Dichotomie

Im Zettelkasten können Zitate und Begriffe hinterlegt werden, auf die du andere Mitglieder des Forums aufmerksam machen möchtest.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Feb 2019, 05:33

Friederike hat geschrieben :
Mi 6. Feb 2019, 12:46
Dichotomie von Lust und Unlust
Wiki hat geschrieben : Dichotomie bezeichnet eine Struktur aus zwei Teilen, die einander ohne Schnittmenge gegenüberstehen. Sie können einander ergänzen, zum Beispiel ein komplementäres Begriffspaar, oder eine Aufteilung in zwei Teile ausdrücken, zum Beispiel die Aufteilung eines Bereichs in zwei Teilbereiche. Aber nicht jede Rede von Körper und Geist drückt eine Dichotomie aus. spricht man z.b. vom verkörperten Geist, versucht man ja gerade der Dichotomie aus dem Weg zu gehen.

Dichotomie bedeutet wörtlich ‚Zweiteilung‘ (griechisch διχότομος dichótomos, deutsch ‚halbgeteilt‘, ‚entzweigeschnitten‘, ‚in zwei Teile gespalten‘; aus δίχα dícha, deutsch ‚entzwei‘, ‚getrennt‘ und τέμνειν témnein, deutsch ‚schneiden‘). Das Adjektiv lautet dichotom oder dichotomisch. Man spricht beispielsweise von einer dichotomen oder dichotomischen Methode, wenn sie auf Einteilungen in jeweils zwei Teile oder Gruppen beruht.

[...]

Bild

Was sind Beispiele dafür? Ich würde meinen, der Dualismus Descartes ist zugleich eine Dichotomie, oder? Es fragt sich ja, wie die beiden getrennten Bereiche zusammen spielen.

Aber Lust und Unlust? Wohl eher nicht ..?! Hier würde ich eine andere Metapher vorziehen, etwa die Rede von Polen oder vergleichbarem. Denn bei Lust und Unlust gibt es Übergänge, Mischungen und noch komplizierte Beziehungen.




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Fr 8. Feb 2019, 11:38

Du hast das Zitat von mir aus dem Zusammenhang herausgenommen, @Jörn. Nicht ich habe die Dichotomie von Lust und Unlust behauptet, sondern ich habe mich auf Schmitz bezogen, der seinerseits gegen diese Dichotomie angeschrieben hat.

(Muß das sein? Ja, irgendwie muß es heute sein).




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Feb 2019, 11:42

Ich habe jetzt gerade noch mal nachgeschlagen; Schmitz spricht nicht von einer "Dichotomie".




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Fr 8. Feb 2019, 12:07

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 8. Feb 2019, 11:42
Ich habe jetzt gerade noch mal nachgeschlagen; Schmitz spricht nicht von einer "Dichotomie".
Richtig. Den Ausdruck gebraucht Schmitz nicht. Aber seine These ist ja die, daß man Gefühle nicht unter der Zweiteilung von Lust und Unlust erfassen kann, weil sie sich dieser Zweiteilung entziehen. Das heißt, er schreibt gegen die dichotomische Auffassung an, und ich habe das lediglich referiert.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Feb 2019, 12:12

Verstehe, aber die Textpassage die ich gelesen habe, ergibt das nicht - eine Zweiteilung taucht dort nicht auf. Aber vielleicht findet man es an anderer Stelle. Vielleicht hast du ein Zitat?




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Fr 8. Feb 2019, 12:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 8. Feb 2019, 12:12
Verstehe, aber die Textpassage die ich gelesen habe, ergibt das nicht - eine Zweiteilung taucht dort nicht auf. Aber vielleicht findet man es an anderer Stelle. Vielleicht hast du ein Zitat?
@Jörn, ich habe mich ausschließlich auf Dein Zitat von Schmitz (6.2./früh um 6.21 Uhr) bezogen (wo er den "feierlichen Ernst" als Gegenbeispiel anführt).




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Feb 2019, 12:50

Das habe ich auch so verstanden. Dort taucht jedoch keine Dichotomie auf. Zumindest in dieser Passage finde ich nichts in der Art.




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Fr 8. Feb 2019, 13:06

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 8. Feb 2019, 12:50
Das habe ich auch so verstanden. Dort taucht jedoch keine Dichotomie auf. Zumindest in dieser Passage finde ich nichts in der Art.
"die weit verbreitete Deutung der Gefühle als Weisen von Lust und Unlust wird durch [...]" ist das nun eine Zweiteilung, für ich den Ausdruck "Dichotomie" gebraucht habe, oder nicht? :lol:

Jetzt muß ich mal eben zum Einkaufen.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Feb 2019, 13:09

Verstehe. Darin sehe ich keine Zweiteilung im Sinne einer Dichotomie. Ich hab weiter oben einen anderen Vorschlag gemacht :-)




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Fr 8. Feb 2019, 14:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 8. Feb 2019, 13:09
Verstehe. Darin sehe ich keine Zweiteilung im Sinne einer Dichotomie. Ich hab weiter oben einen anderen Vorschlag gemacht :-)
Ja. Den folgenden Vorschlag:

"Aber Lust und Unlust? Wohl eher nicht ..?! Hier würde ich eine andere Metapher vorziehen, etwa die Rede von Polen oder vergleichbarem. Denn bei Lust und Unlust gibt es Übergänge, Mischungen und noch komplizierte Beziehungen."

Und daß es Übergänge, Mischungen usw. gibt, genau das hat Schmitz auch gemeint (nebstbei ich auch) und wenn man Gefühle entweder der Lust oder der Unlust zuzuordnen können meint, dann ist das keine Zweiteilung im Sinne einer Dichotomie?




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Feb 2019, 15:39

Nein, das ist so ungefähr das Gegenteil einer Dichotomie, so wie ich es verstehe und so wie es anscheinend laut Wikipedia gemeinhin verstanden wird. Mit der einfachen Grafik oben ist das eigentlich ziemlich gut dargestellt :)




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Sa 9. Feb 2019, 08:10

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 8. Feb 2019, 15:39
Nein, das ist so ungefähr das Gegenteil einer Dichotomie, so wie ich es verstehe und so wie es anscheinend laut Wikipedia gemeinhin verstanden wird. Mit der einfachen Grafik oben ist das eigentlich ziemlich gut dargestellt :)
Guten Morgen @Jörn. Wenn man meint, es gäbe in Bezug auf Gefühle nur entweder die Lust oder die Unlust, dann erklärt man Lust und Unlust doch zu einer Dichotomie, oder nicht? Ob Du, Schmitz oder ich das richtig finden, spielt dabei doch keine Rolle?




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Feb 2019, 08:24

Meines Erachtens nicht. Zu einer Dichotomie erklärt man sie nach meinem Verständnis nur, wenn man glaubt, dass Lust und Unlust zwei abgegrenzte Kreise sind, wenn es um eine klare Spaltung geht. Und ich kann nicht sehen, dass er das in dem fraglichen Zitat tut.

Der Gedanke einer Dichotomie kommt dort meines Erachtens überhaupt nicht vor. Es kommen dort zwar zwei "entgegengesetzte" Begriffe vor, aber keine Dichotomie. Ich weiß aber nicht, wie wir an dieser Stelle jetzt weiter kommen können. Vielleicht erläutest du einmal, was du unter Dichotomie verstehst?




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Sa 9. Feb 2019, 09:27

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Feb 2019, 08:24
Meines Erachtens nicht. Zu einer Dichotomie erklärt man sie nach meinem Verständnis nur, wenn man glaubt, dass Lust und Unlust zwei abgegrenzte Kreise sind, wenn es um eine klare Spaltung geht. Und ich kann nicht sehen, dass er das in dem fraglichen Zitat tut.
Die Gefühle werden lt. Schmitz häufig aufgeteilt in 2 Weisen ihres Vorkommens: Entweder sind sie lustvoll oder sie sind unlustvoll. Das ist doch eine Spaltung in 2 Teile! Und das verstehe ich unter einer Dichotomie.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Feb 2019, 09:40

Das ist mir zu hoch :-( Warum liegt da eine Spaltung vor?

Da liegt meiner Ansicht nach ebensowenig eine Spaltung vor wie zwischen Rot, Orange und Gelb. Eine Spaltung/Trennung liegt hingegen bei Descartes verschiedenen Substanzen vor.

Ein Spaltung liegt dann vor, wenn die Grafik oben "zutrifft".




Benutzeravatar
proximus
Beiträge: 299
Registriert: Do 31. Mai 2018, 09:23

Sa 9. Feb 2019, 09:43

Da liegt meiner Ansicht nach ebensowenig eine Spaltung vor wie zwischen Rot, Orange und Gelb. Eine Spaltung/Trennung liegt hingegen bei Descartes verschiedenen Substanzen vor.
Sie wird von Decartes behauptet. Ob es so sei ist strittig.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Feb 2019, 09:45

Ja sicher ist sie strittig. Aber sie ist ein Beispiel für den Begriff, weil Descartes von zwei getrennten ganz verschiedenen Substanzen ausgeht.




Benutzeravatar
proximus
Beiträge: 299
Registriert: Do 31. Mai 2018, 09:23

Sa 9. Feb 2019, 09:50

Dichotomie bezieht sich als auf Meinungen ?



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Sa 9. Feb 2019, 11:39

Wenn man die menschliche Spezies in 2 Sorten einteilt, nämlich in die weibliche und die männliche Sorte, dann würde ich dies für eine dualistische Ordnung ansehen. Man hat einen Bereich, der zweigeteilt wird, ohne daß die Teile einander gegenübergestellt sind. "Spalten" tut man da auch. Das Wort ist zu schwammig, um damit Klarheit zu schaffen.

Wenn man die Gefühle in 2 Sorten einteilt, nämlich die Gefühle mit Lust und die Gefühle mit Unlust, dann hat man ebenfalls einen Bereich, den man zweiteilig sortiert, nur sind die "Spalt"-Teile in diesem Fall einander gegenübergestellt. Das nenne ich eine dichotomische Ordnung.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23546
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Feb 2019, 12:00

Wir kommen hier wohl nicht zusammen.

"Dichotomie bezeichnet eine Struktur aus zwei Teilen, die einander ohne Schnittmenge gegenüberstehen." Bei Lust/Unlust waren wir uns einig, dass es Übergänge und Mischformen gibt. Also liegt keine Dichotomie vor.

Mann/Frau kann man als Dichotomie konzipieren. Damit läge man jedoch meiner Ansicht nach falsch, weil es hier viele verschiedene Zwischenformen gibt.




Antworten