Die vielfältigen Formen der Zerstreuung

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Jörn Budesheim
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Mi 26. Dez 2018, 07:34

Wilhelm Busch hat geschrieben : Bild
Immanuel Kant hat geschrieben : Es ist also eine nicht gemeine Kunst, sich zu zerstreuen, ohne doch jemals zerstreut zu sein.
Martin Heidegger hat geschrieben : Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem eigentlichen, das heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden. Als Man-selbst ist das jeweilige Dasein in das Man zerstreut und muß sich erst finden. Diese Zerstreuung charakterisiert das »Subjekt« der Seinsart, die wir als das besorgende Aufgehen in der nächst begegnenden Welt kennen.
Christian Morgenstern hat geschrieben : Darum können Zeitungen so sehr schaden, weil sie den Geist so unsäglich dezentrieren, recht eigentlich zerstreuen.
Petra Löffler hat geschrieben : Zerstreuung wird immer noch gern mit der Abwesenheit von Aufmerksamkeit gleichgesetzt, anstatt in ihr eine moderne Aufmerksamkeitstechnik zu sehen.
Adolph Freiherr Knigge hat geschrieben : Wer immer in Zerstreuung lebt, wird fremd in seinem eigenen Herzen.




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Stefanie
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Mi 26. Dez 2018, 22:59

Der zerstreute Professor, Bedenken zerstreuen, und die Zerstreuung im Sinne von Ablenkung von etwas. Erst meint man, wie kann es sein, dass ein Wort solch unterschiedlich Bedeutung haben kann.

Es hat was mit trennen, abtrennen, teilen zu tun.
Die Bedenken werden auseinanderdividiert, zerteilt und so werden sie so gering, dass sie nicht mehr von Belang sind.
Bei der Ablenkung versucht man eine Belastung oder Problem von sich abzutrennen, mit etwas Gegensatzliches, Handlung oder Nachdenken. Dazu passt der Satz von Kant, finde ich. Aber auch der Satz von Löffler, weil die Aufmerksamkeit nicht verschwindet, sondern auf was anderes gerichtet ist.
Der Professor trennt das für ihn wichtige von dem unwichtigen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Do 27. Dez 2018, 07:07

Stefanie hat geschrieben :
Mi 26. Dez 2018, 22:59
Es hat was mit trennen, abtrennen, teilen zu tun.
Yepp.

Es ist aber schwierig, eine andere Metapher zu finden als die ursprüngliche, die es noch besser ins Bild bringt: Konzentrieren, Dezentrieren, Zerstreuen - das trifft es ziemlich gut. Konzentrieren heißt, sich einem einzelnen Gegenstand zuwenden, ihn in den Fokus nehmen. Zerstreuen heißt, zwischen viele Gegenständen unstet zu wechseln, so dass die ungeteilte Aufmerksamkeit geteilt wird in sich vom Zentrum abtrennt ...

Interessant ist die unterschiedliche Bewertung. Zumeist wird es als etwas negatives gesehen. Nur Kant und Petra Löffler sehen auch positive Aspekte. Wobei mir nicht ganz klar ist, worauf Kant im Detail aus ist - müsste man Mal recherchieren.




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