NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Mo 18. Jan 2021, 08:15
Gedachtes, das noch nie gedacht wurde
Vielleicht handelt es sich hier um eine kleine semantische Unachtsamkeit, aber du siehst, dass
Gedachtes, das nicht gedacht wurde, ein Widerspruch in sich ist.
Entweder ist es Gedachtes und dann ist es nicht nicht gedacht, oder es ist Nichtgedachtes, dann ist es nicht gedacht.
Der Punkt ist aber folgender, vielleicht am Beispiel des Begriffs "Gott" erläutert:
Wir sagen, wenn wir Atheisten sind, dass es Gott nicht gibt. Nun aber gibt es den Begriff Gott in der Bibel. Es gibt also den Gott der Bibel.
Es gibt auch in diesem Satz, den ich hier über Gott schreibe, den Begriff Gott. Gibt es Gott nun oder gibt es Gott nun nicht?
Die Frage ist tatsächlich, was wir meinen, wenn wir sagen "es gibt". In welchem Sinn von "geben" gibt es etwas oder etwas nicht?
Zurück zu unserem nicht gedachten Gedanken. Wir sprechen über ihn hier in diesem Satz, obwohl er nicht gedacht wurde. Wir geben ihm sogar eine Variable, um seinen Inhalt zu verdeutlichen: "Gedanke X". In welchem Sinn nun gibt es diesen Gedanken, der nicht gedacht wurde, wenn wir über ihn reden? Es muss ihn geben, denn sonst könntest du über ihn keine wahre Aussage machen: "Es ist wahr, dass es ihn nicht gibt". Es ist aber über "ihn" wahr.
Wenn ich also sagen, dass es "A notwendigerweise immer gibt", dann meine ich damit ja nicht, dass es A gibt in jedem Fall von A, sondern dass es dasjenige, über das wir reden, geben muss, in der Form es sich uns "zeigt". Hier als Rede über den Gedanken X oder Gedanke an Gedanke X (Gedanke X hat ein Gegebensein in diesen Formen).
Und darum ist es unmöglich, dass es etwas "nicht gibt" im Sinne von "überhaupt nicht geben", weil es umgekehrt auch unmöglich ist, dass es etwas gibt in einem jeden Bereich umfassenden Bereich. Wenn wir sagen: "Es gibt Bier", dann stimmt das ja nur für den Bereich, in dem dieses Bier vorkommt, z.B. in diesem Satz oder aber in deinem Kühlschrank. Es stimmt aber nicht z.B. für die Reihe der natürlichen Zahlen oder die bierlose Geschichte von Herrn B.
Das müssen wir unterscheiden, wenn wir sagen: "A gibt es notwendigerweise immer". Immer heisst hier nicht, dass es A überall gibt und in jedem Fall, sondern bloss mindestens in einem Fall immer.