist ("evident", ein schönes Wort)..
Interessant, dass dies common sense sein soll, ich gebrauche Intuition ganz anders. Für mich hat Intuition viemehr mit von Zweifeln durchdrungene, im Schatten des Unwissens stehende Vermutung zu tun. Evident scheint für mich bei Intuition gerade nichts zu sein. So, wie du Ahnung beschreibst, hätte ich Intuition beschrieben. Ich hätte es vielleicht sogar synonym verwendet.



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Alethos
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Do 7. Dez 2017, 21:05

Segler hat geschrieben :
Do 7. Dez 2017, 12:31
"Intuitions are mental states in which something appears to be the case upon intellectual reflection (as opposed to percepion, memory or introspection), prior to argument.
Die Intuition kommt vor dem Argument (prior to argument), so sehe ich das auch. Sie kann aber in gewissen Momenten als Argument dienen, wenn man z.B. keine empirischen Daten zur Verfügung hat, die die Intuition untermauern könnten.

Vielleicht ist es falsch von ‚Vorwissen‘ zu sprechen, weil aus der Intuition für mich nicht ein Wissen folgen muss, aber Intuition scheint doch etwas mit Wissen zu tun zu haben. Wir sagen z.B.: ‚Sie macht das intuitiv richtig‘, und meinen, dass sie etwas tut, als ob sie wüsste, wie man es macht, aber ohne es zu wissen. Implizites Wissen ist das ja nicht unbedingt, aber vielleicht im Gefühl liegende Richtigkeit?



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Segler
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Do 7. Dez 2017, 22:36

Intuition kommt vor dem Argument, weil sie nicht von Argumenten abhängig ist. Selbstverständlich dienen Intuitionen als Argumente, sie sind gewissermaßen die Basis jeder Argumention. Jeder Begründungsversuch, der auf Intuitionen verzichtet, endet im Münchhausen-Trilemma. Böse Zungen behaupten allerdings, Intuitionen seien letztlich auch nur dogmatische Setzungen.

Intuition im von mir beschriebenen Sinn hat absolut nichts mit Gefühlen zu tun. Solche Intuitionen sind das Ergebnis rationaler Reflexion, nicht von Emotionen.




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