Dann garnieren wir doch das Faultier mit etwas philosophischen Feinstaub
Für Kant ist Faulheit der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.
Cicero sieht in der Faulheit sogar die Furcht vor bevorstehender Arbeit.
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: So 10. Mär 2019, 20:15
von Stefanie
Der Schwiegersohn von Karl Marx hat ein Buch mit dem Titel "Das Recht auf Faulheit" geschrieben. Bislang habe ich nur reingeschnuppert.
Die "Klugscheißerin" (nennt sich selbst so) über Nichtstun, Meditation und Existenzialismus :-)
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Di 16. Apr 2019, 19:56
von Jörn Budesheim
Ein kleiner Nachtrag, etwas über Muße, das ich gerade im Netz gefunden/gehört habe. Muße entstand überhaupt erst, als wir nicht mehr unseren ganzen "Zeitaufwand" für den Lebenskampf verwenden mussten, dadurch wurden Räume frei für andere Dinge außer Fressen, Vermehren und Fliehen. Das wäre noch mal ein weiteres Argument dafür, dass Muße eigentlich nichts mit Faulheit zu tun hat ... man könnte sogar fast das Gegenteil sagen, dass nämlich Muße die Folge des Fleißes ist.
Es gibt darin einen interessanten Zusammenhang zu dem Thread über Rollen, Masken und Person.
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Mi 24. Apr 2019, 06:02
von Jörn Budesheim
Iris Laner hat geschrieben : Die Muße (gr. σχολή, lat. otium) bezeichnet die Gelegenheit, nicht im Sinne von äußeren Interessen oder Zwängen (begehrlicher, ökonomischer oder politischer Natur) in seinem Tätigsein bestimmt zu werden. Dadurch eröffnet die griechische σχολή auch den Raum für die θεωρία, für das freie Schauen des Wahren und schließlich das Philosophieren (Vgl. Platon, „Phaidros“, in: Phaidros, Lyrsis, Protagoras, Laches, Werke, Bd. 1.1, hg. v. Johannes Irmscher, Berlin 1984, 66 f). Muße haben bedeutet damit nicht Nichtstun; es bedeutet dagegen ein Tun, das keinem äußeren Zweck unterliegt, sondern in sich selbst sinnhaft ist. Aristoteles definiert das Verhältnis von Arbeit und Muße dahingehend, dass die Arbeit dazu dient, die für die Muße notwendigen Bedingungen zu schaffen (Vgl. Aristoteles, Nikomachische Ethik, übers.u. hg. v. Ursula Wolf, Reinbek bei Hamburg 2006, X vii, 1177b 5).
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Mi 24. Apr 2019, 06:13
von Jörn Budesheim
Wikipedia hat geschrieben : Kontemplation (von lateinisch contemplatio „Richten des Blickes nach etwas“, „Anschauung“, „Betrachtung“) ist in philosophischen und religiösen Texten die Bezeichnung für ein konzentriertes Betrachten. Dies entspricht ungefähr dem Begriff ϑεωρία (theōría) in der griechischen Philosophie. ...
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 18:54
von Jörn Budesheim
Muse und Muße klingen ähnlich, haben aber ein ganz unterschiedliche Etymologie. Trotzdem: Heute war ich im Museum - ein Ort der Muse(n) und der Muße :) Es gibt so viele Muße-Orte: "Akademien, Klöster, Landsitze, Eremitagen, Gärten oder Parks, Bibliotheken, Museen, auch Hotels, Bäder oder andere retreats ..." (Eine Liste von Günter Figal)
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 19:21
von Jörn Budesheim
In dem gleichen Text von Figal befindet sich dieses wunderschöne Zitat zur Muße:
"Die Freiheit, sich überraschen zu lassen, ist keine Willensfreiheit, sondern Freiheit vom Willen" (Günter Figal)
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 20:19
von Jörn Budesheim
Noch mal Günter Figal: „Muße“ bedeutet in älterer Sprache auch „Spielraum“. Dass „muße ist“ heißt entsprechend, dass es Raum für etwas gibt. Im Alemannischen heißt musz oder muesz soviel wie spatium, Zwischenraum und damit auch Freiraum.
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 23:47
von Stefanie
Welcher Text von Figal ist gemeint? Habe ich was übersehen?
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: So 28. Apr 2019, 05:16
von Jörn Budesheim
Der nämliche Text, aus dem das erste Zitat ist.
Re: Faulheit... und die Kunst des Müßiggangs
Verfasst: So 28. Apr 2019, 08:34
von Stefanie
Der da wäre?
Hier sind zwei Videos, Zitate aus einem Wörterbuch, links zu dem Text von Marx Schwiegersohn, ein Zitat von Iris Laner, Wiki, die Sprücheliste, und die Beiträge von Dir.
Mach interessiert, was Figal unter Willen versteht. Im Internet finde ich nicht wirklich was. Und diese Liste auch nicht.
Bei Mohr Siebeck gibt es eine ganze Serie von Büchern zum Thema Muße. Z.b. Muße und Erzählen: ein poetologischer Zusammenhang. Oder: die Raumzeitlichkeit der Muße. Drei Bücher aus dieser Serie gibt es als eBook umsonst. Und die habe ich mir natürlich runtergeladen, daraus ist der Text von Figal.