Ich sehe das geradezu umgekehrt. Wenn -in der Politik- keiner mehr behaupten kann, er habe die Wahrheit gepachtet, seine Politik sei demnach alternativlos, dann wird der politische Diskurs demokratischer.Die alte Idee, dass wir keinen "Zugang" zur Wahrheit haben, ist politisch gesehen verheerend.
Statt Wahrheit setze ich auf Redlichkeit. Was ich vertrete, vertrete ich nach bestem Wissen und Gewissen nicht aufgrund einer gottgleichen Einsicht in das Wesen der Welt. Ich kann mich immer auch irren. Soviel Bescheidenheit muss sein.
>The Truth< kommt etymologisch vom vertrauen. Ein Politiker muss sich so verhalten, daß man ihm traut.
ZB: "Ich bin nach bestem Wissen und Gewissen davon überzeugt, dass der Klimawandel menschengemacht ist, dass er unsere Existenz gefährdet und dass er durch kluge Politik noch abgewendet werden kann".
Aber ich kann das nicht als Wahrheit verkünden, sondern muss das Vertrauen erarbeiten und mein "bestes Wissen" mit sog. Fakten belegen. Auch diese sog. Fakten kann und darf ich nicht als Wahrheiten verkaufen, sondern als das was sie sind. ZB wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer bestimmten Fehler-Wahrscheinlichkeit.
Danke für deine sachliche Antwort auf meine gewollte Provokation. Ich halte das Thema für eminent wichtig. Aber es gehört in einen anderen Thread.