Hans Blumenberg in effigie

In desem Forum kann die Philosophie des deutschen Philosophen Hans Blumenberg diskutiert werden.
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Friederike
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Do 2. Jul 2020, 14:21

MäckIntaier hat geschrieben :
Mi 1. Jul 2020, 23:25
[...] Zills Buch enthält einige wichtige Hinweise zur Methode Blumenbergs, die die Lektüre fördern können, was wichtiger ist als ein paar Indiskretionen, die sich m.E. im Rahmen halten.
Das ist an alle diejenigen gerichtet, die, sich echauffierend, in die Moralkiste greifen, und denen es "in Wahrheit" doch hauptsächlich um die Indiskretionen zu tun ist. Mithin an Menschen wie mich. :lol:




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Friederike
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Do 2. Jul 2020, 14:29

Nauplios hat geschrieben :
Mi 1. Jul 2020, 18:22
[...] An dieser Stelle darf gelacht werden. - Ausnahmsweise.[...]
Und selbst das Hochzeitsgeschenk finde ich so witzig auch wieder nicht. Nee, man kann schlecht sagen, so seien nun einmal die Zeiten gewesen (ich denke an den Kommentar zu Jünger und das Wehrmachtsfaible).




Nauplios
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Do 2. Jul 2020, 15:38

MäckIntaier hat geschrieben :
Do 2. Jul 2020, 09:33

Ich kenne die Dimensionen jenes vererbten Schreibtisches nicht, aber ich vermute, er würde, hätte man ihn mir zum Geschenk gemacht, in meinen bescheidenen Verhältnissen keinen Platz gefunden haben. Und auch sonst sind meine philosophischen Verhältnisse bescheidener, nicht akademischer und lediglich dilettierender Art. Er lese, sagt Dürrenmatt irgendwo (ich glaube, es war in seiner Autobiographie) Philosophie wie Kriminalromane, und daran habe ich mich immer gehalten. Immerhin hätte Dürrenmatt sich halbwegs gerechtfertigt fühlen können durch Marquards Beschreibung des Blumenberg'schen OEuvres als Problemkrimi. Das schlechte Gewissen ob dieser unsystematischen Herangehensweise hat mir nun sehr spät der Zill genommen, kann man doch bei ihm nachlesen, daß Blumenberg "seine" Philosophen immer sehr selektiv aus dem jeweils themenbezogenen Blickwinkel gelesen hat und weniger am Nachvollzug des Grundgedankens eines Werkes interessiert war, ohne daß dieses damit jedoch ausgeschlossen wäre.

Daß Matthes und Seitz mal wieder verschiebt, wusste ich nicht, wundert mich aber auch nicht. Sechs Tage wären in diesem Falle sensationell wenig, wenn man bedenkt, dass der angekündigte Chamfort schon am 1.10.2019 hätte erscheinen sollen. Neuer Termin nun 1.10.2020. Aber vermutlich wird man das "Blumenberg-Jahr" nicht verstreichen lassen. Der Verlag, den ich sehr schätze, hat sich schon immer schwer getan, seine angekündigten Erscheinungstermine zu halten.

Was nun den Zill angeht: Den zu referieren, Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen, traue ich mir weder inhaltlich noch zeitlich zu. Zumal mir das sehr dicht beschriebene Universitäre fremd geblieben ist - außerdem bin ich doch sehr Leser und wenig Schreiber. Ich möchte mich da nicht mit deiner Darstellung messen lassen, es würde mich überfordern, das Buch so zu referieren. Never change a running system, heißt es für Computer, man sollte das in diesem Fall auf den narrator anwenden. :) Ich werde mich bemühen, auch ein paar Aspekte einzubringen, allerdings kommt mir jetzt auch der Urlaub dazwischen, in dem meine Online-Aktivitäten sich auf ein wenig Lesen am Handy beschränken werden.
Was den Blumenberg'schen Schreibtisch betrifft, so bin ich etwas erleichtert, ihn nicht in Deinem Besitz zu wissen, habe ich doch Uwe Wolffs Der Schreibtisch des Philosophen kürzlich mit wenig Wohlwollen bedacht. ;) Gegönnt hätte ich ihn Dir natürlich gerne. -

Das Interesse an Kriminalromanen geht mit dem an der Philosophie gut zusammen, ist doch die kriminelle Tat auch immer die Unterbrechung des geradehin Selbstverständlichen, die nach philosophisch Ambitioniertem verlangt: Aufklärung. Deshalb wird von der aufklärenden Instanz im Kriminalroman nicht nur detektivischer Spürsinn erwartet, sondern auch Lebensart. In den Leselisten Blumenbergs taucht Dick Francis auf, britischer Krimiautor, der Mitglied des "Most Excellent Order of die British Empire" im Rang eines CBE (Commander) war und nach dessen Tod der Buckingham-Palast in einer offiziellen Presseerklärung mitteilte, die Queen trauere. (Einer meiner Favoriten: Simenon)

Ich hoffe, daß der Goldstein dann noch vor Urlaubsbeginn eintrifft. -




Nauplios
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Do 2. Jul 2020, 15:55

Friederike hat geschrieben :
Do 2. Jul 2020, 14:29
Nauplios hat geschrieben :
Mi 1. Jul 2020, 18:22
[...] An dieser Stelle darf gelacht werden. - Ausnahmsweise.[...]
Und selbst das Hochzeitsgeschenk finde ich so witzig auch wieder nicht. Nee, man kann schlecht sagen, so seien nun einmal die Zeiten gewesen (ich denke an den Kommentar zu Jünger und das Wehrmachtsfaible).
Dabei habe ich Anträge Blumenbergs an offizielle NS-Stellen, die mit "Heil Hitler" unterzeichnet sind, noch gar nicht erwähnt. - Das "Wehrmachtsfaible" umschreibt Zill u.a. als mögliche Sorge Blumenbergs, vor seinen Schulfreunden nicht als "Drückeberger" dastehen zu wollen. Vielleicht war es auch das Gefühl, nach den demütigenden Erfahrungen der Abiturfeier erneut für nicht "würdig" befunden zu werden in einer Angelegenheit, die ihm etwas bedeutet hat.

Die Wahrheit muß nicht nur erkannt werden; sie muß auch ertragen werden - diesseits und jenseits aller "Moralkisten". ;)




MäckIntaier

Do 2. Jul 2020, 16:58

Nauplios hat geschrieben :
Do 2. Jul 2020, 15:38


Was den Blumenberg'schen Schreibtisch betrifft, so bin ich etwas erleichtert, ihn nicht in Deinem Besitz zu wissen, habe ich doch Uwe Wolffs Der Schreibtisch des Philosophen kürzlich mit wenig Wohlwollen bedacht. ;) Gegönnt hätte ich ihn Dir natürlich gerne. -

Das Interesse an Kriminalromanen geht mit dem an der Philosophie gut zusammen, ist doch die kriminelle Tat auch immer die Unterbrechung des geradehin Selbstverständlichen, die nach philosophisch Ambitioniertem verlangt: Aufklärung. Deshalb wird von der aufklärenden Instanz im Kriminalroman nicht nur detektivischer Spürsinn erwartet, sondern auch Lebensart. In den Leselisten Blumenbergs taucht Dick Francis auf, britischer Krimiautor, der Mitglied des "Most Excellent Order of die British Empire" im Rang eines CBE (Commander) war und nach dessen Tod der Buckingham-Palast in einer offiziellen Presseerklärung mitteilte, die Queen trauere. (Einer meiner Favoriten: Simenon)

Ich hoffe, daß der Goldstein dann noch vor Urlaubsbeginn eintrifft. -
Wird er leider nicht, ich hatte so gehofft, daß er morgen pünktlich zu Urlaubsbeginn eintrifft. Pech gehabt.

Von Literatur wie dem Schreibtisch des Philosophen lasse ich grundsätzlich die Finger, da kann ich mir keinerlei Gewinn versprechen. Eher noch würde ich einen Blick in das Buch des Sohnes werfen.

Was mich überrascht hat, war seine Carossa-Lektüre bis zum Schluß. Ich muß den wieder einmal hervorkramen aus den kellerlichen Literaturverliesen, ich habe kaum noch Erinnerung an die Lektüre der autobiographischen Schriften in der grünen Insel-Ausgabe (so viel immerhin ist noch gegenwärtig). Dick Francis dagegen war mein Autor nie, wie meine Affinität für Kriminalromane überhaupt stark nachgelassen hat, seit das Genre sich in behäbigen Regionalkrimis unendlich verfielfältigt hat. Und nicht zu unterschätzen bleibt die abnehmende Lebenszeit bei immer noch anwachsenden Bücherstapeln - da müssen, um hier ein anderes Strangthema zu streifen, Grundsatzentscheidungen getroffen und Wahlmöglichkeiten reduziert werden. Daß Blumenberg Comix schätzte, hat mir übrigens gut gefallen, ihm hätte Nicholas Mahlers "Partyspaß mit Kant" vielleicht zugesagt.




Nauplios
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Do 2. Jul 2020, 18:27

Vielleicht ist ja in der Nähe Deines Urlaubsortes eine Buchhandlung, die Dir den Goldstein dann binnen 24 Stunden liefern kann (sofern es nicht ein Kurzurlaub ist). -

Was das Biographische und Universitäre anbelangt, finde ich die Geschichten um Berufungen (Hans Jonas), und institutionelle Angelegenheiten (Landgrebe, Bröcker) und ihre Hintergründe schon recht spannend, weil sich damit ja auch ein Blick in die Zeitgeschichte des universitären Betriebs bietet.

Hans Carossa ist auch für mich vorgemerkt. Comics dagegen habe ich bislang noch nie ... wie sagt man ... gelesen ... angeschaut ... nicht aus Blasiertheit; es hat sich einfach nicht ergeben.

Ich wünsche Dir einen erholsamen Urlaub. Bleib gesund! Auf bald!




Nauplios
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Mo 6. Jul 2020, 18:45

Endlich Studieren!

Für das WS 45/46 schreibt sich der junge Student Blumenberg an der Universität Hamburg ein: Hauptfach: Philosophie, Nebenfächer: Griechisch und Deutsche Philologie. Sein Wohnort ist Bargteheide. Von seinen Studien in Paderborn und Sankt Georgen werden Blumenberg drei Semester angerechnet. Vier weitere Semester studiert er in Hamburg. - Die Zeiten sind schlecht. Der Winter 45/46 wird als Hungerwinter in das kollektive Gedächtnis der Nachkriegszeit eingehen. Blumenberg beantragt für sich eine Verpflegungszulage, einen Telephonanschluß für die schwerkranke Mutter und die "Gewährung von Kochstrom". Der Kochstrom wird verweigert. Es mangelt an allem: Papier, Heizmaterial, Lampen ... Ulrich Pretzel, Blumenbergs germanistischer Lehrer beantragt einen Berechtigungsschein "zum Erwerb eines Ofens und des dazugehörigen Ofenrohrs". Im Antrag heißt es:

"Nachdem mir heute Nacht die letzte elektrische Birne in meinem häuslichen Arbeitszimmer durchgebrannt ist, bitte ich ergebenst, mir eine Ersatzbirne zur Verfügung stellen zu wollen, weil ich sonst meinen beruflichen Pflichten nicht mehr nachzukommen in der Lage bin."

Die beiden prägenden Lehrer für Blumenberg in Hamburg sind Ludwig Landgrebe und der Altphilologe Bruno Snell. Landgrebe hatte in Freiburg bei Husserl studiert, wurde sein Assistent und auch von ihm promoviert. Ein Angebot, in die USA zu gehen, schlägt Landgrebe aus. Er fühle sich zu "deutscher Treue" verpflichtet. Auch Landgrebe war wie Blumenberg im Jargon der Machthaber "Halbjude". Sowohl aus der Familie der Blumenbergs als auch aus der von Landgrebe sind viele Verwandte in Konzentrationslagern ermordert worden. Dennoch waren auch die Landgrebes - wie die Blumenbergs - von nationaler und patriotischer Gesinnung.

Bruno Snell war einer der renomiertesten Altphilologen seiner Zeit. Sein Hauptwerk Die Entdeckung des Geistes wurde für Jahrzehnte eine Pflichtlektüre für Studenten der Klassischen Philologie. Snells Vorlesung "Homerische Bedeutungslehre" sollte die Keimzelle für die Metaphorologie werden. - Durch Ludwig Landgrebe kommt Blumenberg mit der Phänomenologie Husserls und dann auch mit der Philosophie Heideggers in Kontakt.

Blumenberg hat es eilig. 1947 wird er promoviert. Er ist inzwischen Assistent bei Landgrebe und folgt diesem nach Kiel. Die Kieler Vertreter der Philosophie, die nach 1933 berufen worden waren, zählten zu den eifrigsten Unterstützern des NS-Regimes. Nach dem Krieg ist also dort viel Aufbauarbeit angesagt. Auch Hans-Georg Gadamer lehrt in Kiel. Ursprünglich sollte eine der beiden Lehrstühle durch Joachim Ritter besetzt werden, doch Ritter entscheidet sich für Münster. Auf die beiden vakanten Positionen kommen also Landgrebe und als zweiter Walter Bröcker.

Walter Bröcker war ein Schüler von Martin Heidegger und auch von diesem promoviert worden. Einer seiner ehemaligen Kommilitonen aus der gemeinsamen Zeit bei Heidegger in Marburg ist auch Hans Jonas. Während Hans Jonas schon im September 1933 nach London ins Exil ging, später dann in die USA, wurde Bröcker 1933 Mitglied der SA und trat 1940 der NSDAP bei. In Rostock wird er 1948 SED-Anwärter. Bröcker hielt keine Distanz zur Macht.

Ein neuer und wichtiger Freund in der Kieler Zeit wird Karl-Eberhard Schorr, Luhmann-Lesern bekannt, denn Schorr wird später mit Niklas Luhmann ein Buch über Pädagogik schreiben. Doch zunächst heiratet Schorr in die reiche Hamburger Industriellen-Familie Reemtsma ein. Ein Photo aus dieser Zeit zeigt Hans Blumenberg in Begleitung seiner Frau Ursula und mit Helga Schorr beim Strandspaziergang. Mit den Schorrs feiern die Blumenbergs gemeinsam Silvester und: Schorr hat einen Mercedes! Blumenberg ist begeistert.

Blumenbergs Dissertation - vor wenigen Wochen veröffentlicht - trägt den Titel "Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie". Einer der Schwerpunkte ist das "Wirklichkeitserlebnis". Die Gutachten von Landgrebe und dem Korreferenten Schneider sind enthusiastisch. Es wird dem Autor bestätigt, eine "denkerische Persönlichkeit" zu sein. Das Prädikat der Dissertation ist "ausgezeichnet".

Am 17. Dezember 1947 erfolgt dann in allen drei Fächern die Prüfung, die Blumenberg ebenfalls mit "ausgezeichnet" absolviert. Am selben Tag wird Hans Blumenberg Vater. Es ist ein Mädchen. Bettina. -




Nauplios
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Mo 6. Jul 2020, 19:40

Auch die Habilitationsschrift, die Blumenberg alsbald angeht hat einen zentralen Begriff im Titel, der für die spätere Philosophie Blumenbergs von großer Bedeutung werden wird: "Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls". - Um die Habilitation Blumenbergs gibt es beträchtlichen Wirbel in Kiel. Das zweite Gutachten übernimmt Walter Bröcker.

Bröcker kommt zu einem "diametral entgegengesetzten" Ergebnis als Landgrebe nach einer ersten Sichtung. Es ist nicht sicher, daß Landgrebe seinen Kollegen noch umstimmen kann. Landgrebe und Blumenberg halten Kontakt und Blumenberg schreibt an Landgrebe:

"Es wird auch Ihnen kaum verborgen geblieben sein, daß ich hinsichtlich meiner philosophischen Qualifikation und Tätigkeit kaum das Vertrauen von Herrn Prof. Bröcker genieße. Ich weiß nicht, welche Gründe das hat; aber es erscheint mir sehr wahrscheinlich, daß der betonte antikatholische Affekt im Hinblick auf meine Vorbildung hier eine Rolle spielt. Angesichts des gesamten Verhaltens von Herrn Prof. Bröcker mir gegenüber kann ich nicht daran zweifeln, daß ich ihm nicht persona grata bin.[...] Ich weiß, daß ich in dieser Arbeit nicht zu ˋpositiven Ergebnissen´ gekommen bin. Aber dafür habe ich mein gutes philosophisches Gewissen bewahrt, und ich werde lieber meine sogenannte ˋLaufbahn´ als dieses Gewissen zugunsten etwa einer Heidegger-Orthodoxie aufgeben."

Landgrebe versucht den aufgebrachten Blumenberg zu beruhigen und zwischen Bröcker und Blumenberg zu vermitteln. Doch das gelingt nicht. Landgrebe an Blumenberg: "Die Briefe werden immer länger und die Mißverständnisse immer größer. So kommen wir nicht weiter."

Bröcker schreibt in seinem Gutachten Vernichtendes: "Mit dem Problem der sogenannten ontologischen Distanz weiß ich eigentlich nichts anzufangen, und ich halte die Bearbeitung dieses Problems für ein Unternehmen, bei dem nichts herauskommt und nichts herauskommen kann." Doch am Ende des Gutachtens lenkt Bröcker schließlich dann doch ein: Herr Dr. Blumenberg sei doch ein "philosophiegeschichtlich sehr kenntnisreicher und gebildeter, sehr scharfsinniger und dialektisch gewandter Denker." Er habe sich auch in der Lehre "vorzüglich bewährt". Daher solle man ihn dann doch habilitieren.

Am Ende beruhigen sich die aufgebrachten Gemüter. An Pater Schröder schreibt Blumenberg 1952:

"Meine Habilitation war eine Sache für sich; ich habe ein ganzes Jahr hart kämpfen müssen. Aber Sie wissen: Ich bin hart im Nehmen und im Geben. Inzwischen habe ich meinen Widersacher überzeugt, und wir sind gute Freunde geworden."

Die akademische Lehre des Hans Blumenberg nimmt ganz langsam Fahrt auf.

1951: Antrittsvorlesung "Das Verhältnis von Natur und Technik als philosophisches Problem". Blumenberg beginnt, Beiträge für "Studium Generale" zu schreiben.

1952: Blumenberg schreibt nun auch für die Zeitschrift "Hochland".

1953: Teilnahme am 11. Internationalen Kongreß für Philosophie in Brüssel. Besichtigung von Antwerpen und Brügge, später Paris.

1954: Erste Vorträge im Rahmen der Fortbildungskurse der Oberpostdirektion in Bargteheide. Das Thema: "Richtiges Denken". ;) - Reise mit dem Ehepaar Schorr zu den Salzburger Festspielen

1955: Erster Beitrag für die "Philosophische Rundschau". Die Ehepaare Schorr und Blumenberg unternehmen eine siebenwöchige Reise nach Ägypten

1957: Blumenberg wird "Diätendozent" und bringt unter dem Titel "Die Kunst der Vermutung" eine Auswahl aus den Schriften des Nikolaus von Kues heraus. - Ernennung zum außerplanmäßigen Professor in Kiel (Gutachter: Landgrebe, Hans-Georg Gadamer und Walter Schulz).

1958: Außerordentliche Professur in Hamburg

1960: Ordentliche Professur in Gießen. Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Vortrag beim Sechsten Deutschen Kongreß für Philosophie in München.




Nauplios
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Mo 6. Jul 2020, 20:17

Blumenberg wird durch seine Beiträge in "Studium Generale" im Nachkriegsdeutschland einem breiten akademischen Publikum bekannt. Unter seinen Hörern in Kiel befindet sich ein gewisser Gerhard Stoltenberg, später Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Bundesfinanzminister.

Indes gibt es immer wieder Streitigkeiten, Empfindlichkeiten, Mißverständnisse, Beruhigungen ... Das betrifft sowohl Blumenbergs Mitarbeit bei "Studium Generale" als auch in den 60er und 70er Jahren bei "Poetik und Hermeneutik", auch mit Siegfried Unseld vom Suhrkamp-Verlag gibt es ein Zerwürfnis, mit Michael Krüger vom Hanser-Verlag gibt es Streit ... Manchmal läßt sich die Sache wieder einrenken, manchmal nicht.

In den 50er Jahren ist Blumenberg ein Mann von Welt. Das gilt noch bis in die 60er Jahre hinein. Er ist neugierig auf die Welt, macht Reisen (1964 wird sein letzter Urlaub sein, wie er in einem Brief am Ende seines Lebens schreibt), geht auf die Menschen zu, ist Organisator, pflegt Kontakte.

Zu den Angeboten, die er bekommt, gehört 1974 eine Einladung als "Visiting Professor" nach Yale. Die Yale University ist die drittälteste Hochschule der USA und zählt zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Der Chairman des Department of Philosophy der Yale University schreibt ihm, die Mitglieder des Departments hätten "enthusiastically" für eine Einladung Blumenbergs gestimmt. Blumenberg befragt Dieter Henrich, der mit Einladungen nach Amerika schon vertraut ist. Henrich, ein begeisterter Anhänger der analytischen Philosophie, rät unbedingt zur Zusage. - Blumenberg sagt ab und bleibt in Münster.




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Mo 6. Jul 2020, 20:53

Es ist natürlich müßig, sich die Frage zu stellen, wie die Antwort Blumenbergs auf das Angebot der Yale University ausgefallen wäre, wenn es zehn Jahre eher gekommen wäre, 1964. Es ist gut möglich, daß er zu dem Zeitpunkt angenommen hätte. -

Doch es beginnt in der zweiten Hälfte der 60er Jahre langsam das, was die Biographen Blumenbergs heute den Rückzug nennen. Immer noch hat es Hans Blumenberg eilig. Seine Zeit wird ihm knapp; zunächst die Arbeitszeit, die mit allerlei Verpflichtungen verbunden ist, schließlich auch die Lebenszeit.

Mich hat lange Zeit eine Frage beschäftigt: Wie konnte es sein, daß ein von den Nazis Verfolgter, ein "Halbjude", dessen Familie viele Opfer zu beklagen hatte, die in Konzentrationslagern ermordert wurden, der selbst in einem Arbeitslager interniert war, der wie viele seiner Generation (Täter und Opfer gleichermaßen) nie über seine Erlebnisse gesprochen hat ... wie konnte ein auf diese Weise traumatisierter Mensch (Adolf Hitler taucht mit zunehmendem Alter immer wieder auf in seinem Denken) den Kontakt mit Fachkollegen aushalten, die ersichtlich auf der Unterstützer- vielleicht auch auf der Täterseite des Nationalsozialismus standen?

Da gab es Erich Rothacker, der Abteilungsleiter in Goebbels Propagandaministerium war, Verbindungsmann bei der Bücherverbrennung und Gast in Goebbels Privatresidenz. Hans-Robert Jauß meldete sich freiwillig zur Waffen-SS; die Brigade, der er angehörte, unterstand direkt Himmler und war für die Erschießung von Kriegsgefangenen und für Verbrechen an der Zivilbevölkerung verantwortlich. Clemens Heselhaus gehört schon 1933 der SA an und war Schulungsleiter in Livorno und Mailand für die NSDAP-Auslandsorganisation, gehört ab 1937 der NSDAP an. Walter Bröcker ("wir sind gute Freunde geworden") war Mitglieder SA und NSDAP. Carl Schmitt, den Blumenberg außerordentlich schätze, war der "Kronjurist des Dritten Reiches" ... die literarische Vorliebe für Ernst Jünger ...

Nach der Lektüre der Zill´schen Biographie ist mir in dieser Frage vieles deutlicher und einiges verständlicher geworden. Blumenberg wollte nicht richten. Für ihn als Verfolgten des NS-Regimes wäre es leicht gewesen, die Rolle des Opfers anzunehmen. Mit großer Befriedigung hat er notiert, daß seine Mutter Hitler überlebt hat - wenn auch nur für wenige Monate. Und doch hat ihn die Vergangenheit eingeholt. In Altenberge. Als der Rückzug schließlich total war. -




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Mo 6. Jul 2020, 21:19

"Altenberge, Nacht"

"Mir ist dieses Land unheimlich geblieben, obwohl ich es nur selten verlassen habe. In diesem Land hat sich nichts in Luft aufgelöst, was Hitler möglich gemacht hatte ..." (Blumenberg an Uwe Wolff am 26. Februar 1996)

Schon am 09. September hat Blumenberg einen Schlaganfall. ("Mein Gehirn [..] fühlte sich von innen wie Holz an, und ihm noch jemals einen anmutenden Gedanken abzuverlangen, grenzt an Leichenfledderei. Diese Krise wird nicht zu den heilsamen gehören." (an Martin Meyer am 01. November 1994)

"Ich bin nicht mehr vorhanden." (an Henning Ritter am 08. Januar 1996)

"Ich verabschiede mich für die halbe Ewigkeit, nicht für die ganze, als Ihr Hans Blumenberg." (an Martin Meyer am 28. Februar 1996)

Einen Monat später, am 28. März 1996, stirbt Hans Blumenberg in Altenberge. -

Die Umstände seines Todes berichtet seine Frau Ursula in einem Telephongespräch Hans Robert Jauß, der dieses Telephonat notiert hat. Rüdiger Zill zitiert die Notiz von Jauß in seiner Biographie. -

Es ist nun der Zeitpunkt, an dem noch mal zurückzukommen ist auf den ersten Beitrag dieses Threads: Kann ein 100. Geburtstag die Redlichkeit dafür verbürgen, Person und Leben eines Philosophen öffentlich zu machen, der allein durch seine Werke "leben" wollte? - Meine Antwort ist auch heute noch: Ja, was das Leben angeht. - Was das Sterben angeht, nein.




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Di 7. Jul 2020, 01:19

Friederike hat geschrieben :
Fr 24. Mai 2019, 13:55

24. Mai 2019:

Für mich ist die Auferstehungs- und Jenseitshoffnung das entscheidende Moment an meinem Gottesglauben.
Friederike hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 11:03

25. Juni 2020:

... aller Voraussicht nach werde ich sterben und man wird die wenigen Gegenstände, die ich bei mir und um mich habe, schnell entsorgen können. Man wird mich anonym begraben. Nichts wird von mir hier bleiben.

Ich kann oder könnte mir aber vorstellen, daß man aus den Kalendernotizen, die ich seit 2o15 aufbewahre, aus dem einen Dokumentenordner, den ich besitze und aus den Aussagen derer, die mich dann noch gekannt haben werden, eine Lebensgeschichte erstellen könnte ... und das ist der spannende Punkt, an dem ich hängenbleibe, man kann mein Leben sicher vollkommen anders erzählen als ich es mir selbst erzähle. Fakten kriegten Bedeutung, die mir bedeutungslos sind und Fakten, die mir gelten, verschwänden aus der Sicht Anderer aus meiner Lebensgeschichte.

"Philosophieren heißt sterben lernen." (Montaigne)

"Nicht geboren zu sein, das ist Weit das Beste - doch wenn man lebt,
Ist das Zweite, woher man kam,
Dorthin zu kehren, so schnell wie möglich." (Chor im König Ödipus des Sophokles) -

Philosophie gilt uns wie selbstverständlich als eine Form des Denkens, des analytisch klaren Denkens, des ausschweifend erzählenden Denkens, des verstehenden Denkens. - Das liegt u.a. an der Institutionalisierung der Philosophie. Als akademische Disziplin ist an sie das Denken delegiert und ihre Retouren erreichen uns in Form von Büchern, Aufsätzen, Interviews, Feuilletons u.ä. - In der klassischen Zeit der griechischen Antike war die Philosophie auch eine Schule des Lebens, war nicht allein Denkform, sondern auch Lebensform. Das ist schon an der Topographie von Säulenhallen, Hainen, Marktplätzen, Symposien, Tonnen ersichtlich, an denen und in denen sich die Philosophie abspielte. In der Apologie geht es - nicht nur, aber auch - um den Tod des Sokrates. Die Frage drängt sich auf, wie sich denn mit einer Philosophie leben läßt - oder auch sterben läßt.

Im Kielwasser dieser Frage tummeln sich die anderen, etwa die nach dem, was bleibt. Und wohl auch nach dem, was kommt. "Philosophieren heißt sterben lernen." - Vielleicht ist dieser Satz die prägnanteste Fassung dessen, was mit Lebensform gemeint ist. Danach ist Philosophie auch die beizeitige Einübung in die Unvermeidlichkeit unseres Sterbens. Das klingt nach "existenziellen" Überlegungen. Wollen wir nicht nur vorhanden sein, müssen wir unser Leben führen, derweil uns das Leben seinerseits führt - zum Tod. Was wird dann aus den "Kalendernotizen seit 2015"? Verliert sich unsere "Spur"? - Das Leben der anderen geht weiter. Sofern sie sich an uns erinnern, tauchen wir in diesen Erinnerungen auf.

Mit zunehmendem Alter wird mir der Fristcharakter des Lebens deutlicher. Sollte ich das Alter Blumenbergs erreichen, blieben mir noch zehn Jahre Zeit, Denk- und Lebensform der Philosophie zu synchronisieren. Ich war ein junger Mann als Blumenberg sich dazu entschied, das Gespräch mit uns Studenten abzubrechen und fortan nur noch Vorlesungen zu halten. Und natürlich habe ich von dem, was er uns in ausgreifenden Zügen vortrug, nichts verstanden. Dieser Zustand hat sich lange gehalten. Erst später dämmerte mir langsam, worauf es mit seiner Philosophie hinauslief.

"Philosophie lernt man, indem man zuhört, wie es gemacht wird." - Dieser Satz Blumenbergs trifft seine Auffassung vom Philosophieren wohl am besten. Dabei erscheint das "Zuhören, wie es gemacht wird" ja zunächst eine sprachliche Ungenauigkeit zu sein. Müßte es dann nicht "Zusehen" heißen? - Und ist nicht das "Machen" in diesem Zusammenhang unangemessen? - Seine Vorlesungen waren Lehrstücke. Es wurde wie in einer Werkstatt etwas bearbeitet. Und wir waren die Lehrlinge. Das Bearbeiten war in seinem Fall das Vortragen. Und unser Zuhören war gleichsam ein Zuschauen. Wir lernten, wie es gemacht wird. Es - das Philosophieren.

In der Blumenberg-Werkstatt lernte man den Umgang mit den Werkzeugen der Philosophie. Das ging sehr mühsam. Erhaschte man gelegentlich einen Gedanken, war man froh, ihn auf sein weißes Blatt Papier notieren zu können. Es verstrichen viele Vorlesungen, in denen das Papier gänzlich weiß blieb. Und doch zog es einen immer wieder in diese Vorlesungen. Das hatte natürlich etwas mit Blumenbergs Aura zu tun; aber damit allein ist das nicht zu erklären. Man hatte das Gefühl, daß etwas geschah. Und man war dabei. Es war nicht allein das pure Event, die Veranstaltung. Das hätte sich nach einer gewissen Zeit abgenutzt. Es war die seltene Ahnung, daß hier etwas zusammenkommen mußte, das von jener Faszination war, die schon in der Antike, Menschen dazu brachte, einem Sokrates zuzuhören. Was zusammenkam, war die Philosophie in ihren beiden Erscheinungsweisen der Denk- und Lebensform.

Das Leben gehört zu jenen Dingen, die gemeistert werden wollen. In diesem Meister(n) steckt das Gegenstück des Lehrlings. Der Meister machte es vor. Wir Lehrlinge schauten zu. "Zuhören, wie es gemacht wird". Das Handwerk der Philosophie erlernen. Sich bescheiden. -

Beim Lesen seiner Texte stößt man zuweilen auf einen Begriff, den man in einem philosophischen Werk eigentlich nicht erwartet: Trost. Für mich war es ein unverdientes Glück, Hans Blumenberg zu hören. Und es ist ein Trost - von dem ich meine, ihn inzwischen verdient zu haben - daß ich ihn immer noch nicht gänzlich erfaßt habe. ;) Dadurch werden die zehn Jahre - sollten es denn zehn werden - mit der Aussicht auf weiteres Lernen verbunden - sollten den zehn dafür reichen. Das Sterbenlernen inbegriffen.

Was wir uns vom Jenseits und im Jenseits erhoffen dürfen, Friederike, das weiß ich nicht. Geben muß es das Jenseits schon deshalb, weil es ein Diesseits gibt, das sich ohne das Jenseits (oder abgeschwächt: ein Jenseits) gar nicht beobachten ließe. ;) Ob das ein alter Theologentrick ist? - Vorhin wurde mir vorgerechnet und wohl auch vorgehalten, ich hätte für meine Zustimmung zu Deinem gestrigen Beitrag einen Preis entrichtet. Darauf würde ich nicht verzichten wollen - um keinen Preis der Welt. ;)




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Di 7. Jul 2020, 11:57

Das "alles" (die Geschichte Blumenbergs bis zum Ende und Deine Geschichte @Nauplios mit Blumenberg) geht unter die Haut. Vielleicht noch mehr das, was das Gesagte an Ungesagtem ahnen läßt. Danke!




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Mi 8. Jul 2020, 08:07

Nauplios hat geschrieben :
Mo 6. Jul 2020, 21:19
Die Umstände seines Todes berichtet seine Frau Ursula in einem Telephongespräch Hans Robert Jauß, der dieses Telephonat notiert hat. Rüdiger Zill zitiert die Notiz von Jauß in seiner Biographie. -

Es ist nun der Zeitpunkt, an dem noch mal zurückzukommen ist auf den ersten Beitrag dieses Threads: Kann ein 100. Geburtstag die Redlichkeit dafür verbürgen, Person und Leben eines Philosophen öffentlich zu machen, der allein durch seine Werke "leben" wollte? - Meine Antwort ist auch heute noch: Ja, was das Leben angeht. - Was das Sterben angeht, nein.
An dieser Stelle hast Du entschieden, womit ich mein leises Murren gleich zu Beginn (m.M.i.Z.)
Nauplios hat geschrieben : Der zweite Gedanke: "Jubiläen feiern die Lebenden." - Ja, auch die Jubiläen der Toten. - Die Biographie Blumenbergs ist nun auf dem Markt. Sie ist in der Welt und das Geschriebene ist nicht wieder rückgängig zu machen. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Das entbindet mich von der Verantwortung einer eigenen Entscheidung. Ich berichte, was ohnehin jedermann wissen kann. Wer das nicht wissen will, muß seinerseits eine eigene Entscheidung treffen und Schutz suchen vor diesem Thread.
zurückziehe - von dem Du gar nichts gewußt hast. :lol:




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Mi 8. Jul 2020, 17:48

Ich denke darüber so: Wenn wir die Philosophie als theoretische Denkform und als eine Art Lebenskunst nehmen, dann kann es natürlich ein Interesse am Leben und den Umständen dieses Lebens geben. Daß dieses Interesse irgendwann kommen würde, wenn sich jemand anschickt, zum Klassiker zu werden - was ja vor einem Vierteljahrhundert noch keineswegs sicher war - , das ist nicht verwunderlich. Es gibt im Grunde ja keinen "großen" Philosophen, der nicht seinen Biographen gefunden hätte, vorausgesetzt, es ist genügend "Material" vorhanden. Das sehen wir schon bei Xenophon und seinen Memorabilien zu Sokrates.

Die Details um Blumenbergs Tod jedoch waren mir geradezu von einer Intimität als hätte ich ein "Zutritt verboten" mißachtet. Rüdiger Zill, der auf den 800 Seiten seiner Biographie kaum ein Ereignis, einen Brief, eine Karteikarte unkommentiert läßt, kommt nach der Jauß-Notiz nahtlos auf die einsetzende Rezeption zu sprechen. Es ist an der Stelle auch bei ihm eine Art Generalpause zu spüren, so als spräche man am offenen Grab nicht. Vielleicht hat auch er gezögert, von der Notiz von Jauß biographischen Gebrauch zu machen. - Leser, die Blumenberg nicht erlebt haben, mögen sich da leichter tun. Das will ich nicht in Abrede stellen.




Nauplios
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Do 9. Jul 2020, 14:39

Für den Fall, daß Du noch Kontakt zum Forum hältst, MäckIntaier: es gibt frohe Kunde zu vermelden. Jürgen Goldsteins "Philosophisches Portrait" über Blumenberg liegt nun vor; und das Ambiente, naja, das mir liebste Leseambiente, ebenso: Herbstliches Regenwetter, mein Lieblingscafé im nahegelegenen holländischen Winterswijk, Kerzenschein, Kaffee. - Die Gemütlichkeit hier drinnen steigt proportional zu den Ungemütlichkeiten draußen. - ;)




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