Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 24. Dez 2018, 06:58
Nur ein Beispiel: Ich habe hier wiederholt auf den Unterschied zwischen dem Akt des Denkens und den Gedanken hingewiesen. Das ist einfach nicht dasselbe.
Akt des Denkens = denken
Siehst du das so: denkend erzeugen wir Gedanken?
Ein Beispiel eines einfachen Gedanken ist: "Vor mir steht ein Tablet." Der Gedanke kann wahr oder falsch sein. (Ich schätze, er ist wahr.) Wie passt das mit der Formulierung zusammen, dass der Gedanke "entsteht". Und überhaupt: Was soll man sich darunter eigentlich vorstellen? Wie entsteht er also? Und was geschieht dabei mit seinem "Wahrsein"? Ist der Gedanke dann erst ein bisschen wahr und dann immer mehr? Und wovon handelt der Gedanke, während er entsteht? Steht das Tablet nur so ein wenig bis es ganz steht? Oder?
Hat ein Gedanke immer Satzform?
Ich bilde mir ein (manchmal) zu spüren wie ein Gedanke entsteht. Wie aus unklarem Unbewußten sich etwas anbahnt.
Steht der Gedanke dann plötzlich fertig da? Manchmal, aber IMHO nicht immer. Etwas in der Art:
>Vor mir steht ein Tablet< hab ich noch nie oder falls doch, äußerst selten gedacht. Wenn ich vor einem Tablet stehe, nehme ich es wahr, aber ich denke nicht und schon gar nicht sowas wie >Vor mir steht ein Tablet<. Die Wahrnehmung eines Tablets muß auch nicht schlagartig erfolgen. Nehmen wir mal an, ich bin gerade erst aufgestanden, noch schlaftrunken, es ist noch dunkel im Zimmer.
"Was steht denn da auf dem Tisch? Da steht doch was! Ein Buch? Nein das olle Tablet. Nein, das ist gar nicht mein altes Tablet, da hat meine Frau wohl ein neues gekauft und hingestellt......." Das denke ich aber nicht in obiger Satzform, sondern so beschreibe ich mein Erlebnis dann nachträglich, wenn ich jemandem davon erzählen will.
Ich hatte ein paar Erlebnisse in meinem Leben, die ich nur als Telepathie beschreiben kann. In dem Moment, in dem mir klar wird, dass ich soeben ein telepathisches Erlebnis hatte, erinnere ich mich an diffuse Bewußtseinszustände aus denen sich zB ein Gedanke wie aus Gedankennebel in eine Satzform herausbildete. In der Art: "ich hab ihn noch nicht, immer noch nicht, aber da kommt was, hoppla jetzt ist er da."
Dabei hatte ich nie das Gefühl fremde Gedanken zu lesen, sondern es war wie immer, wenn ich mich dabei beobachtete wie ich Gedanken entstehen ließ.
Ich denke nicht. Gedanken entstehen. Und sie entstehen nicht >in mir<. Das ist schon zuviel behauptet.
Die alten Griechen in Homers Ilias haben nicht gedacht, sondern Stimmen gehört, die sie ihrem Daimon oder den Göttern zuschrieben. Mit der Odyssee hat sich das geändert. Odysseus hat selbst gedacht. Odysseus konnte erstmals von sich behaupten: ICH denke
Ich denke, er hat sich geirrt.
"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."