Welt: Warum Sex nicht dasselbe wie Gender ist

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Dia_Logos
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Mi 28. Mär 2018, 09:12

GRUNDKURS FEMINISMUS
Warum Sex nicht dasselbe wie Gender ist
Von Marlen Hobrack | Stand: 27.03.2018 | Lesedauer: 6 Minuten

Alle reden über Feminismus, Simone de Beauvor kennt sich aus. Sie hat den Unterschied zwischen biologischem und sozialem Geschlecht quasi erfunden. Bevor man ihre These ablehnt, sollte man sie kennen.

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Der Existenzialismus erlebt ein erstaunliches Comeback. Zuletzt lieferte Sarah Bakewells Geschichte „Das Café der Existenzialisten“ amüsante Einsichten in das Sein und Nichts und in Aprikosencocktails. Wirklich verwunderlich ist der Existenzialismus-Hype eigentlich nicht, passt diese höchst individualistische Form der Philosophie doch ideal in eine neoliberale Weltordnung. Zudem sehen schwarze Rollkragenpullover eben furchtbar stylish aus.

https://www.welt.de/kultur/literarische ... uvoir.html




Tosa Inu
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Mi 28. Mär 2018, 11:41

Zum einen finde ich Marlen Hobrack, die ich vom Freitag kenne, ziemlich klasse. Die Frau kann denken und schreiben.

Mit dem ganzen Gender Kram ist es ein kleines Drama (aber wirklich nur ein kleines), da ich prinzipiell Gender Studies für gut richtig und wichtig halte und diese weitaus besser sind, als ihr inzwischen ramponierter Ruf.

Die Grundthese ist einfach, dass es neben realen biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau noch eine die Biologie durchdringende soziale Komponente gibt. Diese sozialen Faktoren sind in vielerlei Hinsicht kräftiger und weitreichender als man meint, mitunter sogar das Zünglein an der Waage, sie stellen dann die Biologie sogar in den Schatten. Alles in allem wachsen beide Bereiche aber zusammen und es macht wenig Sinn, sie zu trennen, wir heute auch nicht mehr gemacht.

Die Betonung der Rolle von Geschlechterstereotypien ist richtig und wichtig, leider gibt es in der Tat den Hang die Genderstudies zu überziehen und die Bedeutung biologischer Gegebenheiten insgesamt zu leugnen und das führt die an sich schöne Forschung ad absurdum und wird ziemlich gaga.

Leider ist das wiederum eine Steilvorlage für Rechtspopulisten, die den größten Unsinn dann genüßlich zerfleddern, so dass es abermals eher eine Frage des politschen Lagers ist, ob man sich - ebenfall in schönster Stereotypie und Vorhersehbarkeit - pro oder contra Genderstudies positioniert.

Inwieweit man die rassistischen und sexistischen Aspekte des neulinken Feminismus und das sterile Besteck der Begriff wie cis-gegendert, aus denen die Entwertung bereits in der Definition trieft, da verorten will, darf jeder selbst entscheiden, nur ein Beispiel, ebenfalls aus dem Freitag: klick

Man schaue sich die Bildunterschrift an und frage sich, was los wäre, wenn man eine kackende Hündin, unter ein Plakat von Michelle Obama zeichnet, mit der Aufschift: "Weiblich, schwarz und voller Scheiße" Das süffisante (u.) neben dem Hund, ist eine Dehumanisierung.
Ich weiß nicht, ob die Autorin oder die Redaktion das zu verantworten hat, aber die Autorin ist im Stil Wiederholungtäterin (und ich hätte mir sowas verbeten, als Autor), einfach mal dort in die Suchmaschine hauen. Das sind Menschen mit denen ich nicht in einem Raum sein möchte und sie finden sich wahrscheinlich großartig.
Das ist der fiese, vereiterte Appendix dieser neulinken Gender-Feministen-Szene, Rassistinnen und Sexistinnen, offenbar von jedem Reflexionsvermögen befreit.

Aber insgesamt, ein gutes und wichtiges Gebiet, leider, wie so vieles, durch Politik verdorben.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Mi 28. Mär 2018, 16:47

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 28. Mär 2018, 11:41
Die Grundthese ist einfach, dass es neben realen biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau noch eine die Biologie durchdringende soziale Komponente gibt.
Ich finde den folgenden Punkt von großer Bedeutung:
Marlen Hobrack hat geschrieben : Heute ist diese Beteiligung des Subjekts an den Prozessen der Formung und Ausbildung geschlechtsspezifischen Verhaltens in den Gender Studies allgemeine Übereinkunft. Man spricht von „doing gender“. Der Begriff hebt den performativen Charakter von Geschlecht hervor.

Vermeintlich geschlechtstypisches Verhalten wird nicht einfach von außen aufgezwungen. Es findet eine aktive Aneignung bestimmter Eigenschaften durch das Individuum statt. Gerade das aber ermöglicht auch den Bruch mit Geschlechterrollen.




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