Wie viele Sinne hat der Mensch? (Ist Denken ein Sinn?)

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Stefanie
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Do 3. Jan 2019, 20:05

Na ja, die Welt hat sich seit Aristoteles weiter entwickelt.

Ehrlichgesagt bin ich mir nicht sicher, ob es dieser Sinn ist, um den es geht, wenn man sich seine Hand vorstellt. Spätestens dann, wenn sagen wir mal, die Hand oder der Fuß schmerzt. Dann wird doch dieser Sinn durch die Wahrnehmung der Hand durch eine Schmerzempfindung überdeckt.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Jörn Budesheim
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So 13. Jan 2019, 18:07

Stefanie hat geschrieben :
Do 3. Jan 2019, 20:05
Na ja, die Welt hat sich seit Aristoteles weiter entwickelt.
Aber du möchtest doch nicht sagen, dass Aristoteles nicht die eigene Hand spüren konnte, oder?




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Stefanie
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So 13. Jan 2019, 19:39

Sicher, nur hat er es wahrscheinlich anders genannt, weil er die Zusammenhänge im Körper, Haut, Gehirn etc. noch nicht kannte.



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Jörn Budesheim
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Mo 14. Jan 2019, 05:21

Muss man die dazu kennen? Ich kenne sie nicht und frage mich trotzdem, was für ein Sinn das ist.




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Jörn Budesheim
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Mo 14. Jan 2019, 06:11

Stefanie hat geschrieben :
Do 3. Jan 2019, 20:05
Ehrlichgesagt bin ich mir nicht sicher, ob es dieser Sinn ist, um den es geht, wenn man sich seine Hand vorstellt. Spätestens dann, wenn sagen wir mal, die Hand oder der Fuß schmerzt. Dann wird doch dieser Sinn durch die Wahrnehmung der Hand durch eine Schmerzempfindung überdeckt.
Das verstehe ich nicht?!




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Stefanie
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Di 15. Jan 2019, 21:43

Es ging doch um den Sinn Körperempfindung, konkret um die Propriozeption, also die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum und/ oder der Lage einzelner Körperteile zueinander.

Wenn mir jetzt die Hand wehtut, sind doch zwei Sinne im Spiel. Einmal die Körperempfindung, und das Schmerzempfinden. Kann dieses Schmerzempfindung nicht dazu führen, dass der andere Sinn nicht mehr spürbar ist, weil der Schmerz stärker empfunden wird.



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Jörn Budesheim
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Mi 16. Jan 2019, 05:18

Das kann sein. Aber du scheinst daraus etwas zu folgern ... nur was?




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Friederike
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Mi 16. Jan 2019, 11:27

Stefanie hat geschrieben :
Di 15. Jan 2019, 21:43
Es ging doch um den Sinn Körperempfindung, konkret um die Propriozeption, also die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum und/ oder der Lage einzelner Körperteile zueinander. Wenn mir jetzt die Hand wehtut, sind doch zwei Sinne im Spiel. Einmal die Körperempfindung, und das Schmerzempfinden. Kann dieses Schmerzempfindung nicht dazu führen, dass der andere Sinn nicht mehr spürbar ist, weil der Schmerz stärker empfunden wird.
Die Propriozeption, so verstehe ich es, ist die Form der leiblichen Wahrnehmung, die uns unter normalen Umständen nicht bewußt ist. Nicht normale Umstände sind Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken, Meditation oder aber die Lektüre über die Propriozeption, woraufhin man versucht, diese Form der Wahrnehmung bewußt wahrzunehmen. Erst in dem Moment, in dem man beispielsweise einen Schmerz oder ein Kribbeln im Fuß spürt ... nein, man spürt überhaupt erst dann, man nimmt also bewußt wahr, wenn eine Abweichung vom Grund- oder Normalzustand auftritt. Insofern meine ich auch, es handelt sich um unterschiedliche, d.h. eigenständige Sinne.




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Jörn Budesheim
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Mi 16. Jan 2019, 18:58

Die "alten" Sinne, die auch Aristoteles nennt:
  • Sehen
  • Hören
  • Riechen
  • Schmecken
  • und Fühlen
Heute zählt man zusätzlich diese:
  • Gleichgewichtssinn,
  • Wahrnehmung der Temperatur
  • Schmerzen
  • Propriozeption (Körperwahrnehmung)
  • viszeraler Sinn (Hunger, Durst, ...)
Jeden dieser "neuen" Sinne (lassen wir den Streitpunkt "Denken" Mal weg) kennt jeder/r aus eigenem Erleben. Das kann doch nicht dem naturwissenschaftlichen Fortschritt zu verdanken sein, dass man sie jetzt zu den Sinnen rechnet, meine ich. Aber wieso hat man sie früher nicht zu den Sinnen gerechnet? Ist allen "übersehenen" Sinnen eigen, dass sie irgendwie "dichter" an uns sind - uns umittelbarer Selbst betreffen?!




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Friederike
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Fr 18. Jan 2019, 15:28

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 16. Jan 2019, 18:58
Die "alten" Sinne, die auch Aristoteles nennt:
  • Sehen
  • Hören
  • Riechen
  • Schmecken
  • und Fühlen
Heute zählt man zusätzlich diese:
  • Gleichgewichtssinn,
  • Wahrnehmung der Temperatur
  • Schmerzen
  • Propriozeption (Körperwahrnehmung)
  • viszeraler Sinn (Hunger, Durst, ...)
Jeden dieser "neuen" Sinne (lassen wir den Streitpunkt "Denken" Mal weg) kennt jeder/r aus eigenem Erleben. Das kann doch nicht dem naturwissenschaftlichen Fortschritt zu verdanken sein, dass man sie jetzt zu den Sinnen rechnet, meine ich. Aber wieso hat man sie früher nicht zu den Sinnen gerechnet? Ist allen "übersehenen" Sinnen eigen, dass sie irgendwie "dichter" an uns sind - uns umittelbarer Selbst betreffen?!
Wenn man davon ausgeht, daß als "Sinn" galt und gilt, wozu es ein entsprechendes körperliches Organ gibt, dann würde der Gleichgewichtssinn zwar insofern passen als dieses Organ ganz sicher erst spät in der -abendländischen- Geschichte entdeckt worden ist, aber was heißt "Organ"? Magen und Kehle (Hunger und Durst) hätte man ebenso zu den Sinnes-Organen packen können. Das heißt, selbst von der Physiologie her betrachtet, scheint die Systematik der Sinne ein wenig unsystematisch. Und warum nun gegenwärtig auch Schmerzempfinden und Temperaturempfinden für Sinne angesehen werden ...? Ich weiß nicht, ob schon eine Geschichte der Sinne geschrieben worden ist; falls nicht, dann braucht es wohl mindestens eine Doktorarbeit, um die Hintergründe zu erkunden.




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Jörn Budesheim
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Fr 18. Jan 2019, 15:36

Ja, sicher - wir können da nur spekulativ dran gehen. Aber das kann auch was bringen :-)




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Friederike
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Fr 18. Jan 2019, 16:06

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 16. Jan 2019, 18:58
[...] Ist allen "übersehenen" Sinnen eigen, dass sie irgendwie "dichter" an uns sind - uns umittelbarer Selbst betreffen?!
Abgesehen davon, daß ich nur ahnen kann, was Du meinst, ich finde die Idee nicht unplausibel. Wir beziehen uns mit den "traditionellen" Sinnen auf Äußeres, das Andere ebenso wahrnehmen können wie man selbst es tut. "Schau, dort der Baum" usw. Allerdings müßte die Temperatur dann aber auch dazu gehören, weil sie sich ebenfalls auf Äußeres bezieht und für alle erkennbar ist. Hm, für die Temperatur hatte man aber kein Organ? Gegebenenfalls hätte man die Haut nehmen können.

Hunger und Durst oder Schmerz sind individueller. Wir beziehen uns damit nicht auf Äußeres, das für alle anderen in demselben Moment ebenso wahrzunehmen ist wie für einen selbst.




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Fr 18. Jan 2019, 18:32

Friederike hat geschrieben :
Fr 18. Jan 2019, 16:06
individueller
Ist schwierig auszudrücken. Individuell ist zum Beispiel Geschmack: Peter mag Pizza, Ulli mag sie nicht. Bei Hunger und Durst oder Schmerz passt der Ausdruck für mein Gefühl nicht. Ich hab aber ad hoc auch keine bessere Idee :-)




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Fr 18. Jan 2019, 18:38

Friederike hat geschrieben :
Fr 18. Jan 2019, 16:06
[Schmerz] Wir beziehen uns damit nicht auf Äußeres, das für alle anderen in demselben Moment ebenso wahrzunehmen ist wie für einen selbst.
hmm... ist das grundsätzlich bei Schmerz so? Wenn ich mich an einem Dorn verletze und blute, dann ist das für alle anderen in demselben Moment ebenso wahrzunehmen ist wie für einen selbst, oder?




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Sa 19. Jan 2019, 06:35

Netzfundstück
Willy Meurer, (*1934) hat geschrieben : "Die Schöpfung hat dem Menschen zur Wahrnehmung die fünf Sinne geschenkt:

Tastsinn, Gehörsinn, Gesichtssinn, Geruchssinn, Geschmackssinn.

Die Menschen haben im Verlaufe ihrer Existenz auf der Erde die folgenden fünf noch hinzu addiert: Unsinn, Schwachsinn, Blödsinn, Stumpfsinn, Wahnsinn."




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Sa 19. Jan 2019, 06:46

Friederike hat geschrieben :
Fr 18. Jan 2019, 15:28
aber was heißt "Organ"?
Vielleicht maß man dem Umstand, dass man bei den Sinnen bis fünf zählen konnte einen gewissen ästhetischen Wert bei, bzw es hatte den Anschein einer gewissen Systematik. Fünf Finger, fünf Sinne. Zahlenmagie, wenn man so will.

Bild

Diese fünf Organe haben eben etwas augenfälliges, oder? Man könnte darin aber auch eine Abwertung des restlichen Körpers vermuten?!




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Friederike
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Sa 19. Jan 2019, 08:43

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 19. Jan 2019, 06:46
Vielleicht maß man dem Umstand, dass man bei den Sinnen bis fünf zählen konnte einen gewissen ästhetischen Wert bei, bzw es hatte den Anschein einer gewissen Systematik. Fünf Finger, fünf Sinne. Zahlenmagie, wenn man so will.
Genau dieser Art von Einflüssen schwebten mir vor. Solche Einflüsse und Hintergründe mithin, auf die man nur mit viel Phantasie kommt. Der Kosmos ist zahlenmäßig auf eine bestimmte Weise geordnet und zwar in allen Bereichen auf die gleiche Weise - folgerichtig auch, was die Sinne betrifft.




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Friederike
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So 20. Jan 2019, 14:12

H. Schmitz in "Der Leib, der Raum und die Gefühle", 2. Auflage 2009, S. 16. zählt zum Leibempfinden übrigens Schmerz, Durst, Hunger, Atmung, Behagen, affektives Betroffensein von Gefühlen. Er nennt diese Empfindungen "leibliche Regungen". Auf derselben Seite verweist er auf die 5 Sinne (sehen, hören, tasten, riechen und schmecken). Dies nur als Ergänzung zu der Liste der neu in den Sinnes-Katalog aufgenommenen "Sinne". Bei Schmitz sind dies keine Sinne, sondern Phänomene der Leibwahrnehmung.

Diese Einteilung gefällt mir insofern besser als die Einteilung in alte und neue Sinne sowie Propriozeption, weil "Sinne" schlicht vom Begriff her dem traditionellen Innenweltdogma (Schmitz) verhaftet zu bleiben scheinen.




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Jörn Budesheim
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Do 24. Jan 2019, 18:33

Man muss den Begriff "Sehen" zum Beispiel doch nicht so verstehen/konzipieren, dass er den Innenwelt-Dogma verpflichtet ist, oder?




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proximus
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Fr 25. Jan 2019, 09:34

Man könnte auch alles auf einen Sinn reduzieren: Hautsinn.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

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