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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 12:46

2003 veröffentlichte das Human Genome Project das erste entschlüsselte („sequenzierte“) Erbmaterial eines Menschen. Dies war der Startpunkt für eine radikale Erneuerung der Genforschung. Die Sequenzierung des ersten menschlichen Genoms dauerte 13 Jahre, mittlerweile ist sie in wenigen Tagen möglich. Die Kosten sind von 100 Millionen US-Dollar auf weniger als 5.000 gesunken. Dadurch stehen nun erstmals große genetische Datensätze zur Verfügung. In Folge ist die Versuchung groß, soziale Tatsachen wieder einmal durch genetische Ursachen zu erklären. Ich möchte hier zwei Argumente diskutieren, die Grund zur Skepsis gegenüber solchen Erklärungsversuchen geben.

[...]
Nehmen wir als Rechenbeispiel an, eine Kombination an 3 Genen wäre für eine Eigenschaft verantwortlich. Es gibt mehr als eine Billion möglicher Kombinationen von 3 Genen – und nur 7 Milliarden Menschen auf der Welt. Selbst wenn wir das Genom aller lebenden Menschen entschlüsseln würden, hätten wir bei weitem zu wenig Daten, um unterscheiden zu können, welche Kombination von Genen für eine bestimmte Eigenschaft verantwortlich ist.

https://scholar.harvard.edu/kasy/blog/g ... erfolgsgen



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
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(William Butler Yeats)

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Nauplios
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Mi 29. Sep 2021, 14:02

Puch hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 08:54

Was ist Philosophie? Ist es die Liebe zur Wahrheit?
Bezogen auf die Fabel Äsops läßt sich die Frage nach der Philosophie reformulieren: Ist der Greis eigentlich ein Philosoph?

Vom Greis wissen wir, daß er Holz gefällt hat. Auch wenn Heidegger und Gadamer zweieinhalbtausend Jahre später dem gemeinsam Holzzersägen Bedeutsamkeit beimessen, verrichtet der äsopische Greis zunächst eine alltägliche Arbeit. Das Holzfällen gehört zu seiner Lebenswelt.

Er ging eine lange Strecke. Die sich dabei einstellende Ermüdung steht ebenfalls nicht in Verdacht, philosophischen Ursprungs zu sein. Es ist seine körperliche Erschöpfung, die ihn "seine Last" abladen läßt. Er ruft nach dem Tod nicht, weil eine philosophische Reflexion ihm den Sinn des Lebens vorenthalten hätte, sondern weil er das Holz den langen Weg nicht mehr tragen kann. Das Problem, das sich ihm stellt, ist ein sehr praktisches Problem seiner Lebenswelt. Diesem Problem ist sein alter Körper nicht mehr gewachsen. Deshalb ruft er den Tod herbei.

Bis dahin tritt der Greis keineswegs als Denker auf. Das heißt nicht, daß er auf dem Weg, den er bis dahin zurückgelegt hat, nicht vielleicht gedacht hat. Vielleicht hat er darüber nachgedacht, daß er besser daran getan hätte, jemand anderen darum zu bitten, das Holz zu fällen, daß er sich beim Quantum verschätzt hat, daß er es am Abend endlich wieder warm in der Hütte hat, daß er beim nächsten Mal eine andere Stelle auswählen wird ... seine Lebenswelt hat ihm womöglich solche oder ähnliche Fragen nahegelegt.

Als der Tod kommt, bittet er ihn, "ihm die Last wieder aufzuladen". Dieser Bitte ist Nachdenklichkeit vorausgegangen. Der Tod kommt "alsbald"! Der Greis hat noch einmal nachgedacht. Aber dieses Nachdenken folgt keinen Imperativen der Lebenswelt. In der Lebenswelt leben wir im Geradehin, tun bald dies, bald das. Die Lebenswelt zeichnet sich gerade durch die Abwesenheit philosophischer Nachdenklichkeit aus. Der Greis hat gezögert, bei seinem ursprünglichen Entschluß zu bleiben. Er ist nachdenklich geworden. Als der herbeigerufene Tod kommt, zieht ihn der Greis in seine Lebenswelt hinein, indem er ihn um einen praktischen Gefallen bittet: ihm das Holz wieder aufzuladen. Das hat sogar einen Zug ins Komische, denn die "Lebenswelt" des Todes ist eigentlich eine andere.

Wir erfahren nichts darüber, ob der Tod der Bitte des Greises nachgekommen ist, auch nichts darüber, ob der Greis sein Ziel am Ende erreicht. Die Fabel endet abrupt dort, wo der Greis in seine Lebenswelt zurückkehrt, wo die Nachdenklichkeit der Lebenswelt weicht. - Die Schnittstelle, an der die Rückkehr des Greises in seine Lebenswelt sich ereignet, ist zugleich die Schnittstelle, an der die Nachdenklichkeit vom Greis auf den Leser übergeht. Der hat bis dahin nur eine alltägliche Geschichte über einen Greis gehört und seine Nachdenklichkeit setzt in dem Moment ein als er von der seltsamen Bitte des Greises hört. Da ist der Greis schon wieder auf dem Weg.

Die Lebenswelt nötigt uns nicht in jedem Moment zur Philosophie, sie schafft aber die Umstände, die zur philosophischen Nachdenklichkeit führen. Man kann Lebenswelt und Philosophie analytisch isolieren, doch kein Mensch kommt als Philosoph zur Welt und bleibt es. Die Lebenswelt selbst ist einerseits Schutz gegen das beständige Drängen durch Sinnfragen, andererseits nehmen diese Fragen aus Anlässen heraus ihren Ausgang, die in der Lebenswelt selbst liegen. Man muß nicht Philosoph sein, um in der Lebenswelt als einer Welt des Geradehin bestehen zu können, man kann jedoch nachdenklich werden. Der Mensch ist das Wesen, dem das Zögern zum Vorteil gereichen kann.

"Eben durch das, worauf die Fabel verzichtet, gewährt sie uns den Spielraum der Nachdenklichkeit. (...) Mein Resultat – denn von Berufs wegen muß ich eins vorweisen – ist, daß die Philosophie etwas von ihrem lebensweltlichen Ursprung aus der Nachdenklichkeit zu bewahren, wenn nicht zu erneuern, hat. Deshalb darf sie nicht gebunden werden an bestimmte Erwartungen über die Art ihres Ertrages. Die Rückbindung an die Lebenswelt würde zerstört, sollte der Philosophie ihr Recht zu fragen eingeschränkt werden durch Normierung der Antworten oder auch nur durch den Zwang, sich die Frage nach der Beantwortbarkeit der Fragen schon von vornherein und zu deren Disziplin zu stellen." (aus: Hans Blumenberg; Nachdenklichkeit)

Die Frage "Was ist Philosophie?" ist damit nicht ein für allemal beantwortet. Das liegt daran, daß sich die Frage nach der Philosophie nur mit den Mitteln der Philosophie beantworten läßt. Die Erklärung nimmt das zu Erklärende immer schon in Anspruch.




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 14:25

Auch ein Philosoph muss sich gewissen Tatsachen beugen und kann nicht einfach behaupten was er will.
Ok, also behaupten kann er das schon, aber wie sagt man so schön: Wenn er sich nicht belehren lassen will, dann wird ihn eben das Leben belehren.
Und so kann er mit seinem Debatierkreis einig sein, dass man auf die Schwerkraft scheißt und es unphilosophisch wäre den Herren und Damen ihre Gebundenheit an die Erdoberfläche "vorzuschreiben", aber das ganze haltlose Gerede endet in dem Moment, wo die Damen und Herren vor die Tür treten und ein großer Felsbrocken sie erschlägt.
Der Rest der Menschheit steht dann daneben und betrachtet (von mir aus auch in aller Nachdenklichkeit) den Philosophen-Matsch und denkt sich: "Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben".
Auch für Philosophen gilt an mancher Stelle: Wir sind hier nicht bei "Wünschr Dir was" sondern bei "So ist es".
Und das gilt insbesondere dann immer, wenn Philosophen Tatsachenbehauptungen aufstellen. Die sollten dann schon irgendwie auch was mit den Tatschen zu tun haben.
Oder: Sie schreiben und erzählen Märchen... kann man auch machen, sollte man dann aber auch als solche deklarieren, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mi 29. Sep 2021, 15:21, insgesamt 3-mal geändert.



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Nauplios
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Mi 29. Sep 2021, 14:29

"Deshalb darf sie [die Philosophie] nicht gebunden werden an bestimmte Erwartungen über die Art ihres Ertrages." (Hans Blumenberg; Nachdenklichkeit)

Zwar ist von Erfolg nicht die Rede, aber vom Ertrag. Doch was ist als Ertrag anerkennenswert? Sind es die handfesten "Erkenntnisse", die wir als Antworten von der Philosophie vorgelegt bekommen über die großen Fragen des menschlichen Daseins in der Welt? - Oder ist es am Ende eine "Ethik des Trostes", die uns mit der Unbeantwortbarkeit des auf Antwort Drängenden leben läßt? -




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 14:38

A: "Ich werde jetzt vom Hochhaus springen und meine Superkraft wird mich emporheben und fliegen lassen."
B: "Du hast keine Superkräfte, Du Idiot. So etwas gibt es nicht,. Du wirst sterben.".
A: "Aber ich bin Philosoph und im Denken frei"
B: "Einen Scheiß bist Du. Auch für Dich gelten die Naturgesetze"
A: "Das werden wir ja sehen."

A springt, fällt und klatscht 30 Meter tiefer auf. A ist sofort tot.

B:"Was für ein Idiot"
C: "Warum? Er ist ja wirklich geflogen. Nach unten. Da kann man ja mal drüber nachdenken."

B: "oh Mann."



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Puch

Mi 29. Sep 2021, 15:21

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 12:39
Möglicherweise sind die Unterschiede in den Gehirnen von Mann und Frau von Geburt an vorhanden und geben den Ausschlag dafür was Frauen und Männer können und können sollen.
Solche Thesen halten sich hartnäckig, obwohl man eigentlich weiß, dass das Quatsch ist.
Na wenn du meinst ...
Zuletzt geändert von Puch am Mi 29. Sep 2021, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 15:25

Puch hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:21
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 12:39
Jaja. Etwas Ähnliches habe ich woanders auch schon mal gehört. Möglicherweise sind die Unterschiede in den Gehirnen von Mann und Frau von Geburt an vorhanden und geben den Ausschlag dafür was Frauen und Männer können und können sollen.
Solche Thesen halten sich hartnäckig, obwohl man eigentlich weiß, dass das Quatsch ist.
Na wenn du meinst ...
Jo, das meine ich. Und wenn Du anderer Meinung bist, darfst Du hier gerne darlegen, warum ich da falsch liege. Ich bin sehr gespannt.



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Nauplios
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Mi 29. Sep 2021, 15:26

Ich spreche nicht über Gene, NWDM.

Vielleicht in dem Zusammenhang ein kleiner Literaturhinweis:

Odo Marquard; Vernunft und Humor. Vom Sieg des So-ist-es über das So-hat-es-zu-sein in: Endlichkeitsphilosophisches. Über das Altern.S. 58f

Über das Lachen gibt es in der Philosophie nur Weniges. Joachim Ritter hat darüber geschrieben, der rigide Ernst habe etwas Gewalttätiges, weil er unzählige Gedanken, Wünsche, Neigungen, Vorstellungen, die in der Wirklichkeit des Daseins außerdem und nicht weniger lebendig mitgehen, zwingt, in der Form des Unwesentlichen und Nichtdazugehörigen fortzubestehen." (Joachim Ritter; Über das Lachen; in: Subjektivität; S. 64)

Der Metaphysiker, der sich als Löwenfänger sieht, der auf die Frage, wieviel Löwen er denn bereits gefangen hat, gesteht: keinen einzigen. Humor und Trost fallen ineins wenn der Fragende daraufhin zur Antwort gibt, das sei bei Löwen schon viel.




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Nauplios
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Mi 29. Sep 2021, 15:37

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 14:38

Naturgesetze
Es war das So-ist-es der Naturgesetze, welches am Brunnensturz des Thales beteiligt war. Der Sinn der Thales-Anekdote, ihr Charakter als Sinnbild für die philosophische Situation, endet ja nicht beim So-ist-es der Naturgesetze. Sie beginnt damit.




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 15:48

Ich bin es nicht gewesen, der sich entschieden hat die (menschliche) Natur (oder die Natur überhaupt) ins Spiel zu bringen.
Es gäbe ja so viele Möglichkeiten über Erfolg zu sprechen.
Welche Bedeutung hat Erfolg für die Gesellschaft und den Einzelnen?
Was verstehen wir überhaupt unter Erfolg?
Wie hat sich diese Bedeutung im Laufe der Menschheitsgeschichte auch gewandelt, was ist gleich geblieben?
Wie spielen Erfolg und Misserfolg zusammen, wie bedingen sie sich?

So viel hätte man fragen und sagen können. Aber von all den Möglichkeiten entscheidet man sich ausgerechnet für das Unwahrscheinlichste von Allem.... nämlich für die Behauptung wir wären genetisch dazu gezwungen wie die Rindviecher dem Erfolg hinterher zu hecheln.
Und ist das jetzt meine Schuld, dass man sich genau dafür entschieden hat? Und wieso überhaupt? War man zu lange auf einem FDP-Parteitag?
Oder was genau ist da los?



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Jörn Budesheim
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Mi 29. Sep 2021, 15:58

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:48
Aber von all den Möglichkeiten entscheidet man sich ausgerechnet für das Unwahrscheinlichste von Allem
So unwahrscheinlich ist das nicht. Als vom Trieb die Rede war, hat mir so etwas schon geschwant.




Puch

Mi 29. Sep 2021, 16:03

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:25
wenn Du anderer Meinung bist, darfst Du hier gerne darlegen, warum ich da falsch liege.
Ich würde nie sagen, dass du falsch liegst; um das zu behaupten, bräuchte ich absolute Sicherheit und die fehlt mir im Moment.




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 18:32

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:58
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:48
Aber von all den Möglichkeiten entscheidet man sich ausgerechnet für das Unwahrscheinlichste von Allem
So unwahrscheinlich ist das nicht. Als vom Trieb die Rede war, hat mir so etwas schon geschwant.
Das ist ein Fehler meinerseits. Ich meinte nicht unwahrscheinlich, sondern unglaubwürdig.
Ich hatte beim Schreiben den Gedanken im Kopf, dass es unwahrscheinlich ist, dass es sowas wie Erfolgs-Gene gibt. In dem Satzgefüge klingt es aber als wollte ich sagen es sei unwahrscheinlich dass einer auf diesen Gedanken kommt.



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Puch

Mi 29. Sep 2021, 18:42

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 15:48
Ich bin es nicht gewesen, der sich entschieden hat die (menschliche) Natur (oder die Natur überhaupt) ins Spiel zu bringen.
Das kann man wirklich nicht behaupten. Soweit ich das überblicken kann, hat das auch niemand behauptet. Ich gestehe, dass ich selbst es war, der die menschliche Natur ins Spiel gebracht hat. Ich bin auch bereit, die eventuellen Konsequenzen zu tragen, die sich aus diesem Vergehen ergeben. :)




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NaWennDuMeinst
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Mi 29. Sep 2021, 18:45

Ich kann aber auch verstehen, woher der Gedanke kommt. Wir können ja heute zum Teil schon Gene lesen. Warum und wann aus einer befruchteten Eizelle ein Junge oder ein Mädchen wird wissen wir ganz genau. Wir können auch sagen, dass wenn bestimmte Chromosomen Erbschäden aufweisen, dass dann ein bestimmtes Krankheitsbild auftritt (Trisomie 21, Bluterkrankheit usw). Das ist alles gut gesichert und kein Vodoo.
Man muss aber aufpassen, dass man da nicht völlig freidreht und Begriffe in die Genetik einbringt, die da nichts zu suchen haben. Erfolg ist vor allem auch von den Umwelbedinungen abhängig. Dazu gehört auch in welcher Kultur wir aufwachsen, was für eine Gesellschaft wir vorfinden. Das hat alles nichts mit Genen zu tun.
Es mag ein Set von Genen geben, das in dieser oder jener Umwelt Vorteile bietet. Aber das Zünglein an der Waage ist da eben die Umwelt. Und die finden wir nicht im Genom.
Der aggressive Affe ist halt nicht mehr erfolgreich, wenn Aggression keinen Vorteil mehr bietet. Dann ist er mit seinem Genset auch ganz schnell im Nachteil und erfolglos.



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Puch

Mi 29. Sep 2021, 20:16

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 18:45
das Zünglein an der Waage ist da eben die Umwelt. Und die finden wir nicht im Genom.
Ja, bei gleichem Genom ist die Umwelt das Zünglein an der Waage, bei gleicher Umwelt ist es jedoch das Genom.
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 18:45
Der aggressive Affe ist halt nicht mehr erfolgreich, wenn Aggression keinen Vorteil mehr bietet. Dann ist er mit seinem Genset auch ganz schnell im Nachteil und erfolglos.
Auch das stimmt, aber nur wenn Aggression keinen Vorteil bietet. Es gibt aber auch Fälle, in denen Aggression einen Vorteil bietet und dann ist der aggressive Affe mit seinem Genset im Vorteil und erfolgreich, sonst hätte sich dieses Merkmal nicht vererbt sondern wäre schon längst verschwunden.




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NaWennDuMeinst
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Do 30. Sep 2021, 01:46

Puch hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 20:16
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 18:45
das Zünglein an der Waage ist da eben die Umwelt. Und die finden wir nicht im Genom.
Ja, bei gleichem Genom ist die Umwelt das Zünglein an der Waage, bei gleicher Umwelt ist es jedoch das Genom.
Nur sind, wenn wir von Erfolg sprechen ja die Umweltbedingungen nicht immer die selben.
Beim Windsurfen brauchst Du ja ganz andere Fähigkeiten als beim Programmieren.
Und wir leben auch nicht in einer Affengesellschaft, wo der Aggressivste sich am Ende durchsetzt. Stattdessen versuchen wir Konflikte anders zu lösen. Und das ist so, weil wir nach zwei Weltkriegen festgestellt haben, dass es auch keine Lösung ist wenn wir uns gegenseitig ausrotten.
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 29. Sep 2021, 18:45
Der aggressive Affe ist halt nicht mehr erfolgreich, wenn Aggression keinen Vorteil mehr bietet. Dann ist er mit seinem Genset auch ganz schnell im Nachteil und erfolglos.
Auch das stimmt, aber nur wenn Aggression keinen Vorteil bietet. Es gibt aber auch Fälle, in denen Aggression einen Vorteil bietet und dann ist der aggressive Affe mit seinem Genset im Vorteil und erfolgreich, sonst hätte sich dieses Merkmal nicht vererbt sondern wäre schon längst verschwunden.
Es geht mir darum, dass Erfolg keine feste Größe ist die immer das selbe Genset erfordert, sondern Erfolg ist situationsabhängig. Was in der einen Situation von Vorteil ist (und zum Erfolg führt) ist in einer anderen ein Nachteil (und führt zum Misserfolg). Deine Muckis nützen dir nichts, wenn es auf Gehirnschmalz ankommt (und umgekehrt). Es gibt also keine Gene die per se zum Erfolg führen. Es sind immer andere Fähigkeiten die wir nutzen um in diversen Situationen erfolgreich zu sein. Und viele dieser Fähigkeiten sind erlernt (erworben) und nicht angeboren. Um in unserer Gesellschaft erfolgreich zu sein und dich behaupten zu können, brauchst Du vor allem Bildung.
Du könntest mit mir ja gar nicht über dieses Thema diskutieren, wenn Du nicht Sprache erlernt hättest oder wüsstest wie man einen Computer bedient. Du wüsstest ja nicht mal was Gene überhaupt sind, wenn Du das nicht gelernt hättest. Das ist ja kein Wissen das dir deine Gene bereitstellen.



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1+1=3
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Do 30. Sep 2021, 08:34

Es ist Definitionssache, was (ein) Erfolg sein soll.




1+1=3
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Registriert: Di 22. Jun 2021, 00:50

Do 30. Sep 2021, 08:35

Es ist vor allem Definitionssache, was (ein) Erfolg sein soll.




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Jovis
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Registriert: So 19. Apr 2020, 08:46

Do 30. Sep 2021, 09:47

Welches Erfolgsgen hätten‘s denn gern? Das für Dominanz? Das für Kooperation? Das für Schwarmverhalten? Das für Arbeitsteilung?




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