Gedichte

Das ist die Rubrik für die ewige Wiederkunft des Gleichen: Ohrwürmer, Humor und Anekdoten, Buchempfehlungen etc. Einfach für alles, was gut ist und immer wieder kommt.
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Friederike
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Di 6. Jul 2021, 09:31

AndreaH hat geschrieben :
Mo 5. Jul 2021, 21:12
Du hast es ja schon geschrieben, in Norddeutschland wird das gesprochen. Hab ich jetzt erst nochmal gesehen. :) Dann frage ich etwas anders, wird es dort oft verwendet oder sind es eher seltene Wörter?
Das erfordert eine kluge Antwort :lol: - die ich nicht geben kann. Ich weiß es nicht @Andrea. Ich selber benutze diese Wörter und andere norddeutsche Dialektwörter eher selten, d.h. ich spreche hauptsächlich in hochdeutscher Sprache, und ich bin zu wenig in der Welt unterwegs, sodaß ich nicht sagen kann, wie gängig sie sind. Was wohl ein typisches Merkmal der Dialekt- und Mischformensprache allgemein ist, das ist die Entschärfung, die Möglichkeit sehr fein zu nuancieren (das fällt mir zum Beispiel der "Beleidigung" ein).

Eigentlich aber hatte ich gehofft, Du würdest erzählen, ob es eine entsprechende Wort- oder Redewendung bei Euch gibt. Entweder in einem ganz bestimmten Dialekt (steirisch der kärtnerisch o.a.) oder aber als Mischung des Hochdeutschen mit einem der österreichischen Dialekte). Ich hätte natürlich ausdrücklich fragen können. Wenn Du keine Lust hast zu antworten, dann mach's einfach nicht. Ich will Dich nicht drängeln.




Burkart
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Di 6. Jul 2021, 23:46

Also ebenfalls Norddeutscher kenne ich die beiden Wörter auch, würde ich sie aber selbst nicht benutzen. Ich vermute, es ist plattdüütsch/plattdeutsch o.ä., was die wenigsten kaum noch sprechen.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Friederike
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Mi 7. Jul 2021, 08:04

Burkart hat geschrieben :
Di 6. Jul 2021, 23:46
Also ebenfalls Norddeutscher kenne ich die beiden Wörter auch, würde ich sie aber selbst nicht benutzen. Ich vermute, es ist plattdüütsch/plattdeutsch o.ä., was die wenigsten kaum noch sprechen.
Tatsächlich, "muksch" habe ich im "Pons" unter "Plattdeutsch" gefunden. "Begöschern" hingegen nicht.




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AndreaH
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Mi 7. Jul 2021, 10:58

Das ist genau so, wie du es sagst. Es sind oft die Mischformen die es etwas schwieriger machen einzuschätzen wie häufig ein Wort oder Redewendung verwendet wird. Hinzu kommt noch das einige sehr stark in ihrem Dialekt sprechen andere wenige. Ich selbst bin aufgewachsen im bayrischen Alpenvorland, bin daher Deutsche. Lebe seit 20 Jahren im Salzburger Land. Man sieht aber genau an meinem Beispiel, ich lebe etwa 1 Autofahrstunde von meinem früheren Wohnort entfernt, wie stark sich der bayrische vom österreichischen Dialekt unterscheidet, zugleich gibt es aber wieder viele Wörter oder Redewendungen die ähnlich sind. Dies wird schätze ich auch bei euch ähnlich sein.
Ich mag Dialekte grundsätzlich sehr gern, ganz egal aus welcher Gegend oder welchem Land. Sie heben das Individuelle hervor und sind  oft so herzig anzuhören. Da ich ja im Tourismus arbeite und mit unterschiedlichen Nationalitäten zu tun habe, kommt es nicht selten vor (gerade wenn ein Gespräch sehr sympathisch verlaufen ist) das manchmal wenn der Kunde schon weg ist, das sprachliche gedanklich noch etwas nachklingt. Bei Schweizern, Tirolern und einigen deutschen Dialekten hab ich das oft.

In der Gegend in der ich lebe würde man das beleidigt sein, als
a(n)zipft sain
bezeichnen.
Ich wüßte aber nicht das es etwas gebe das dem begöschern gleichkommt. Das liegt vielleicht auch daran das man diejenigen dann eher ganz in Ruhe lässt, oder man spricht ihn gleich ganz direkt darauf an.
Es fällt auch eher vieles  gleich ins griesgrämige. Daher sind auch Wörter wie Zwidawurzn oder Baiszong stark vertreten.
Baiszong kommt von dem Werkzeug Beißzange und wird entweder für das Werkzeug oder für eine bissige Person verwendet.
Falls du Lust hast, habe einen link angehängt. Dort findest du unter anderem auch ein Quiz. Nach 20 Fragen bekommst du die Auflösung. Besonderes interessant man kann vieles gleich Audio anhören mit der original Aussprache.

http://www.pinzgauer-mundart.at/

Ich finde es immer schön, wenn es Vereine gibt, die dieses kulturelle Spracherbe bewahren und auch etwas aufleben lassen,
so wie in dem link.
IWäre schade, wenn dieses begöschern irgendwann verloren geht.




Burkart
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Mi 7. Jul 2021, 22:15

Friederike hat geschrieben :
Mi 7. Jul 2021, 08:04
Burkart hat geschrieben :
Di 6. Jul 2021, 23:46
Also ebenfalls Norddeutscher kenne ich die beiden Wörter auch, würde ich sie aber selbst nicht benutzen. Ich vermute, es ist plattdüütsch/plattdeutsch o.ä., was die wenigsten kaum noch sprechen.
Tatsächlich, "muksch" habe ich im "Pons" unter "Plattdeutsch" gefunden. "Begöschern" hingegen nicht.
Hm, "Begöschern" kenne ich nur ohne das "r", also ""Begöschen".



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Friederike
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Do 8. Jul 2021, 09:33

Burkart hat geschrieben :
Mi 7. Jul 2021, 22:15
Hm, "Begöschern" kenne ich nur ohne das "r", also ""Begöschen".
@Andrea, folge dem, was Burkart schreibt; ich muß, ich bin vollkommen sicher, das "r" aus irgendeinem Wort, das in mir herumspukt und auf das ich ums Verrecken nicht komme, reingeschmuggelt haben.

"Zwidawurzn" und "a(n)zipfen" hören sich wirklich allerliebst "herzig" an. In den link schaue ich später rein.




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Jovis
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Do 8. Jul 2021, 09:46

Friederike hat geschrieben :
Do 8. Jul 2021, 09:33
ich muß, ich bin vollkommen sicher, das "r" aus irgendeinem Wort, das in mir herumspukt und auf das ich ums Verrecken nicht komme, reingeschmuggelt haben.
pütschern? :) (auch so ein norddeutsches Wort)




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Friederike
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Do 8. Jul 2021, 15:23

@Jovis, nein, aber übers "pütschern" bin ich drauf gekommen - "betütern" hatte ich im Kopf (ich habe extra nachgesehen: "betüdeln" könnte man anstelle dessen auch sagen).

@Andrea, beim Pinzgauer Quiz habe ich "sauschlecht" abgeschnitten :lol: - 8 richtige und 12 falsche Antworten.




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Friederike
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Do 8. Jul 2021, 16:16

Um die Kurve zu den Gedichten zu kriegen, zumindest zum Verfasser des letzten Gedichtes - Goethe sprach das "frankforderische Hessisch", was eine "westmitteldeutsche Mundart beziehungsweise ein rheinfränkischer Dialekt" ist. Tja, die Dinge (selbst die nebensächlichen Bedeutsamkeiten) liegen, stehen nicht so einfach (mit einem Seitenblick auf den Wahrheitsthread).




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Friederike
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Fr 9. Jul 2021, 18:58

Versunken der Mond / Und die Plejaden; Mitte / Der Nacht; die Zeit verstreicht. / Ich aber schlafe allein.

(Sappho, in der Übersetzung von H. Rüdiger)


*Weitere 7 Übersetzungen habe ich gefunden. Gewählt habe ich diese, die mir am besten gefällt.




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Nauplios
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Fr 9. Jul 2021, 19:51

Hast Du diese Übersetzung auf der Seite von Gerda Kazakou (https://gerdakazakou.com/) gefunden, Friederike? ;)

Ihr Blog ist sehr inspirierend, Künstlerin und Literaturwissenschaftlerin.

https://www.google.com/amp/s/gerdakazak ... appho/amp/

Ich finde ja die Schadewaldt-Übersetzung sehr gut:

"Untergegangen ist die Mondin / Und die Pleiaden. Mitternacht ist / und vorüber geht die Zeit. / Ich aber schlafe allein."

(Der Übersetzer Horst Rüdiger, ein Pionier der Vergleichenden Literaturwissenschaft in Deutschland, ist heute im Grunde vergessen. Zu unrecht.)




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Nauplios
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Fr 9. Jul 2021, 20:49

Nur kurz ergänzend, die Echtheit von Sappho 94 D:

Δέδυκε μεν α σελάννα και
Πληιάδες· μέσαι δε
νύκτες, παρά δ‘ έρχετ‘ ώρα,
εγώ δε μόνα κατεύδω.

ist seit Wilamowitz-Moellendorff umstritten. In einigen Sammlungen wird es deswegen auch nicht aufgenommen. Die Schönheit der Verse bleibt davon unberührt. Die "Mondin" ist allerdings bei Sappho ein wiederkehrendes Motiv; man vermutet, daß "sie" für eine Schülerin der Sappho steht, die diese sehr geliebt hat. εγώ δε μόνα κατεύδω - (ich aber schlafe allein) ist eine der ganz frühen Liebesklagen der griechischen Lyrik.

Wie kamst Du auf Sappho, Friederike?




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Friederike
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Sa 10. Jul 2021, 08:18

Nauplios hat geschrieben :
Fr 9. Jul 2021, 19:51
Hast Du diese Übersetzung auf der Seite von Gerda Kazakou, Friederike? ;)
Ja. Ich bin heute früh nur deswegen hier, weil ich die Seite noch verlinken wollte. :lol:
Nauplios hat geschrieben : Ich finde ja die Schadewaldt-Übersetzung sehr gut:
"Untergegangen ist die Mondin / Und die Pleiaden. Mitternacht ist / und vorüber geht die Zeit. / Ich aber schlafe allein."
Ha, ich hab' mit mir gerungen, ob ich die Schadewaldt- oder die Rüdiger-Übersetzung schöner finde.
<<<
Ich weiß die Pfade im Moment nicht, die mich zu Sappho geführt haben.




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Jörn Budesheim
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Sa 10. Jul 2021, 09:36

Friederike hat geschrieben :
Fr 9. Jul 2021, 18:58
Versunken der Mond / Und die Plejaden; Mitte / Der Nacht; die Zeit verstreicht. / Ich aber schlafe allein.

(Sappho, in der Übersetzung von H. Rüdiger)


*Weitere 7 Übersetzungen habe ich gefunden. Gewählt habe ich diese, die mir am besten gefällt.
Aus Neugierde: warum schreibst du es nicht in der normalen Versform? Ich finde, es macht einen sehr großen Unterschied, ob nach "Mitte" einen Schrägstrich kommt oder eine neue Zeile...

Versunken der Mond
Und die Plejaden; Mitte
Der Nacht; die Zeit verstreicht.
Ich aber schlafe allein.




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Jörn Budesheim
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Sa 10. Jul 2021, 09:47

Mir gefällt das Gedicht auch gut. Leider ist es durch den Ausdruck "Plejaden" für mich ziemlich schwer zu verinnerlichen. Für mich gehört der Ausdruck heute zur "Hochsprache" oder wenn man so will "Bildungssprache" (Ich kenne ein Wort, dass du nicht kennst). Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das gemeint ist. Der Klang des Wortes ist zwar wunderbar, aber diesen etepetete-Aspekt kann ich praktisch nicht rausfiltern. Es müsste für meinen Geschmack durch einen ebenso gut klingenden Alltagsbegriff ersetzt werden.

Ich kenne aber leider keinen Ausdruck, der so einfach ist, wie die restlichen Wörter des Gedichts, aber die mythologischen Bedeutungsnuancen beinhaltet. Ich dachte erst, man könnte stattdessen einfach Sterne schreiben, aber das geht überhaupt nicht.

(Eine Dichterin, die ich aus bekannten Gründen im Moment viel und gerne lese, nämlich Jana Volkmann, hat in ihren Gedichten oftmals auch ein fremdes Wort. Aber für meinen Geschmack haben diese Worte nie diesen Etepete-Aspekt. Vor kurzem habe ich mir eine online Dichterlesung angeschaut, da wurde auch darüber gesprochen, welche Wörter man überhaupt nutzen kann, es ging in diesem Fall jedoch nicht um alte Wörter, sondern um neue. Einer meinte, sie müssen erst ein wenig abgehangen sein 😲 )




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Sa 10. Jul 2021, 11:28

@Jörn, ich hatte es mir überlegt, ob ich die Schrägstriche streiche oder nicht, und ich hatte mich entschieden sie zu belassen, weil sie die Übersetzungsarbeit erkennen lassen.

"Mondin" im Vergleich zu "Mond", wenn man es ausspricht, ist klang-voller; aus diesem Grunde würde ich heute eher den Schadewaldt wählen. Und die "Plejaden" - man kann den Klang dieses Wortes nicht wegnehmen, finde ich.




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Nauplios
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Sa 10. Jul 2021, 12:25

Friederike hat geschrieben :
Sa 10. Jul 2021, 11:28

"Mondin" im Vergleich zu "Mond", wenn man es ausspricht, ist klang-voller; aus diesem Grunde würde ich heute eher den Schadewaldt wählen. Und die "Plejaden" - man kann den Klang dieses Wortes nicht wegnehmen, finde ich.
Die Mondin - das kommt vor allem auch dem Altgriechischen Σελήνη näher (σελάννα ist äolischer Dialekt).

Zu den Plejaden, die man am nächtlichen Sternenhimmel beobachten kann, gibt es eine nette Geschichte. Astronomen haben herausgefunden, wann das Gedicht der Sappho ungefähr geschrieben sein könnte: ;)

https://www.wissenschaft.de/astronomie- ... s-gedicht/




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Jörn Budesheim
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Sa 10. Jul 2021, 12:43

Friederike hat geschrieben :
Sa 10. Jul 2021, 11:28
Und die "Plejaden" - man kann den Klang dieses Wortes nicht wegnehmen, finde ich.
Das stimmt schon, dennoch macht es aus dem Gedicht [heute] so etwas wie ein Bildungsgut. Während es ohne einfach nur ein schönes Gedicht wäre.




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Sa 10. Jul 2021, 13:07

Zur bildenden Wirkung des Schönen vielleicht noch ein kleiner Literaturhinweis:

Friedrich Schiller; Über die ästhetische Erziehung des Menschen

Theodor Lessing; Bildung ist Schönheit

;)




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Jörn Budesheim
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Nauplios hat geschrieben :
Sa 10. Jul 2021, 13:07
;)
War schon klar, dass du das nicht verstehen würdest.




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