Philosophen über Philosophie / Philosophen über Philosophen
- Jörn Budesheim
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"Die Methode des Philosophierens ist es, sich wahnsinnig zu machen, und den Wahnsinn wieder zu heilen."
(Wittgenstein)
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- Jörn Budesheim
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"Ich sitze mit einem Philosophen im Garten; er sagt zu wiederholten Malen ‚Ich weiß, dass das ein Baum ist‘; wobei er auf den Baum in unsrer Nähe zeigt. Ein Dritter kommt daher und hört das, und ich sage zu ihm: ‘Dieser Mensch ist nicht verrückt: Wir philosophieren nur.'" (Wittgenstein)
Eine wunderbare Spitze gegen Moores Common-Sense-Realismus, die diesen sozusagen mit seinen eigenen Waffen schlägt. Einer der Gründe, warum ich Wittgenstein so gerne lese.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 3. Okt 2017, 18:43"Ich sitze mit einem Philosophen im Garten; er sagt zu wiederholten Malen ‚Ich weiß, dass das ein Baum ist‘; wobei er auf den Baum in unsrer Nähe zeigt. Ein Dritter kommt daher und hört das, und ich sage zu ihm: ‘Dieser Mensch ist nicht verrückt: Wir philosophieren nur.'" (Wittgenstein)
Don't just think outside the box. Think outside AND inside.
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Schopenhauer hat geschrieben : "Hegel, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, ... hat den Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge."
Quelle: http://www.deutschlandfunkkultur.de/all ... _id=130935Arthur Schopenhauers letzter Besucher drei Tage vor seinem Tod am 21. September 1860 hat geschrieben : "Dass seinen Leib nun bald die Würmer zernagen würden, sei ihm kein arger Gedanke: Dagegen denke er mit Grauen daran, wie sein Geist unter den Händen der 'Philosophieprofessoren' zugerichtet werden würde."
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Philosophie ist wissentlicher Einhegungsversuch des Nichtwissens. Wo immer sie daher die Bedeutung und Wirksamkeit des Nichtwissens nicht präsent hält, verfehlt sie ihre Mitte. (Wolfram Hogrebe)
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Hat jemand spontan oder nicht spontan eine Idee, was mit der "Mitte" gemeint sein könnte? Wenn ich es bildlich versuche, dann sehe ich eine bis zum Horizont reichende Ebene von Nicht-Wissen vor mir, die die Philosophie mittels Zäunen einzugrenzen bemüht ist. Dabei soll sie sich jedoch immer vergegenwärtigen, daß das nunmehr außerhalb der Umzäunung Liegende das innerhalb der Umzäunung Liegende beeinflußt. Warum? Weil man mit dem jeweils Eingehegten (ein hübscher Ausdruck) zugleich das Nicht-Einhegte setzt. Man kann eigentlich nicht einhegen ohne auszuhegen. Die Mitte kriege ich in dem Bild trotzdem nicht unter. Ich kann lediglich vermuten, daß Hogrebe mit diesem Wort meint, die Philosophie verfehle den zentralen Punkt ihrer Aufgabe, nämlich der Dialektik des Denkens gewahr zu sein.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 16. Mär 2018, 06:06Philosophie ist wissentlicher Einhegungsversuch des Nichtwissens. Wo immer sie daher die Bedeutung und Wirksamkeit des Nichtwissens nicht präsent hält, verfehlt sie ihre Mitte. (Wolfram Hogrebe)
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"Precht ist vom Handwerk her Journalist und als solcher Popularisator von Beruf," spottet Sloterdijk "Seine Klientel gleicht eher der von André Rieu, den hören auch vor allem Damen über fünfzig in spätidealistischer Stimmung."
- Jörn Budesheim
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"Mitte" würde ich (wie du selbst auch) mit "Zentrum" übersetzen. Gemeint ist nach meiner Ansicht irgendetwas zwischen "zentraler Aufgabe" und "Wesenskern".Friederike hat geschrieben : ↑Fr 16. Mär 2018, 15:54Hat jemand spontan oder nicht spontan eine Idee, was mit der "Mitte" gemeint sein könnte?
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Es ist wie verhext, aber dazu fällt mir ein, daß Precht die Philosophie "gelände -gängig" macht.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 22. Mär 2018, 14:03"Precht ist vom Handwerk her Journalist und als solcher Popularisator von Beruf," spottet Sloterdijk "Seine Klientel gleicht eher der von André Rieu, den hören auch vor allem Damen über fünfzig in spätidealistischer Stimmung."
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Halte heute (frisch aus dem Antiquariat) ein wunder/sonderbares Buch in der Hand: "Philosophen beschimpfen Philosophen"
In der Götzendämmerung schreibt Nietzsche über Kant ziemlich garstig, er sei einer der "verwachsensten Begriffs-Krüppel, den es jetzt gegeben hat". Nun, das kennt man vielleicht noch. Aber das folgende habe ich noch nie gelesen. In der fröhlichen Wissenschaft schreibt er über ihn: "Kant wollte auf einer 'alle Welt' vor den Kopf stoßende Art beweisen, dass 'alle Welt' recht habe, das war der heimliche Witz dieser Seele. Er schrieb gegen die Gelehrten zugunsten des Volks-Vorurteils, aber für Gelehrte und nicht für das Volk."
In der Götzendämmerung schreibt Nietzsche über Kant ziemlich garstig, er sei einer der "verwachsensten Begriffs-Krüppel, den es jetzt gegeben hat". Nun, das kennt man vielleicht noch. Aber das folgende habe ich noch nie gelesen. In der fröhlichen Wissenschaft schreibt er über ihn: "Kant wollte auf einer 'alle Welt' vor den Kopf stoßende Art beweisen, dass 'alle Welt' recht habe, das war der heimliche Witz dieser Seele. Er schrieb gegen die Gelehrten zugunsten des Volks-Vorurteils, aber für Gelehrte und nicht für das Volk."
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In dem Buch finden sich auch zwei Worte von Michel Foucault über Jacques Derrida: "obscurantisme terroriste". Eine kurze Google Recherche ergab, dass das aus einem Text von John Searle stammt; dort berichtet er über den „fröhlichen Positivisten“ Michel Foucault und ihr beider feindseliges Verhältnis zu Jacques Derrida:
"Michel Foucault, who was more hostile to Derrida even than I am, […] said that Derrida practiced the method of obscurantisme terroriste (terrorism of obscurantism). We were speaking French. And I said, „What the hell do you mean by that?“ And he said, „He writes so obscurely you can‘t tell what he’s saying, that’s the obscurantism part, and then when you criticize him, he can always say, ‚You didn‘t understand me; you‘re an idiot.‘ That’s the terrorism part.“ And I like that. So I wrote an article about Derrida. I asked Michel if it was OK if I quoted that passage, and he said yes." (John Searle)
"Michel Foucault, who was more hostile to Derrida even than I am, […] said that Derrida practiced the method of obscurantisme terroriste (terrorism of obscurantism). We were speaking French. And I said, „What the hell do you mean by that?“ And he said, „He writes so obscurely you can‘t tell what he’s saying, that’s the obscurantism part, and then when you criticize him, he can always say, ‚You didn‘t understand me; you‘re an idiot.‘ That’s the terrorism part.“ And I like that. So I wrote an article about Derrida. I asked Michel if it was OK if I quoted that passage, and he said yes." (John Searle)
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Und noch ein letztes Beispiel für heute Abend aus demselben Buch :-) Dieter Henrich in einem Interview mit der deutschen Zeitschrift für Philosophie 1991 über Habermas (die Texterkennung hat hier "Bahamas" verstanden.)
"Habermas Leistung verdient allgemeinen Respekt. ... Das muss nicht daran hindern, ebenso deutlich zu sehen, dass er in den philosophischen Grundfragen teils unselbständig, teils zweideutig-ausweichend operiert. Das Philosophieren kann man also bei ihm nicht lernen." (Dieter Henrich)
"Habermas Leistung verdient allgemeinen Respekt. ... Das muss nicht daran hindern, ebenso deutlich zu sehen, dass er in den philosophischen Grundfragen teils unselbständig, teils zweideutig-ausweichend operiert. Das Philosophieren kann man also bei ihm nicht lernen." (Dieter Henrich)
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"Es ist schwierig, wirklich schwierig zu erklären, was Philosophen tun. Ein Naturwissenschaftler kann immer etwas Konkretes nennen, an dem er arbeitet. Philosophen können nicht einmal sagen, dass sie am Begriff des »Guten« oder »Richtigen« forschen, das wäre völlig überzogen. Wir arbeiten viel indirekter, man könnte sagen, wir rekonstruieren, was sich über die herrschenden Meinungen zum Begriff des »Guten« verallgemeinernd sagen lässt. Etwa inwiefern sich Humes Begriff des Guten von dem Kants unterscheidet." (Honneth)
(Das Zitat ist mir aufgefallen, weil es mich an unseren (gescheiterten?/ergebnislosen?) Thread zum Thema "Wissen" erinnert hat.)
(Das Zitat ist mir aufgefallen, weil es mich an unseren (gescheiterten?/ergebnislosen?) Thread zum Thema "Wissen" erinnert hat.)
- Jörn Budesheim
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Nicht immer ist bezeichnend, was ein Philosoph über seine Kollegen sagt. Oft ist von noch größeren Belang, was er verschweigt. Ein Beispiel in dem Husserl und Frege die Hauptrollen spielen: Frege war zeitlebens nicht der Erfolg vergönnt, der seiner Bedeutung gerecht geworden wäre, so Matthias Witte in seinem Buch über Frege. Dennoch war sein Einfluss "da". Witte beschreibt einen Fall, so Frege den Gang der Philosophie Geschichte früh beeinflusste - ohne dass es jemandem auffiel. Busserl war ein früher Verfechter des Psychologismus. Doch Freges Kritik an seinen diesbezüglichen Texten scheint ihn beeindruckt zu haben. In einem der folgenden Werke argumentiert er nun seinerseits gegen diesen Naturalismus ... dass Frege ihn zu dieser Einsicht brachte, berichtet er jedoch nicht.
Matthias Wille, in Frege hat geschrieben : Einen unmittelbaren, wenngleich rezeptionsgeschichtlich wirkungslosen Erfolg hatte Frege im Fall von Husserl. Dessen Philosophie der Arithmetik (1891) war noch ganz im Zeitgeist des Psychologismus verfasst und wurde von Frege 1894 in aller gebotenen argumentativen Ausführlichkeit besprochen. Im Ganzen kommt er zu dem Ergebnis: „Beim Lesen dieses Werkes habe ich den Umfang der Verwüstungen ermessen können, die der Einbruch der Psychologie in die Logik angerichtet hat, und ich habe es hier für meine Aufgabe gehalten, den Schaden recht ans Licht zu stellen. Die Fehler, die ich geglaubt habe aufzeigen zu müssen, fallen weniger dem Verfasser zur Last, als einer weitverbreiteten philosophischen Krankheit" (Hus, 192). Es war unter anderem diese sachliche Rezension, die Husserl zum Umdenken bewogen haben muss. So treffen wir im ersten Band der eminent einflussreichen Logischen Untersuchungen (1900) auf einen Philosophen, der nun leidenschaftlich gegen den Psychologismus argumentiert (SS 17ff.). Husserl avancierte mit dieser Kritik zum prominentesten Widersacher des zeitgenössischen Naturalismus und galt aufgrund seines Renommees und Einflusses als dessen Überwinder. Bedauerlicherweise verweist er an keiner Stelle auf Frege. Im „Vorwort" lautet es lediglich: „Von einer nachträglichen Einfügung umfassender literarischer und kritischer Hinweise aufverwandte Forschungen mußte ich leider absehen"
Hannah Arendt über Martin Heidegger
"Fraglos, dass ich in Freiburg in eine Falle gegangen… bin. Fraglos aber ist auch, dass Martin, ob er es weiß oder nicht, in dieser Falle sitzt, in ihr zu Hause ist, sein Haus um die Falle herum gebaut hat; sodass man ihn nur besuchen kann, wenn man ihn in der Falle besucht, in die Falle geht. Also ging ich ihn in der Falle besuchen. Das Resultat ist, dass er nun wieder allein in seiner Falle sitzt“
Geschrieben 1952
Denktagebuch Seite 266
"Fraglos, dass ich in Freiburg in eine Falle gegangen… bin. Fraglos aber ist auch, dass Martin, ob er es weiß oder nicht, in dieser Falle sitzt, in ihr zu Hause ist, sein Haus um die Falle herum gebaut hat; sodass man ihn nur besuchen kann, wenn man ihn in der Falle besucht, in die Falle geht. Also ging ich ihn in der Falle besuchen. Das Resultat ist, dass er nun wieder allein in seiner Falle sitzt“
Geschrieben 1952
Denktagebuch Seite 266
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe
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