Detlef Zöllner (Erkenntnisethik) über: Hans Blumenberg, Höhlenausgänge

In desem Forum kann die Philosophie des deutschen Philosophen Hans Blumenberg diskutiert werden.
Antworten
Benutzeravatar
Dia_Logos
Beiträge: 140
Registriert: Di 12. Sep 2017, 17:00

Sa 30. Jun 2018, 08:27

Hier kann der folgende Text von Detlef Zöllner (Erkenntnisethik) zu: "Hans Blumenberg, Höhlenausgänge" diskutiert werden. Der Autor hat den Text auf seinem Blog unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert. Das heißt, er ist frei verfügbar, sofern er nicht verändert wird und unter Namensnennung des Autoren.

Hier geht es zum Original: https://erkenntnisethik.blogspot.com/20 ... ge_14.html




Benutzeravatar
Dia_Logos
Beiträge: 140
Registriert: Di 12. Sep 2017, 17:00

Sa 30. Jun 2018, 08:30

Detlef Zöllner, Erkenntnisethik
Blumenberg, Höhlenausgänge, S.169 hat geschrieben : „Wenn schon eine ganze Welt, auf Erkenntnis beruhend und ihrer ständig bedürftig, errichtet ist und ihren Gang geht, wie die der modernen Technik, wird der nach dem Grund ihrer Möglichkeit und nach ihren Sicherheitsgarantien Fragende zum Sokrates der Vergeblichkeit.“
Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22 hat geschrieben : „...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hans Blumenberg, Höhlenausgänge, Frankfurt a.M. 1989
  1. Zurück in die Höhlen?
  2. Aufgeklärter Nihilismus
  3. Vom ‚Wesen‘
  4. Phylogenese und Anthropologie
  5. Höhlen und Medien
  6. Verstehen von Höhlen
  7. Zur Legitimität der Lebenswelt
  8. Sinnesorgane und ihre Evidenz
  9. Kinästhetik und Intersubjektivität
  10. Pädagogik und Macht
  11. Methode und Selber denken
  12. Narrativität und Montageprinzip
In keinem der Texte, die ich bislang von Blumenberg gelesen habe, ist so viel von den verschiedenen Sinnesorganen die Rede, wie in „Höhlenausgänge“. Deshalb hatte ich an anderer Stelle in einem Vergleich zwischen Blumenberg und Plessner die Differenz hervorgehoben, daß der eine, Blumenberg, zu wenig die Leiblichkeit des Menschen, und der andere, Plessner, zu wenig die Lebenswelt des Menschen in Betracht zieht. (Vgl. meinen Post vom 06.08.2010)

In „Höhlenausgänge“ geht Blumenberg nun aber immer wieder nicht nur auf das ihm zufolge mit der Selbstaufrichtung des Menschen auf seine zwei Beine enorm an Bedeutung gewinnende Gesicht ein, sondern auch auf Geruchssinn, Tastsinn und Gehör, und er stellt sogar der optischen Metaphorik als wichtigstem Erkenntnismythos der neuzeitlichen Wissenschaft eine haptische Metaphorik (vgl. Blumenberg 1989, S.138) und eine Berührungsmetaphorik (vgl. Blumenberg 1989, S.139) gegenüber.

Dabei beinhaltet die haptische Metaphorik eine besondere Affinität zum „Begriff“, der ja eine haptische Erfassung seines Gegenstands impliziert, im Unterschied zu optischen Metaphern: „Der Vordruck der theoretischen Einstellung hat den späten Betrachter so geprägt, daß Ausdrücke wie ‚erfassen‘, ‚begreifen‘ und ‚berühren‘ zu den blassesten Vokabeln für intelligentes Verhalten geworden sind, unvergleichlich mit ‚Anschauung‘ und ‚Einsicht‘ etwa. Für das geschichtliche Interesse kommt hinzu, daß zwischen der Metaphysik und der Berührungsmetaphorik eine dauerhafte Verbindung durch Plotins Übersteigerung der mystischen Erfahrung bei Erreichung des ‚Einen‘ hergestellt worden ist.“ (Blumenberg 1989, S.138)

Eine besondere mystische Komponente beinhaltet dabei nochmal die Metapher der ‚Berührung‘, die auf das Augenblickshafte und Flüchtige einer ekstatischen Erfahrung hindeutet: „Berühren ist dabei weniger als ein vollhändiges Anfassen oder gar Umgreifen; es ist vielmehr ein Gerade-noch-Erreichen durch punktuelle Anrührung, die äußerste Spannung zwischen Noch-nicht und Gerade-schon noetischer Hinlänglichkeit.“ (Blumenberg 1989, S.138)

Beim Gehör hebt Blumenberg dessen Höhlencharakter hervor, womit einerseits sicher das Resonanzphänomen angesprochen ist, noch mehr aber das Einnehmende und sogar Gefangennehmende von Hörerlebnissen. Dabei muß man nur an die durch die heutigen technologischen Medien geprägten Hörgewohnheiten denken. Von den Hausaufgaben über das Shoppen bis hin zu sportlichen Aktivitäten können heutige Kinder und Jugendliche nichts mehr unternehmen, ohne sich an mobile akustische Emitter anzustöpseln. Die Akustik wird so zum Medium transportabler Höhlen: „Die ihr Leben ohne Denken Verbringenden sind als Gefangene der Höhle vorzustellen, für die die Schatten alles sind, weil sie den die Höhle erfüllenden Lärm zu machen scheinen ...“ (Blumenberg 1989, S.524)

Blumenberg weist auch auf die Differenz von Wissens- und Lebensformen in der Bevorzugung bestimmter Sinnesorgane hin: „Die Zuordnung von Sehen und Hören an den hellenischen wie den hebräischen Gewißheitsanspruch ist geläufig geworden, seit Philo von Alexandria die biblischen Evidenzen des Hörens in die griechischen des Sehens übersetzt hatte ...“ (Blumenberg 1989, S.306)

Am Beispiel von Condillacs ‚Statue‘ – dem vollständig mit allen Sinnesorganen ausgestatteten Organismus eines erwachsenen Menschen, der nach lebenslanger Stasis nun erstmals zum Leben erweckt wird – diskutiert Blumenberg die Funktionen des Geruchssinns und des Tastsinns. (Vgl. Blumenberg 1989, S.366f.) Dabei ist es der Geruchssinn, der Condillac zufolge zuerst zum Leben erweckt wird, indem der noch leblosen ‚Statue‘ eine Blume gereicht wird. Der Geruch erfüllt die Statue nun von ‚innen‘, – ihre erste Sinneswahrnehmung, die ihr noch nichts über ‚Blumen‘ bzw. über diese spezielle Blume zu sagen vermag. Der Geruch erfüllt die ehemalige Statue vielmehr derart, daß sie, durch diesen zum Leben erweckt, sich mit ihm identifiziert: „Condillac hatte kaum aus poetischen Rücksichten mit Ingangsetzung des Geruchsvermögens begonnen; ihm kam es auf das Sinnesorgan an, das die Verschlossenheit des Subjekts in sich selbst – die absolute Integration seiner Empfindungen mit seiner Selbstempfindung – am deutlichsten macht: Die Statue ‚hat‘ nicht den Geruch der Blume, sie ‚ist‘ dieser Geruch.“ (Blumenberg 1989, S.366)

Auch wenn Condillac zufolge der Geruchssinn den intensivsten Eindruck auf das Innenleben des erwachenden Menschen macht, ergeht es diesem mit den meisten seiner anderen Sinnesorganen ähnlich. Keines von ihnen kann ihm den Eindruck einer Außenwelt vermitteln, – nicht einmal der Gesichtssinn. Dies gelingt erst mit der Erweckung des Tastsinns: „Zweifel kommen erst auf, wenn in der Antrittsfolge der Sinne schließlich der Tastsinn, als sei dies seine physiologische Zuständigkeit, der Statue den Sachverhalt eröffnet, daß es außer ihr selbst und ‚außerhalb‘ ihrer selbst noch etwas gibt ...“ (Blumenberg 1989, S.366)

Blumenberg selbst ist skeptisch gegenüber diesem speziellen Effekt des Tastsinns, der sehr an die von ihm an anderer Stelle beschriebene Berührungsmetaphorik der Mystik erinnert: „Die Statue besitzt den Begriff nicht, mit dem sie auffassen könnte, was der Tastsinn ihr als sensorische Andersartigkeit allem Bisherigen gegenüber anbietet: den Begriff des Äußeren und Anderen, die Negation ihrer solipsistischen Ausschließlichkeit, mit der sie ihre körperliche Oberfläche mit sich selbst identifiziert hatte, so daß die Grenze ihres Leibes die Grenze ihrer Welt sein und bleiben mußte. ... Nicht einmal die im Tastsinn auftretenden Widerstände physischer Körper müssen von ihr anders ‚interpretiert‘ werden als jener früheste Geruch der Blume, den sie sich selber zugeschrieben hatte. Denn seinem Auftreten war kein Akt der willentlichen Herbeiführung vorausgegangen, der so etwas wie Entgegenkommen oder Verweigerung fremder, unverfügbarer Faktoren erlebbar hätte machen können.“ (Blumenberg 1989, S.367)

Mit dem Hinweis auf die „willentliche Herbeiführung“ von Sinnesreizen kommt hier bei Blumenberg erstmals das Thema der Kinästhetik auf, auf die ich im nächsten Post nochmal gesondert eingehen werde. Für jetzt reicht der Hinweis, daß die Sinnesorgane ihre verschiedenen Evidenzen nur in der mobilen Erkundung des sie umgebenden Raumes entfalten können. Jedenfalls geht Blumenbergs Skepsis gegenüber Condillacs Darstellung des Tastsinns nicht allzu tief. An anderer Stelle beschreibt er selbst dem Tastsinn durchaus als „Vollzug der urtümlichsten Realitätsbeziehung“. (Vgl. Blumenberg 1989, S.762) Mit dem Bezug auf Wittgensteins „Fliegenglas“ geht es hier um den Raum hinter dem Glas, an dessen tastender Erfahrung die Fliege durch das Glas gehindert wird.

Auffällig ist, daß Blumenberg hier an keiner Stelle zu einer Ästhesiologie des Geistes vorstößt, wie sie Plessner vorgelegt hat. Die Sinnesorgane werden alle im Einzelnen diskutiert und niemals im Zusammenhang, weder untereinander noch mit Bezug auf die Einheit eines durch sie konstituierten Bewußtseins. Ich möchte deshalb Blumenbergs Erörterungen zum Anlaß nehmen, einige eigene Überlegungen in dieser Richtung beizusteuern. Dabei geht es mir um die Präsenzerfahrung des Hier und Jetzt.

Die Präsenzerfahrung des Gesichtssinnes ist im eigentlichen Sinne des Wortes eine ‚augenblickliche‘. Das Hier und Jetzt konstituiert sich und es verfällt gleich wieder in eins mit den Bewegungen der Augen und des Kopfes. Die Welt ist immer nur in Richtung des Blicks präsent; nach hinten, im Rücken, gibt es keine Welt, und wer als Augenmensch auf seinen Gesichtssinn fixiert ist, vergißt diese Welt in seinem Rücken weitgehend. Er beobachtet zwar, wird aber kaum ein Gefühl dafür entwickeln, beobachtet zu werden. Die Präsenz des Augenmenschen dehnt sich nur in den Raum vor seinen Augen aus, dorthin, wohin sie ihn projizieren, nicht aber in den Raum hinter seinem Rücken.

Die Präsenzerfahrung des Gehörs ist eine umfassend räumliche, in alle Richtungen des Raumes hinein. Und sie ist eine wechselseitige: sie projiziert den Raum nicht nur nach außen, sondern dieser Raum dringt in uns ein und erfüllt uns so, wie er uns umfaßt. Während wir dort, wo wir sehen, ohne zu hören, weitgehend angstfrei sind – ein Löwe, den wir sehen, ohne jemals gelernt zu haben, was ein Löwe ist, jagt uns keine Angst ein –, sind mit dem Gehör unmittelbare Angstgefühle verbunden. Natürlich auch Glücksgefühle, – überhaupt ist das Gehör u.a. auch ein Organ innerer Zustände. Deshalb fällt es Plessner ja so schwer, das Gehör zuzuordnen. Mal bezeichnet er es als Erkenntnisorgan, mal als Zustandsorgan. (Vgl. meinen Post vom 30.01.2012)

Bezogen auf den äußeren Raum herrschen jedenfalls die Angstgefühle vor. Wer nach außen, in den äußeren Raum hinein, lauscht, ist vorsichtig. Er ist nicht einfach nur auf der Jagd. Er ist immer auch bereit zur Flucht. Denn das Gehör gibt ihm auch den Raum hinter seinem Rücken zu Bewußtsein. Was von dort an Geräuschen kommt, läßt uns die Nackenhaare aufrichten. Und wenn ein Löwe brüllt, brauchen wir nicht erst etwas über Löwen gelernt zu haben, um uns unmittelbar zur Flucht zu wenden.

Die Präsenzerfahrung des Geruchssinns erstreckt sich in die Zeit. Sie ist dauerhafter als die anderer Sinnesorgane. Das gilt sowohl für die Erinnerung, wenn uns ein Geruch weit zurückliegende Kindheitserlebnisse wieder vergegenwärtigt, die wir längst vergessen hatten. Das gilt aber auch für Alltagsgerüche, wenn wir z.B. eine fremde Wohnung betreten und uns unsere Fremdheit in ihr vor allem über die Nase bewußt wird. Wir können diesem Geruch nicht ausweichen, solange wir uns in der fremden Wohnung befinden. Wir können nicht woanders ‚hingucken‘ wie beim Gesichtssinn, und wir können uns auch nicht die Nase zuhalten wie beim Gehör die Ohren. Wenn wir aufhören wollten zu riechen, müßten wir auch aufhören zu atmen.

Ein schönes Beispiel für die Präsenzerfahrung des Geruchssinnes sind die Nashörner, die ganz schlechte Augen haben, dafür aber eine um so bessere Witterung. Man kann Nashörner ganz leicht täuschen, wenn man sich ihnen mit einer Gruppe von Leuten nähert. Damit sie nicht weglaufen, muß man nur in einer Reihe hintereinander gehen, natürlich gegen den Wind, so daß sie den Eindruck haben, daß da nur einer kommt, was sie nicht weiter als bedrohlich empfinden.

Andererseits können sie über die Witterung feststellen, wer alles in der Gegend, in der sie sich aufhalten, vor ihnen schon unterwegs gewesen ist, in welchem Zustand sich dieses Lebewesen befand, ob es hungrig oder satt war, weiblich oder männlich, und noch viele andere Informationen mehr. Im Grunde ist dieses andere Lebewesen noch gar nicht weg. Es ist noch da, weil sein Geruch noch da ist. Die Gegenwartswahrnehmung eines Nashorns ist also im Vergleich zu der ‚augenblicklichen‘ des Menschen extrem ausgedehnt.

Auch der Tastsinn hat seine eigene Ausdehnung in die Zeit, wahrscheinlich sogar mehr in die Zeit als in den Raum. Denn all die räumlichen Erfahrungen, die Condillac und Blumenberg dem Tastsinn zuschreiben, sind ja in erster Linie Bewegungserfahrungen, also Kinästhetik. Was aber auf der Haut liegt, reicht von der leichten punktuellen Berührung über den Schmerz bis hin zu flächigen Ausbreitungen und linienziehendem Krabbeln und Jucken, die unsere Aufmerksamkeit in unterschiedlicher Intensität auf sich ziehen. Dabei liefert uns der Tastsinn nicht nur erkenntnismäßige Informationen, sondern auch wohltätige und erschreckende Empfindungen.

Wahrscheinlich ist kein anderes Sinnsorgan so vielfältig wie die Haut, die ja nur zum Teil als Tastsinnesorgan fungiert. Zu ihr gehören auch Wärme- und Kälteempfindungen und vielfältige Stoffwechselprozesse. Als Sinnesorgan gibt uns die Haut wahrscheinlich weniger einen Raum oder eine wie auch immer zeitlich ausgedehnte Gegenwart. Sie ist eher zeitlos und vermittelt vor allem eine Grenze der Person. Nach innen ist sie Seele, nach außen Gebärde. Und vor allem mit Bezug auf sie gilt die von Plessner beschriebene Ambivalenz: das gleichzeitige Verlangen nach Berührung und das Noli me tangere.

Quelle: https://erkenntnisethik.blogspot.com/20 ... ge_14.html




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Sa 30. Jun 2018, 09:20

Nachdem ich den Text gelesen und nachdem ich mich außerdem im Blog von Zöllner ein wenig rumgetrieben habe, bleibt mir nur eines ein Rätsel, nämlich das, was Zöllner mit "Erkenntnisethik" meinen könnte. Falls ich es richtig verstehe, dann trägt der gesamte Blog diese Überschrift, also nicht nur die Arbeit über Blumenberg/Plessner. Zöllners Liste von ihm besprochener AutorInnen und ihrer Werke ist umfangreich und interessant insofern, als sich mir überhaupt keine Systematik erschließt. Das möchte ich nicht als Kritik verstanden wissen, sondern nur als eine Beobachtung, die mir Zöllner sympathisch macht. Habt Ihr eine Idee, was man unter "Erkenntnisethik" verstehen könnte?




Benutzeravatar
epitox
Beiträge: 410
Registriert: Fr 28. Jul 2017, 22:50
Kontaktdaten:

Sa 30. Jun 2018, 11:12

Friederike hat geschrieben :
Sa 30. Jun 2018, 09:20
Habt Ihr eine Idee, was man unter "Erkenntnisethik" verstehen könnte?
" ... Es ist durchaus zu unterscheiden, ob wir uns zur Wirklichkeit theoretisch verhalten und ihre Wahrheit erkennen wollen oder ob wir die Wirklichkeit als eine praktisch-ethische Forderung auffassen, die nicht zu erkennen, sondern gegenüber dem je bestimmten Du zu vollbringen ist; also ob wir die Wahrheit der Wirklichkeit nicht erkennen, sondern als je wir selbst wahr sein wollen. ... " (Franz Fischer)

oder anders:
Denken führt zu einem erweiterten Bewusstsein über das Gegebene und damit zu Erkenntnissen. Erkenntnisse sind aber Urteile, dh. sie sind ein konstitutioneller Akt von Wirklichkeit. Man denke dabei auch an die Sprechakttheorie von Searle, wo Sprache als Handlung aufgefasst wird, dass eine neue Wirklichkeit konstituieren kann. Z.B. Sprechakte des Priesters bei der Taufe, die "Kirche" jeweils neu konstituiert.

epitox




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23264
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 30. Jun 2018, 13:35

Zöllner erläutert es so: "Positives Denken ist keine Sache des Denkens selbst. Denken ist vom Prinzip her immer negativ, d.h. es setzt sich von der Realität ab, es abstrahiert von ihr, so daß die Realität im Denken über sie abwesend ist. Gerade in seiner Zuwendung zur Realität stößt das Denken diese Realität von sich ab und setzt sie sich gegenüber.

Insofern beinhaltet ‚positives‘ Denken, das sich in einem Denkakt zu begründen versucht, immer eine doppelte Negation: nicht negatives Denken sein zu wollen. In diesem Fall wird aber aus der doppelten Negation keineswegs etwas Positives.

Positives Denken ist deshalb immer eine Sache der Intuition, also eines vom Denken unabhängigen Geschehens. Das Positive widerfährt dem Denken; es geschieht ihm. Es ist dem Denken immer äußerlich, sein Anlaß, nicht sein Grund. Ethisches Denken, im Sinne einer Erkenntnisethik, erweist sich daran, inwiefern das Denken in seinen Gründen seinem Anlaß, von dem es seinen Ausgang nahm, treu zu bleiben vermag.

Letztlich ist Erkenntnisethik also nichts anderes als das, was Buddhisten ‚Achtsamkeit‘ nennen: ein aufmerksames Achtgeben darauf, was sich uns zu denken gibt."

Hier > https://erkenntnisethik.blogspot.com/p/ ... n-ist.html




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

So 1. Jul 2018, 08:05

Zöllners eigene Ausführungen hatte ich nicht gefunden. Danke. Unter Erkenntnisethik versteht Ihr beide, Zöllner und Du@epitox, also die Ethik der Erkenntnis oder die ethische Erkenntnis und nicht die Erkenntnis der Ethik. 8-)




Antworten