Wie viele Sinne hat der Mensch? (Ist Denken ein Sinn?)

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Stefanie
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Mi 27. Feb 2019, 19:50

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 25. Feb 2019, 13:49
TsukiHana hat geschrieben :
Mo 25. Feb 2019, 13:39
mit welchen Sinnen nimmst Du denn Zeit wahr, wenn Dir keine Messinstrumente zur Verfügung stehen?
Meines Erachtens stehen uns nie keine Messinstrumente zur Verfügung. Sie sind immer da. Wir sind immer eingebettet in eine Umwelt, die in vielen ihrer Facetten aus ZeitZyklen besteht, zu denen wir essentiell dazu gehören. Wir selbst sind ein Leib mit/aus Zeitzyklen: Puls und Herzschlag, unser Atmen, Schlaf- und Wach-Rhythmus, unser Gehen, Tanzen, Singen und so weiter und so fort.
TsukiHana hat geschrieben :
Mo 25. Feb 2019, 13:11
Am Zeitempfinden selbst sind sehr wohl mehrere Sinne beteiligt
Nehmen wir das einmal an. Daraus würde dann meines Erachtens folgen, dass es einen Zeitsinn gibt, der durch die Beteiligung mehrerer anderer Sinne entsteht.

Rüdiger Safranski liefert dazu noch ein biologisches Detail.
Rüdiger Safranski, in Zeit hat geschrieben : Auch [am eigenen Leibe] ticken Uhren. Paarweise hinter der Nasenwurzel angeordnete winzige Nervenknoten synchronisieren das Körpergeschehen und fungieren als Taktgeber. Von diesem Zentrum – dem sogenannten suprachiasmatischen Nucleus – gehen elektrische Signale aus, die etwa der Periode von 24 Stunden folgen und einen Aktivitätsrahmen schaffen für Atmung, Herzschlag, Schlaf- und Wachphasen, Nahrungsaufnahme, Verdauung. Diese Steuerung wird mit der Wahrnehmung des natürlichen Tages verknüpft, aber über eine gewisse Zeit gewährleistet sie auch unabhängig davon einen Tagesrhythmus. ...
Mit anderen Worten, in meinem Verständnis: die "inneren und äußeren" Rhythmen sind miteinander verknüpft.
Das Thema Zeit macht mir Kopfzerbrechen. Es ist so widersprüchlich.
Ein Beispiel. Kein schönes, weil es oft als Folter verwendet wurde und wahrscheinlich auch wird.
Ein Mensch wird in einen fensterlosen Raum gesperrt. Dazu Isolation, d.h. kein Kontakt mit anderen Menschen, keine Geistesnahrung usw. Es brennt immer Licht. Nahrung wird in unterschiedlichen Abständen gebracht, beim schlafen kann man geweckt werden.
Hier wird komplett das äusserte Umfeld ausgeschaltet, nach dem sich dieser Mensch richten könnte. Es gibt keinen zeitzyklus, der einen einen Anhaltspunkt liefert.
Menschen, die in einer solchen oder ähnlichen Situation waren, berichten, sie haben irgendwann völlig das Zeitgefühl verloren. Es entstand auch nicht, wie Safranski schreibt, ein unabhängiger Tagesrythmus. Denn alles was er beschreibt, wird systematisch, durch nicht vorhersehbare Aktionen gestört, der Körper kann sich auf nichts einstellen. Es gibt kein eine Messinstrumente mehr.

Das Beispiel zeigt doch zweierlei. Zum einen, dass ein Zeitsinn durch eine Umwelt und anderer Sinne bestehen kann, aber auch, dass wenn alles wegfällt, kein Zeitsinn mehr vorhanden ist, obwohl andere Sinne wie sehen, riechen, schmecken, usw. weiter funktionieren. Es zeigt doch, dass es keinen Zeitsinn geben kann.
Ist etwas ein Sinn, wenn er nur unter bestimmten Voraussetzungen überhaupt funktionieren kann? Es ist kein Irrtum, der Zeitsinn ist in diesem Beispiel nicht vorhanden.
Oder?



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Jörn Budesheim
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Mi 27. Feb 2019, 19:52

Wenn wir dich in einen lichtlosen Raum packen, dann hast du also keinen Sehsinn?




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Stefanie
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Mi 27. Feb 2019, 20:03

Das habe ich jetzt nicht verstanden.
Die Sinne sehen, hören, riechen, fühlen, sind nicht abhängig von der Umwelt wie oben beschrieben, sie funktionieren, ausser das Organ ist zerstört. Der Zeitsinn braucht messinstrumente, und es gibt Fälle, wo es die nicht gibt.
Das Sehen geht auch im dunklen, sonst würde ich nicht sehen, dass es dunkel ist.
Bei einem Zeitsinn, wenn es ihn gibt, ist das anders.



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Jörn Budesheim
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Do 28. Feb 2019, 04:43

Das überzeugt mich nicht. Es gibt Erfolgsfälle, daran messe ich es, also Fälle, in denen wir die Zeit registrieren. Alle Sinne kennen auch Misserfolgsfälle. Aber daraus folgt nicht, dass es sie nicht gibt.




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Stefanie
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Do 28. Feb 2019, 21:40

Was das genaue Feststellen der exakten Zeit angeht, sind wir auf einen Zeitmesser wie eine Uhr angewiesen, ansonsten schätzen wir. Mit Hilfsmitteln wie zählen, oder sich am eigenen Puls orientieren. Was das angeht sind wir in einem permanenten Irrtum.
Zeitempfindung, Zeitwahrnehmung, Zeigefühl haben wir.
Die Definition von Gabriel, insbesondere der Teil mit der irrtumsanfällig ist sehr weit gefasst. Da wir uns über nahezu alles irren können, wäre alles ein Sinn. Gefühle, Emotionen, Liebe, Hass. Selbsteinschätzung, Vertrauen, Misstrauen, Bewusstsein, alles irrtumsanfällig. Alles wäre ein Sinn.
Ich finde schon, dass es Sachverhalte gibt, bei denen die Philosophie die Naturwissenschaften nicht einfach ignorieren kann.
Es gibt kein Sinnesorgane Zeit.
Es wird gerade und immer noch erforscht, wie und warum die Zeitwahrnehmung funktioniert, obwohl es kein Sinn ist.
Das mit der Zeit funktioniert anders, als riechen, oder hören. Es werden Reize verarbeitet. Welcher Reiz oder Reize werden bei der Zeit verarbeitet? Und wo werden sie empfangen?

Mich überzeugt das mit der Zeit als Sinn nicht.



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Jörn Budesheim
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Fr 1. Mär 2019, 05:40

Okay, dann kommen wir da nicht zusammen :)




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TsukiHana
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Fr 1. Mär 2019, 13:05

Stefanie hat geschrieben :
Do 28. Feb 2019, 21:40
Es gibt kein Sinnesorgane Zeit.
Es wird gerade und immer noch erforscht, wie und warum die Zeitwahrnehmung funktioniert, obwohl es kein Sinn ist.
Das mit der Zeit funktioniert anders, als riechen, oder hören. Es werden Reize verarbeitet. Welcher Reiz oder Reize werden bei der Zeit verarbeitet? Und wo werden sie empfangen?

Mich überzeugt das mit der Zeit als Sinn nicht.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 1. Mär 2019, 05:40
Okay, dann kommen wir da nicht zusammen :)
Die Suche nach einem Zeitsinn dauert ja schon etwas länger an.
Hier nur zwei Beispiele:

"Gibt es einen Zeitsinn? Ein Beitrag zur Psychologie und Hirnpathologie der Zeitauffassung", von Dr. H. Ehrenwald,
Klinische Wochenschrift, 10. Jahrgang, Nr. 32, 8 August 1931
https://rd.springer.com/article/10.1007%2FBF01735185

"Zeitsinn - Die Hormon-Uhr", Der Spiegel 10/1961, 01.03.1961
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159981.html



Wozu die Tage zählen!?
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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2019, 17:03

Stefanie hat geschrieben : Was das genaue Feststellen der exakten Zeit angeht, sind wir auf einen Zeitmesser wie eine Uhr angewiesen, ansonsten schätzen wir.

"Exaktheit" ist keine begriffliche Anforderung. Etwas ist nicht deshalb kein Sinn, weil es nicht exakt ist - was immer überhaupt damit gemeint sein könnte.
Stefanie hat geschrieben : Zeitempfindung, Zeitwahrnehmung, Zeitgefühl haben wir.
mehr braucht es nicht, damit wir davon sprechen können, dass wir einen Zeitsinn haben.
Stefanie hat geschrieben : Die Definition von Gabriel, insbesondere der Teil mit der irrtumsanfällig ist sehr weit gefasst. Da wir uns über nahezu alles irren können, wäre alles ein Sinn.
die Definition besagt jedoch nicht, dass alles, worin wir uns irren können ein Sinn ist.
Stefanie hat geschrieben : Gefühle, Emotionen, Liebe, Hass. Selbsteinschätzung, Vertrauen, Misstrauen, Bewusstsein, alles irrtumsanfällig. Alles wäre ein Sinn.
Davon gehe ich ohnehin aus. Gefühle sind Wahrnehmungen und damit Sinne. Gut, das ist vielleicht ein anderes Thema :)
Stefanie hat geschrieben : Ich finde schon, dass es Sachverhalte gibt, bei denen die Philosophie die Naturwissenschaften nicht einfach ignorieren kann.
Es gibt kein Sinnesorgane Zeit.
Weiter oben habe ich ein Zitat von Safranski gebracht, was das Gegenteil zeigt. Es gibt ein Organ, was zur Wahrnehmung des 24 Stunden Rhythmus da ist. außerdem sehe ich keinen zwingenden begrifflichen Zusammenhang zwischen Sinn und Sinnesorgan. ich glaube nicht, dass etwas nur dann einen Sinn sein kann, wenn es ein passendes sinnesorgan dazu gibt.
Stefanie hat geschrieben : Es wird gerade und immer noch erforscht, wie und warum die Zeitwahrnehmung funktioniert, obwohl es kein Sinn ist.
Das ist für mich ein Widerspruch in sich - wenn es eine Zeitwahrnehmung gibt, dann gibt es einen Zeitsinn. Das ist einfach dasselbe.
Stefanie hat geschrieben : Das mit der Zeit funktioniert anders, als riechen, oder hören. Es werden Reize verarbeitet. Welcher Reiz oder Reize werden bei der Zeit verarbeitet? Und wo werden sie empfangen?
Das mit dem Gleichgewicht funktioniert auch anders als riechen und hören. Sinne haben ein Gegenstand, das ist meines Erachtens der entscheidende Punkt. Etwas, was sie wahrnehmen und worin sie sich irren bzw richtig liegen können.




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Stefanie
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So 3. Mär 2019, 18:45

Mir geht es aber auch um das exakte Messen. Wozu gibt es Uhren, bis auf tausendelste Sekunden genau? Weil wir es nicht können., wie eine Uhr die Zeit zu messen,



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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2019, 18:47

Und weil es Mikroskope und Fernrohre gibt, haben wir keinen Sehsinn?




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Jörn Budesheim
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So 26. Mai 2019, 20:09

Bild




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Jörn Budesheim
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Di 28. Mai 2019, 06:13

Die beiden (oben auf der Zeichnung) sehen das Bild (rechts auf der Zeichnung) von einem je verschiedenen Standpunkt aus, dürften also allein schon deswegen für den fraglichen Moment einen unterschiedlichen visuellen Eindruck haben.

Beide (als einzelne) können auch niemals das Bild von allen Seiten gleichzeitig sehen, sondern eben immer nur von einem bestimmten Punkt aus. (Beide sehen zwar dasselbe Bild, haben aber verschiedene visuelle Eindrücke.)

Wie sieht es mit dem Denken aus? Mit dem Ausdruck "dieses Bild" picken sie beide das Bild als ganzes heraus, meine ich.

(Das ist im übrigen auch für die kollektive Intentionalität von großer Bedeutung. Alle Spieler im Team picken mit "dieses Tor" jeweils dasselbe Tor heraus. Und das obwohl sie mit großer Wahrscheinlichkeit niemals während des Spiels denselben visuellen Eindruck von dem Tor haben.)




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Alethos
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So 11. Aug 2019, 15:54

Haben ist eine Konsequenz des Nehmens oder des Gebens. In einem gewissen Sinn des Gegebenseins hat der Mensch Sinne: Durch das Gegebensein der Erscheinungen den Sehsinn, durch das des Widerstands den Tastsinn und durch des Unterschieds den Urteilssinn. Usw.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

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Jörn Budesheim
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So 11. Aug 2019, 17:44

Denken, Wahrnehmen und Fühlen liegen viel dichter beieinander, als man gemeinhin denkt. Wenn wir Gefühle als eine Wahrnehmung von Werten sehen und das Denken seinerseits eine Wahrnehmung ist, dann sind wir mit deutlich mehr Wahrnehmungen ausgestattet als den üblichen fünf. Und die Gegenstandsbereiche der Wahrnehmung sind deutlich bunter als man früher glauben wollte.




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Jörn Budesheim
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Sa 17. Aug 2019, 18:36

Wir hören den Gesang der Vögel. Sind die Ohren unsere Zeit-Organe?




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Jörn Budesheim
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Fr 31. Dez 2021, 08:31

"Der Mensch besitzt keinen Zeitsinn." (Karlheinz A. Geißler)

"Ohne die Wahrnehmung von zeitlichen Veränderungen könnten wir keinen Ball fangen, kein Musikinstrument spielen oder andere Alltagssituationen richtig einschätzen - wir wären nicht lebensfähig. Das Gehirn muss also über einen Zeitsinn verfügen." (science.orf.at)

Die Schlussfolgerung, dass das "Gehirn" über einen Zeitsinn verfügen muss, ist zwar offensichtlich falsch, denn aus dem Prämissen folgt nur, dass wir einen Zeitsinn haben, aber noch nichts darüber, wo er "lokalisiert" ist.

Dass der Mensch keinen Zeitsinn hat, habe ich jedoch an verschiedenen Stellen gefunden. Da es offensichtlich falsch ist, muss wohl irgendetwas anderes gemeint sein, als das offensichtliche? Aber was?




Burkart
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Fr 31. Dez 2021, 10:38

Aus meiner Sicht hat der Menschen keinen Zeitsinn im engeren Sinne, also etwas wie eine eingebaute Uhr o.ä.
Es ist ihm aber möglich, aus seiner Erfahrung die Zeit abzuschätzen anhand von Bewusstem ("heute ist Silvester"), leicht Erkennbarem ("draußen ist es hell") und z.T. Unbewusstem ("es ist noch nicht lange her, dass ich aufgestanden bin"). Daraus "bastelt" er sich etwas wie einen "komplexen Sinn" (ungefähr un(ter)bewusstes Denken), der im Endeffekt etwas wie eine ungefähre Zeit liefert. Der eine kann das besser, der andere schlechter, was man z.B. testen kann, in dem man die aktuelle Uhrzeit raten lässt.

Bei kurzen Zeitspannen wie beim "Ball fangen" und "Musik spielen" (ich sehe dies hier als aktuelle Töne erzeugen an, nicht als Übersicht haben über ein ganzes Musikstück) ist es vor allem die erlernte Fähigkeit, die entsprechenden Muskeln u.ä. zeitgerecht zu koodinieren; ich würde da selbst kaum von (+-bewusster) Zeit sprechen bzw. die Zeit hat hier für mich mehr etwas wie eine Protokoll-Funktion, also dass man Ball fangen natürlich zeitlich beschreiben kann, das Vergehen der Zeit für den Akteur aber nicht wesentlich relevant ist.

Als einen ähnlichen (komplexen) Sinn könnte man einen "Raumsinn" ansehen; der dreidimensionale Raum ist uns ja sehr vertraut.

PS: Unser Denken wird natürlich unterstützt durch biologische Prozesse in uns. So hilft z.B. Hunger, Müdigkeit o.ä. auch für unsere Zeitfindung.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Friederike
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Fr 31. Dez 2021, 15:33

Burkart hat geschrieben :
Fr 31. Dez 2021, 10:38
Aus meiner Sicht hat der Menschen keinen Zeitsinn im engeren Sinne, also etwas wie eine eingebaute Uhr o.ä. [...]
Ich warte, sehe auf die Uhr und stelle fest, daß gerade einmal 10 Min. vergangen sind.
Ich bin engagiert beschäftigt, sehe auf die Uhr und stelle fest, daß schon 2 Stunden vergangen sind.

Aus dieser Erfahrung würde ich schließen, daß wir einen "engeren" Zeitsinn haben, und damit meine ich eine Art von Spüren der Zeit. Wir nehmen sie endlos gedehnt war oder wie einen Augenblick, kurz gerafft.




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Friederike
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Fr 31. Dez 2021, 15:49

Burkart hat geschrieben :
Fr 31. Dez 2021, 10:38
Bei kurzen Zeitspannen wie beim "Ball fangen" und "Musik spielen" (ich sehe dies hier als aktuelle Töne erzeugen an, nicht als Übersicht haben über ein ganzes Musikstück) ist es vor allem die erlernte Fähigkeit, die entsprechenden Muskeln u.ä. zeitgerecht zu koodinieren; ich würde da selbst kaum von (+-bewusster) Zeit sprechen bzw. die Zeit hat hier für mich mehr etwas wie eine Protokoll-Funktion, also dass man Ball fangen natürlich zeitlich beschreiben kann, das Vergehen der Zeit für den Akteur aber nicht wesentlich relevant ist.
Mir fällt ein sooo schönes Beispiel ein - wie es ist, in einen Paternoster zu springen. Ich finde, bei diesem Vorgang wird deutlicher als beim Ballfangen, wie wir um die Zeit (und den Raum) wissen müssen, damit uns der Einstieg gelingt.




Burkart
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Fr 31. Dez 2021, 16:15

Friederike hat geschrieben :
Fr 31. Dez 2021, 15:49
Burkart hat geschrieben :
Fr 31. Dez 2021, 10:38
Bei kurzen Zeitspannen wie beim "Ball fangen" und "Musik spielen" (ich sehe dies hier als aktuelle Töne erzeugen an, nicht als Übersicht haben über ein ganzes Musikstück) ist es vor allem die erlernte Fähigkeit, die entsprechenden Muskeln u.ä. zeitgerecht zu koodinieren; ich würde da selbst kaum von (+-bewusster) Zeit sprechen bzw. die Zeit hat hier für mich mehr etwas wie eine Protokoll-Funktion, also dass man Ball fangen natürlich zeitlich beschreiben kann, das Vergehen der Zeit für den Akteur aber nicht wesentlich relevant ist.
Mir fällt ein sooo schönes Beispiel ein - wie es ist, in einen Paternoster zu springen. Ich finde, bei diesem Vorgang wird deutlicher als beim Ballfangen, wie wir um die Zeit (und den Raum) wissen müssen, damit uns der Einstieg gelingt.
Das ging mir schon als Kind so, als ich die ersten Male auf eine Rolltreppe getreten bin, vor allem, wenn diese abwärts fuhr (und man meint runterfallen zu können, wenn man nicht aufpasst).
Ja, wenn man etwas nicht so gut kann, muss man sich erheblich mehr konzentrieren, weshalb es einem subjektiv leicht länger vorkommt. Je öfters man sowas macht und damit vertrauter wird und die Abläufe sich ins Unterbewusstsein verlagern, je weniger Aufmerksamkeit wird benötigt und damit sozusagen weniger bewusste Zeit.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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