Fehlerhafte Argumente? (Diskussion)

Argumente gehören zum Kernbestand der Philosophie. Die Argumentationstheorie ist derjenige Bereich Philosophie, der sich mit der Form und dem Gebrauch von Argumenten befasst.
scilla
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So 24. Jun 2018, 10:29

das
argumentum ad hominem
Argument gegen die Person
ist nicht zwingend ein fehlerhaftes Argument,
denn im Falle von fühlen, denken, handeln (in dieser Reihenfolge)
sind Denken und Sein dasselbe

wenn bspw. ein Politiker vorgibt,
nach 20 Jahren endlich auf den Trichter gekommen zu sein,
stellt sich die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit

das Abwürgen der ad personam-Argumente soll dann meist nur verhindern,
daß andere Menschen über die mögliche Erkenntnis des Politikers nachdenken

passt ein ad personam Beitrag nicht zu Sache,
geht er auch ohne Zensur unter




scilla
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So 24. Jun 2018, 10:50

der Einwurf gegen das
argumentum ad temperantiam
(Argument an die Mäßigung)
ist ebenfalls problematisch,
weil die Mäßigung in der Antike eine Tugend war
Als die vier klassischen Grundtugenden (seit dem Mittelalter: Kardinaltugenden) gelten Klugheit oder Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tugend
im Katechismus steht daher
1809 Die Mäßigung ist jene sittliche Tugend, welche die Neigung zu verschiedenen Vergnügungen zügelt und im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten läßt. Sie sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und läßt die Begierden die Grenzen des Ehrbaren nicht überschreiten. Der maßvolle Mensch richtet sein sinnliches Strebe vermögen auf das Gute, bewahrt ein gesundes Unterscheidungsvermögen und richtet sich nach dem Wort: „Folg nicht deinem Herzen und deinen Augen, um nach dem Begehren deiner Seele zu leben" (Sir 5,2) [Vgl. Sir 37,27-31]. Die Tugend des Maßhaltens wird im Alten Testament oft gelobt: „FoIg nicht deinen Begierden, von deinen Gelüsten halte dich fern!" (Sir 18,30). Im Neuen Testament wird sie „Besonnenheit" oder „Nüchternheit" genannt. Wir sollen „besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben" (Tit 2,12).

http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P6B.HTM
wenn also jemand behauptet
dass der Mittelweg zwischen zwei Behauptungen immer richtig ist

https://homepage.univie.ac.at/albert.bo ... umente.pdf
dann wird das nur im Falle von Blödheit oder von ideologischer Inanspruchnahme der politischen Mitte zum Problem




scilla
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So 24. Jun 2018, 11:19

der Einwurf gegen das
argumentum ad verecundiam
(Argument an die Ehrfurcht)
ist berechtigt,
wenn sich dieser gegen unkritische Hörigkeit richtet,
aber ungerechtfertigt,
wenn dadurch religiöse Ehrfurcht diskriminiert werden soll

zudem ist es so,
daß Menschen, auf die man sich beruft
und in deren Tradition man sich sieht,
nicht einszueins auf einen selbst zutreffen

die Ehrfurcht ist also meist nicht so streng gemeint,
als daß man sie ahnden müsste
Zuletzt geändert von scilla am So 24. Jun 2018, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.




scilla
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So 24. Jun 2018, 11:40

beim definitorischen Rückzug
ist es wichtig, daß man diesen erkennt,
(weil sich dadurch die vorgebrachte These verändert)
aber der Rückzugsort muss deshalb nicht falsch sein

richtig hinterlistig sind jedoch diejenigen,
die ohne öffentliche Worte (ohne demokratische Legitimation)
Fakten schaffen,
um dann, wenn ihnen die Entwicklung entglitten ist,
zu behaupten,
daß sie für die entstandenen Schäden keine Verantwortung tragen

wenn dann noch die Opposition sprachlos bleibt,
(weil ja ad personam-Argumente verboten sind und die Ehrfurcht vor den Dingen keine Kategorie darstellt)
sitzen die Betreffenden ihr Schandtaten aus
und schüchtern dadurch viele Gegner ein
(was ihre eigene Macht noch unangreifbarer macht)




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scilla hat geschrieben :
So 24. Jun 2018, 10:29
wenn bspw. ein Politiker vorgibt,
nach 20 Jahren endlich auf den Trichter gekommen zu sein,
stellt sich die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit
Gerade bei Politikern kann man sehr gut sachlich argumentieren ohne die Person menschlich zu attackieren.
Ich kann Fehlverhalten ansprechen und Lügen enttarnen ohne ad personam "Kritik" zu üben.

Eine Aussage wie "der ist doch einfach zu blöd für sein Amt" ist unglaubwürdiger als das Ziel der eigentlichen Kritik,
weil es genau eins nicht besitzt: ein nachvollziehbares Argument.




scilla
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Mo 25. Jun 2018, 19:51

Ottington hat geschrieben :
Mo 25. Jun 2018, 07:38
scilla hat geschrieben :
So 24. Jun 2018, 10:29
wenn bspw. ein Politiker vorgibt,
nach 20 Jahren endlich auf den Trichter gekommen zu sein,
stellt sich die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit
Gerade bei Politikern kann man sehr gut sachlich argumentieren ohne die Person menschlich zu attackieren.
gerade politische Parteien machen ad personam Werbung
gerade die Spitzenpolitiker tyrannisieren ihre eigene Partei

bei den Parteitagen brüllen die Chefs wie in einem Bierzelt
ich habe dort (im Fernsehen) noch nie eine sachliche, rruhige, differenzierende Rede gesehen

der Parteivorstand versucht statt dessen jedesmal im Hauruckverfahren Positionen durchzubringen,
die eigentlich gar nicht zur Partei passen
und falls es Rebellen gibt,
wird mit Rücktritt (ein ad personam gegen sich selbst) gedroht
(inzwischen scheinen mir selbst die Rebellen inszeniert zu sein,
denn auch die Rebellen argumentieren nicht sachlich, ruhig, differenzierend)

die Parteien dürften bald (im Sinne der Diskussion, im Sinne der Demokratie) verboten werden,
weil es sich faktisch nur noch um Personengruppen handelt,
die auf Machtpositionen zwecks Schmiergeld aus sind,
konkret aber in der Umsetzung der geographischen Erfordernisse für das Hoheitsgebiet versagen

ein Versager ist ein Versager




scilla
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Di 26. Jun 2018, 14:23

scilla hat geschrieben :
So 24. Jun 2018, 10:29

wenn bspw. ein Politiker vorgibt,
nach 20 Jahren endlich auf den Trichter gekommen zu sein,
stellt sich die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit

das Abwürgen der ad personam-Argumente soll dann meist nur verhindern,
daß andere Menschen über die mögliche Erkenntnis des Politikers nachdenken
wenn ein Politike r glaubhaft sein wollte,
so müsste er sich hin und wieder selbst beschimpfen

'Mein Gott, war ich damals ein eingebildeter Depp!
Es tut mir furchtbar leid für meinen Aussetzer,
aber es ist meiner Erachtens noch nicht zu spät,
denn wir wollen ... konkret umsetzen
usw.'

falls der Politiker das nicht tut,
so ist es für alle anderen angebracht,
die Beschimpfung entsprechend zu tätigen

'Du Politiker, Du bist so doof,
Du blickst immer noch nicht, was Du angerichtet hat,
und dies, obwohl es von unserer Seite sachliche Analysen und Vorschläge in Hülle und Fülle gibt'




Timelaios
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Do 8. Okt 2020, 09:12

Charybdos versprach Ihr, die Ilias auszuleihen. ;)




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