Markus Gabriel im Gespräch mit Wolfram Eilenberger

Es gibt im Netz zahllose spannende Interviews mit Philosophen aller Couleur. Hier ist der Ort sie zu diskutieren.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 15. Jan 2021, 07:50

Ein Beispiel: Die sieben gehört in die Reihe der natürlichen Zahlen. Sie gehört auch in das Ensemble der symbolisch aufgeladenen Zahlen ... Das sind Bereiche, in die diese Zahl "hinein passt", weil sie zu deren Ordnung gehört, deren Ordnung sie mit den anderen Elementen konstituiert. Aber was könnte es heißen, dass die sieben in mir als Subjekt ist? Ich kann zwar den Gedanken, dass 7 + 5 = 12 ist, erfassen, aber das heißt nach meiner Vorstellung nicht, dass diese Addition irgendeiner Art und Weise in mir ist, so wie ein Stein nicht in mir ist, wenn ich ihn (er)fasse.

Meines Erachtens sind Gedanken abstrakte Gebilde, die wir im Denken erfassen können. Der Vorgang des Denkens ist durchaus körperlich. Daher ist der Begriff Gedanke in einer gewissen Hinsicht mehrdeutig: er kann sich einerseits auf den Vorgang beziehen, und andererseits jenes abstrakte Gebilde meinen.




Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 10:42

Bertrand Russell hat geschrieben : people have supposed that what does not exist is nothing. Seeing that numbers, relations, and many other objects of thought, do not exist outside the mind, they have supposed that the thoughts in which we think of these entities actually create their own objects. Every one except a philosopher can see the difference between a post and my idea of a post, but few see the difference between the number 2 and my idea of the number 2. PoM, 451)
Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen dem Tun des Denkens als einem Vorgang des Auffindens und Habens von gedanklichen Gegenständen und den Gegenständen dieses Denkens als den Inhalten des Denkens: Beides zusammen nennen wir Gedanken.
„Ich habe einen Gedanken“ heisst soviel wie: Ich denke diesen Gegenstand meines Denkens.

Russell nennt „Gegenstand des Denkens“ Term. Nach ihm sind sie gedankenunabhängig, weil sie vorkommen durch sich selbst. Wenn wir an sie denken, entstehen sie nicht durch das Denken, sondern sie werden durch das Denken erfasst in ihrer abstrakten Wirklichkeit. Denn nicht ist die Zahl 2 ein Produkt des Denkens, sondern eine wirkliche Abstraktion von Mengen. Es gibt die Zwei nicht, weil ich denke, sondern weil sich Klassen bilden lassen mit der Menge „zwei Gegenstände“. Diese Mengen enstehen nicht durchs Denken oder im Denken, auch wenn sie nur durch Denken überhaupt als Zusammengefasste gedacht werden können. Zwei Einzelne zusammen in einer Menge als in ihr zusammengefasst erkennen zu können, ist Leistung des Denkens. Dass sie aber zusammengefasst sind als Einzelne in der Zweier-Menge und damit die abstrahierte Wirklichkeit der „2“ bilden, das geschieht ohne Zutun des Denkens.

Was aber für die abstrahierte Wirklichkeit der Zwei gilt, gilt für alle Gegenstände des Denkens: Alle Inhalte von Gedanken sind gedankenunabhängig, wenn auch der Gedanke selbst nicht zu haben ist ohne das Denken.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 11:03

Demnach ist „A gibt es nicht“ notwendigerweise ein falscher Gedanke. Sobald ich nämlich denke, dass A nicht existiert, muss A existieren als Inhalt meines Gedankens. A ist Gegenstand einer (gedanklichen) Präposition - meinem Gedanken - weshalb diesem A notwenigerweise Existenz zukommen muss in diesem Gedanken an A.

In dieser Präposition ist A wirklich, aber es gibt keine Präpostion, in der A vorkommt, in der A nicht wirklich wäre. Deshalb überhaupt kann es wahr oder falsche Präpositionen mit A geben: weil A wirklich ist (=A unmöglich keine Existenz zukommt).

Das bedeutet nun gerade nicht, dass A durch den Gedanken entsteht, denn es gibt ja auch falsche Gedanken über A. A existiert gedankenunabhängig im Gedanken an A. Sowohl der wahre wie der falsche Gedanke über A handelt von einem A, das Wirklichkeit hat nicht durch das Denken an A, sondern durch sich selbst im Denken an A.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 13:41

Ein Denken ohne Gegenstand ist kein Gedanke. Wenn wir sagen, dass wir an Einhörner denken, dann meinen wir damit, dass wir an einen Gegenstand mit Namen Einhorn denken. Der Gedanke handelt von einem Einhorn. Es gibt den Gedanken an Einhörner nicht ohne Einhorn.
Die Frage ist: Gilt dasselbe für das Einhorn, dass er nicht existiert ohne den Gedanken an ihn?

Das müssen wir verneinen: Ein Einhorn zeigt sich uns als aus zwei Begriffen zusammengesetzter Begriff und zwar aus den Begriffen: „Einhörnig“ und „Pferd“. Es gibt sowohl den Begriff des einzahligen Horns als auch des Pferds. Es gibt demnach eine objektive Menge, die die Begriffe „einhörnig“ und „Pferd“ zusammenfasst, und einhörniges Pferd heisst, was unserem Begriff des Einhorns entspricht. Das „Einhorn“ bildet sich demnach aus der realen Schnittmenge dieser zwei (und vielleicht weiterer) Begriffe, und gibt einem Gedanken, einer Vorstellung oder einer Märchengeschichte das Objekt des „Einhorns“. Davon handelt der Gedanke an Einhörner. Er existiert als Gedanke an Einhörner durch letztere.

Das Einhorn existiert aber nicht durch meine gedankliche Verknüpfung dieser Begriffe zu einem neuen Begriff: Sowohl die Verknüpfbarkeit dieser Begriffe zu einem neuen Objekt als auch die Verknüpftheit dieser Begriffe selbst sind nicht Folge meines Denkens, sondern aussergedanklicher Gegebenheit dieser Begriffe.

Ich kann wohl diese Begriffe qua Phantasie gedanklich neu zusammensetzen, ich kann kreativ sein, ich kann einer phantastischen Figur Wirklichkeit geben. Aber diese Wirklichkeit ist ihre Wirklichkeit, nicht die durch mich ersinnte. Sowenig das durch mich geschmiedete Hufeisen seine Wirklichkeit durch mich hat oder das Haus, indem ich wohne, Haus ist, weil ich es baute, sowenig ist das durch mich ersinnte Einhorn weniger objektiv durch die Tatsache, dass ich es erdachte. „Etwas“ denken resp. etwas erdenken und dieses „Etwas“ sind zwei verschiedene Dinge. Das Einhorn ist ein Objekt, ein Etwas, und als solches hat es selbständige Wirklichkeit.

Das gilt sogar für logisch unmögliche Gegenstände wie „runde Quadrate“: Es gibt sie wirklich und es gibt sie wirklich objektiv.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 17. Jan 2021, 14:04

Ich bin mit dem meisten, was du da schreibst einverstanden. aber ich glaube nicht, dass man logisch unmögliche Gegenstände denken kann, man kann zwar das runde Quadrat sagen, aber man kann es nicht denken, schätze ich. Schwer zu sagen :)




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 14:18

Alethos hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 11:03
Demnach ist „A gibt es nicht“ notwendigerweise ein falscher Gedanke. Sobald ich nämlich denke, dass A nicht existiert, muss A existieren als Inhalt meines Gedankens.
Das funktioniert mMn nur so lange, wie A nicht selbst ein Denkvorgang ist.
Was ist aber mit dem Denkvorgang selbst, also wenn das Denken über sich selbst nachdenkt?

Sowas: Den Denkvorgang an ein noch nie gedachtes A gibt es nicht.

Jetzt gib es natürlich den Denkvorgang (C) über einen Denkvorgang (B) an ein noch nie gedachtes A.
C gibt es in dem Moment in dem ich C denke.
Aber gibt es deshalb auch den gedanklichen Inhalt B, also einen Denkvorgang an ein noch nie gedachtes A?
Den gäbe es ja erst, wenn an ein vorher noch nie gedachtes A gedacht wird.

Ich würde, Euren Ausführungen folgend, meinen C gibt es (in dem Moment in dem C gedacht wird), wohingegen wir nicht wissen können ob es B gibt.
Denn wer kennt schon alle Denkvorgänge? Zudem wird ja gerade über einen noch nicht getätigten Denkvorgang (B) nachgedacht.

Wenn wir aber nicht wissen können ob es den Denkvorgang B gibt, dann kann doch die Aussage
"A gibt es nicht" ist notwendigerweise falsch.
nicht korrekt sein, weil A hier selbst ein Denkvorgang ist, von dem wir nicht wissen können ob es ihn gibt.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 15:14

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 14:04
Ich bin mit dem meisten, was du da schreibst einverstanden. aber ich glaube nicht, dass man logisch unmögliche Gegenstände denken kann, man kann zwar das runde Quadrat sagen, aber man kann es nicht denken, schätze ich. Schwer zu sagen :)
Ja, wir können ‚keine direkte Bekannschaft machen’ mit einem solchen Objekt. Es ist sozusagen gar nicht denkbar, weil es aufhört Quadrat zu sein, wenn es rund ist. Das will nicht zusammen in ein Bild :)

Russell schreibt hier auch ein wenig verklausuliert:
“Thus ‘the present King of France’, ‘the round square’, etc., are supposed to be genuine objects. It is admitted that such objects do not subsist, but nevertheless they are supposed to be objects.” (OD, 418).

Was immer „does not subsist“ hier bedeutet, es gibt ein Objekt Fa, für das gilt a = Quadrat und F = „ist rund“ . Das will aber irgendwie keine Präposition sein, weil sie keine Bedeutung (keinen Term) hat.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 15:37

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 14:18
Den Denkvorgang an ein noch nie gedachtes A gibt es nicht.
Der „Denkvorgang an ein noch nie gedachtes A“
gibt es durchaus im Denkvorgang B als das Objekt von B. Den „Denkvorgang an ein nie gedachtes A“ kann es deshalb nicht nicht geben, weil, indem ich das Nichtdenken von A denke in B, gibt es das „Nichtdenken von A“ in B. Es gibt dann zwar nicht das „Denken von A als ein Denken an A“, aber „ein Nichtdenken von A“ im Gedanken B als das Denken des „Nichtdenkens von A“ in B.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 15:43

Wir sagen ja auch: „Es gibt kein Bier im Kühlschrank“ und meinen damit nicht, dass es Bier überhaupt nicht gibt, z.B. im Kühlschrank meines Nachbarn.

Wenn wir also sagen, es gibt das „Nichtdenken von A nicht“, meinen wir damit, dass es dieses Nichtdenken von A als Gedanken an A nicht gibt, nicht aber dass es das Nichtdenken von A überhaupt nicht gibt, z.B. im Gedanken B, im Satz S oder in dieser Diskussion.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 15:52

Alethos hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 15:43
Wir sagen ja auch: „Es gibt kein Bier im Kühlschrank“ und meinen damit nicht, dass es Bier überhaupt nicht gibt, z.B. im Kühlschrank meines Nachbarn.
So ist das aber nicht gemeint. Es geht um Denkvorgänge die noch nie (also von niemanden, nicht nur von dir oder deinem Nachbarn) gedacht wurden.
Anders formuliert könnte die Frage auch lauten : Welche Denkvorgänge gibt es (existieren)?

Eine Antwort darauf könnte lauten: "Den Denkvorgang (B) über ein A an das noch niemals gedacht wurde" gibt es nicht.
Hier wird also versucht festzustellen was (speziell: Welche Denkvorgänge) es gibt.
Du sagst nun : Alles was gedacht wird muss es auch geben (wenigstens als Gedanken).
Und das ist, meiner Meinung nach, nicht korrekt.
Es kann zumindest Dinge (Denkvorgänge) geben bei denen der Status (existiert es oder nicht) unbekannt ist.
Und wenn das so ist, kann die Aussage, dass es notwendigerweise nicht Nichts geben kann (Denn alles gibt es zumindest als Gedanken sobald es gedacht wird) nicht richtig sein.
Denn hier geht es ja gerade um das was nicht gedacht wird.
Es spricht überhaupt nichts dagegen anzunehmen (zu denken), dass bestimmte Denkvorgänge noch nie stattgefunden haben (noch nie gedacht wurden).
Wenn Sie aber noch nie stattgefunden haben (was ja möglich ist, wir wissen es nicht), dann gibt es sie auch nicht.

Was ich sagen will: Es ist möglich an Dinge zu denken ohne dass diese Dinge dann als Gedanken (oder sonstwie) existieren.
Nämlich immer dann wenn wir über das Denken selbst nachdenken.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 17. Jan 2021, 16:10, insgesamt 1-mal geändert.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 17. Jan 2021, 16:08

Es gibt ohnehin keinen Denkvorgang, den es zuvor schon einmal gab.




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 16:15

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 16:08
Es gibt ohnehin keinen Denkvorgang, den es zuvor schon einmal gab.
Du meinst weil jeder Denkvorgang einzigartig ist?
Aber auch was die Inhalte betrifft, halte ich es für sehr wahrscheinlich dass es Denkinhalte gibt an die noch nie gedacht wurde.
Das ist erstmal unproblematisch solange es um konkrete Dinge geht (rosa Einhörner). Da kann man immer sagen: Aber ich denke ja an sie, also gibt es sie auch ... zumindest als Gedachtes.
Aber wie kann ich das sagen, wenn es um Gedachtes (von dem angenommen wird, dass es noch nie gedacht wurde) selbst geht?
Ich kann ja nicht einfach behaupten dass es Gedachtes gibt, das möglicherweise noch nie gedacht wurde. Und das dann auch noch "notwendigerweise".
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 17. Jan 2021, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 17. Jan 2021, 16:17

Gedachtes, was noch nie gedacht wurde, wurde noch nie gedacht. Wenn du es aber denkst, dann denkst du es. Daran scheint mir kein Weg vorbei zu führen :)




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 16:30

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 16:17
Gedachtes, was noch nie gedacht wurde, wurde noch nie gedacht. Wenn du es aber denkst, dann denkst du es. Daran scheint mir kein Weg vorbei zu führen :)
Aber wenn es noch nicht Gedachtes gibt (und wir daran denken können - was wir hier ja wohl tun), dann kann doch die Aussage von Alethos,:
Demnach ist „A gibt es nicht“ notwendigerweise ein falscher Gedanke. Sobald ich nämlich denke, dass A nicht existiert, muss A existieren als Inhalt meines Gedankens.
nicht richtig sein.
Denn wie wir sehen können wir uns hier prima über das unterhalten (und daran denken) was noch nie gedacht wurde, ohne dass es dieses Gedachte dann plötzlich "notwendigerweise" (Du: Gedachtes, was noch nie gedacht wurde, wurde noch nie gedacht.) gegen muss.
Es geht ja gerade um das nicht Gedachte.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 17. Jan 2021, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 17. Jan 2021, 16:33

Alethos sag aber etwas anderes, wenn ich ihn richtig verstehe. Du musst die Variable (a) ja besetzen. Und dann wird es konkret und im Moment reden wir nur ganz allgemein ...

Mittlerweile habe ich das Thema vergessen, worum ging es eigentlich? ;)




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 16:34

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 16:33
Alethos sag aber etwas anderes, wenn ich ihn richtig verstehe. Du musst die Variable (a) ja besetzen.
Wieso muss ich das? Ich kann doch denken was ich will.
Er muss einfach seine Aussage einschränken. Was er sagt gilt eben nicht für das (Nach)Denken über das Denken selbst.

(ausserdem habe ich ja was eingesetzt: A ist in meinem Beispiel die Aussage "Den Denkvorgang an ein noch nie gedachtes X gibt es nicht" Jetzt gibt es zwar ein Denken an einen Denkvorgang, deshalb gibt es aber A noch lange nicht).
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 17. Jan 2021, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 17. Jan 2021, 16:39

Genau, du kannst denken was du willst, und indem du etwas willst, hast du es gedacht und die Variable ist besetzt.




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 17. Jan 2021, 16:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 16:39
Genau, du kannst denken was du willst, und indem du etwas willst, hast du es gedacht und die Variable ist besetzt.
A ist in meinem Beispiel die Aussage "Das Denken an ein noch nie gedachtes X gibt es nicht". Jetzt gibt es unzweifelhaft zwar ein (Nach)Denken an/über ein Denken, deshalb gibt es aber A ("Das Denken an ein noch nie gedachtes X") noch lange (und schon gar nicht notwendigerweise) nicht.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 16:52

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 15:52
Alethos hat geschrieben :
So 17. Jan 2021, 15:43
Wir sagen ja auch: „Es gibt kein Bier im Kühlschrank“ und meinen damit nicht, dass es Bier überhaupt nicht gibt, z.B. im Kühlschrank meines Nachbarn.
So ist das aber nicht gemeint. Es geht um Denkvorgänge die noch nie (also von niemanden, nicht nur von dir oder deinem Nachbarn) gedacht wurden.
Anders formuliert könnte die Frage auch lauten : Welche Denkvorgänge gibt es (existieren)?

Eine Antwort darauf könnte lauten: "Den Denkvorgang (B) über ein A an das noch niemals gedacht wurde" gibt es nicht.
Hier wird also versucht festzustellen was (speziell: Welche Denkvorgänge) es gibt.
Du sagst nun : Alles was gedacht wird muss es auch geben (wenigstens als Gedanken).
Und das ist, meiner Meinung nach, nicht korrekt.
Es kann zumindest Dinge (Denkvorgänge) geben bei denen der Status (existiert es oder nicht) unbekannt ist.
Und wenn das so ist, kann die Aussage, dass es notwendigerweise nicht Nichts geben kann (Denn alles gibt es zumindest als Gedanken sobald es gedacht wird) nicht richtig sein.
Denn hier geht es ja gerade um das was nicht gedacht wird.
Es spricht überhaupt nichts dagegen anzunehmen (zu denken), dass bestimmte Denkvorgänge noch nie stattgefunden haben (noch nie gedacht wurden).
Wenn Sie aber noch nie stattgefunden haben (was ja möglich ist, wir wissen es nicht), dann gibt es sie auch nicht.

Was ich sagen will: Es ist möglich an Dinge zu denken ohne dass diese Dinge dann als Gedanken (oder sonstwie) existieren.
Nämlich immer dann wenn wir über das Denken selbst nachdenken.
Das stimmt meiner Meinung nicht. Ich habe versucht darzulegen, weshalb der „nicht gedachte Gedanke an A“ eben gerade dadurch in der Form gedacht wird, als wir über ihn als Gedanken an A nachdenken. Es wäre überhaupt recht erstaunlich, dass du von etwas sagen kannst, es gäbe es nicht, wenn es dieses Etwas, worüber du gerade eine Aussage machst, nicht gäbe.
Die Frage ist: In welcher Form gibt es das Etwas?

Nun ist es so, dass der Denkenvorgang selbst kein Gedanke ist ohne Denkgegenstand. Der Denkvorgang bildet zusammen mit A den Gedanken, und zwar den Gedanken an A. Der Denkvorgang des nicht-gedachten A ist ein Widerspruch in sich und so etwas wie der französische König von Frankreich: Ein Objekt ohne Bedeutung, aber ein Objekt in jedem Fall.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 17. Jan 2021, 16:56

Wir würden deshalb vom „Denkvorgang des nichtgedachten A“ falsch sagen, es gebe ihn nicht. Zwar gibt es den Gedanken an A nicht, wenn es den Denkvorgang an A nicht gibt, aber es gibt ihn nicht überhaupt nicht, sondern eben nicht in der Form des Denkvorgangs an A. Aber wir reden ja hier nicht über nichts, sondern über einen nichtgedachten Gedanken: Was witzlos ist :)



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Antworten