Wie viele verschiedene Formen von "weil" gibt es?

Argumente gehören zum Kernbestand der Philosophie. Die Argumentationstheorie ist derjenige Bereich Philosophie, der sich mit der Form und dem Gebrauch von Argumenten befasst.
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Jörn Budesheim
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Do 8. Feb 2024, 18:00

Quk hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 17:30
Du springst vom Grund direkt zur vollendeten Handlung.
Wenn nach dem Grund gefragt wird, und der Grund angegeben wird, dann wird nichts übersprungen.




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Stefanie
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Do 8. Feb 2024, 18:13

Na ja ich bin davon ausgegangen, dass das klar ist, wer krank ist mit einem Virus schnief hust bleibt zu Hause. Das nächste Mal ist sie dann an den Masern erkrankt.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Stefanie
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Do 8. Feb 2024, 18:14

Apropos krank, wie geht es denn den erkrankten Herren?



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Jörn Budesheim
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Do 8. Feb 2024, 18:18

Stefanie hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:13
Na ja ich bin davon ausgegangen, dass das klar ist, wer krank ist mit einem Virus schnief hust bleibt zu Hause. Das nächste Mal ist sie dann an den Masern erkrankt.
Aber das ist halt der entscheidende Unterschied. Wird das, was sie tut einfach "ausgelöst" oder orientiert sie sich an Gründen. Im ersten Fall entscheidet einfach die Wirklichkeit, wie es weitergeht und im zweiten Fall sie selbst auf Basis der Umstände.




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Jörn Budesheim
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Do 8. Feb 2024, 18:19

Stefanie hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:14
Apropos krank, wie geht es denn den erkrankten Herren?
Leider noch nicht wieder wirklich gesund, aber etwas besser.




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Quk
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Do 8. Feb 2024, 18:22

Einen Grund für eine Handlung anzugeben, ist gedanklich und sprachlich ein Alltagsbrauch. Philosophisch betrachtet halte ich das aber für eine unzulässige Abkürzung :-)

Sortieren wir die Satzstücke doch mal ganz genau. Dann sehen wir dieses Prinzip:

"Auf Grund eines Gewitters wurde die Straße nass."

"Auf Grund ansteckender Viren ging Elke ins Bett."

Ich meine, das ist Alltagssprache, bestenfalls Reportersprache in einer Lokalzeitung. Grundverhältnis und Ursachenverhältnis stehen hier durcheinander.




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Quk
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Do 8. Feb 2024, 18:36

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:18
Stefanie hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:13
Na ja ich bin davon ausgegangen, dass das klar ist, wer krank ist mit einem Virus schnief hust bleibt zu Hause. Das nächste Mal ist sie dann an den Masern erkrankt.
Aber das ist halt der entscheidende Unterschied. Wird das, was sie tut einfach "ausgelöst" oder orientiert sie sich an Gründen. Im ersten Fall entscheidet einfach die Wirklichkeit, wie es weitergeht und im zweiten Fall sie selbst auf Basis der Umstände.
Ihre Orientierung an Gründen bleibt ja erhalten, nach meiner Kausal-These.

Außerdem ist Ihre Orientierung an Gründen ebenfalls eine Wirklichkeit. Ihre Orientierung ist ja nicht unwirklich. Elke ist wirklich.




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Stefanie
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Do 8. Feb 2024, 18:47

Kausalität ist doch der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Ursache hier der Virus. Wirkung krank. Krank im Bett bewirkt keine Party. Kausalität.
Wenn ich das Beispiel dahingehend ändere, dass sie trotzdem, obwohl krank, zur Party geht, ist die Kausalität von Virus und krank doch nicht weg. Die besteht doch weiterhin. Nehmen wir an, sie geht auf die Party, weil es lecker Essen gibt, sie nicht kochen muss wenn sie krank ist und weil sie es versprochen hat zu kommen.
Dann ist das ein Mix aus Kausalität und Grund. Oder?



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Jörn Budesheim
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Do 8. Feb 2024, 18:48

Kleine Fabel, Franz Kafka

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

Wenn man hier fragt, warum die Maus einfach auf die Falle zuläuft, wonach fragt man da? Ich würde sagen, nach einer Auslegung der Fabel. Auch hier hat man eine Warum-Frage. Aber, in der Regel wird man jedoch nicht mit einem einfachen "weil" rechnen dürfen. Wie könnte man das in die Liste vom ersten Beitrag einordnen? Gült es einfach in die Kategorie Ästhetik/Gründe? Und ist der Ausdruck "Gründe" hier überhaupt am Platze?




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Jörn Budesheim
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Do 8. Feb 2024, 19:02

Stefanie hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:47
Dann ist das ein Mix aus Kausalität und Grund. Oder?
Nein kein Mix, meiner Ansicht nach so:

Kausalität heißt im Beispiel: Virus > krank > ansteckend
Ein Grund hingegen ist etwas normatives, das ist der entscheidende Unterschied. Der Grund, der die Handlung leitete, sieht so aus: "Die Tatsache, dass ich durch den Virus krank und ansteckend wurde, spricht dafür nicht auf die Party zu gehen, weil ich sonst die anderen anstecke." Und wenn man sie nach dem Grund fragt, warum sie nicht auf die Party gegangen ist, dann kann der Hinweis auf die Krankheit als Antwort ausreichen.

Die Tatsachen werden damit nicht geleugnet unter den Teppich geschoben oder sonst irgendwas. Stattdessen fragt man, wofür diese Tatsachen im vorliegenden Fall sprechen.




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Stefanie
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Do 8. Feb 2024, 19:06

In der Abwandlung ist sie auf die Party gegangen.
?



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Do 8. Feb 2024, 19:08

Okay. Worauf willst du mit dieser Abwandlung hinaus? Wofür oder wogegen möchtest du damit argumentieren?




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Quk hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:22
Philosophisch betrachtet halte ich das aber für eine unzulässige Abkürzung
Und ich denke das Gegenteil. Wenn man nach den Gründen fragt und die Gründe erfährt, dann hat man das erfahren, was man wissen wollte.

Die Klärung dieser Frage ist für diesen Faden eigentlich auch nicht erheblich, weil ich ja nach etwas ganz anderem Frage, nach der Vielfalt der "Weils".




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Stefanie
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Do 8. Feb 2024, 19:17

Na die Kausalität von Virus und krank ist ja weiterhin vorhanden. Auf die Party ist sie gegangen, weil sie es versprochen hat und es Essen gibt und sie nicht kochen muss. In einem Sachverhalt gibt es Kausalität und Grund.
Das wollte ich zeigen.


Im Strafrecht wäre übrigens alles kausal. Da geht man hin und fragt, welchen Bestandteil (meist allerdings eine Handlung) muss ich mir wegdenken, damit diese Kette reißt. Ohne Virus passiert das alles nicht.



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Do 8. Feb 2024, 19:29

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 19:02
Der Grund, der die Handlung leitete ...
Kann ein Grund etwas tun? Kann er leiten? Ich denke nicht. Elke war die Leiterin, denn sie ist ein lebendiges Wesen. Sie leitet ihre Geschichte in der Zeit.

Elke orientiert sich an Gründen, ja. Elke tut das. Das Orientieren ist ein kausaler Prozess, in meinen Augen.




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Jörn Budesheim
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Stefanie hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 19:17
Na die Kausalität von Virus und krank ist ja weiterhin vorhanden. Auf die Party ist sie gegangen, weil sie es versprochen hat und es Essen gibt und sie nicht kochen muss. In einem Sachverhalt gibt es Kausalität und Grund.
Das wollte ich zeigen.


Im Strafrecht wäre übrigens alles kausal. Da geht man hin und fragt, welchen Bestandteil (meist allerdings eine Handlung) muss ich mir wegdenken, damit diese Kette reißt. Ohne Virus passiert das alles nicht.
Die Existenz des Virus leugne ich an keiner Stelle, gerade im Text zuvor habe ich noch mal deutlich darauf hingewiesen. Nur wie du gerade selbst zeigst, kann der Virus allein offenbar nicht erklären, was passiert ist, denn dem einen Fall geht sie hin und im anderen nicht. Im einen Fall hat sie sich entschlossen, der Vernunft zu folgen und im anderen hatte sie bestimmte Motive (Essen ...).

Sie ist ansteckend und das spricht dafür, nicht zur Party zu gehen, dennoch kann sie es natürlich tun. Anders als Ursachen erzwingen Gründe eben keine Handlung. Ich verstehe nicht, was an diesem Zusammenhang so weltbewegen kompliziert ist, das ist doch alltäglich.




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Quk hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 19:29
Das Orientieren ist ein kausaler Prozess, in meinen Augen.
Das ist dir unbenommen, es ist nicht nur nicht das Thema dieses Fadens. Und ich will den anderen Faden nicht fortführen.




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 12:24
  • Das Porträt muss noch etwas bearbeitet werden, weil das Bild sonst nicht harmonisch ist. (Grund/Ästhetik)
Dort steht ziemlich unmissverständlich, dass auch die Kunst ihre rationalen Momente hat. Ist das nicht abwegig?




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Jörn Budesheim
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Feb 2024, 18:48
Kleine Fabel, Franz Kafka

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

Wenn man hier fragt, warum die Maus einfach auf die Falle zuläuft, wonach fragt man da? Ich würde sagen, nach einer Auslegung der Fabel. Auch hier hat man eine Warum-Frage. Aber, in der Regel wird man jedoch nicht mit einem einfachen "weil" rechnen dürfen. Wie könnte man das in die Liste vom ersten Beitrag einordnen? Gült es einfach in die Kategorie Ästhetik/Gründe? Und ist der Ausdruck "Gründe" hier überhaupt am Platze?
Ich würde wirklich viel lieber über solche Dinge sprechen als über Viren und Muskeln.




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Quk
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Do 8. Feb 2024, 20:34

Warum? [sic]




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