Hans Blumenberg in effigie

In desem Forum kann die Philosophie des deutschen Philosophen Hans Blumenberg diskutiert werden.
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Friederike
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Do 25. Jun 2020, 11:07

Ja, was Tobias Blumenberg da gesagt hat ... man muß es in das Bild von H. Blumenberg hineinnehmen. Man darf es nicht weglassen.




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 11:26

Eine "Schlüsselszene" nennt Zill eine Begebenheit von 1931. Hans Blumenberg ist Sextaner auf dem altsprachlichen Zweig einer - heute würde man sagen - Eliteschule: das Katharineum. Zum 400. Geburtstag des Lübecker Vorzeigegymnasiums kommt ein bedeutender Schriftsteller, einst selbst Schüler des Katharineums. Die Sextaner dürfen an dem Vortrag des berühmten Mannes noch nicht teilnehmen. Der 11-jährige Blumenberg erhascht aber einen Blick auf ihn als der Direktor des Gymnasiums den Ehrengast in die Kirche St. Katharinen begleitet. Der Titel des Vortrags: "An die Jugend". Der Schriftsteller ist Thomas Mann. -

Direktor Rosenthal wird noch zwei Jahre das Katharineum leiten. 1933 wird er von den Nazis von diesem Posten vertrieben. Blumenberg hat Rosenthal, den passionierten Altphilologen kaum gekannt. Am wichtigsten wird für ihn ein junger Studienreferendar: Wilhelm Krüger. Krüger kommt gebürtig aus Gronau und hat in Münster und Marburg Philosophie studiert. Blumenberg schreibt über ihn:

"Er hat mir in meinem Leben und Überleben am Katharineum am meisten bedeutet. In den letzten Kriegstagen 1945 ist er gefallen. W.K. war einer der wenigen, denen von der Universität mehr als Ausbildung mitgegeben worden war. Er hatte in Marburg bei Paul Natorp studiert, und das hatte ihn geprägt. Ich wußte damals noch nichts von meinem späteren Fachgenossen. Erst lange Jahre nach Krügers Tod hatte ich begriffen, was es gewesen sein mußte, Schüler von Natorp zu sein. Wer es war, konnte sich keinen Augenblick mit der braunen Horde kompromittieren. Die Kantianer waren von großer Resistenz: von denen, die widerstanden haben, lebt Julius Ebbinghaus noch."

Dieser Julius Ebbinghaus fand in Blumenbergs Vorlesungen regelmäßig Erwähnung. Meistens war sein Name mit der Aufforderung verbunden: "Lesen Sie täglich eine Stunde in der Kritik der reinen Vernunft und fassen Sie das Gelesene tags drauf mit eigenen Worten schriftlich zusammen. Empfohlen sei Ihnen zum besseren Verständnis Kants Julius Ebbinghaus." -




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 11:36

Friederike hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 11:07
Ja, was Tobias Blumenberg da gesagt hat ... man muß es in das Bild von H. Blumenberg hineinnehmen. Man darf es nicht weglassen.
Ja, insofern muß man sich davor hüten, einen Mythos "Blumenberg" aufzubauen. Man darf ja nicht davon ausgehen, daß der schmale Ausschnitt, den seine Studenten von ihm sahen, den Menschen Blumenberg in toto repräsentierte. Insofern ist die Persönlichkeit, die sich nun in den Briefen und Einträgen aus dem Nachlaß, aus Gesprächen mit Zeitzeugen, Schulfreunden, Kollegen, Verlegern, Familienmitgliedern ... schemenhaft zeigt auch zu entzaubern von der beeindruckenden Aura, die sich denen bot, die ihn beim Vortrag im Hörsaal erlebten.




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 12:00

Wilhelm Krüger hat den Direktor Rosenthal auf einigen Reisen begleitet, u.a. war er dabei als Rosenthal 1929 Thomas Mann besuchte. Thomas Mann hat sogar noch eine Erinnerung an einen "sportlich anzusehenden" jungen Mann. Aus der Beschreibung Manns hat Blumenberg später diesen eindeutig als Wilhelm Krüger identifiziert.

Hans Blumenberg hingegen war kein Sportsmann. Sein Abiturzeugnis weist bei Turnen ein "nicht ausreichend" aus; auch die Noten in Leichtathletik und Boxen (!) sind schlecht. Rüdiger Zill spricht von einer "unvorteilhaften Statur" des Schülers Hans Blumenberg, dessen Spitzname bei seinen Mitschülern "dicker Blumenberg" gewesen sein soll. Blumenberg selbst schreibt:

"Ich war sicher nicht der Typ von Schüler, den W.K. [Wilhelm Krüger] sich gewünscht hätte. Es haperte mit der Kondition, am Reck und am Hochkönig. Aber er hat mir abgenommen, daß ich gab, was ich hatte: als es darauf ankam und der Direktor bereits zur Schadenfreude rüstete, gelang mir einiges am Boden und auf dem Dreimeterbrett, was mir das Abrutschen ins leibesübende Nichts und damit die damalige Unmöglichkeit des höchsten Prädikats im Abitur ersparte." -

Der Direktor, der hier "zur Schadenfreude rüstete" ist nicht mehr Georg Rosenthal, sondern Robert Wolfanger, ein überzeugter Nationalsozialist und "die traumatische Figur in Blumenbergs Schulzeit" (Zill). -

Noch stärker als Blumenberg leidet ein anderer Mitschüler unter dem Nazi Wolfanger: Ulrich Thoemmes. Thoemmes empfand den Ton am Katharineum als "rüde und lieblos", eher geeignet für eine "preußische Kadettenanstalt" als für ein altehrwürdiges Gymnasium.

Immerhin war der Zusammenhalt in der Klasse für Blumenberg positiv. Ein Foto zeigt die Schulkameraden im Sportdress, Arm in Arm, "der dicke Blumenberg" an der Seite von Wilhelm Krüger, der kaum als Lehrer zu erkennen ist. - In der Klasse 8g2 herrscht unter den heranwachsenden jungen Männern ein jovialer Ton. Anders in der Parallelklasse, der 8g1. Hier handelt es sich um eine überwiegend regimetreue Bande, die den Jungen der 8g2 das Leben schwer macht. -




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 12:43

"Lübeck, den 6. März 1939

An den
Reife-Prüfling Hans Blumenberg
Lübeck.

Zur Besprechung einer besonderen Angelegenheit ersuche ich Sie,
morgen (Dienstag), den 7. ds. Mts. um 11 1/2 Uhr bei mir im
Katharineum zu erscheinen.

Wolfanger
Oberstudiendirektor"

-----------------------

Dieser Brief des Direktors Wolfanger ändert das Leben Blumenbergs. Tags drauf teilt ihm Wolfanger mit, daß Blumenberg die Rede auf der Abschlußfeier, die traditionell vom best benoteten Abiturienten gehalten wird - und das ist Blumenberg - nicht halten darf. Der Nazi Wolfanger "möchte keinen Halbjuden auf der Bühne der Aula sehen". Bei der Zeugnisübergabe verweigert ihm der Direktor sogar den üblichen Handschlag.

Wie sehr diese Demütigung und das Maß an Verachtung den Abiturienten Blumenberg gekränkt hat, zeigt ein Brief Blumenbergs 50 Jahre später an einen Mitschüler der berüchtigten Parallelklasse 8g1. Darin wird der Adressat gesiezt. Ein Brief von "eiskalter Höflichkeit" (Zill):

"Sie verharmlosen allerdings diese Vorgänge, wenn Sie sie auf das Ritual bei der Verabschiedung reduzieren. Ich erhielt am Nachmittag des 6. März 1939 eine Vorladung des Direktors auf den folgenden Vormittag (Kopie Anlage). Er eröffnete mir, daß mir das Reifezeugnis nicht ausgehändigt werden könne, weil von der 8g1 und deren Klassenlehrer Dr. Schmidt Einspruch gegen das Prädikat erhoben worden sei. [...] Die Pressionen des Direktors waren mir bereits vertraut. Auch diesmal war es ein Einschüchterungsversuch, mit dem er meinen Verzicht auf das Prädikat erreichen wollte. Als er das bei den von mir unterrichteten Lehrern des Prüfungsausschusses, die das Zeugnis mit Datum vom 2.3.39 bereits unterzeichnet hatten, nicht durchsetzen konnte, teilte er mir in einer weiteren Unterredung mit, er würde den Beschwerdeführern ˋauf andere Weise´ Genugtuung geben. Was dies bedeutete, erfuhr ich erst bei der viel später zur Hauptsache erhobenen Art der Verabschiedung. Als ich mit dem Zeugnis in der Hand wieder auf meinem Platz war, flüsterte mir mein Nachbar, Karl-August Rohrbach, zu, ich solle ihm die Urkunde geben, ich würde sie ˋnicht heil aus der Aula herausbringen´. So verließ ich mit leeren Händen den Saal und bekam erst am späten Nachmittag ein Zeugnis, das im Laufe des Lebens immer mehr an Wert verliert. Ich wünsche Ihnen einen ungetrübten 50. Jahrestag.

Hans Blumenberg"

25 Jahre später, 1964, wird Blumenberg zur Jubiläumsfeier eingeladen. Diesmal soll er eine Rede halten als kleines Anzeichen der Wiedergutmachung.

"Auf der Veranstaltung kommt es zum Eklat. Einige Mitglieder der Parallelklasse erscheinen nicht zum Festakt, mit der Begründung, daß sie nicht kommen wollen, wenn Blumenberg anwesend ist. Nur ein Einziger aus der alten 8g1 entschuldigt sich bei ihm. Mit ihm geht er [Blumenberg] essen, setzt sich aber im Anschluß daran in sein Auto und verläßt in derselben Nacht die Stadt [...] Die einstige Rivalität der beiden Klassen, die zunächst etwas von einem Kästner-Roman hat, verliert ihre Jungen-Romantik durch die politische Färbung des Gegeneinanders. Der Nazi Schmidt hat das Bewußtsein seiner Klasse so geprägt, daß sein Geist auch 25 Jahre später noch lebendig ist und gegen den der Krüger-Klasse steht." (Zill; S. 52f.) -

Die Teilnahme an den Feiern zu den Jahrestagen des Abiturs 1979 zum 40. und 1989 zum 50. Jubiläum lehnt Blumenberg postwendend ab. -




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 13:08

Wolf Werner Wentz, ein Schulkamerad, schreibt aus Anlaß des 40. Abiturjubiläums an Blumenberg:

"Du warst, lieber Hans, und bist noch unser Primus. Wem käme es nicht zu, das Protokollbüchlein überreicht zu erhalten, daß wir beim lieben, unvergessenen Krüger geführt haben? Ich habe es die vielen langen Jahre wohl aufbewahrt und wollte es Dir anläßlich unseres Treffens überreichen. Es gehört meines Erachtens in Deine Hände.
Die Zeiten haben uns reif gemacht, sowohl für die Demokratie als auch für eine höhere Menschlichkeit. Was wir in unserer Jugend - in der Dummheit unserer Jahre, im Glauben an eine verantwortliche treue Führung - für Irrtümer begingen, kann uns heute keine Last mehr sein. Wir haben die Verpflichtung, niemals wieder so etwas passieren zu lassen.
Willst Du nicht doch zum Klassentreffen kommen? Ich würde mich sehr herzlich freuen."

Blumenberg antwortet höflich, aber bestimmt:

"Es gibt [...] keine persönlichen Vorbehalte innerhalb der alten Klasse. Aber darüber hinaus wird es mir sehr schwer, und jede Rückkehr nach Lübeck legt sich wie ein Alptraum für Wochen auf mich. [...] Nimm es bitte nicht als Zweifel an der Glaubwürdigkeit dessen, was Du mir geschrieben hast, wenn ich mich dennoch fernhalte. Vor fünfzehn, vor zehn Jahren wurde es mir leichter als heute, meinen inneren Widerstand zu überwinden. Die Kraft läßt nach. Du wirst es wissen wie ich, und die Erinnerung wird unbarmherziger." -

Lübeck und das Katharineum bleiben für Blumenberg zeit seines Lebens eine Wunde, die sich nicht schließt.

Die Abiturrede hat schließlich der oben genannte Freund Karl-August Rohrbach gehalten. Er übernahm den bereits von Blumenberg geschriebenen Text. Die Ereignisse um diese Abiturfeier 1939 waren für Blumenberg nie zu vergessen. Mitte März 1939 läd er vier Freunde ein zu einem Ausflug nach Berlin. Er hat inzwischen einen Führerschein. Während man es sich in den Lokalen der Hauptstadt gut gehen läßt, kommt die Nachricht vom Einmarsch der deutschen Armee in Prag. Blumenberg wird zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. -




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Do 25. Jun 2020, 13:48

Zum Reichsarbeitsdienst nur eine ganz kleine Episode.

An Ulrich Thoemmes schreibt Blumenberg, daß ihm anläßlich der Hochzeit seines Abteilungsführers beim Reichsarbeitsdienst einmal befohlen worden sei, Variationen auf das Lied "Gott segne die Arbeit" zu komponieren ...

"... was mir viele angenehme Stunden einbrachte, weil das nächste Klavier in der nächsten Gastwirtschaft in Ochsenwärder stand. Es hat mir viele Skrupel gemacht, aber auch sehr genützt, denn der Gastwirt hieß Sonnemann und war ein Bruder von Emmy, der ˋhohen Frau´. Er mochte mich und tat am X-Tag etwas für mich, was sonst kaum jemand getan hätte. Unter dem Titel Der Schwager habe ich vor langem diese Geschichte in einer italienischen Zeitschrift erzählt."

Auf Carinhall führte die "hohe Frau" - so war ihre offizielle Anrede - mit ihrem Mann ein pompöses Leben. Im April 1935 hatte sie ihn nach einer Karriere als Schauspielerin geheiratet. Ihr Mädchenname war Emmy Sonnemann, die Schwester des Gastwirts in Ochsenwärder. Durch die Heirat wurde sie Emmy Göring, die zweite Ehefrau von Hermann Göring.




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Friederike
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Do 25. Jun 2020, 16:53

Nauplios hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 13:08
Blumenberg antwortet höflich, aber bestimmt: "Es gibt [...] keine persönlichen Vorbehalte innerhalb der alten Klasse. Aber darüber hinaus wird es mir sehr schwer, und jede Rückkehr nach Lübeck legt sich wie ein Alptraum für Wochen auf mich. [...] Nimm es bitte nicht als Zweifel an der Glaubwürdigkeit dessen, was Du mir geschrieben hast, wenn ich mich dennoch fernhalte. Vor fünfzehn, vor zehn Jahren wurde es mir leichter als heute, meinen inneren Widerstand zu überwinden. Die Kraft läßt nach. Du wirst es wissen wie ich, und die Erinnerung wird unbarmherziger." - [kursiv von F.]
Eine nicht selbstverständliche Feststellung und Beobachtung, wie ich finde. Der zeitliche Abstand erlaubt schärfer zu sehen und zu urteilen, was zuvor aus Gründen des Selbstschutzes unklar(er) gesehen wurde.




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Nauplios
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Do 25. Jun 2020, 19:16

Friederike hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 16:53
Nauplios hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 13:08
Blumenberg antwortet höflich, aber bestimmt: "Es gibt [...] keine persönlichen Vorbehalte innerhalb der alten Klasse. Aber darüber hinaus wird es mir sehr schwer, und jede Rückkehr nach Lübeck legt sich wie ein Alptraum für Wochen auf mich. [...] Nimm es bitte nicht als Zweifel an der Glaubwürdigkeit dessen, was Du mir geschrieben hast, wenn ich mich dennoch fernhalte. Vor fünfzehn, vor zehn Jahren wurde es mir leichter als heute, meinen inneren Widerstand zu überwinden. Die Kraft läßt nach. Du wirst es wissen wie ich, und die Erinnerung wird unbarmherziger." - [kursiv von F.]
Eine nicht selbstverständliche Feststellung und Beobachtung, wie ich finde. Der zeitliche Abstand erlaubt schärfer zu sehen und zu urteilen, was zuvor aus Gründen des Selbstschutzes unklar(er) gesehen wurde.
Ja, was sich hier im Grunde zeigt, ist die Beweglichkeit eines Betrachters, der mit zeitlichem Abstand "schärfer", vielleicht auch unschärfer sieht und damit einen anderen Blick auf das Vergangene bekommt. Das Vergangene steht vor einem Horizont, der sich mit der Zeit verschiebt. Aber auch der Betrachter ändert seine "Position", hat einen Spielraum an Beweglichkeit. Auf das Ganze der Geschichte gesehen spricht Blumenberg deshalb auch von der "Metakinetik geschichtlicher Sinnhorizonte und Sichtweisen". - Abgelesen wird diese Metakinetik dann am Gebrauch von Metaphern und Mythen. -




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Sa 27. Jun 2020, 20:22

"Man sieht, wie die Soldatenschicksale den Leuten auch auf den Leib zugeschnitten sind. In dieser Richtung las ich in den letzten Tagen ein sehr gehaltvolles neues Buch von Ernst Jünger, Gärten und Straßen - ein Tagebuch aus den ersten Kriegsjahren, Westwallkämpfe und Westfeldzug; eine vorbildliche Synthese von soldatischer Zucht und geistiger Freiheit erschien mir darin gespiegelt - eine Zucht, die sich noch in der Sprache ausformt, eine Freiheit, die noch dem Offizier inmitten der Präzision der modernen Kriegsmaschine innewohnt."

Blumenberg schreibt dies im Oktober 1942 an seinen ehemaligen Lieblingslehrer Wilhelm Krüger. Zwar wird Blumenberg bei der Musterung als "tauglich" befunden, aber als nicht wehrwürdig. Als "Halbjude" - seine Mutter ist Jüdin - kommt er für die Wehrmacht nicht infrage. Er bewirbt sich mehrfach darum, doch noch eingezogen zu werden. Dennoch wird er abgelehnt, was ihn kränkt und was er als Demütigung empfindet. Er scheut sich nicht, bis zum Oberkommando der Wehrmacht zu gehen, das ihm am 25. Mai 1941 mitteilt, daß seinem "Antrag auf Einberufung zum aktiven Wehrdienst nicht entsprochen werden kann, da eine Ausnahmebehandlung nur für solche jüdischen Mischlinge in Frage kommt, die bereits während des Krieges in der Wehrmacht Dienst getan haben."

Ungeachtet dieses Ablehungsschreibens hatte sich Blumenberg bereits für das Wintersemester 1939/40 an der Erzbischhöflichen Philosophisch-Theologischen Akademie Paderborn eingeschrieben. Wie wichtig ihm die Einberufung zur Wehrmacht gewesen sein muß, läßt sich daran erkennen, daß er dafür jederzeit sein Studium unterbrochen hätte. Es ist vermutlich der Einfluß der Lektüre Ernst Jüngers, der hier mitschwingt. -




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Mo 29. Jun 2020, 14:11

Friederike hat geschrieben :
Do 25. Jun 2020, 11:07
Ja, was Tobias Blumenberg da gesagt hat ... man muß es in das Bild von H. Blumenberg hineinnehmen. Man darf es nicht weglassen.

"Ich habe meinen Vater sehr geliebt, was nicht auf Gegenseitigkeit beruhte." (Tobias Blumenberg)


Kürzlich hat Tobias Blumenberg mit dem WDR ein Interview geführt. Im ersten Teil des Gesprächs spricht er auch über seine Kindheit und seine Beziehung zu seinem Vater, der "ein fürchterlicher Pädagoge" war:

https://www.google.com/amp/s/www1.wdr.d ... rg-100.amp




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Di 30. Jun 2020, 19:38

Inzwischen gibt es im Netz eine erweiterte Leseprobe aus Rüdiger Zills Blumenberg-Biographie. Hier sind deutlich mehr Seiten abgedruckt als in der Leseprobe des Suhrkamp-Verlags. Auch einige Fotos sind darin zu sehen, die Blumenberg als Kind, als Absolvent des Katharineums, als jungen Mann zeigen. Insgesamt sind es ca. 50 Seiten:

https://books.google.de/books?id=spW2Dw ... xt&f=false




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Mi 1. Jul 2020, 16:53

Der zwölfjährige Hans Blumenberg gibt ab 1932 eine Zeitschrift heraus: "Erdball und Weltall. Illustrierte wissenschaftliche Monatsschrift. Herausgeber Hans Blumenberg. Lübeck." - Erhalten ist der letzte von vier Jahrgängen. Blumenberg ist nicht nur Herausgeber. Er hat auch die "Schriftleitung" inne, ist Setzer, Fotograf, Verleger und Autor ineins. Die Ausgaben (jeden Monat eine über vier Jahre!) erscheinen im Format B5. Die Texte sind getippt und hektographiert, die Titelgestaltung mit Foto ansprechend. Der Vater, Verleger von Kunstdrucken, dürfte ihn bei der Gestaltung beraten haben.

Über sechs Hefte wird die Reihe "Das neue Weltbild" fortgesetzt. Es beschäftigen ihn die Umbrüche der frühen Neuzeit und die neuesten Theorien aus den Naturwissenschaften. Eine Kostprobe:

"Die Physik unserer Tage zeigt ein ganz neues Gesicht. Schlagworte vom ˋUmsturz des Weltbildes´ und andere zeigen uns das ganz deutlich, auch dem Fernstehenden. Physik, Chemie, Astronomie und die anderen Wissenschaften haben dieses neue Weltbild geschaffen, das wir in unserer Artikelreihe kurz umreissen wollen. Was man heute über Atome und Atomzertrümmerung, über Wellen und Strahlen weiß, soll hier zusammengefaßt werden - freilich nur das wichtigste, die Verständlichkeit erfordert es, daß die wissenschaftliche Genauigkeit nicht bis zur zehnten Dezimale durchgeführt wird."

Hans Blumenberg ist 15 als er die Frage der Verständlichkeit seiner Texte anspricht. Noch ist sie ihm wichtig. -




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Mi 1. Jul 2020, 17:17

Neben den naturwissenschaftlichen Fragen geht es dann auch um Fragen und Probleme der Lebenspraxis, verbunden mit einer Aufmunterung an die Leser:

"Wir bitten unsere Leser, Probleme, die ihnen begegnet sind, uns mitzuteilen." -

Es folgen Artikel zur Lebensberatung:

"Kann man sich eigentlich auf das Barometer verlassen?"

"Weshalb müssen wir eigentlich schwitzen?"

"Weshalb ist der Himmel blau?"

"Weshalb ist die Abendsonne rot?"

Unter dem Einfluß des neuen Lehrers, Wilhelm Krüger, rücken dann schon mal literarische Interessen in den Vordergrund. Hans Carossa hat es ihm angetan.Der Gymnasiast verfaßt eine 47-seitige Würdigung Hans Carossas. Von Carossa liest er nahezu alles. Andere Bücher, die er liest, sind:

Gottfried Keller; "Der grüne Heinrich"

Adalbert Stifter; "Witiko"

Goethe; "Dichtung und Wahrheit"

Eduard Mörike; "Maler Nolten"

Helmut Berve; "Griechische Geschichte"

Julius Wolf; "Römische Geschichte"

Erste theologische Schriften kommen dazu:

Augustinus; "Der Gottesstaat"

Clemens von Alexandrien; "Stromata"

Theodor Steinbüchel; "Die philosophische Grundlegung der katholischen Sittenlehre"

Romano Guardini; "Christliches Bewußtsein"

Henri Bremond; "Das wesentliche Gebet"

Später wird dieses Werk eine ausführliche Würdigung in seinen Schriften als Philosoph finden:

Fritjof Nansen; "In Nacht und Eis", der Reisebericht des norwegischen Polarforschers.

Der junge Blumenberg liest diese Bücher sehr oft im ungeheizten Herrenzimmer seiner Lieblingstante "auf dem Fußboden liegend und zitternd - nicht vor Kälte - vor Aufregung". - Die Tante, in die Blumenberg regelrecht verliebt war und ihm den Zugang zur Bibliothek ermöglichte, wird das Ende des Krieges nicht erleben. Wie so viele Mitglieder der Blumenberg´schen Familie wird auch sie von den Nazis ermordet. -




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Mi 1. Jul 2020, 17:44

Nach dem Abitur möchte Blumenberg katholische Theologie studieren. Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen beginnt der zweite Weltkrieg. Doch da Blumenberg als "nicht wehrwürdig" eingestuft wird, scheint das Studium in Münster, das er beginnen möchte, kein Problem. Doch die philosophisch-theologische Fakultät der Universität Münster dient nun den Zwecken eines Lazaretts und Blumenberg muß ausweichen. (Münster war seine erste Wahl, weil er es durch den Besuch mit seinem Vater ein wenig kannte, der ihn als 13-Jährigen dorthin mitgenommen hatte. Anlaß für den Münster-Besuch war die Bischofsweihe von Clemens August Graf von Galen 1933.)

Am 03. November schreibt sich Blumenberg an der Erzbischöflichen Philosophisch-Theologischen Akademie zur Priesterausbildung in Paderborn ein. Hebräisch, Altgriechisch und Latein beherrscht er bereits im erforderlichen Umfang. Warum der Bischof dem jungen Studenten bereits im Dezember wieder die Exmatrikulation nahelegt, bleibt unklar. Zill vermutet, daß man in Paderborn sehr schnell bemerkt haben dürfte, "daß der belesene und philosophisch äußerst aufgeschlossene junge Mann in dem reinen Priesterseminar fehl am Platz und bei den intellektuell anspruchsvolleren Jesuiten besser aufgehoben sei." (S. 87) -

Blumenberg geht nun zur kirchlichen Hochschule St. Georgen in Frankfurt-Sachsenhausen. Hier darf er allerdings nur ein Semester bleiben. Bei Caspar Nink (einer von Blumenbergs Söhnen wird später Caspar heißen), der von Edmund Husserl promoviert wurde, belegt er eine 5(!)-stündige Vorlesung zur "Philosophischen Gotteslehre". Caspar Nink, der über Kant und Hegel gearbeitet hat, wird zum wichtigsten Dozenten für Blumenberg in dieser Zeit.

Schon kurz nach Studienbeginn in St. Georgen, bestimmt das Reichserziehungsministerium über das Studium von "Mischlingen ersten Grades". Blumenberg muß abermals sein Studium abbrechen. Nink und die anderen Dozenten sind machtlos. Hans Blumenberg fährt zurück nach Lübeck. -




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Nauplios
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Mi 1. Jul 2020, 18:22

Im April 1942 wird Blumenberg, dessen gesamte Bibliothek kurz zuvor beim Luftangriff auf Lübeck zerstört worden ist, für drei Monate als Hilfsarbeiter bei den Norddeutschen Dornier-Werken in Lübeck zwangsverpflichtet. Der Vater sucht für die ausgebombte Familie derweil eine neue Wohnung und findet sie in - Bargteheide. ;)

Am 01. Mai 1943 nimmt Blumenberg dann eine Stellung beim Drägerwerk in Lübeck an. Das Gerücht geht später um, Heinrich Dräger habe gesagt: "Ein Mann mit lauter Einsen in den Sprachen kann im Drägerwerk alles werden." - Heinrich Dräger muß eine Art Schindler von Lübeck gewesen sein; über etliche Verfolgte hält er seine schützende Hand; auch über Blumenberg, der als kaufmännischer Angestellter nun für "Einkauf und Materialbeschaffung" zuständig ist.

Nur noch in seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Literatur, manchmal Philosophie. Thomas Mann begeistert ihn. Ernst Jünger ist nach wie vor ein Favorit.Blumenberg hat sich angewöhnt, den Lektüren eine Benotung zu geben. Eine Sechs gibt es selten. Eine Bestnote auch. Jochen Klepper erhält eine Eins für seinen Roman "Der Vater. Roman des Soldatenkönigs", eine Verherrlichung Friedrich Wilhelm I.

Im Bücherkeller von Bargteheide kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit Dostojewski. Dessen Novelle "Die Sanfte" trägt er im September 1945 im kleinen Kreis vor. Vielleicht hat im Auditorium Ursula Heinck gesessen und zugehört. Wenige Wochen zuvor haben Ursula Heinck und Hans Blumenberg geheiratet, standesamtlich. Kurze Zeit später findet die kirchliche Trauung statt. Blumenberg hatte einen Aufsatz über die Dostojewski-Novelle, bei der es um "das Geschlechtliche" geht, verfaßt. Dostojewski erzählt eine Tragödie zwischen einem Pfandleiher und seiner Frau. Blumenberg dazu:

"Die Relativität des männlichen Selbstbewußtseins auf die Stellungnahme des Weibes hin ist dessen archimedischer Punkt im Fortgang der Dialektik. Die dialektische Haltung des Mannes ist aktiv, die des Weibes verhaltend, absichtslos. Vom Manne kommen die Antriebe und Anstöße; auch die Triumphe noch des Weibes sind nur Reaktionen." - Ob Ursula das als Beschreibung der Konstellation in der Dostojewski-Novelle gewertet hat oder als Programmschrift für die eigene Ehe ist nicht überliefert. Das Typoskript Blumenbergs jedenfalls über die Antriebe und Anstöße, die vom Manne ausgehen und von den bloß "Reaktionen" des Weibes läßt er in rotes Leinen binden und schenkt es seiner Frau zur Hochzeit mit der Widmung "Meiner Frau zum 3. Oktober 1945".

An dieser Stelle darf gelacht werden. - Ausnahmsweise.




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Nauplios
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Mi 1. Jul 2020, 18:53

Die Verhaftung Blumenbergs datiert auf Februar 1945. Die "Organisation Todt", eine paramilitärische Bautruppe der Nazis, zwangsverpflichtet "jüdisch Versippte" und "Kriegswirtschaftsverbrecher" zum Straßenbau. Blumenberg wird deportiert in das Arbeitslager Zerbst. Das Kommando dort hat die SS. Blumenberg beschreibt in einer Anfage an das Landesentschädigungsamt die Situation so:

"Schwerste Arbeitsleistungen bei maximalen Arbeitszeiten (bis zu 14 Stunden) und völlig ungenügender Ernäherung" seien verlangt worden. Die Bewachung sei "teilweise mit Hunden" erfolgt. Strafen wurden völlig willkürlich verhängt und mußten in einem Arrestbunker verbüßt werden.

Am 09. April 1957 erhält Blumenberg Mitteilung, daß sein Antrag auf Entschädigung für die Zwangsarbeit für die "Organisation Todt" nun in Bearbeitung sei. Das Landesentschädigungsamt bewilligt ihm "für Schaden an Freiheit" 300 DM. Einen "Berufs- und Ausbildungsschaden" könnte man nicht feststellen.

Durch das Einwirken von Heinrich Dräger, kann Blumenberg dem Lager Anfang April 1945 entkommen. Am 09. April 1945 "bescheinigte der Chef des Luftwaffenbauwesens in Halberstadt dass sich Herr Hans Blumenberg dort am 7. April zur Weiterfahrt mit dem LKW gemeldet habe." (Zill; S. 108) - Am Ende wird Blumenberg mit der Eisenbahn verschickt.

Wieder in Lübeck angekommen, taucht er unter. Es versteckt ihn zunächst sein ehemaliger Fahrlehrer, ein Nazi. Kurz darauf wird er verraten, nicht vom Fahrlehrer, sondern einem Außenstehenden. In letzter Minute entkommt Blumenberg. Ein neues Versteck ist der Dachboden der Familie Heinck, Ursulas Eltern. Er liest den Töchtern des Hauses vor. Am 02. Mai ziehen britische Truppen in die Stadt. Für Hans Blumenberg ist der Krieg und die Verfolgung zuende. -




MäckIntaier

Mi 1. Jul 2020, 23:25

Nauplios hat geschrieben :
So 21. Jun 2020, 20:15
Durch den Sinneswandel in der Familie zeigt sich nun, dass nicht nur das Denken, sondern auch die Person selbst viele Facetten hatte, die sich durchaus sehen lassen können, und dass der jüngere Blumenberg auch keine Scheu hatte, dieses Sehen-Lassen zu gestatten. So kann das Bild dieses Philosophen wieder in Bewegung geraten und auch der Denker selbst nahbarer werden. (Rüdiger Zill; Der absolute Leser. Hans Blumenberg - Eine intellektuelle Biographie; S. 798)

Man stutzt. Eine intellektuelle Biographie. Gab das biographische Material zu wenig her, daß es mit Intellektualität angereichert werden mußte, um das Leben eines Lesers, zumal eines absoluten, seiner Leserschaft, zumal einer partiellen, als sehenswert erscheinen zu lassen? - Oder ließ sich Leben und Lesen Hans Blumenbergs so wenig trennen wie Lesen und Schreiben? - Oder ist der absolute Leser am Ende gar eine mit Absicht nur halbherzig kaschierte An- und Aufforderung an die Leser dieser Biographie, eine Idealisierung, entsprungen dem Anforderungsprofil des Portraitierten? -

Rüdiger Zill hat mit den mehr als 800 Seiten seiner Blumenberg-Biographie Famoses vollbracht. Allerdings hat er auch Umstrittenes noch strittiger gemacht, indem er Person und Leben eines Philosophen öffentlich macht, der allein durch seine Werke "leben" wollte - den "Sinneswandel in der Familie" dabei auf seiner Seite wissend. -

Kann ein 100. Geburtstag dafür die Redlichkeit verbürgen? -
Ich bin jetzt durch mit der Biografie. Bevor ich abschließend urteile, warte ich mal das am Freitag erscheinende Werk Goldsteins (der bei Blumenberg studiert hat) ab. Für mich persönlich, der dem Biographischen nicht rundum zugeneigt ist, löst sich die Frage nach der Berechtigung eher in Blumenbergs eigenen Vorlieben für die Überlieferungen des Anekdotischen, und damit letzendlich Biographischen auf. Blumenberg hat sein Werk als Nachlass ganz gezielt in die Hände von anderen gelegt, also anders als Kafka mit seinem Nachwirken ganz bewusst kalkuliert. Damit halte ich es auch für legitim, daß Biographisches hier preisgegeben wird. Zills Buch enthält einige wichtige Hinweise zur Methode Blumenbergs, die die Lektüre fördern können, was wichtiger ist als ein paar Indiskretionen, die sich m.E. im Rahmen halten. Am Freitag hole ich mir Goldsteins Buch, dann sehe ich weiter.




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Nauplios
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Do 2. Jul 2020, 01:15

Wie mein Geist mäandert, so auch mein Stil
(Essais)

So ist Dein Geist in seinem Mäandern denn doch den Leuchtfeuern meiner Insel gefolgt - ohne Schiffbruch. Herzlich willkommen, lieber Turmbewohner! ;)

Dein Erscheinen enthebt mich natürlich mit sofortiger Wirkung vom Amt des Chronisten der Blumenberg´schen Vita, zumal Dein Vorsprung jetzt uneinholbar ist. So würde ich den Rest der Berichterstattung über das Zill´sche opus magnum allzu gern in Deine Hände legen. :o Na, sagen wir: Halbe, halbe? ;)

Den Erscheinungstermin der Blumenberg-Studie von Jürgen Goldstein hat der Verlag überraschend vom 03. auf den 09. Juli verschoben; oder hast Du bereits eine Zusage zur Abholung?

Apropos Jürgen Goldstein, der ja dann Hilfskraft bei Manfred Sommer war: Könnte es sein, daß der H 8 im Fürstbischöflichen Schloß Münster Teil einer Vergangenheit ist, die uns verbindet, MäckIntaier? ;) Für den Fall, daß diese Frage zu indiskret ist, hätte ich als Alternative eine noch indiskretere, inspiriert von einem Vornamen: Du bist nicht zufällig im Besitz eines philosophisch bedeutsamen Schreibtisches? ;) Antworten können mit Vertraulichkeit rechnen. Wir sind ja unter uns.




MäckIntaier

Do 2. Jul 2020, 09:33

Nauplios hat geschrieben :
Do 2. Jul 2020, 01:15
Wie mein Geist mäandert, so auch mein Stil
(Essais)

So ist Dein Geist in seinem Mäandern denn doch den Leuchtfeuern meiner Insel gefolgt - ohne Schiffbruch. Herzlich willkommen, lieber Turmbewohner! ;)

Dein Erscheinen enthebt mich natürlich mit sofortiger Wirkung vom Amt des Chronisten der Blumenberg´schen Vita, zumal Dein Vorsprung jetzt uneinholbar ist. So würde ich den Rest der Berichterstattung über das Zill´sche opus magnum allzu gern in Deine Hände legen. :o Na, sagen wir: Halbe, halbe? ;)

Den Erscheinungstermin der Blumenberg-Studie von Jürgen Goldstein hat der Verlag überraschend vom 03. auf den 09. Juli verschoben; oder hast Du bereits eine Zusage zur Abholung?

Apropos Jürgen Goldstein, der ja dann Hilfskraft bei Manfred Sommer war: Könnte es sein, daß der H 8 im Fürstbischöflichen Schloß Münster Teil einer Vergangenheit ist, die uns verbindet, MäckIntaier? ;) Für den Fall, daß diese Frage zu indiskret ist, hätte ich als Alternative eine noch indiskretere, inspiriert von einem Vornamen: Du bist nicht zufällig im Besitz eines philosophisch bedeutsamen Schreibtisches? ;) Antworten können mit Vertraulichkeit rechnen. Wir sind ja unter uns.
Ich kenne die Dimensionen jenes vererbten Schreibtisches nicht, aber ich vermute, er würde, hätte man ihn mir zum Geschenk gemacht, in meinen bescheidenen Verhältnissen keinen Platz gefunden haben. Und auch sonst sind meine philosophischen Verhältnisse bescheidener, nicht akademischer und lediglich dilettierender Art. Er lese, sagt Dürrenmatt irgendwo (ich glaube, es war in seiner Autobiographie) Philosophie wie Kriminalromane, und daran habe ich mich immer gehalten. Immerhin hätte Dürrenmatt sich halbwegs gerechtfertigt fühlen können durch Marquards Beschreibung des Blumenberg'schen OEuvres als Problemkrimi. Das schlechte Gewissen ob dieser unsystematischen Herangehensweise hat mir nun sehr spät der Zill genommen, kann man doch bei ihm nachlesen, daß Blumenberg "seine" Philosophen immer sehr selektiv aus dem jeweils themenbezogenen Blickwinkel gelesen hat und weniger am Nachvollzug des Grundgedankens eines Werkes interessiert war, ohne daß dieses damit jedoch ausgeschlossen wäre.

Daß Matthes und Seitz mal wieder verschiebt, wusste ich nicht, wundert mich aber auch nicht. Sechs Tage wären in diesem Falle sensationell wenig, wenn man bedenkt, dass der angekündigte Chamfort schon am 1.10.2019 hätte erscheinen sollen. Neuer Termin nun 1.10.2020. Aber vermutlich wird man das "Blumenberg-Jahr" nicht verstreichen lassen. Der Verlag, den ich sehr schätze, hat sich schon immer schwer getan, seine angekündigten Erscheinungstermine zu halten.

Was nun den Zill angeht: Den zu referieren, Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen, traue ich mir weder inhaltlich noch zeitlich zu. Zumal mir das sehr dicht beschriebene Universitäre fremd geblieben ist - außerdem bin ich doch sehr Leser und wenig Schreiber. Ich möchte mich da nicht mit deiner Darstellung messen lassen, es würde mich überfordern, das Buch so zu referieren. Never change a running system, heißt es für Computer, man sollte das in diesem Fall auf den narrator anwenden. :) Ich werde mich bemühen, auch ein paar Aspekte einzubringen, allerdings kommt mir jetzt auch der Urlaub dazwischen, in dem meine Online-Aktivitäten sich auf ein wenig Lesen am Handy beschränken werden.




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