il n’y a pas de hors texte

Jacques Derrida war ein französischer Philosoph, der als Begründer und Hauptvertreter der Dekonstruktion gilt.
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Jörn Budesheim
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Fr 6. Apr 2018, 09:19

Am 24/10/2010 also vor fast acht Jahren habe ich zu dem Zitat mal eine ganz kurze Unterhaltung in einem Blog über Donald Davidson geführt. Drei der damaligen Blogger sind heute Mitglieder von DiaLogos: Alethos, Tarvoc und Bartleby.

Ich stelle die kurze Sequenz mal hier rein, wer weiß wohin es uns führt :-)
Jörn Budesheim hat geschrieben : il n’y a pas de hors texte

Eine berüchtigte Äußerung Derridas. Manchmal als Indiz für dessen Leugnung der echten Welt gedeutet, denn es gibt da ja anscheinend nichts außerhalb des Textes. Ich bin kein Derrida-Kenner und kann den Satz daher nicht in seinem Sinne deuten. Aber ich hab das Gefühl, er könnte auch für D.D. [=Donald davidson] und unseren Thread ein interessanter Slogan sein.

Und zwar in zwei Hinsichten.

Erstens in dieser Übersetzung: Die Welt ist nichts was außerhalb des Textes ist. Denn was unsere Geräusche oder Krickel bedeuten, das ist ganz direkt mit der Welt verbunden.

Zweitens in dieser Übersetzung: Bedeutung ist nichts was außerhalb des Textes ist: Es gibt keine zur Bedeutung hinzukommende Entität, ein Etwas Namens Bedeutung, es gibt die Geräusche und Krickel (und was es da sonst noch alles gibt – etwa die Pixel, die man hier sieht) Und das ist das, was uns zur Verfügung steht, wenn wir jemanden, der mit uns in der einen Welt lebt, verstehen wollen.
Tarvoc hat geschrieben : Die Sache ist die, dass einfach alles, was wir in einem Außerhalb des Textes verorten wollen könnten, sich (nach Derrida), sobald es auch nur gedacht wird, sofort wieder in den Text selbst einschreibt. Das ist Derridas antistrukturalistischer Punkt: Nicht die Struktur bzw. der Kontext rahmt den Text ein, sondern es ist umgekehrt der Kontext, der vom Text eingerahmt wird. Oder so hab‘ ich das jedenfalls immer verstanden.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Hi Tarvoc!

Das ist ein hilfreiche Erläuterung. Danke! Wobei mir klar war, das ich Derrida mit meiner freundlichen (oder feindlichen) Zitatübernahme nicht treffen würde, dafür weiß ich davon zu wenig.

Ich bin kein Derrida-Kenner und kann den Satz daher nicht in seinem Sinne deuten.

Ich hab mich sozusagen nur bei den Wörtchen „außerhalb“ und „Text“ aufgehalten, um zu sehen, was ich für mich da rausholen kann :-) Vielleicht keine gute Methode ..?

Ich muss erst ein wenig „in mich“ gehen, um zu sehen, wie ich auf deine Erklärung antworten kann. Als erstes springen mir dabei die Begriffe Text und Kon-Text ins Auge … womöglich etwas, was man nicht ohne weiteres trennen kann? Oder etwas für das man vielleicht keine Reihenfolge (erst dies dann das) finden kann.

Wenn man bei Text an Textur – also ein Gewebe denkt, dann kann man hier auch Davidson ins Spiel bringen können, denke ich. Seine Bedeutungstheorie ist ja holistisch, insofern ein Begriff, den jemand nutzt immer einerseits bestimmt wird durch den Ort im Gewebe (in der Struktur) des Idiolekt des Sprechers und andererseits stets relativ ist auf die „Umstände“ also Zeit und Ort der Aussage, wenn man diese Umstände den Kon-Text nennen will … wobei diese Herumstände eben keine „Sprache“ sind, sondern die Dinge der objektiven Welt. (Nach meinem bisherigen Verständnis und bestem Wissen und Gewissen :-)
Tarvoc hat geschrieben : Mir scheint es auch um das Thema Intertextualität zu gehen. Was Derrida auch sagen will, ist, dass die Beziehung des Textes zu anderen Texten wieder nur Text ist. Andererseits ist der Text aber auch nichts anderes als seine eigene Beziehung zu sich selbst. Das ist mit Différance gemeint, und deshalb ist die Bedeutung eines Textes auf ewig aufgeschoben, weil sie sich immer nur in seiner eigenen Verschiebung bzw. Wiederverschiebung artikuliert.




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Alethos
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Fr 6. Apr 2018, 15:48

Ich erinnere mich nur noch vage dran, aber dennoch ein schöner Anküpfungspunkt für eine etwaige Diskussion.



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