Der Philosoph Wolfgang Welsch bestimmt das Hören als „Sinn der Sozietät“ und unterscheidet es vom Sehen als „Sinn der Individualität“.
"Sowohl Hören wie Sehen sind Fernsinne, aber das Sehen ist der eigentlich distanzbildende Sinn. Das Sehen bringt die Dinge auf Distanz und hält sie an ihrem Ort fest. Es ist der objektivierende Sinn schlechthin. […] Ganz anders das Hören, das die Welt nicht auf Distanz bringt, sondern einläßt. Während das Sehen ein Sinn der Distanz ist, ist das Hören einer der Verbundenheit."
Hören und Sehen
- Jörn Budesheim
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- Schimmermatt
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Eine ziemlich subjektbezogene Ansicht - sozusagen Kants kopernikanische Wende der Erkenntnistheorie nachvollziehend. Man könnte ja auch objektbezogner argumentieren und sowohl Schall als auch Licht als Wellen betrachten. Demnach drängen beide Arten Wellen in den Sinnesapparat ein und affizierten diesen.
Nur so ein Gedanke.
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"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief
- Jörn Budesheim
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Hören und Sehen sind zwei verschiedene Sinne. Dass sie also sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede aufweisen, ist nicht überraschend :) Nach meinem Dafürhalten ist das auch keine kantianische Sichtweise, sondern ggf. eine "phänomenologische".
Meines Erachtens ist an der Beobachtung von Welsch etwas dran. Ich denke dabei z.b. auch an folgende Formulierung: der Gesang der Vögel dringt an mein Ohr.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, der die Idee von Welsch unterstützt. Noch in der Zeit vor dem Internet hat mich mal jemand verfolgende gedankliche Alternative gestellt: wenn ich vor die schreckliche Wahl gestellt wäre, entweder auf das Sehen oder auf das Hören zu verzichten, was würde ich wählen? Als Maler und Zeichner wollte ich natürlich gerne am Sehen festhalten. Sein Einwand war, dass Hören für unsere Kommunikation - nämlich das Gespräch - von eminenter Bedeutung wäre. In diesem Sinne wäre hören ein sozialer Sinn. Das ist zwar ein völlig anderer Gedankengang, interessanterweise kommt er aber zu einem ähnlichen Ergebnis.
Meines Erachtens ist an der Beobachtung von Welsch etwas dran. Ich denke dabei z.b. auch an folgende Formulierung: der Gesang der Vögel dringt an mein Ohr.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, der die Idee von Welsch unterstützt. Noch in der Zeit vor dem Internet hat mich mal jemand verfolgende gedankliche Alternative gestellt: wenn ich vor die schreckliche Wahl gestellt wäre, entweder auf das Sehen oder auf das Hören zu verzichten, was würde ich wählen? Als Maler und Zeichner wollte ich natürlich gerne am Sehen festhalten. Sein Einwand war, dass Hören für unsere Kommunikation - nämlich das Gespräch - von eminenter Bedeutung wäre. In diesem Sinne wäre hören ein sozialer Sinn. Das ist zwar ein völlig anderer Gedankengang, interessanterweise kommt er aber zu einem ähnlichen Ergebnis.
- Schimmermatt
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Bedenke, ein Blinder könnte nicht mehr LESEN...
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- Jörn Budesheim
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