Hände: Im Anfang war das Wort?

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Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
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Mi 6. Mär 2019, 06:15

Vor ein paar Tagen hat sich auf meiner Facebooktimeline folgende Fragestellungen ergeben: was ist zuerst "Logos" oder "Hand"? In welchem Verhältnis stehen "Greifen" und "Begreifen" und "Begriff"?

Die Klarnamen der User lasse ich außen vor und bringe ihre Statements hier als Zitate. JPB bin ich selbst :-)
JPB hat geschrieben : Heute morgen ist mir etwas aufgefallen...

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LF hat geschrieben : ,mit den Händen kann ma auch denken!
LF hat geschrieben : bei Piaget kann man nachlesen, dass im Greifen die Begriffe erst entstehen, und nicht umgekehrt! Das Wort war also durchaus nicht am Anfang, sondern das Greifen, aber im Greifen war das Wort (Begriff) verborgen (V.vWeizsäcker!)
TP hat geschrieben : Was wäre denn umgekehrt? Autoritäten in Ehren, aber ich denke schon, dass das Wort am Anfang steht, der Logos - oder zumindest die Veranlagung(die ist nachgwiesen) dazu. Auch ist es falsch die Hand dem 'Greifen' zu dedizieren - sie tut meist anderes.
JPB hat geschrieben : Hallo TP: an welche Beispiele denkst du da? "Zeigen" können Kinder ungefähr mit einem Jahr.




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Stefanie
Beiträge: 7169
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 6. Mär 2019, 19:34

Interessanter Zusammenhang. War mir bislang so nicht bewusst.

Ich klaue aus wiki, so als Einstieg zumindest für die deutsche Sprache.

Das Verb begreifen ist bereits seit dem 8. Jahrhundert nachweisbar (ahd. bigrīfan, mhd. begrīfen), die ursprüngliche Bedeutung war „ergreifen, umgreifen“.[4] Eine Bedeutungsausdehnung beginnt schon im Althochdeutschen, mit der Verwendung als Übersetzung des lateinischen comprehendere („begreifen“).[5] Insbesondere in Texten mystischer Theologie wird der Ausdruck in erweitertem Sinne gebraucht, indem körperliches „Fassen, Greifen“ auf geistiges Begreifen als „mit dem Verstande erfassen, verstehen“ ausgedehnt wird.[5]

Das Substantiv Begriff ist als begrif (mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch begrif oder begrifunge) bereits im Mittelhochdeutschen mit der Bedeutung „Umfang, Bezirk“ belegt.[4] Später übertrug sich dessen Bedeutung analog zum Verb auf „Vorstellung“.[4] Das Wort kommt im 18. Jahrhundert insbesondere durch Christian Thomasius und Christian Wolff in Gebrauch.[5] Seine Bedeutung wird in der Zeit der Aufklärung auf „Allgemeinvorstellung“ eingeengt und zur Übersetzung von „Idee“ verwendet.[4] In der philosophischen Terminologie werden schließlich „Begriff“ und „Vorstellung“ voneinander abgegrenzt.[5]

Das Adjektiv begreiflich, mit der heutigen Bedeutung „verständlich“, ist aus dem mittelhochdeutschen begriflich („fassbar, leicht fassend, begreifend“) entstanden.[5] Demgegenüber ist begrifflich, mit der Bedeutung „einen Begriff, eine gedankliche Einheit betreffend“, aus dem Substantiv abgeleitet.[5] Das Adjektiv begriffsstutzig („schwerfällig im Begreifen, schwer von Begriff“) entstand Mitte des 19. Jahrhunderts.[5]



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Stefanie
Beiträge: 7169
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 6. Mär 2019, 19:51

Mir fällt dazu noch Helen Keller ein. Sie war taub und blind. Wenn ich ich richtig erinnere erlernte sie die Sprache wie folgt: sie ergriff und erfühlte den Gegenstand, eine Nase, Lebensmittel usw. Jedes mal, wenn sie einen Gegenstand ergriff, wurde ihr mit Zeichensprache den Namen des Gegenstandes in die Innenhandfläche geschrieben. Immer wieder. Bis sie den Zusammenhang begriff zwischen den Zeichen, die sie in ihrer Hand spürte, und den Gegenstand, den sie mit ihrer Hand ergriff.
Ich bin unsicher, aber zeigt das nicht, dass zuerst das greifen war und an dem Satz auf Facebook mit der Hand denkt man, was dran zu sein scheint.



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Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
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Mi 6. Mär 2019, 20:16

Ich finde es zeigt nur das Greifen zeitlich zuerst sein kann, nicht das Greifen zuerst sein muss.




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proximus
Beiträge: 299
Registriert: Do 31. Mai 2018, 09:23

Do 7. Mär 2019, 08:15

Eine Hand ohne Schulter ist tot.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

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