Vernunft/Vernehmen

Im Zettelkasten können Zitate und Begriffe hinterlegt werden, auf die du andere Mitglieder des Forums aufmerksam machen möchtest.
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Jörn Budesheim
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Mo 20. Apr 2020, 06:28

Nehmen wir noch einmal die Szene mit der verletzten Person. Malen wir sie uns etwas aus:

Wir gehen durch den Park, wir sind auf dem Weg zu einer wichtigen Verabredung. Wir haben noch etwas Zeit, also befinden wir uns im Schlender Modus. Es bietet sich uns eine unendliche Vielfalt dar: Der Himmel ist strahlend blau, wir gehen auf einem unbefestigten Weg, es knirscht unter unseren Schritten, in einiger Entfernung sind weitere Spaziergänger zu sehen, neben uns ist ein kleiner Wassergraben, in dem Enten schwimmen, wir sehen Bäume, Sträucher, Vögel und so weiter und so fort. Wir sind in fröhlicher Stimmung, wir freuen uns auf die Verabredung. Aus diesem Bild können wir problemlos einzelne Dinge herauspicken, ohne es als Ensemble zu zerstören: oh, wie schön ist dieser Baum! Am Himmel ist keine einzige Wolke! Wir können unsere Aufmerksamkeit im nächsten Moment auf die Enten lenken und uns daran erinnern, wie gerne wir sie früher mit den Kindern gefüttert haben. Wir bringen also auch die Vergangenheit und die Zukunft in diesem Bild unter. Nicht alles davon kommt ins Bewusstsein, vieles bleibt sogar unbemerkt oder implizit: Das Wasser wird uns nicht tragen und wir können nicht schwimmen, das spricht natürlich dafür, auf dem Weg zu bleiben ...

Plötzlich drängt sich etwas ins Zentrum der Aufmerksamkeit: da vorne liegt doch jemand? Wir fokussieren uns genauer darauf, die anderen Dinge verschwinden nicht, aber sie treten in den Hintergrund. Ja tatsächlich, da liegt jemand, vermutlich verletzt! Wir fangen an langsam zu laufen, wir müssen helfen, gleichzeitig checken wir vielleicht im halbbewussten, ob von woanders bereits Hilfe unterwegs ist... Haben wir nicht gerade noch jemanden gesehen? ... Unsere Verabredung kommt uns in den Sinn, wir sehen, dass die Person blutet, wir müssen Hilfe rufen und fragen uns, ob wir das Handy dabei haben. Verdammt, wo ist es nur, wir suchen es, während wir weiter laufen ...

Bei all dem sind verschiedene "Vermögen" im Spiel. Und wenn sie auch verschieden sind, so arbeiten sie doch im Team (wenn auch nicht immer konfliktfrei).

Die Wahrnehmungen arbeiten zusammen: Wir sehen die Vögel nicht nur, wir hören sie auch. Wir hören sie nicht nur, sondern wir lieben auch ihr Gezwitscher. Es gibt keine Trennscheibe zwischen dem Hören und den Wert-Wahrnehmungen, unseren Gefühlen. Und während wir den Kopf heben, um sie zusehen, versucht unser Körper unmerklich die Balance zu halten, wir selbst sind natürlich Teil dieses Spiels.

Und wenn wir da vorne etwas Außergewöhnliches sehen - da liegt doch jemand? - dann erhöhen wir das Tempo, ohne zuvor komplizierte Deliberations-Prozesse zu durchlaufen. Wir nehmen wahr, das gefordert ist, zu eilen und zu helfen. Die Verabredung schießt durch unseren Sinn, wir wollen schließlich pünktlich sein... aber das hier ist doch wichtiger, oder? Es entsteht vielleicht ein kleiner innerer Konflikt, vielleicht ist längst jemand unterwegs zu helfen? Wir schauen uns um...

So ungefähr kann man sich das vielleicht ausmalen. Und wenn ich meine, dass wir hier verschiedenes wahrnehmen, z.b. Bäume, Werte und Gründe, dann sage ich nicht, dass sie isoliert sind und mit dem Rest des Bildes unverbunden. Und wenn wir Gründe wahrnehmen, heißt es nicht, dass wir immer nur einen einzigen Grund erfassen, und es heißt auch nicht, dass alle Gründe gleich viel "wiegen". Und wenn wir auch manche Gründe instantan erfassen, heißt es nicht, dass wir nicht auch Abstand nehmen können und abstrakte Deliberations-Prozesse durchlaufen.




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Jörn Budesheim
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Mo 20. Apr 2020, 07:08

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im Künftigen sich zum Geschenk.
.
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Anbeginn erfahren,
als das sich eins im Anderen erkennt?
.
Als dass an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.
.
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.
.
Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
Ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus.




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Jörn Budesheim
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Mo 20. Apr 2020, 07:42

Ich möchte auch mal daran erinnern, dass wir hier im Zettelkasten sind. Da sollte es auch mal möglich sein, Gedanken zu erproben ... ich meine, es ist doch klar, dass man in einem Text - wie dem Starttext - von vielleicht ein paar hundert Zeichen, nicht darlegen kann, was der Begriff Vernunft in seiner Tiefe und Weite bedeutet?




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Jörn Budesheim
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Do 23. Apr 2020, 09:26

Jovis hat geschrieben :
Mi 22. Apr 2020, 12:17
Der Unterschied liegt dann eher darin, ob man dieses Begründen vertikal oder horizontal gestaltet. Wobei es auch hier Überlappungen gibt. Das vertikale, also "fundamentale" Begründen geht in die Tiefe (und anschließend oder eher gleichzeitig auch in die Höhe, denn noch bevor man hier auf das eigentliche "Fundament" gestoßen ist, also den "letzten" oder "ersten" Grund, baut man die gefundenen Gründe ja schon aufeinander auf, begnügt sich also gezwungenermaßen mit der Hoffnung auf ein Fundament, das das Ganze trägt), aber man arbeitet natürlich auch in die Breite, also ins Horizontale, denn anders kann man die Vielfalt des Lebens und den Zusammenhang von Allem mit Allem ja nicht darstellen. Und das horizontale oder "geflechtige" Begründen geht ja nicht nur in die Breite, sondern entwickelt auch eine Tiefen- und/oder Höhendimension, denn so vieles baut ja aufeinander auf, statt nebeneinder zu existieren. Nur dass hier ein "letzter" oder "erster" Grund nicht so entscheidend ist.

Na ja, aber ich will dieses Bild nicht zu sehr ausreizen. Es ist ja nur ein Bild!
Diese drei- oder vierdimensionale Bild gefällt mir dem ersten Anschein nach gut. Wie kann man es noch etwas ausreizen - aber nicht zu sehr! ;-)




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Jovis
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Do 23. Apr 2020, 12:45

Als erstes fiele mir da ein, dass das vertikale Denken irgendwie ein prekäreres Denken ist - man muss ständig aufpassen, dass das Ganze nicht zusammenstürzt, wenn man etwas hinzufügt oder wegnimmt. So wie bei einem Kartenhaus, oder vielleicht etwas robuster: wenn man mit Lego baut. Da setzt man relativ festgefügt Stein auf Stein und muss trotzdem aufpassen, dass einem das Ganze nicht zusammenkracht, je weiter man baut. Das horizontale Denken sieht zwar fragiler aus, ist aber eigentlich in sich stabiler.

Ich muss die ganze Zeit an Sloterdijks "Schäume" denken. Ich habe das Buch vor langer Zeit mal gelesen, aber kann mich nicht an viel erinnern, mir war das damals zu schwurbelig, glaube ich. Aber das Bild des aus einzelnen Bläschen zusammengesetzten Schaums geht vielleicht in dieselbe Richtung.




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Friederike
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Do 23. Apr 2020, 16:39

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 23. Apr 2020, 09:26
Jovis hat geschrieben :
Mi 22. Apr 2020, 12:17
Der Unterschied liegt dann eher darin, ob man dieses Begründen vertikal oder horizontal gestaltet. Wobei es auch hier Überlappungen gibt. Das vertikale, also "fundamentale" Begründen geht in die Tiefe (und anschließend oder eher gleichzeitig auch in die Höhe, denn noch bevor man hier auf das eigentliche "Fundament" gestoßen ist, also den "letzten" oder "ersten" Grund, baut man die gefundenen Gründe ja schon aufeinander auf, begnügt sich also gezwungenermaßen mit der Hoffnung auf ein Fundament, das das Ganze trägt), aber man arbeitet natürlich auch in die Breite, also ins Horizontale, denn anders kann man die Vielfalt des Lebens und den Zusammenhang von Allem mit Allem ja nicht darstellen. Und das horizontale oder "geflechtige" Begründen geht ja nicht nur in die Breite, sondern entwickelt auch eine Tiefen- und/oder Höhendimension, denn so vieles baut ja aufeinander auf, statt nebeneinder zu existieren. Nur dass hier ein "letzter" oder "erster" Grund nicht so entscheidend ist.

Na ja, aber ich will dieses Bild nicht zu sehr ausreizen. Es ist ja nur ein Bild!
Diese drei- oder vierdimensionale Bild gefällt mir dem ersten Anschein nach gut. Wie kann man es noch etwas ausreizen - aber nicht zu sehr! ;-)
Ich finde das Bild ebenfalls s e h r reizvoll, anziehend, viel versprechend - meine Überlegung geht dahin, wie man es auf eine konkrete Fragestellung bezogen, anwenden könnte.




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Friederike
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Do 23. Apr 2020, 16:52

Mir kommt zu dem Bild das Rhizom in den Sinn - überreizt? Wahrscheinlich. :lol: Gründegeflecht und Wurzelgeflecht passen allerdngs schon ganz gut zueinander. Da ich an Rhizom denke, wird mir deutlich, daß mir Dein Bild @Jovis, noch zu statisch ist. Rhizom ist ein organisch Gewachsenes, es impliziert Dynamik. Andererseits fehlt ihm die klare schöne Ordnung, es wirkt unübersichtlich.




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Jovis
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Do 23. Apr 2020, 19:55

Rhizom gefällt mir sehr gut! Denn gerade dieses etwas Unübersichtliche, Dynamische hatte ich auch im Hinterkopf, fand nur nicht das passende Bild dazu. Dann wäre es nicht nur ein Unterschied in der Ausrichtung (vertikal/horizontal), sondern tatsächlich strukturell anders.

Allerdings sollte man sich das vielleicht nicht allzu lebendig vorstellen, also nicht zu selbstständig. Dieses Geflecht besteht ja nicht aus sich selbst heraus, sondern ist ja schon weiterhin Menschenwerk.

Tja, aber eine konkrete Anwendung, also ein Beispiel, wie so etwas aussehen könnte, wäre natürlich nicht schlecht. :lol:

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Jörn, hatten wir das rhizomatische Denken nicht auch schon mal am Wickel? Mir kommt das plötzlich so bekannt vor ...




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Jörn Budesheim
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Do 23. Apr 2020, 20:34

Jovis hat geschrieben :
Do 23. Apr 2020, 19:55
Jörn, hatten wir das rhizomatische Denken nicht auch schon mal am Wickel? Mir kommt das plötzlich so bekannt vor ...
Ganz sicher! Ich hoffe, dass ich morgen, spätestens übermorgen mehr zu diesem vierdimensional Modell und den anderen Bildern was schreiben kann!
Jovis hat geschrieben :
Do 23. Apr 2020, 19:55
Tja, aber eine konkrete Anwendung, also ein Beispiel, wie so etwas aussehen könnte, wäre natürlich nicht schlecht.
Ja, Beispiele wären nicht schlecht!




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Apr 2020, 15:47

Wenn die Wirklichkeit bunt ist, so wie ich mir das in der Regel vorstelle, dann wird man mit einfachen Modellen vielleicht doch nicht zurechtkommen?!

In manchen Bereichen kann man sich vielleicht erhoffen, nach allgemeinen Prinzipien zu urteilen: nach Art der Geometrie oder Mathematik. Dann würde man nach einer Methode der Deduktion von Sätzen aus Prinzipien und Axiomen verfahren. Die Prinzipien oder Axiome wären dann gleichsam die Basis also "das Unten" bei dem man startet. Dann ginge es sozusagen langsam bergauf und würde sich immer ausweiten, so dass man eine Horizontale hätte. Dann könnte man vielleicht glauben, es gäbe so etwas wie Ziele oder große Attraktoren oder was auch immer, dann hätte man die Vertikale von unten nach oben aufgebaut.

Selbst wenn wir dafür einen Beispielbereich finden, dann fragt sich ja sofort, ob diese Methode für alle Bereiche Gültigkeit beanspruchen kann! Und außerdem müsste man dann erläutern, wie die verschiedenen Bereiche sich zueinander verhalten. Müsste man sich vorstellen, dass es eine bereichsübergreifende Basis aller Bereiche gibt?

Außerdem scheint das vorauszusetzen, das Gründe je etwas globales sind, etwas, was in einer gewissen Weise seinen Wert immer nur in Bezug auf den Gesamtbereich hat. Aber könnte es nicht vielmehr sein, dass Gründe derart mit der übrigen Realität verschränkt sind, dass sie eher etwas lokales sind?




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Jovis
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So 26. Apr 2020, 17:03

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Apr 2020, 15:47
Wenn die Wirklichkeit bunt ist, so wie ich mir das in der Regel vorstelle, dann wird man mit einfachen Modellen vielleicht doch nicht zurechtkommen?!
Ja, zu diesem Schluss bin ich mittlerweile auch gekommen, und vielleicht finde ich auch deshalb kein vernünftiges Beispiel für den Unterschied von vertikalem und horizontalem Begründen, weil es diesen Unterschied eventuell gar nicht gibt. Unser Denken geht in die Breite und in die Tiefe, und es ist vielleicht kein prinzipieller, sondern eher ein gradueller Unterschied, eher eine Frage der Gewichtung, ob es mehr wie ein vertikales oder wie ein horizontales Denken aussieht. Also kein Entweder-Oder, sondern, wie so oft, ein Sowohl-als-auch.




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Jörn Budesheim
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Mo 27. Apr 2020, 06:45

Man sagt ja, dass jeder gewisse Grundüberzeugungen hat. Ein gutes Beispiel ist wohl der Beitrag über die aporetische Existenz, vor ein paar wenige grundüberzeugung ziemlich radikale Konsequenzen haben.

Grundüberzeugungen sind dann in dem vierdimensionalen System wohl an der Basis der Vertikalen. Ein Beispiel dafür ist die Frage, was man selbst als Mensch ist: ein Bio-Roboter? Oder ein Geschöpf Gottes? Oder anderes mehr. Diese Grundüberzeugungen werden dann in vieles, was man im Alltag tut und denkt, hineinstrahlen. Ich bin ziemlich sicher, dass an diesem Bild etwas dran ist.

Mein Einwand wäre bloß, das nicht jede unserer Grundüberzeugungen in jeden Bereich hineinstrahlt. Nehmen wir einen blödsinnig klingendes Beispiel: ich mag zwar glauben, ein Kind Gottes zu sein, das wird aber meine Überzeugung bezüglich der Grundrechenarten nicht unbedingt berühren, zumindest dürfte das nicht zwingend so sein, weil dort eben andere Grundüberzeugungen am Werke sind.

Da wir in vielen verschiedenen Bereichen leben und es für all diese Bereiche eigene Grundüberzeugungen geben kann, muss das Bild wohl recht bunt sein, kann aber dennoch diverse Vertikalen enthalten. Damit will ich sagen, dass ich die drei - bzw vierdimensionale Metapher nach wie vor nicht schlecht finde. Nur gibt es vermutlich nicht im Zentrum nicht eine alles tragende Vertikale.




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Jörn Budesheim
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Mo 27. Apr 2020, 07:36

Solche Grundüberzeugungen können ja sehr vielfältig sein. Hier ein paar Beispiele: Die da oben bescheißen uns immer. Jeder hat seine eigene Wahrheit. Alles ist relativ. Unser Gehirn bestimmt, was wir tun. Alles ist Konstruktion. Wir können die Welt, wie sie an sich selbst ist, erkennen/nicht erkennen. Die Wirklichkeit ist bunt ...




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Jovis
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Do 30. Apr 2020, 18:19

Ich bin etwas verwirrt wegen dieses "Schlenkers" von Gründen zu Überzeugungen. Nach meinem Sprachgefühl ist das nicht dasselbe - Überzeugungen sind Meinungen, also Meiniges, während Gründe eher etwas Intersubjektives sind. Deine Beispiele zeigen mir aber, dass am Grunde einer Begründungskette durchaus Überzeugungen stehen können. Das liefe dann darauf hinaus, dass manche Begründungsketten auf sehr stabilem Grund stehen, denn was wäre unumstößlicher als eine feste Grundüberzeugung. ;)

Ich glaube aber nicht, dass sich Schimmermatt mit Überzeugungen als Begründungen zufrieden geben würde.




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Jörn Budesheim
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Fr 1. Mai 2020, 09:48

"Ich bin etwas verwirrt wegen dieses "Schlenkers" von Gründen zu Überzeugungen"

Ja, ich bin selbst auch verwirrt. Ich weiß nicht mehr, was mich dazu gebracht hat. Aber immerhin: bei beidem geht es um Tatsachen. Zumindest nach meiner Einschätzung. Jemand ist ja in der Regel überzeugt, dass etwas der Fall ist. Und das, was der Fall ist, kann ja für oder gegen etwas sprechen, also ein Grund sein! So viel um zumindest etwas Sinn hineinzubringen :)

Der Unterschied ist nach meinem Gefühl folgendes: Überzeugungen können sich als verfehlt herausstellen, bei Gründen ist das nicht der Fall. Wenn etwas einen Grund für eine Handlung oder eine Überzeugung ist, dann ist es eben so.




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Jörn Budesheim
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Mo 4. Mai 2020, 19:51

Jovis hat geschrieben :
Do 30. Apr 2020, 18:19
Gründe [sind] eher etwas Intersubjektives
Ich bin nie sicher, was jemand mit intersubjektiv überhaupt meint. Nehmen wir ein Beispiel: nach meiner Einschätzung haben wir alle Gründe der Welt, unsere Lebensgrundlagen zu schützen und diese Erde nicht weiter zu verfeuern.

Nehmen wir um des Argumentes Willen an, kein einziger Mensch würde diese Gründe sehen oder akzeptieren. Hieße das dann (nach der lntersubjektivitäts These) dass wir doch keine Gründe hätten, unsere Lebensgrundlagen zu schützen?




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