Wissenschaftler: Computer werden niemals denken können

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Alethos
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So 4. Okt 2020, 16:22

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:54
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:49
Das können Ratio und Logik auch.
Natürlich können sie das. Wir sind fehlbar, als logische und als emotionale Wesen sind wir es. Das allein sollte und nachdenklich machen, und offen für die Möglichkeit, dass dass der Andere richtiger liegen kann.
Das beantwortet nun aber meine Frage nicht, wie auch aus dem Umstand, dass der andere richtiger liegen könnte nicht folgt, dass er auch tatsächlich richtiger liegt.
Es wäre eben auch denkbar, dass bestimmte Wahrheiten nur erfühlt werden können. An der Stelle würde eine Maschine bei der Wahrheitsfindung versagen, da sie nicht fühlen kann.
Das heißt die Maschine wäre uns gegenüber im Nachteil. Wir aber nicht ihr gegenüber. Denn über das Mittel der Logik verfügen wir auch. Sonst gäbe es ja auch keine Logikapparate.
Wie gesagt, eine Wahrheit, die nur erfühlt werden kann, ist nicht eine Wahrheirt, weil sie erfühlt wird, sondern weil sie eine Wirklichkeit betrifft. Und diese Wirklichkeit ist die Wirklichkeit, in der wir, du und ich, uns gleichermassen bewegen wie ein Roboter
oder eine Biene oder der Baum im Park. Die Wahrheit konstituiert sich nicht durch das Gefühl, sondern sie konstituiert sich durch die Tatsachen, die sie ausmachen.

Nun könnest du also eine x-beliebige Wahrheit nur erfühlen, sie wäre aber eine Information, die sich in Aussageform bringen und übermittel lässt. Mir oder einem Roboter. Man kann dann bloss hoffen, dass diese Wahrheit verlässlich ist :)



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Jörn Budesheim
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So 4. Okt 2020, 16:28

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:22
Wie gesagt, eine Wahrheit, die nur erfühlt werden kann, ist nicht eine Wahrheirt, weil sie erfühlt wird, sondern weil sie eine Wirklichkeit betrifft. Und diese Wirklichkeit ist die Wirklichkeit, in der wir, du und ich, uns gleichermassen bewegen wie ein Roboter oder eine Biene oder der Baum im Park.
Das ist nicht richtig, weil diejenigen, die die Wirklichkeit erkennen und ihre Erkenntnissmodi ihrerseits eine Wirklichkeit sind. Die Wirklichkeit der Gefühle von Fledermäusen kann eben nur von Fledermäusen gefühlt werden, weil dazu nämlich das spezifische "wie es ist" gehört.




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Jörn Budesheim
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So 4. Okt 2020, 16:35

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:22
Nun könnest du also eine x-beliebige Wahrheit nur erfühlen, sie wäre aber eine Information, die sich in Aussageform bringen und übermittel lässt.
Aber was es heißt, dass der Himmel blau ist, weiß man nur, wenn man es schon mal mit eigenen Augen gesehen hat. Diese Wahrheit ist an spezifische epistemische Bedingungen gebunden.




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NaWennDuMeinst
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So 4. Okt 2020, 16:39

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:12
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:49
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:42
Nicht notwendig für das Sein der moralischen Tatsache ist, dass wir so oder so gebaut sind, um sie zu erkennen. Wir müssen lediglich über die Mittel verfügen, um der Wirklichkeit abzuringen, was in ihr ohnehin wirklich ist. Hierzu ist nicht jedes Mittel recht, aber gewiss nicht nur ein Mittel tauglich.
Woher willst Du das wissen? Wieso soll es nicht auch Wahrheiten geben, die man nur erfühlen kann?
Bist Du nicht gerade Jemand, der diese Ansicht vertritt? Also die Ansicht, dass nicht alles per Logik erfassbar wäre?
Und wenn es nun solche Wahrheiten gibt, die nur erfühlt werden können.... wie kann ein Wesen, das nicht fühlen kann, solche Wahrheiten erkennen?
Ich kenne keine Wahrheiten, die nur erfühlt werden können. Vielleicht machst du einmal
ein Beispiel.
Na alles, was ich nicht wissen kann, sondern woran ich glauben muss.
Glauben:
gefühlsmäßige, nicht von Beweisen, Fakten o. Ä. bestimmte unbedingte Gewissheit, Überzeugung


Dass meine Freundin mich liebt, das kann ich nicht logisch beweisen. Ich fühle aber dass das wahr ist.
Solche erfühlten Wahrheiten gibt es viele, und sie sind für uns Menschen sehr wichtig (wie zum Beispiel der Glaube an eine Gottheit und die Gültigkeit ihrer Gebote).
Die Geltung dieser Wahrheit ist unabhängig davon, ob wir sie fühlen oder erkennen. Nehmen wir einmal an, wir würden sie erkennen. Wir könnten sie festhalten als nützliche, weil wahre Information über die Wirklichkeit. Ob wir sie hier in Schriftform festhalten, in unseren Herzen festhalten, in unseren Erinnerungen, in Gesetzen oder aber im elektronischen Gehirn eines Roboters, spielt keine Rolle: Die Wahrheit hat eine Aussageform, sie ist Information.
Angenommen, wir würden sie nicht erkennen, weder durch Fühlen noch durchs Denken: Was wollten wir denn der künstlichen Intelligenz vorwerfen, wenn sie sie auch nicht errechnen kann? Natürlich nichts, weil sie nichts besser können muss als wir.
Aber wir können gefühlte Wahrheiten ja erkennen (mit dem "Herzen"). Nur Maschinen können das nicht (weil sie kein "Herz" haben).
Ich verstehe also nicht, was das was Du oben schreibst mit meinem Argument, dass wir Informationen haben können die Maschinen nicht haben können, zu tun hat?
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 4. Okt 2020, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.



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Burkart
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So 4. Okt 2020, 16:40

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:31
Burkart hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:20
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 15:13


Kurz: Nö, kann man so nicht sagen.
Wir Menschen lassen uns in ganz unterschiedlichen Situationen einmal durch die Ratio und einmal durch unsere Gefühle leiten.
Oft ist es auch ein Zusammenspiel von beidem (abwägen).
Das sehe ich anders.
Ich nicht.
Meine Gefühle sind naturbedingt immer (m)eine Grundlage im Denken, aber ich entscheide rational durch Abwägungen.
Ich nicht.
Na, dann entscheiden wir halt auf unterschiedlicher Basis.
Wobei ich zugeben muss, dass ich ein vergleichsweiser rationaler, nicht sehr emotionaler Mensch bin, jedenfalls, wenn es um Entscheidungen geht.
Weil ich nicht einsehe womit das zu begründen wäre, dass die Ratio/Logik fehlerfreier wäre als unsere Emotionen.
Sie ist nicht unbedingt fehlerfreier insgesamt, nur können halt keine Fehler durch Emotionen entstehen.
Das mag in eng eingegrenzten Bereichen so sein. Dort wo es primär um Zahlen geht. In der Mathematik braucht es keine Emotionen.
Aber sobald eine Entscheidung auch Einfluß auf die Menschen hat, erwarte ich, dass Emotionen eine Rolle spielen und berücksichtigt werden.
Sie sidn für mich nicht weniger gewichtige Gründe als rein logische Gründe.
Oh ja, Emotionen von Menschen werden gerne berücksichtigt. Man muss sich nur mal Trump anschauen, wie er seine Fan-Gemeinde bedient.
Wenn nur die Menschen dort es mehr kapieren würden oder wollen...
Es wäre mal interessant, was Psychologen zu Trump hinsichtlich seiner Emotionen sagen, also ob er wirklich so "aus dem Bauch heraus" handelt (und entsprechend unüberlegt) oder ob wieviel Ratio dahintersteckt (ggf. von seinen Beratern).
Hast du ein Beispiel, wo es aus deiner Sicht anders ist?
Zum Beispiel bei der Partnerwahl.
Also da bin ich mir nicht so sicher.
Man kann natürlich - wie inzwischen viele Menschen das machen - sich einen Partner anhand einer Strichliste zusammenstellen.
Aber man sagt nicht umsonst: Wo die Liebe hinfällt.
Ja, Liebe ist eine rein emotionale Sache, aber Partner*wahl* ist schon vom Wort her anders.
Nicht nur bei mir, auch bei meiner Partnerin gab es rationale Überlegungen; sie hat z.B. andere Bekannte gegen mich abgewogen.

Eine gute Bekannte sucht sich gerne mal Männer als mögliche Partner. Bei ihr spielt z.B. deren Geld, Großzügigkeit (Geld halt) u.a. eine sehr wichtige Rolle; wenn diese Kriterien zu sehr nicht eintreten und sie stellt das fest, sehen sie Männer sie nie wieder.

Natürlich gibt es auch Liebesheiraten, aber ob die letztlich auf die Dauer so perfekt sind... das dürfte mal so, mal anders sein, entsprechend wie gut die Partner miteinander auskommen, was viele Kriterien betrifft.

By the way, vor allem früher wurden Partnerschaften ja auch vermittelt und politisch eingegangen, ich denke da z.B. an die K&K-Monarchie. Da hatte man halt parallel Liebhaber(innen) und gut war's, trennte klar Gefühl von Ratio.
(Ok, außer dort, wo Ratio keine Rolle spielt, wie z.B. welches Essen ich lieber mag; da darf das Gefühl gerne allein entscheiden.)
Naja zum Beispiel dort. Aber auch bei politischen Fragen. Für mich hat Mitleid und Mitgefühl zum Beispiel einen sehr hohen Stellenwert (wir nennen das auch Menschlichkeit).
Und warum wählen dann so viele anders? Und das sicher nicht nur die AfD-Anhänger.
Ich möchte in keiner Welt leben in der die Menschen nur nach rationalen Gesichtspunkten entscheiden... zum Beispiel nur nach Zahlen.
Allein die Vorstellung finde ich echt gruselig und menschenverachtend.
Natürlich, ich nehme damit in Kauf, dass sich auch negative menschliche Antriebe in die Entscheidung mit einschleichen.
Aber ich bin nicht bereit positive Emotionen wie Liebe und Mitgefühl zu opfern, nur weil der Mensch auch hassen kann.
Menschen sollen ja auch so bleiben können, wie sie sind, klar. Nur wäre eine alternative, helfende Intelligenz hilfreich, gerade da, wo der Mensch zu emotional ist und vielleicht zu wenig nachdenkt hinsichtlich einer (besseren) Entscheidung.
Zuletzt geändert von Burkart am So 4. Okt 2020, 16:50, insgesamt 3-mal geändert.



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So 4. Okt 2020, 16:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:35
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:22
Nun könnest du also eine x-beliebige Wahrheit nur erfühlen, sie wäre aber eine Information, die sich in Aussageform bringen und übermittel lässt.
Aber was es heißt, dass der Himmel blau ist, weiß man nur, wenn man es schon mal mit eigenen Augen gesehen hat. Diese Wahrheit ist an spezifische epistemische Bedingungen gebunden.
Ja. Ich verstehe nicht, warum das nicht verstanden wird.
Ich weiß auch nicht mehr wie ich es noch anders erklären soll.



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Alethos
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So 4. Okt 2020, 16:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:15
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 14:05
Das ist epistemischer Pluralismus und die Realität gibt uns Pluralität vor, nicht Einfalt
Das ist allerdings mein Hauptargument gegen deine Position. Wir haben viele verschiedene Wirklichkeiten und für jede dieser Wirklichkeiten gibt es eigene epistemische Zugangsbedingungen. Zudem scheinst du zu unterstellen, dass jeder Bereich von "außen" zu erkennen ist. Aber der Bereich, um den es hier geht, ist (in einer berühmten Formulierung von John McDowell) nicht von "jenseits der Spiellinie" zu verstehen, sondern nur aus der Teilnehmerperspektive.
Nun gut, aber wie verträgt sich das mit einem moralischen Realismus? Welche innere Perspektive soll denn über die Richtigkeit der Aussage urteilen, dass man Menschen nicht verletzen soll? Es handelt sich um ein "Wissen, dass" es sich so verhält und wir müssen den Weg zu diesem Wissen nicht operationalisieren, um zu sagen, dass die Aussage wahr ist.

Wäre die Wahrheit dieses Urteils davon abhängig, dass eine innere Perspektive sie erarbeitete, wäre das nicht moralischer Realismus, sondern Konstruktivismus. Zudem müssen wir das Konzept einer einzigen inneren Perspektive hinterfragen. Heisst "innere Perspektive" humanoide Perspektive oder gelten auch Perspektiven der Flora und Fauna als berechtigte Standpunkte in dieser Diskussion? Und warum dann nicht auch solche von heute futuristisch erscheindenen Argumentationsmaschinen?



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So 4. Okt 2020, 16:43

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:00
Aber ich würde einer emotionslosen Maschine niemals ethische Entscheidungen überlassen.
Ich bin doch nicht wahnsinnig.
Das will doch auch keiner.
Es gibt genug andere Dinge zu entscheiden bzw. zu analysieren usw.



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So 4. Okt 2020, 16:44

Ich glaube, dass moralische Tatsachen perspektiveunabhängig sind. Tatsachen enthalten Informationen, d.h. in ihnen beinhaltet sich alles, was man über sie wissen kann. Jeder, jede und jedes grundsätzlich wissen kann.



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So 4. Okt 2020, 17:03

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:22
Nun könnest du also eine x-beliebige Wahrheit nur erfühlen, sie wäre aber eine Information, die sich in Aussageform bringen und übermittel lässt. Mir oder einem Roboter. Man kann dann bloss hoffen, dass diese Wahrheit verlässlich ist :)
Jein. Ich kann zwar dem Roboter mitteilen, dass es erfühlte Wahrheiten gibt (und welche das sind). Aber wie sind wir denn auf diese Wahrheiten gekommen? Richtig, wir haben sie erfühlt.
Wie aber erfühlt der Roboter solche Wahrheiten, wenn er gar nicht fühlen kann?

Als Mensch kann ich morgen mit einer neuen erfühlten Wahrheit um die Ecke kommen. Ein Roboter kann mit keiner neuen erfühlten Wahrheit um die Ecke kommen, weil er überhaupt nichts "erfühlen" kann.
Er kann höchstens was ausrechnen. Ausrechnen ist aber bei erfühlten Wahrheiten die falsche Methode. Folglich kann der Roboter auch solche erfühlten Wahrheiten nicht erkennen.
Ein Blinder kann schliesslich auch keine Wahrheiten verkünden, die er mit eigenen Augen erblickt hat.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 4. Okt 2020, 17:03, insgesamt 1-mal geändert.



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So 4. Okt 2020, 17:03

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:41
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:35
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:22
Nun könnest du also eine x-beliebige Wahrheit nur erfühlen, sie wäre aber eine Information, die sich in Aussageform bringen und übermittel lässt.
Aber was es heißt, dass der Himmel blau ist, weiß man nur, wenn man es schon mal mit eigenen Augen gesehen hat. Diese Wahrheit ist an spezifische epistemische Bedingungen gebunden.
Ja. Ich verstehe nicht, warum das nicht verstanden wird.
Ich weiß auch nicht mehr wie ich es noch anders erklären soll.
Herrje, der Himmel ist nicht nur blau. Wir haben eine Blauempfindung beim Anblick des Himmels. Die Gleichung "Himmel = Blau" ist eine perspektivische Verengung der gesamten Erlebensfülle beim Himmelsanblick.

Und wenn er einer Biene gelb erscheint, ist der Himmel auch nicht Gelb. Er ist so und so, aber bestimmt nicht nur blau oder gelb. Sein so und so Sein, das ist seine Wirklichkeit, die sich ganz anders beschreiben lässt, erfassen lässt, darstellen lässt. Ein Computer würde vielleicht beim Himmelsanblick ausspucken: 345 &@ dru45. Der Himmel wäre genau und immer das: 345 &@ dru45.

Nun müsste es eine Verständigung geben zwischen dem Blauempfinden von Menschen beim Anblick von H und der Information, die der Computer von H sammelt. Dann wüssten beide, wovon sie sprechen.
Es ist sogar denkbar, dass der Computer lernt, dass Menschen beim Anblick von H ein Gefühl der Erhabenheit haben. Erhabenheit wäre formulierbar in einem Code, der sich übersetzen lässt. Realität ist vermittelbar, grundsätzlich.



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So 4. Okt 2020, 17:07

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:03
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:41
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:35


Aber was es heißt, dass der Himmel blau ist, weiß man nur, wenn man es schon mal mit eigenen Augen gesehen hat. Diese Wahrheit ist an spezifische epistemische Bedingungen gebunden.
Ja. Ich verstehe nicht, warum das nicht verstanden wird.
Ich weiß auch nicht mehr wie ich es noch anders erklären soll.
Herrje, der Himmel ist nicht blau.
Herrje, das war doch nur ein Beispiel.
Nimm halt den Blinden der nichts sehen kann. Der kann keine Wahrheiten erkennen für die Sehen zwingend notwendig ist. Wie denn?
Die Wahrheit, dass Ella eine (und welche) Tätowierung auf dem linken Arm hat, kann der Blinde Hans nicht erkennen. Wie soll das gehen?
Ella kann es ihm sagen. Aber von selbst wird er nicht drauf kommen. Weil ihm das dazu nötige "Organ" fehlt.
Trotzdem ist Ellas Tätowierung natürlich eine Tatsache in der Welt.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 4. Okt 2020, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.



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Alethos
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So 4. Okt 2020, 17:12

Nach eurer Denkart wäre einem Blinden nicht vermittelbar, was Blau ist. Nun aber kann er für sich ein Empfinden von Blau entwickeln, dass genau diesem Blau gerecht wird.

Wobei "diesem Blau" schon sehr anmassend klingt: Was wisst ihr schon von euren jeweiligen Blauempfinden mit Bezug auf dasjenige des anderen? Subjektivität lässt sich nicht vermitteln, aber in diese Subjektivität durchbrechende Wirklichkeit schon. Darauf sind alle unsere intersubjektiven Versuche ausgelegt.



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So 4. Okt 2020, 17:16

Du blendest jedoch systematisch das aus, dass du am Anfang selbst gefordert hast, nämlich die Pluralität der epistemischen Zugangsbedingungen. Um wirklich zu wissen, was blau ist, muss man es mal gesehen haben. Es ist zwar eine Tatsache, dass der Himmel blau ist, weil es nicht von meinem individuellen "Fürwahrhalten" abhängt, dennoch hängt der Zugang zu dieser Wahrheit von vielen komplexen Faktoren ab.

Wichtig für den Zusammenhang, den wir gerade diskutieren sind eben verschiedene Formen des Wissens. das gehört zu der Pluralität, die du selbst gefordert hast. Es gibt nicht nur "Wissen, dass", sondern z.b. "Wissen wie" (also know how) und "Wissen, wie es ist" (phänomenales Wissen), bedeutsam ist sicherlich auch das Einfühlungswissen, die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme. (Diese kleine Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)




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So 4. Okt 2020, 17:18

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:12
Nach eurer Denkart wäre einem Blinden nicht vermittelbar, was Blau ist.
Genau, einen Blinden, der nie zuvor gesehen hat, kann man das nicht vermitteln.




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So 4. Okt 2020, 17:19

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:07
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:03
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 16:41


Ja. Ich verstehe nicht, warum das nicht verstanden wird.
Ich weiß auch nicht mehr wie ich es noch anders erklären soll.
Herrje, der Himmel ist nicht blau.
Herrje, das war doch nur ein Beispiel.
Nimm halt den Blinden der nichts sehen kann. Der kann keine Wahrheiten erkennen für die Sehen zwingend notwendig ist. Wie denn?
Die Wahrheit, dass Ella eine (und welche) Tätowierung auf dem linken Arm hat, kann der Blinde Hans nicht erkennen. Wie soll das gehen?
Ella kann es ihm sagen. Aber von selbst wird er nicht drauf kommen. Weil ihm das dazu nötige "Organ" fehlt.
Trotzdem ist Ellas Tätowierung natürlich eine Tatsache in der Welt.
Er wird vielleicht nicht drauf kommen, aber die Wahrheit hängt nicht davon ab,
ob jemand drauf kommt. Die Tätowierung ist da oder nicht da. Erkennen kann man die nur durch Information, also durch einen Input von Wissen: Ob durch die Augen, eine Kamera, die Erzählung von jemandem oder eine Programmierung.

Das bedeutet Vielfalt der Wirklichkeitsverabeitung: dass es viele Wege zu ihr gibt und alle diese Wege Wahrheit produzieren, die sie so erfassen, wie sie ist.



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So 4. Okt 2020, 17:19

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:12
Nach eurer Denkart wäre einem Blinden nicht vermittelbar, was Blau ist. Nun aber kann er für sich ein Empfinden von Blau entwickeln, dass genau diesem Blau gerecht wird.

Wobei "diesem Blau" schon sehr anmassend klingt: Was wisst ihr schon von euren jeweiligen Blauempfinden mit Bezug auf dasjenige des anderen? Subjektivität lässt sich nicht vermitteln, aber in diese Subjektivität durchbrechende Wirklichkeit schon. Darauf sind alle unsere intersubjektiven Versuche ausgelegt.
Darum geht es doch einfach gar nicht. Es geht nicht um irgendein Empfinden, sondern es geht darum, dass eine Maschine die nichts fühlt keine gefühlten Wahrheiten erkennen kann.
So wie ein Blinder Ellas Tätowierung nicht erkennen kann. Die Tätowierung ist ja da. Nur um sie (von selbst) erkennen zu können muss man sehen können.
Wir können einem Blinden natürlich sagen, dass Ella tätowiert ist. Aber einem Sehenden brauche ich das ja gar nicht erklären. Er sieht es ja selber.

Analog ist es mit der Maschine. Wenn die sich selbst Fragen zur Welt stellt, dann wird sie niemals sagen können : "Ich füge der Welt (m)eine gefühlte Wahrheit hinzu". Weil sie das nicht kann. Sie kann nicht fühlen.



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So 4. Okt 2020, 17:22

Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:19
Das bedeutet Vielfalt der Wirklichkeitsverabeitung: dass es viele Wege zu ihr gibt und alle diese Wege Wahrheit produzieren, die sie so erfassen, wie sie ist.
Wie fügt eine emotionslose Maschine der Wirklichkeit eine neue gefühlte Wahrheit hinzu?
Wie geht das?

Wenn ich einer Maschine sage: "Pass auf, dass es Gott gibt, dass kannst Du nicht errechnen, das musst Du erfühlen. Bitte befrage Deine Gefühle dazu."
Dann sagt die: "Error".
Und das wars.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 4. Okt 2020, 17:25, insgesamt 2-mal geändert.



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Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:18
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:12
Nach eurer Denkart wäre einem Blinden nicht vermittelbar, was Blau ist.
Genau, einen Blinden, der nie zuvor gesehen hat, kann man das nicht vermitteln.
Du kannst mir aber dein Blauempfinden auch nicht vermitteln, obwohl ich das Blau gesehen habe. Wir können nur übersetzen und und annähern und annehmen, dass wir dasselbe meinen.
Darüber hinaus kann man gar nichts anderes
über die subjektive Perspektive sagen, als dass sie subjektiv ist. Was in sie einfliesst, was in den Erkenntnisapparat einfliesst: Das ist Wirklichkeit. Sie zeigt sich im
Subjekt, wie es das zulässt.



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So 4. Okt 2020, 17:24

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:22
Alethos hat geschrieben :
So 4. Okt 2020, 17:19
Das bedeutet Vielfalt der Wirklichkeitsverabeitung: dass es viele Wege zu ihr gibt und alle diese Wege Wahrheit produzieren, die sie so erfassen, wie sie ist.
Wie fügt eine emotionslose Maschine der Wirklichkeit eine neue gefühlte Wahrheit hinzu?
Wie geht das?
Wäre es dir vielleicht möglich, eine gefühlte Wahrheit zu beschreiben?



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