Wer ist Sarah Kofman

Jacques Derrida war ein französischer Philosoph, der als Begründer und Hauptvertreter der Dekonstruktion gilt.
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Joachim
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Sa 28. Apr 2018, 19:04

Da werde ich jetzt richtig neidisch ;-) Vor allem, um ein gut sortiertes Antiquariat zu finden muss ich entweder im Internet suchen oder mit der Bahn von Pforzheim nach Karlsruhe fahren...

Viel Spaß beim Lesen,

Joachim



"Under the most diverse conditions and disparate circumstances, we watch the development of the same phenomena - homelessness on an unprecedented scale, rootlessness to an unprecedented depth." Hannah Arendt

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Stefanie
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Sa 28. Apr 2018, 23:02

Also...das Buch hinterlässt so einige Fragen. Nicht dass es unverständlich geschrieben ist. Aber es wirklich so, dass an machen Stellen es schwer ist, zu erkennen, ist es eine Darlegung von Nietzsche oder ist es eine Darlegung von ihr selber.
Ich bin bei Nietzsche nur mit Grundlagen etwas vertraut. Mit Religionsphilosophie nicht wirklich vertraut. Diese Stellen muss ich wohl noch mal lesen.
Klar geworden ist, was doch die Schwester von Nietzsche und andere für einen Missbrauch mit den Texten ihres Bruders betrieben hat.

Nietzsche scheint bisweilen ein ganz schönes Ego gehabt zu haben.

Was ich noch nachlesen muss ist, ob Schopenhauer, wie in dem Buch angedeutet, antisemitisch eingestellt war.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Joachim
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So 29. Apr 2018, 14:21

Stefanie hat geschrieben :
Sa 28. Apr 2018, 23:02
Also...das Buch hinterlässt so einige Fragen. Nicht dass es unverständlich geschrieben ist. Aber es wirklich so, dass an machen Stellen es schwer ist, zu erkennen, ist es eine Darlegung von Nietzsche oder ist es eine Darlegung von ihr selber.
Ich glaube, das hat bei ihr System. Ich lese gerade "Erstickte Worte" von ihr, und da wirfst sie auch nur so mit Zitaten (von Maurice Blanchot) um sich. Irgendwie ist es bei ihr wohl so, dass sie einmal Zitate benutzt um ihre eigene Philosophie zu untermauern, dann wieder zitiert sie etwas, und untermauert dieses Zitat mit ihrer Philosophie. Ist also wohl so eine Art Kreislauf oder tatsächlich Dekonstruktion vom feinsten. In der Biographie von Karoline Feyertag steht auch etwas dazu. Ich suche mal die Stelle.

Joachim



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Stefanie
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So 29. Apr 2018, 21:49

Ein weiteres Puzzlestück zu Sarah Kofman:

http://altesblog.zeit.de/1989/31/fuer-j ... ettansicht



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Joachim
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So 29. Apr 2018, 22:57

Ich habe die Stelle gefunden, allerdings hatte ich den Zusammenhang falsch in Erinnerung. Auf S.124 der Biographie schreibt Karoline Feyertag in einer Fußnote, dass Sarah Kofman auch von einer "Zitatcollage" spricht, allerdings geht es dabei um den Begriff der "Identität" (eines Autors). Den von Karoline Feyertag in der Fußnote erwähnten und von ihr selbst verfassten Aufsatz findet man auf Academia.edu: www.academia.edu/25730588/Vom_Genre_der ... Biographie

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Friederike
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Mo 30. Apr 2018, 10:25

Joachim hat geschrieben :
So 29. Apr 2018, 22:57
Den von Karoline Feyertag in der Fußnote erwähnten und von ihr selbst verfassten Aufsatz findet man auf Academia.edu: www.academia.edu/25730588/Vom_Genre_der ... Biographie
Diesmal gelingt es mir nicht, den von Dir gemeinten Aufsatz ausfindig zu machen, @Joachim. Verlinkst Du ihn nochmal?!




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Joachim
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Mo 30. Apr 2018, 10:46

Seltsam, ich benutze immer "Link einfügen" und dann kommt so was komisches dabei raus :? Ah, das Forum fügt vor der eigentlichen URL des Links "https://dialogos-philosophie.de" ein und dann kommt die eigentliche Adresse des Links. Sehe ich jetzt gerade in der Vorschau.

Wie auch immer, hier ist der Link: www.academia.edu/25730588/Vom_Genre_der ... Biographie

Joachim



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Friederike
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Mo 30. Apr 2018, 11:26

Danke für das Lesefutter!




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Friederike
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Mi 2. Mai 2018, 14:20

Joachim hat geschrieben :
So 29. Apr 2018, 22:57
Ich habe die Stelle gefunden, allerdings hatte ich den Zusammenhang falsch in Erinnerung. Auf S.124 der Biographie schreibt Karoline Feyertag in einer Fußnote, dass Sarah Kofman auch von einer "Zitatcollage" spricht, allerdings geht es dabei um den Begriff der "Identität" (eines Autors). Den von Karoline Feyertag in der Fußnote erwähnten und von ihr selbst verfassten Aufsatz findet man auf Academia.edu:
Aus dem Aufsatz von Feyertag, "Vom Genre der Biographie", zitiere ich S. 229f. (die Seitenangaben finden sich oben links. Dies nur, weil der zitierte Abschnitt bei mir beim Aufrufen des Aufsatzes S. 3 oder 4 ist).
K.F. hat geschrieben : Das metaphysische Geschlecht der Philosophie

Die Frage ,Wer bin ich?‘ beschäftigt Philosophen ebenso wie alle anderen Menschen. Trotzdem können wir davon ausgehen, dass die Frage in ihrer Verallgemeinerung ,Was ist der Mensch?‘ eine spezifisch philosophische Frage ist. Die metaphysische Philosophie beantwortet die Frage traditionell in Zusammenhang mit einem abstrakten, scheinbar geschlechtslosen ,Wesen‘ bzw. einer solchen ,Seele‘ des Menschen. Kofman wollte auf diese philosophische Frage keine andere als die postmoderne und zutiefst antimetaphysische Antwort geben, Identität sei nichts als eine Collage von Zitaten: „Ich weiß nicht, wer ich bin, vielleicht bin ich nichts, vielleicht rührt mein Wunsch, mich mit verschiedenen Autoren zu identifizieren, daher.“ Etwas Eigenes oder, wie es der späte Foucault nennt, ein ,Selbst‘ tritt dennoch in dieser Aussage zutage, da sich Kofman in der sokratischen Pose der Selbst-Verleugnung immer noch des Personalpronomens ,Ich‘ bedienen muss. Das linguistische Subjekt, Kofmans Ich, äußert zumindest das Begehren, sich mit „verschiedenen Autoren“ zu „identifizieren“. Welche Autoren Kofman auswählt, hängt zuletzt von ihrem ,Selbst‘ ab. Es muss ein Verhältnis zwischen Subjektivierung und Selbst angenommen werden, um überhaupt einen Begriff von Identität entwickeln und die Differenz von Selbst und Anderen erfahren zu können.
Dieses schon in irgendeiner Weise immer vorauszusetzende "Selbst" ist möglicherweise das, was Du @'Stefanie', die "Philosophie" von Kofman genannt hast (die sie durch Zitate anderer Autoren stützt, sinngemäß). Bemerkenswert finde ich die Beobachtung von Feyertag, daß man aus dem Circel von Subjektgewordensein (aufgrund von "Subjektivierungsdiskursen", Feyertags Ausdruck) Selbst und Identität, der sich im Gebrauch des Wortes "ich" zeigt, nicht rauskommt. Womit ich noch nicht klar bin, das ist der Unterschied zwischen Selbst und Subjektivierung. Das betrifft also den letzten Satz. Vielleicht habt Ihr eine Idee?




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Friederike
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Mi 2. Mai 2018, 18:26

Ich möchte noch einen weiteren Abschnitt zitieren, in dem die besondere Schrebweise von Kofman unter inhaltlichem Aspekt thematisiert wird (Feyertag, "Vom Genre der Biographie"):
K.F. hat geschrieben : Hybride Texte versus institutionelle Hybris

Im Grunde ist jeder Text ,hybrid‘. Weder reproduzieren sich Texte selbst, noch erfindet jeder Autor die Sprache neu. Insofern steht jeder Text auf der Schwelle zwischen Subjektivität und Objektivität, zwischen Selbstüberschätzung und Selbstverlust, zwischen „eigenen Bildern und fremden Sätzen“. Am deutlichsten wird diese grundlegende Hybridität vielleicht an der Auto/biographie. Der Schrägstrich verweist darauf, dass es sich bei der ,Selbstschreibung‘ immer auch zugleich um eine ,Fremdschreibung‘ handelt, dass eine Auto/biographie das eigene Leben und das Leben anderer wie auch das eigene Leben als anderes und das Leben anderer als eigenes zu beschreiben versucht.
Kofmann ist wohl die einzige Philosophin (Philosophen sind mitgemeint), die eine Autobiographie als philosophischen Text veröffentlicht hat. Und natürlich auch das Genre der "Collage", die ebenso wie die Autobiographie nicht zu den Textgattungen gehört, die Philosophen zur Darlegung ihrer Gedanken wählen.




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Stefanie
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Sa 5. Mai 2018, 19:53

Und weitere Infos über Sarah Kofman.

https://derstandard.at/2000008136024/Sa ... -zu-halten

Den Menschen beizubringen, Wort zu halten. Das liest sich so schön.
Sie scheint wie Arendt, davon ausgehen, dass der Mensch, die Fähigkeit hat, jedesmal neu anzufangen. Sie sieht in im Versprechen, in der Fähigkeit, Wort zu halten den Gegenpol zur Fähigkeit, zu töten. Das Wort halten, blockiere die Fähigkeit zu töten.
Der Artikel kann das besser beschreiben.



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Joachim
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Sa 5. Mai 2018, 20:57

Stefanie hat geschrieben :
Sa 5. Mai 2018, 19:53
Und weitere Infos über Sarah Kofman.

https://derstandard.at/2000008136024/Sa ... -zu-halten

Den Menschen beizubringen, Wort zu halten. Das liest sich so schön.
Sie scheint wie Arendt, davon ausgehen, dass der Mensch, die Fähigkeit hat, jedesmal neu anzufangen. Sie sieht in im Versprechen, in der Fähigkeit, Wort zu halten den Gegenpol zur Fähigkeit, zu töten. Das Wort halten, blockiere die Fähigkeit zu töten.
Der Artikel kann das besser beschreiben.
Ich denke auch, dass der Mensch tatsächlich die Fähigkeit hat, jedesmal neu anzufangen. Nur ob er es auch tut, das ist die Frage. In gewisser Hinsicht scheint mir da Sarah Kofman etwas naiv zu sein. Und Arendt die realistischere von beiden. Ich glaube nicht, dass ein Eichmann, der die Fähigkeit zu urteilen verloren hat (so in der Ansicht von Hannah Arendt) neu anfangen würde. Warum auch? Er hat ja nach eigener Aussage alles richtig gemacht.

Joachim



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Stefanie
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Mo 25. Jun 2018, 20:26

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 23. Apr 2018, 06:08
Ich meine zwar den Namen schon mal gehört zu haben, verbinde damit aber leider fast gar nichts.

Bild

Hier gibt es eine Rezension ihrer eigenen "Biografie" Rue Ordener, Rue Labat: Autobiographisches Fragment - sehr bewegend > http://www.zeit.de/1995/08/Der_Tod_ist_ ... ls_der_Tod
Ich habe mir die Biographie gekauft und gelesen. Es war kein Problem, dieses Buch über eine Buchhandlung zu bestellen. Taschenbuchausgabe. Knapp 90 Seiten.

Auf der Rückseite des Buches steht u.a.:
... (es) ist ein Requiem auf ein zerissenes Leben, das Protokoll einer im Überleben verlorenen Kindheit, das insistierende Dokument einer Wunde, die der Preis der Rettung war.

Diese Beschreibung beschreibt den Inhalt und das Leben in Kindheit und Jugend sehr gut.

Einen längeren Hinweis auf die Verknüpfung ihrer Kindheit mit ihrem philosophisch Werk gibt sie, als sie wie quasi aus dem Nichts ein Hinweis zu dem Bild gibt, dass sie für ihr erstes Buch - die Kindheit der Kunst - ausgewählt hat:
Leonardo da Vinci siehe Link, und dazu einen Text von Freud zu diesem Bild.

https://goo.gl/images/h6sRGt

Den Text von Freud tippe ich jetzt nicht ab, sondern verweise auf Wikipedia

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anna_se ... mund_Freud



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