Erfolg

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NaWennDuMeinst
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Mi 27. Okt 2021, 22:37

Puch hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 18:44
Ich stehe nicht dafür ein, was andere zu anderen Zeiten getan haben, sondern nur für meine eigenen Taten. Sonst müsste ich ja zuerst recherchieren, was mit einem bestimmten Begriff in der Menschheitsgeschichte getrieben wurde, bevor ich ihn verwende - dazu fehlt mir einfach die Zeit.
Ein bißchen Zeit sollte man sich aber schon nehmen. Sonst bleiben Diskussion oberflächlich.
Das ist ein Problem: du und andere ihr assoziiert bestimmte Wörter mit negativen Sachverhalten und reagiert dann auf diese negativen Sachverhalte, die ich gar nicht im Sinn hatte. Wie wäre es, erst mal nachzufragen, wie es gemeint war, bevor du zur Attacke bläst?
Wie wäre es nachzudenken, bevor man was schreibt? Dazu braucht man übrigens Zeit.
Ich finde Du hast einfach den denkbar schlechtesten Einstieg gewählt, um das Thema "Erfolg" zu besprechen, nämlich gleich mit der Keule vor den Schädel: "Wir alle sind Erfolgshuren und das liegt in unserer Natur".
Wenn man hier nur richtige Aussagen machen dürfte, bzw, nur solche, denen alle zustimmen, dann würde es todlangweilig werden.
Dann verstehe ich nicht worüber Du Dich beschwerst, wenn Du feststellst, dass hier kaum einer mit deiner These sympathisiert.
Dann nimm das doch einfach so hin.
Was soll das für eine Theorie sein, und was soll aus ihr folgen? Dass der karrieregeile, rücksichtlose Drecksack, der für seinen Erfolg über Leichen geht letztlich nur seinem Trieb folgt und deshalb alles Recht dazu hat?
Du verwechselst eine Sach-Aussage mit einem normativen Urteil.
Nein, Im ersten Teil des Satzes frage ich Dich was aus Deiner These folgen soll.
Im zweiten Teil gebe ich ein Beispiel für eine mögliche Konsequenz (also etwas was daraus folgen könnte).
Mein Weltbild ist ein naturalistisches.
Vom Affen auf den Menschen zu schliessen halte ich für sehr gewagt (umgekehrt übrigens auch). Gerade der Naturalist wird ja zugeben müssen, dass es da einige, gewaltige Unterschiede gibt.
Falls Du es wissen willst: Mich stören hier nicht Deine (einzelnen) Worte. Ich lehne einfach Deine Theorie ab. Ich halte das für die Theorie eines "Eckenstehers" (wie Nietzsche so schön sagte) der aus der Ecke berichtet aus der er kommt und glaubt was in seiner kleinen, engen Welt Gesetz ist müsse nun auch für alle anderen gelten.
Schimpfwörter und persönliche Verunglimpfungen helfen uns nicht weiter, Gegenargumente schon eher.
Das IST ein Gegenargument. Es lautet: Du kannst Deine pers. Erfahrungen nicht ohne Weiteres verallgemeinern.
In der Logik nennt man das einen induktiven Fehlschluß, also unzulässig vom Einzelnen aufs Allgemeine zu schliessen.

Weiterhin muss ich Deinen Vorwurf entschieden zurückweisen. Es hat hier reichlich Gegenargumente gegeben. Nicht nur von mir.
Wie wäre es denn, anstatt von allen Menschen, lieber von einer Menschengruppe (oder einem Typus Mensch?) zu sprechen?
Wie das wäre? Unaufrichtig, da es nicht meiner persönlichen Ansicht entspräche.
Unaufrichtig wäre es doch aber auch Gegenargumente einfach zu ignorieren, oder?
Und das wäre auch glaubwürdiger.
Es wäre glaubwürdiger für diejenigen, die der gleichen Ansicht sind.
Auch Diejenigen die nicht der gleichen Ansicht sind können nicht leugnen, dass es eben Fälle gibt wo das von Dir Behauptete nicht zutrifft.
Man nennt das "mit einer These oder Theorie an der Erfahrung scheitern".
Das solltest Du als Naturalist aber wissen.
Denn ich glaube diese Menschen von denen Du sprichst, die also ihr Glück von Erfolgen abhängig machen, die gibt es. Ganz sicher sogar.
Nanu! Am Ende plötzlich Zustimmung? Was ist denn passiert?
Offenbar hast Du die hier an Deiner These vorgebrachte Kritik gar nicht verstanden.
Kritisiert wird vor allem die von Dir vorgenommene Pauschalisierung und Verallgemeinerung. Das bedeutet das vor allem dein "alle Menschen" stört (bzw einfach falsch ist).
Dass es (auch) Menschen gibt, die sich so verhalten wie Du es sagst wurde hingegen nie geleugnet.
Deshalb gibt es hier von mir auch keine "plötzliche" Zustimmung.
Dass manche Menschen erfolgsgetrieben sind habe ich zu keinem Zeitpunkt bezweifelt.
Im Gegenteil habe ich ja immer gesagt, dass das von Dir Behauptete nicht auf alle Menschen zutrifft. Das schliesst ja keineswegs aus, dass es auf einige Menschen zutrifft.



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Mi 27. Okt 2021, 23:04

Puch hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 14:45
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 00:42
Mit welcher Erwartungshaltung bist Du hier ins Forum gekommen und wie hätte eine Reaktion auf dein "Erfolgsthema" denn Deiner Meinung nach aussehen sollen?
Inhaltliche Erwartungen hatte ich keine, ich war jedoch überrascht, welche Bedeutung bestimmten Reizworten hier beigemessen wird. So etwas kannte ich in dieser Form noch nicht.
Du hast zu Beginn der Diskussion die These aufgestellt wir Menschen würden alle treibgesteuert nach Erfolg lechzen.
Jetzt mal abgesehen davon dass das offensichtlich falsch ist: Hast Du denn auch mal eine Sekunde darüber nachgedacht, dass Thesen ja auch immer Konsequenzen nach sich ziehen?
Also was ich meine ist: Hast Du über diese Behauptung hinaus gedacht?
Zu behaupten es gäbe im Menschen einen "Erfolgstrieb" zieht doch auch bestimmte Schlußfolgerungen nach sich.
Philosophische Thesen stehen ja nicht einfach als isolierte Aussagen da.
Zu behaupten der Menschen hätte sowas wie einen Erfolgstrieb hat doch Auswirkungen darauf wie wir mit dem Thema Erfolg umgehen, z.B. welche Bedeutung wir dem Erfolg beimessen.
Einige hier haben da vielleicht schon weiter gedacht als Du. Und denen wird dann einfach schlecht, wenn Affenvergleiche und Bilder von "Gewalt" und "Sieg" hinzukommen.
"Uns geht nichts über den Erfolg." - man muss ja aufpassen, was man da eventuell aufweckt.
Ich will jedenfalls in keiner Affengesellschaft leben, in der Dinge nur "des Erfolgserlebnisses wegen" getan werden.



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Puch

Do 28. Okt 2021, 10:45

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 23:04
Ich will jedenfalls in keiner Affengesellschaft leben, in der Dinge nur "des Erfolgserlebnisses wegen" getan werden.
Ich auch nicht, aber was tun? Hast du einen Tipp für mich?




Puch

Do 28. Okt 2021, 11:49

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 06:14
Das müsste man noch genauer recherchieren (die Geschichte des Ausdrucks "innerer Schweinehund").
Ich bin gespannt auf die Ergebnisse deiner Recherche. Nach wie vor verstehe ich jedoch nicht, warum du, um einen aktuellen Text zu deuten, die Geschichte der enthaltenen Ausdrücke recherchierst, wie schon mehrfach in diesem thread geschehen. Dabei wissen wir doch seit Wittgenstein, dass die Bedeutung eines Begriffs nicht in seiner Geschichte, sondern in seinem Gebrauch liegt, und zwar im zeitbezogenen Gebrauch. Wenn ich wissen will, was jemand im Jahre 2021 mit einem bestimmten Ausdruck meint, hat es keinen Sinn, ein Lexikon aus dem 18. Jahrhundert zu bemühen und umgekehrt. Der Grund: im Laufe der Zeit verändern die Wörter ihre Bedeutung. "Dirne" zum Beispiel hatte früher eine andere Bedeutung als heute. Was ich mit dem "inneren Schweinehund" meinte, muss sich nicht mit dem decken, was die Nazis damit meinten. Ich dachte eher an gute Vorsätze, die manchmal vom inneren Schweinehund torpediert werden (Uups! wollte sagen: vereitelt werden).




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Do 28. Okt 2021, 12:07

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 11:49
Dabei wissen wir doch seit Wittgenstein, dass die Bedeutung eines Begriffs nicht in seiner Geschichte, sondern in seinem Gebrauch liegt, und zwar im zeitbezogenen Gebrauch.
Hast du dafür ein Zitat, welches zeigt, dass für Wittgenstein Bedeutung eines Begriffs nicht in seiner Geschichte, sondern in seinem Gebrauch liegt. "Meaning is use" ist dabei geschenkt, wichtig wäre der Bezug auf die Geschichte. Meines Erachtens kann der frühere Gebrauch eines Begriffs Einfluss auf den späteren Gebrauch eines Begriffs haben. Zudem geht es auch bei Wittgenstein nach allem, was ich über ihn gelernt habe, nicht um "Einzelbegriffe", sondern Wittgenstein hat ein wie auch immer geartetes holistisches Verständnis der Sprache. Und Friederike hatte sich daher auch nicht einfach auf den Schweinehund, sondern auf ein gesamtes Begriffsfeld bezogen. Das ist ein Unterschied, den du einfach unterschlägst.

Eine Sprache verstehen heißt nach Wittgenstein, eine Lebensform verstehen. Und unsere Lebensform ist eben auch eine historische.




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Do 28. Okt 2021, 12:24

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 11:49
Was ich mit dem "inneren Schweinehund" meinte, muss sich nicht mit dem decken, was die Nazis damit meinten.
Was du meinst und was das Wort allgemein bedeutet, sind aber nicht einfach dasselbe. Bedeutungen sind schließlich nicht im Kopf und die Färbung, die ein Begriff hat, liegt nicht in deiner Gewalt. Mit welcher inneren Einstellung des Ausdruck "Dirne" auch aussprichst, den Gebrauch, der im Allgemeinen davon gemacht wird, kannst du nicht einfach überschreiben.




Puch

Do 28. Okt 2021, 14:21

Friederike hat geschrieben :
Fr 8. Okt 2021, 17:07
Lieber Puch, da meine Einmischung so bei Dir angekommen ist, als habe es sich um eine Aufforderung oder Bitte zum Verzicht auf bestimmte Wörter gehandelt, möchte ich jetzt klar -und hoffentlich unmissverständlich- sagen, dass es persönliche/individuelle Wort-Allergien waren, die mich zum Schreiben antrieben. Darauf braucht niemand eine Rücksicht zu nehmen.
Liebe Friederike, leider kann ich meinen Ideen nicht mehr freien Lauf geben, wenn ich ständig im Hinterkopf habe, dass einzelne Ausdrücke zu solch überraschenden, grotesk überzogenen und völlig ungerechtfertigten Reaktionen wie die deinigen führen können. Umso mehr, als andere eifrig bemüht sind, meine Worte im Hinblick auf ihre Nazivergangenheit zu durchleuchten. :roll:




Puch

Do 28. Okt 2021, 14:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 12:07
Meines Erachtens kann der frühere Gebrauch eines Begriffs Einfluss auf den späteren Gebrauch eines Begriffs haben.
Welchen Einfluss hat aus deiner Sicht beispielsweise der frühere Gebrauch des englischen Begriffs "dog" (großer, kräftiger Hund) auf den heutigen Gebrauch desselben Begriffs (Hund ganz allgemein)? Oder welchen Einfluss hat der frühere Gebrauch des Begriffs "Feminismus", vor 1900 ein medizinischer Fachausdruck für die Verweiblichung von Männern, wenn ihnen aufgrund von hormonellen Problemen oder Fettleibigkeit Brüste wuchsen, auf den heutigen Gebrauch: eine gesellschaftliche Bewegung, die die Gleichberechtigung der Frau anstrebt?




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Do 28. Okt 2021, 15:05

Mach dir keine Sorgen, ich bin keineswegs "eifrig bemüht". Ich hab nur versucht, zu erläutern, wie ich Friederikes Sicht verstanden habe und dass sie nicht einfach aus der Luft gegriffen ist, wie ich finde, auch wenn ich mich dieser Sicht nicht anschließe, wie ich in dem Beitrag gleich zweimal betont habe. Was du in deinen Zitaten nicht berücksichtigst. Friederike hat im übrigen auch mehrfach darauf hingewiesen, dass es sich dabei wohl mehr um ihr idiosynkratische Sicht handelt.




Puch

Do 28. Okt 2021, 15:08

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 12:24
Was du meinst und was das Wort allgemein bedeutet, sind aber nicht einfach dasselbe.
Deshalb ist Nachfragen im Zweifelsfall so wichtig, (natürlich nur dann, wenn ein wirkliches Interesse an einer Klärung der Intentionen des Schreibenden besteht). Wenn jedoch das Ziel seine Diskreditierung ist, dann mag die historische Durchleuchtung einiger herausgegriffener Wörter das Mittel der Wahl sein, jedoch ein äußerst primitives und lächerliches.
Zuletzt geändert von Puch am Do 28. Okt 2021, 15:19, insgesamt 1-mal geändert.




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Do 28. Okt 2021, 15:08

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 14:41
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 12:07
Meines Erachtens kann der frühere Gebrauch eines Begriffs Einfluss auf den späteren Gebrauch eines Begriffs haben.
Welchen Einfluss hat aus deiner Sicht beispielsweise der frühere Gebrauch des englischen Begriffs "dog" (großer, kräftiger Hund) auf den heutigen Gebrauch desselben Begriffs (Hund ganz allgemein)? Oder welchen Einfluss hat der frühere Gebrauch des Begriffs "Feminismus", vor 1900 ein medizinischer Fachausdruck für die Verweiblichung von Männern, wenn ihnen aufgrund von hormonellen Problemen oder Fettleibigkeit Brüste wuchsen, auf den heutigen Gebrauch: eine gesellschaftliche Bewegung, die die Gleichberechtigung der Frau anstrebt?
Wenn ältere Begriffe, wie du glaubst, manchmal keinen Einfluss auf unseren jetzigen Gebrauch haben, dann ist das nicht nie der Fall.




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Do 28. Okt 2021, 15:12

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 15:08
ein wirkliches Interesse an einer Klärung der Intentionen des Schreibenden
Letztlich ist es deine Sache. Hier haben viele zu deinem Thema etwas beigetragen: Ihre Sichtweisen, Recherchen, Links etc. Dabei ist, wie ich weiter oben schon betont habe, einiges zusammen gekommen, deswegen finde ich es etwas seltsam, dass du dich jetzt beschwerst. Andere User haben andere Sichtweisen auf das Thema. Ich nehme es dir auch nicht ab, dass du deinen Ideen nicht mehr freien Lauf geben kannst, weil andere Mitglieder die Dinge anders sehen.

Das Material kannst du jetzt zur Klärung deiner Gedanken nutzen oder auch nicht. Angesichts des Verlaufs des Threads ist es jedoch abwegig zu behaupten, es hätte kein wirkliches Interesse gegeben, finde ich.




Puch

Do 28. Okt 2021, 16:59

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 27. Okt 2021, 08:49
Wenn ich gerne Musik mache, dann mache ich Musik der Musik wegen. Wenn meine Musik nun bei anderen ankommt dann ist das ein Erfolg. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Erfolg auch so angestrebt war.
Das beste Beispiel ist Kurt Cobain, einer meiner Lieblingsmusiker, der sich das Leben nahm, weil er mit dem Erfolg und dem Erfolgsdruck nicht zurecht kam.
Das beweist aber nicht, dass er nicht nach Erfolg gestrebt hat. Außerdem ist es schwierig festzustellen, ob Erfolg der maßgebliche Grund für seinen Selbstmord war, oder ob er überhaupt eine Rolle gespielt hat. Da kommen möglicherweise auch erbliche Faktoren ins Spiel (zwei Suizide in der Familie), oder, wie bei anderen früh verstorbenen Rockstars, der exzessive Drogenkonsum. Wenn der Erfolg sein einziges Problem gewesen wäre, hätte ich ihm mit Sicherheit helfen können. Ich hätte ihn beraten, wie man erfolglos Musik macht: einfach ohne Publikum musizieren, oder nur in abgelegenen Orten, in winzigen Sälen. Es ist nämlich viel einfacher erfolglos als erfolgreich zu musizieren, einfach deshalb, weil sich nicht so viele darum reißen.

Erfolg kann aber erwiesenermaßen lebensverlängernd sein:
Laut einer jüngst veröffentlichen Studie leben Schauspieler, die in ihrem Leben einen Oscar erhalten haben, durchschnittlich vier Jahre länger als ihre Kollegen, die leer ausgingen. Demnach werden Oscar-gekürte Akteure im Mittel 79,7 Jahre, ihre Kollegen hingegen nur 75,8 Jahre alt.
https://www.spektrum.de/news/oscar-prei ... ger/573569




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Jörn Budesheim
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Do 28. Okt 2021, 17:04

Alice hinter den Spiegeln hat geschrieben : „[…] Da hast du Ruhm!“
„Ich weiß nicht, was du mit ‚Ruhm‘ meinst“, sagte Alice.
Humpty Dumpty lächelte verächtlich. „Natürlich nicht – bis ich es dir sage. Ich meinte: Da hast du ein schönes zwingendes Argument!“
„Aber ‚Ruhm‘ heißt doch nicht ‚schönes zwingendes Argument‘“, entgegnete Alice.
„Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“
„Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles. […]“




Puch

Do 28. Okt 2021, 17:49

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 17:04
Alice hinter den Spiegeln hat geschrieben : „[…] Da hast du Ruhm!“
„Ich weiß nicht, was du mit ‚Ruhm‘ meinst“, sagte Alice.
Humpty Dumpty lächelte verächtlich. „Natürlich nicht – bis ich es dir sage. Ich meinte: Da hast du ein schönes zwingendes Argument!“
„Aber ‚Ruhm‘ heißt doch nicht ‚schönes zwingendes Argument‘“, entgegnete Alice.
„Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“
„Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles. […]“
Willst du damit sagen, dass es falsch sei, bei mehrdeutigen Worten (und das sind doch die meisten) zu präzisieren, welche von den möglichen Bedeutungen man im Sinn hatte? Oder willst du vielleicht sagen, dass es falsch sei, einem Wort einen neuen Sinn zu geben? Dann wäre ein wesentlicher Zug lebendiger Sprachen - der Bedeutungswandel - abgeschafft und das Ergebnis wäre eine tote Sprache. Wäre das wünschenswert für ein Philosophie-Forum?




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wiki hat geschrieben : Als Humpty-Dumpty-Semantik gilt eine intentionalistische Sprachauffassung, die davon ausgeht, dass Worten ihre Bedeutung nicht qua Gebrauch zukommt, sondern dass sie durch bedeutungsverleihende Akte des Subjekts konstituiert wird.




Puch

Do 28. Okt 2021, 19:09

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 19:01
wiki hat geschrieben : Als Humpty-Dumpty-Semantik gilt eine intentionalistische Sprachauffassung, die davon ausgeht, dass Worten ihre Bedeutung nicht qua Gebrauch zukommt, sondern dass sie durch bedeutungsverleihende Akte des Subjekts konstituiert wird.
Willst du mich jetzt der Humpty-Dumpty-Sünde bezichtigen?
Zuletzt geändert von Puch am Do 28. Okt 2021, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.




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Do 28. Okt 2021, 19:18

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 16:59
Das beweist aber nicht, dass er nicht nach Erfolg gestrebt hat.
Aus seinem Abschiedsbrief:
Mich törnt schon seit zu vielen Jahren weder das Musikhören noch das selber Spielen mehr richtig an. Ich kann gar nicht sagen, was für unglaubliche Schuldgefühle ich deswegen habe. Wenn wir hinter der Bühne stehen, die Lichter ausgehen und das Publikum fängt an zu toben, dann hat das auf mich nicht den gleichen Effekt wie zum Beispiel auf Freddie Mercury , der es offenbar total genoß, von seinem Publikum bewundert zu werden. Ich finde das toll und absolut beneidenswert. Aber Tatsache ist, daß ich Euch nichts vormachen kann, niemandem. Es wäre einfach nicht fair, weder Euch noch mir selbst gegenüber. Das schlimmste Vergehen, das ich mir vorstellen kann, wäre, etwas vorzutäuschen- so zu tun, als hätte ich Spaß an der Sache, und damit andere Leute vor den Kopf zu stoßen. Manchmal fühle ich mich, als sollte ich eigentlich eine Stechuhr passieren, bevor ich auf die Bühne gehe. Ich habe alles versucht, was in meiner Macht liegt, um mir klarzumachen, was es bedeutet, daß ich/ daß wir viele Leute beeinflußt und unterhalten haben. Wahrscheinlich bin ich einer dieser Narzißten, die nur Spaß an etwas haben können, wenn sie allein sind.

Ich finde das ist schon ziemlich deutlich. Offensichtlich hat ihm der Erfolg den Spaß am Musizieren gründlich verdorben.
Wenn der Erfolg sein einziges Problem gewesen wäre, hätte ich ihm mit Sicherheit helfen können. Ich hätte ihn beraten, wie man erfolglos Musik macht: einfach ohne Publikum musizieren, oder nur in abgelegenen Orten, in winzigen Sälen. Es ist nämlich viel einfacher erfolglos als erfolgreich zu musizieren, einfach deshalb, weil sich nicht so viele darum reißen.
Cobain war kein Solokünstler. "Seine" Musk war die Musik die man in einer Band spielt. Seine Bandmitglieder waren offenbar nicht so zimperlich und dem Erfolg (Ruhm) durchaus nicht abgeneigt. Da dann auszusteigen ist nicht so einfach. Besonders dann nicht, wenn die Bandmitglieder langjährige Freunde sind und ihr Erfolg und Ruhm auch von ihm abhängt.
Es kann natürlich trotzdem sein, dass er den Erfolg, bzw Ruhm ursprünglich mal angestrebt hat und ihn dann - als er begriff was das bedeutet - gehasst hast.
Aber ihn hinterher abzulehnen ist eben auch ein Ablehnen und zumindest kein (weiteres) Anstreben.

Drogenkonsum ist in der Tat ein Problem im Showbiz. Einmal weil diese Menschen das Geld dafür haben. Aber ich glaube auch, dass diese Welt vor allem für sensible Menschen gar nicht anders zu ertragen ist. Viele zerbrechen einfach an ihr. Für sie ist der Erfolg einfach überhaupt kein "Glück": Ganz im Gegenteil.
Laut einer jüngst veröffentlichen Studie leben Schauspieler, die in ihrem Leben einen Oscar erhalten haben, durchschnittlich vier Jahre länger als ihre Kollegen, die leer ausgingen.
Kritik am Argument:
1. Das nenne ich einen astreinen Selbstwiderspruch. Oben erklärst Du mir noch, dass viele Faktoren da reinspielen, und nun soll es ein einziger sein, der das Leben verlängert. Der Erfolg natürlich.

Kritik an der "Studie" (ich kann das gar nicht so nennen ohne zu lachen):
1. Als ob ein Oscar ein Maß für Erfolg als Schauspieler wäre. Viele der berühmtesten, erfolgreichsten Schauspieler die wir kennen haben nie einen Oscar bekommen. Tom Cruse, Jim Carrey, Johnny Depp oder auch Harrison Ford (Letzterer inzwischen schon gut betagt) zum Beispiel.
2. Selbst wenn das so wäre und sich wirklich zeigen lie0e, dass Erfolg (definiert als Oscarbesitzer) ein Lebenselexir bei Schauspielern ist, was sagt das über den Rest der Bevölkerung? Wird der erfolgreiche Bordellbesitzer im Schnitt auch älter als der erfolglose?

Das ist ja lächerlich.



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Jörn Budesheim
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Do 28. Okt 2021, 19:34

Puch hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 19:09
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 19:01
wiki hat geschrieben : Als Humpty-Dumpty-Semantik gilt eine intentionalistische Sprachauffassung, die davon ausgeht, dass Worten ihre Bedeutung nicht qua Gebrauch zukommt, sondern dass sie durch bedeutungsverleihende Akte des Subjekts konstituiert wird.
Willst du mich jetzt der Humpty-Dumpty-Sünde bezichtigen?
Du hattest doch zuvor das Wort "Gebrauch" mit Bezug auf Wittgenstein verwendet.




Puch

Do 28. Okt 2021, 19:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 19:34
Du hattest doch zuvor das Wort "Gebrauch" mit Bezug auf Wittgenstein verwendet.
Ja und? Hilf mir, ich stehe gerade auf dem Schlauch.
Zuletzt geändert von Puch am Do 28. Okt 2021, 19:56, insgesamt 1-mal geändert.




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