Menschen, sagt Michael Tomasello, zeichnen sich durch eine „geteilte oder kollektive Intentionalität“ aus: Sie streben danach, Erfahrungen, Absichten, Interessen und Regeln gemeinsam zu teilen. Diese Fähigkeit entstand im Zug gemeinschaftlicher Tätigkeiten wie der Jagd oder der Kinderaufzucht. Die menschliche Kommunikation war immer schon in solche gemeinschaftliche Tätigkeiten eingebettet und entwickelte sich in Wechselwirkung mit ihnen. Anfangs halfen Gesten dabei, diese Tätigkeiten besser zu koordinieren. Schließlich wurden sie immer komplexer und in die akustische Sprache übersetzt. Aus den Zeige-Gesten entstanden so nach Tomasello die Demonstrativpronomen: „der“ oder „dieser“ ...
Die drei zentralen Aspekte menschlicher Kommunikation sind nach diesem Forscher: Helfen, Teilen, Informieren. Das ist, wie man schnell sieht nicht unbedingt "luhmann-like".
Manches sieht Luhmann einfach verkehrt herum. Bei Bedeutungen z.B. geht es nicht zuerst darum, ob sie verstanden werden, sondern
weil sie verstanden wurden und werden, entstehen sie. Aus dem Verstehen entsteht erst die Bedeutung. Das ist ein Ergebnis der philosophischen Forschung z.B. von Donald Davidson, was ich völlig plausibel finde.
Da komplexes "Meinen" wie es bei uns Menschen üblich ist, zu gewissen Teilen an der Sprache hängt, ist der Umstand, dass die Kommunikation verstanden wurde, sowieso längst vorausgesetzt, wenn von "meinen" die Rede ist. Klar, kann sich jemand Sorgen machen, dass er nicht verstanden wird, aber genau das zeigt, dass Kommunikation sehr wahrscheinlich und auch sehr erfolgreich war.
Ähnlich verhält es sich mit der evolutionären Geschichte der Kommunikation: Weil sie erfolgreich war, hat sie sich immer weiter ausdifferenziert. Was die Kommunikation begründet, nämlich ihr Erfolg, kann sie nicht zugleich unwahrscheinlich machen.