Kulturelle Aneignung

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NaWennDuMeinst
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Sa 27. Aug 2022, 13:46

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:22
Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:14
Für mich eher insofern interessant...
Ja, das geht immer. Man kann jeden Text so umdrehen, dass man letztlich in allem, was man sowieso schon denkt, bestätigt wird.

Als ich den ersten Genderunterstrich im Text gesehen habe, wusste ich sofort, was passiert würde, wenn ich ihn hier poste.
Na wenigstens hat er ihn gelesen. Ich lese das inzwischen nicht mehr, weil für mich klar ist, dass ich da nicht mitmache. Ich werde so nicht schreiben und reden. No way.

Krankenschwester_innen.
:-D



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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Lucian Wing
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Sa 27. Aug 2022, 14:01

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:18
Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 12:49
Alles, was nicht weiß und älter ist, kommt mit einem identitären Merkmal daher, das Anspruch erhebt, nicht verletzt werden zu dürfen.
Ja, das ist das was ich an der Sache auch sehr kritisch sehe. Es ist natürlich richtig auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen (siehe das Beispiel mit den Juden), aber wie weit kann das gehen?
Müssen wir wirklich JEDES Gefühl berücksichtigen?
Und was mich besonders stört ist, dass der demokratische Grundgedanke verloren geht.
Minderheiten bestimmen mit ihren Gefühlen wie ein ganzes Volk zu reden hat? Und das Volk soll da auch kein Mitspracherecht haben, weil nur die Gefühle der betroffenen Minderheiten entscheidend seien sollen?
Das finde ich bedenklich und fragwürdig. Und ja, ich gebe Dir da völlig recht, dass das inzwischen groteske Züge annimmt.
Dennoch: Die Forderung nach Rücksichtnahme ist nicht per se abzulehnen. Man muss das anhören und diskutieren.
Ich spreche mich auch nicht gegen Rücksichtnahme aus. Es gibt ja zwei Dinge, die das auch zu regeln versuchen: einmal das Recht mit seinen Gesetzen, und dann der normale menschliche Anstand. Beides sehe ich im Fall der Winnetou-Bücher nicht tangiert. Sondern da geht es eben um identitäre Ansprüche auf der Basis einer ganz bestimmten Moral. Und DIESE Moral lehne ich als Korrektiv von Kunst eben ab. Darum geht es.

So, aber damit bin ich fertig. Es sind zu wenig Stimmen hier, man dreht sich irgendwann im Kreise, und letztlich sind es immer diese moralaufgeladenen politischen Fragen, die ja nicht vernünftig oder auf der Basis von wahr und falsch geklärt werden, sondern mittels machtpolitischer Durchsetzung von Geltung. Jeder kennt die Position des anderen nun, und mehr können wir nicht klären. Man verbeißt sich nur sinnlos ineinander. Deshalb bin ich ja eigentlich ein Fan des Gedankens, Politik aus philosophischen Foren zu verbannen. Aber wahrscheinlich ist das nicht mehr möglich, weil sich die Politik der Moral eben schon so weit in alle Themenbereiche hineingedrängt hat, dass das unmöglich geworden ist. Aber ich mach jetzt Schluss für mich mit dem Thema. Ich hab alles gesagt, was aus meiner Sicht wichtig ist daran. Ich hab auch noch nie einen Befürworter der Todesstrafe davon überzeugt, dass die Todesstrafe "falsch" ist. Und sowenig werde ich hier jemanden überzeugen.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Lucian Wing
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Sa 27. Aug 2022, 14:04

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:46
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:22
Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 13:14
Für mich eher insofern interessant...
Ja, das geht immer. Man kann jeden Text so umdrehen, dass man letztlich in allem, was man sowieso schon denkt, bestätigt wird.

Als ich den ersten Genderunterstrich im Text gesehen habe, wusste ich sofort, was passiert würde, wenn ich ihn hier poste.
Na wenigstens hat er ihn gelesen. Ich lese das inzwischen nicht mehr, weil für mich klar ist, dass ich da nicht mitmache. Ich werde so nicht schreiben und reden. No way.

Krankenschwester_innen.
:-D
Ich hab ihn so halbwegs "gelesen". Aber ich krieg den Sinn dann nicht richtig und schnell zusammen, weil das Bild nicht stimmt und ich nicht trainiert bin, die _Innen auszublenden. Ich seh also eher Buchstabensalat als einen zusammenhängenden Text.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Lucian Wing
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Sa 27. Aug 2022, 14:16

Ach, eins hab ich noch:

1991 wurde Brice von den Winnebagos als Ehrenmitglied in ihren Stamm aufgenommen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pierre_Brice



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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NaWennDuMeinst
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Sa 27. Aug 2022, 15:48

Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 27. Aug 2022, 14:01
Jeder kennt die Position des anderen nun, und mehr können wir nicht klären.
Das sehe ich ähnlich. Die Entscheidung wird dann letztlich an der Wahlurne gefällt.



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Jörn Budesheim
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Sa 27. Aug 2022, 15:51

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Old Shatterhand, Mogli, Tarzan und Robinson kehren heim.

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Old Shatterhand burns the scalp of Winnetou




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Jörn Budesheim
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So 28. Aug 2022, 20:13

"Es gibt von rechts ein sehr großes Interesse daran, Debatten um kulturelle Aneignung als Verirrung der völlig durchdrehenden Linken darzustellen. Dagegen müssen diese Debatten unbedingt verteidigt werden!" (Jens Balzer, Kulturjournalist)

Ein Debattenbeitrag, der sich nicht auf eine der möglichen Positionen versteift, sondern für ein reflektiertes "sowohl als auch/mal so/mal so" plädiert. Ob ich jede Zeile in dem Interview unterschreibe, kann ich gar nicht sagen, aber im großen und ganzen scheint mir das eine vernünftige und bedenkenswerte Position zu sein.

https://www.br.de/radio/bayern2/sendung ... n-100.html




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NaWennDuMeinst
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So 28. Aug 2022, 21:15

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 28. Aug 2022, 20:13
"Es gibt von rechts ein sehr großes Interesse daran, Debatten um kulturelle Aneignung als Verirrung der völlig durchdrehenden Linken darzustellen.
Ich mach jetzt mal den Verschwörungstheoretiker-Otto:
Was wäre wenn die Typen, die im Internet fordern das böse I-Wort nicht mehr zu verwenden Rechte wären, die sich als Linke ausgeben um damit die Linke bei der Mitte in Verruf zu bringen?
;-)

Manchmal denke ich wirklich, es braucht keine Rechten um die Linken als völlig durchgedreht dazustellen. Das schaffen die mitunter ganz allein.
Und das Blöde ist, dass sie die Mitte (und um die geht es ja, weil da die meisten Stimmen sind) damit abschrecken oder sogar dazu bringen sich den Rechten anzunähern.
Einfach weil sich die Mitte von Links gegängelt und bevormundet fühlt.



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Timberlake
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So 10. Mär 2024, 02:35

Stefanie hat geschrieben :
Do 13. Feb 2020, 20:31
Auf das Thema bin ich durch folgenden Artikel gekommen:
Zeit online:
Kulturelle Aneignung
Es geht um den Universalismus
Warum die Exzesse im kulturellen Kampf um Anerkennung den Rechten in die Hände spielen
Aus dem Artikel:
Nur mexikanische Migranten, hieße dies, dürfen über Mexikaner schreiben, mehr noch: Nur sie können das überhaupt.
Warum das ein fatales Argument ist? Weil es, pathetisch gesagt, die humane Substanz des Universalismus angreift, also die einzigartige menschliche Gabe, sich, wie unzulänglich auch immer, in fremde Schicksale einfühlen zu können – in Unrecht, das man nicht selbst erleben, in Grausamkeit, die man nicht am eigenen Leib erfahren musste. Wenn es nur den Mitgliedern einer ethnischen Opfergruppe gestattet sein soll, von ihrem Schmerz zu sprechen, dann ist das nicht bloß ein Empathieverbot für "Kulturfremde", sondern schlimmer:
https://www.zeit.de/2020/07/kulturelle- ... rt-debatte
Dazu nur mal zum Vergleich ...

"Nur Nazis , hieße dies, dürfen über Nazis schreiben, mehr noch: Nur sie können das überhaupt."

Hier nun würde wohl vermutlich die inhumane Substanz des Universalismus angegriffen werden. Einer Substanz , wonach die einzigartige menschliche Gabe, wie unzulänglich auch immer, in fremde Schicksale einfühlen zu können , nunmehr als Täter das ganze Gegenteil dessen ausmacht , was man als Opfer an Unrecht und Schmerz nicht am eigenen Leib erfahren musste. Wenn es nur den Mitgliedern einer ethnischen Tätergruppe gestattet sein soll, von ihrem "Schmerz" zu sprechen, ist das dann auch nicht bloß ein Empathieverbot für "Kulturfremde", sondern schlimmer:?
Stefanie hat geschrieben :
Do 13. Feb 2020, 20:25

Laut der US-Juraprofessorin Susan Scafidi ist kulturelle Aneignung demnach eine „unerlaubte Wegnahme geistigen Eigentums, traditionellen Wissens oder kultureller Artefakte“.
Heißt: Man bedient sich an allem, übernimmt, imitiert, kopiert – ohne die Bürde (der Diskriminierung) tragen zu müssen."
Definition entnommen von https://enorm-magazin.de/gesellschaft/g ... erkleidung

Nach einem kurzen Überblick ist das Thema durchaus umstritten.
Heißt das in diesem Fall auch : Man bedient sich an allem, übernimmt, imitiert, kopiert – ohne die Bürde (der Diskriminierung) tragen zu müssen."?

Weil andernorts gerade davon die Rede , vielleicht könnte zur Beantwortung dieser Fragen das "Framing" hifreich sein.




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