Der Antirassismus Knigge

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Jörn Budesheim
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Sa 23. Mai 2020, 18:21

Hallo Erika Rojas, willkommen im Forum!




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Jörn Budesheim
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Sa 23. Mai 2020, 20:56

ErikaRojas hat geschrieben :
Sa 23. Mai 2020, 16:46
Meine Meinung ist, dass die Menschen, vor allem in Deutschland, nicht akzeptieren wollen, dass die Menschen NICHT alle gleich sind.
Das Wort "gleich" ist irgendwie verwirrend.

Auf der einen Seite sind die Menschen offensichtlich nicht gleich und zwar in vielen verschiedenen Hinsichten: Religion, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Wünsche und so weiter und so fort.

Auf der anderen Seite sollen sie "trotz" dieser Ungleichheiten alle gleich sein.

Bei diesem zweiten "gleich" geht es meines Erachtens jedoch nicht darum, die Ungleichheiten einzuebnen, sondern es geht um ganz andere Gleichheiten: Gleichheit vor dem Gesetz, gleiches Recht auf Achtung, Chancengleichheit, gleicher Zugriff auf Ressourcen, gleiche Möglichkeiten ein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu führen und so weiter und so fort.

Mein Eindruck ist allerdings nicht, dass die Menschen in Deutschland ganz im allgemeinen nicht akzeptieren wollen, dass die Menschen nicht gleich sind. Das basiert natürlich auf einer sehr schmalen Datenbasis. Dazu müsste man sich nach Erhebungen und Umfragen umschauen, meine ich.

Damit will ich natürlich nicht den zunehmenden und offensichtlichen Rassismus in Deutschland in Frage stellen. Ich bezweifle nur dass der "Deutsche" ganz im allgemeinen ein Rassist ist.




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Stefanie
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Mo 25. Mai 2020, 19:06

Die Ausführungen von Jörn zu "gleich" gehe ich mit.
Aufgrund diverser Unterschiede werden aber auf der ganzen Welt Menschen ausgegrenzt, benachteiligt, diskriminiert. In unterschiedlicher Art und Weise, je nachdem wo und um welchen Unterschied es geht.
Die Ausgrenzung und Diskriminierung ist zudem oft nicht offenkundig, sondern kommt versteckt daher, mittelbar. Bestimmten Gruppen werden bestimmte Verhaltensweisen zugeschrieben, Klischees sind noch das harmloseste. Daraus entstehen Nachteile, weniger Chancen, weniger Teilhabe, ein ungleicher Zugang zu Bildung, Medizin etc. Es gibt auch Vorurteile gegenüber vermeintlich privilegierten Menschen.

Meiner Meinung nach gibt es sowas wie eine Hierarchie. Es gibt diskriminierte und die, die diskriminieren.
Der Klassiker ist, am besten steht in der Welt, der weiße, westliche hetero Mann, dar. Er hat alle Zugangschancen. Höchst privilegiert. Am Ende stehen Menschen, wie z.B. die farbige Frau, behindert, lesbisch oder Transgender und nicht der jeweiligen Religion angehörend.

Von allen Menschen, die diskriminiert werden, die weniger Teilhabechancen haben, wird in der Regel verlangt, dass sie sich anpassen, sie sich ändern, damit die Diskriminierung weniger wird. Frauen sollen sich dem von Männern geprägten Stil in der Wirtschaft anpassen usw. Dieses einseitige Verlangen funktioniert nicht. Auch diejenigen, die bewusst oder unbewusst diskriminieren, müssen sich ändern.
Wenn privilegierte weiße Frauen sich engagieren, um Diskriminierung und Rassismus zu mindern, ist das nicht gönnerhaft (auch ein Vorurteil), sondern notwendig. Auch in solchen Gruppen muss ein Umdenken passieren.

Jede Gemeinschaft, so unterschiedlich und vielfältig sie auch ist, braucht einen gemeinsamen Konsens, eine gemeinsame Basis. Diese besteht aus ja den Menschenrechten, ein gerechtes miteinander, die Anerkennung von Unterschied. Dies beidseitig. Wir privilegierte Menschen dürfen niemanden ausschliessen, der aus einem anderen Kulturkreis kommt, umgekehrt geht es aber auch nicht, wenn z.B. Frauen oder homosexuelle Menschen von diesem Kulturkreis ausgegrenzt werden.



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Jörn Budesheim
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Mo 25. Mai 2020, 20:31

Kann man sich nicht auch es selbst diskriminieren, indem man sich die "Regeln der Diskriminierung" zu eigen macht?




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Stefanie
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Di 26. Mai 2020, 20:08

Ganz sicher bin ich nicht, ob ich die Frage richtig beantworte. Ich ahne, wohin die Frage hingehen soll, bekomme es aber nicht ausgedrückt.

Ich denke, dass viele in Verhaltensmuster fallen, die diskriminierend sind oder sein können und zwar weil sie vorgelebt werden oder einem beigebracht wurden. Das kann zum einen die eigene Position betreffen, z.B. als Frau oder aus einer privilegierten Position heraus gegenüber anderen Menschen.
Das Beispiel Frauenförderung. Mittlerweile bin ich für eine Frauenqoute in Vorständen und Aufsichtsräten. Diese Frauenförderung soll den Frauen nicht ihre Unfähigkeit zeigen, sich selber durchzusetzen, sondern den Männer zeigen, dass es Zeit ist, dass sich die Männer auch ändern müssen. Oder anders, wer an Macht festhalten will, die durch andere Umstände zu Stande gekommen sind, als die eigenen Fähigkeiten, nämlich durch die Unterdrückung der Frau, muss halt lernen, wie man Macht abgibt, wenn andere Menschen kommen, die fähiger sind.



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Jörn Budesheim
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Mi 27. Mai 2020, 05:38

Stefanie hat geschrieben :
Di 26. Mai 2020, 20:08
Verhaltensmuster
Ja, sowas in der Art schwebt mir vor. Man kann auch Verhaltensmuster, die einen selbst benachteiligen, verinnerlichen und leben. Wie vielleicht früher Kind, Küche, Kirche für Frauen. Das haben doch sicherlich etliche Frauen für Recht erachtet (vielleicht weil sie es für eine natürliche rollenverteilung hielten), obwohl es ihre eigene Möglichkeiten sich selbst zu entfalten, stark beschnitten hat.

Das heißt, nicht jede Person, die diskriminiert wird, muss sich auch diskriminiert fühlen!




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Jörn Budesheim
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Do 4. Jun 2020, 18:09

Bild

Am Dienstag haben viele Menschen auf den sozialen Medien keine bulten Bilder gepostet, sondern nur ein schwarzes Rechteck mit Hashtag #blackouttuesday. Ich fand diese Aktion gut aber, ich wollte dennoch nicht einfach ein schwarzes Quadrat posten und habe heute morgen stattdessen verspätet dieses Bild gepostet.

Obwohl es sich für mich aufrichtig und authentisch angefühlt hat, war und bin ich mir nicht sicher, ob es richtig war, das zu tun.




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Stefanie
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Do 4. Jun 2020, 20:00

Ob richtig wahr, das Bild zu malen, und/oder es zu posten?



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Jörn Budesheim
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Fr 5. Jun 2020, 06:00

Ich habe es gezeichnet, um es zu posten. Als meine Beteiligung am Blackout tuesday.




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Alethos
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Fr 5. Jun 2020, 07:30

Ich kenne den Hintergrund nicht, darum weiss ich nun nicht, ob du an deiner Beteiligung am Blackout Tuesday zweifelst oder an deiner Beteiligung in dieser Form.
Das Bild gefällt mir trotz seiner Düsterheit, vielleicht auch wegen ihr.



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Alle lächeln in derselben Sprache.

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Jörn Budesheim
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Fr 5. Jun 2020, 09:11

Mein Zweifel galt nicht dem Blackout Tuesday insgesamt. Das fand ich gut und wichtig! Aber ich wollte nicht einfach ein schwarzes Quadrat posten. Ich kann nicht mal genau sagen, warum. Ich wollte aber mitmachen. Also hab ich diese Zeichnung gepostet.

Es gibt Zweifel: Kann so eine Zeichnung eine angemessene "Reaktion" auf dieses unglaublich brutale, mörderische und menschenverachtende "Ereignis" sein? Ist es angemessen, wenn ich bei einer Aktion mitmache, die schließlich auch davon lebt, dass sich keiner heraushebt und alle dasselbe posten? ...




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Stefanie
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Sa 6. Jun 2020, 20:07

Eine angemessene Reaktion ist erstmal überhaupt eine angemessene Reaktion. Welche Reaktion das ist, hängt auch von den Möglichkeiten ab, die jemand hat. Damit meine ich, nicht jeder kann künstlerische reagieren, nicht jeder kann oder mag es auch auf die Strasse zu gehen. Manche wählen das Wort, Schweigen kann auch eine angemessen Reaktion sein.
Gemeinsame Aktionen, wie ein schwarzes Quadrat posten, sind deshalb wirkungsvoller als Einzelaktionen, weil sich die Menschen das besser merken können, es ist Symbol mit Wiedererkennungseffekt.
Entscheidend ist hier aber doch die ausgewählte Farbe, nämlich Schwarz also Black. Die Farbe Schwarz ist hier mehrfach relevant. In den meisten Kulturkreisen steht sie auch für Trauer. Also schwarz drückt auch die Trauer aus, dass jemand aufgrund seiner Hautfarbe getötet wurde.
Ferner ist eine Reaktion auch dann angemessen, wenn sie den Menschen achtet und wertschätzt.
Das Bild drückt dies aus.

Lebt die Aktion ausschließlich davon, dass alle das identische gemacht haben? ich denke nicht.
Rassismus ist die Verneinung von Vielfältigkeit. Jemand wird ausschließlich aufgrund der "Andersartigkeit" von irgendeiner willkürlichen Norm ausgeschlossen, beleidigt, angegriffen, getötet und mit Vorurteilen zugeschüttet.
Vielfältigkeit zeigen, darstellen, "einfach" zeigen, dass es so viele Unterschiede gibt, und diese Unterschiede nicht bedeuten, dass jemand, oder etwas, was anders ist, weniger wert, weniger achtenswert ist, ist wichtig.
Dein "aus der Reihe tanzen" zeigt die Vielfältigkeit der möglichen, angemessenen Reaktionen und ist daher weder ein hervorheben noch in diesem Sinne auch kein aus der Reihe tanzen.

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So 7. Jun 2020, 14:02

Stefanie hat geschrieben :
Sa 6. Jun 2020, 20:07
Ferner ist eine Reaktion auch dann angemessen, wenn sie den Menschen achtet und wertschätzt.
Das Bild drückt dies aus.
"Chauvin hat sein Knie für 8 Minuten und 46 Sekunden auf Floyds Hals gepresst. Seine Kollegen haben ihn nicht davon abgehalten. Im Krankenwagen hört Floyds Herz auf zu schlagen."

Vielleicht ist alles, was man dazu sagen und tun kann, dem was passiert ist, letztlich nicht angemessen. Ich weiß es nicht. Aber das Zitat von dir ist gut. Das ist wirklich ein wichtiger Punkt!




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Jörn Budesheim
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Do 11. Jun 2020, 21:36

Bild

Überall auf der Welt scheinen jetzt die Statuen "dran" sein. Sowas steht in nahezu jeder Stadt, in Kassel ist es Friedrich II, der viel Geld mit Soldatenhandel gemacht hat.

Ich finde, einige von denen, die beschmiert, zerschlagen, vom Sockel gestürzt wurden, sollten einfach so, wie sie jetzt sind liegenbleiben und erhalten werden.

Ich bin mir nicht sicher, ob sie alle weg müssen. Jede Stadt hat solche Skulpturen, und jede Stadt hat Künstler, die das in ihre Weise kommentieren können: künstlerisch, ästhetisch, poetisch.

Was meint ihr?




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Stefanie
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Do 11. Jun 2020, 22:28

Erhalten und stehen lassen, und in die Geschichte einbinden mit Tafeln, Hinweise, Gedenktafeln, im Führungen einbinden usw.

Wenn alle diese bedenklichen Statuen entfernt werden, wie soll man sich dann an das erinnern, für was sie stehen? Fur jeden ein Museum oder Ähnliches bauen?

In Deutschland gibt es seit längerem Diskussionen um antisemitische Bauteile an Kirchen. Es gab sogar Klagen. Stichwort "Judensau".
https://de.wikipedia.org/wiki/Judensau

Der Kölner Dom hat auch solche Bauteile, außen wie innen. Soll man diese entfernen, oder gar den ganzen Dom abreißen?

Es ist ähnlich wie die nachträgliche Korrektur von Büchern. Irgendein Streamimgdienst hat jetzt "Vom Winde verweht" aus dem Programm genommen. Das finde ich nicht gut, Buch und Film zeigen die Ansichten der Zeit in der die Geschichte spielt, und auch die Ansichten, aus der Zeit in dem das Buch geschrieben wurde. Wichtig, dass man dies erhält, bevor man es vergisst.



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Fr 12. Jun 2020, 05:39

Stefanie hat geschrieben :
Do 11. Jun 2020, 22:28
Wenn alle diese bedenklichen Statuen entfernt werden, wie soll man sich dann an das erinnern, für was sie stehen?
Diese Statuen sind sicherlich nicht die einzige Möglichkeit an die fraglichen Personen zu erinnern.

Landgraf Friedrich hat in Kassel z.b. das Fridericianum bauen lassen, was als Zeichen der Aufklärung gelten darf. (Das Fridericianum steht an zentraler Stelle in Kassel und ist der Ort, wo seit 1955 alle 5 Jahre die documenta statt findet.) Auf der anderen Seite hat er sein Geld mit menschenverachtendem Soldatenhandel gemacht. Also eine zwiespältige Person, die man natürlich auch aus der Zeit heraus denken muss. Dieser Zwiespalt wird natürlich in einer solchen Statue nicht dargestellt. Dass wir unsere Vergangenheit in Erinnerung halten müssen, ist meines Erachtens ohne Frage richtig. Allerdings dürfen wir sie nicht einfach glorifizieren.

In Amerika z.b. scheint es ziemlich viele Christoph Kolumbus Statuen zu geben. Sicherlich ist nicht jeder einzelne von ihnen nötig, um den vermeintlichen Entdecker Amerikas in Ehren zu halten.




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Fr 12. Jun 2020, 05:42

In den USA ist im Zusammenhang mit den Protesten gegen Rassismus und dem Tod von George Floyd ein Streit um Denkmäler von Führungsfiguren der Südstaaten entbrannt.

...

US-Präsident Trump wies die Forderungen umgehend zurück. Seine Regierung denke nicht daran, Militärstützpunkte umzubenennen, schrieb Trump auf Twitter. Diese Basen seien Teil des großen amerikanischen Vermächtnisses und einer Geschichte des Gewinnens. Eine Regierungssprecherin bekräftigte, die Umbenennung der Stützpunkte sei für Trump ein rotes Tuch. Sollte der Kongress ein entsprechendes Gesetz verabschieden, werde er es nicht unterzeichnen.

https://www.deutschlandfunk.de/tod-von- ... id=1139978




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"Überall" geht es um dasselbe Thema. Hier ein paar Ausschnitte aus einer Facebook Diskussion, wie man sie allenthalben antrifft. Die Zitate stammen aus einem Beitrag, in dem ein Cover des Buches Tom Sawyer und Huckleberry Finn von Mark Twain zu sehen war, die Namen der User lasse ich einfach weg.
Du weißt aber schon, dass in dem Buch das Wort Nigger vorkommt?
Ja, und weiter? Bücherverbrennung?
Eine gewisse Klientel unter Kulturschaffenden scheint gerne Schriftstellern noch vorschreiben zu wollen, welche Worte sie verwenden dürfen und gebärt sich als Sprachpolizei! Ich hätte nie geglaubt, dass ich in meinem Leben noch schlimmere Zustände als bei Orwells "1984" erlebe!
Jörn Budesheim hat geschrieben : Aus 1984: "Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke" Orwell hat sich ja ganz dezidiert gegen Sprachklitterungen eingesetzt. Denn Wörter können Ausdruck von Machtstrukturen sein und diese festigen. Daher sollten wir auf unsere Sprache achten und zwar Namen der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität.

Bücher, wie Tom Sawyer, Pippi Langstrumpf und Jim Knopf gehören unverbrüchlich zu unserem Kanon. Es ist aber sicherlich kein Aufruf zur Bücherverbrennung, wenn man sich entscheidet, darüber nachzudenken, wie man mit manchen Formulierungen in diesen Büchern umgeht. Die Verlage tun das ohnehin schon. Da wird es nun zu einen Wettbewerb um die besten und angemessensten Ideen geben.

Da ist es natürlich auch nicht mit Einzelmaßnahmen getan. Hier sind auch die Schulen und die Eltern gefragt.

Sicherlich macht es auch einen Unterschied in welcher Form die fraglichen Begriffe auftauchen. Wenn z.b. über einen Sklavenhändler berichtet wird, muss natürlich auch dessen Sprache dokumentiert werden. Wenn der Autor des Buches sich die Begriffe aber selbst zu eigen macht, muss man anders vorgehen. Was angemessen ist, muss von Mal zu Mal entschieden werden.

Am besten wird man diese Aufgabe wohl erledigen, wenn man einerseits einen Dissens darüber hat, welche Maßnahmen angemessen und geeignet sind. Dieser Dissens sollte jedoch auf einem Konsens aufsitzen, worum es eigentlich geht. Nämlich einerseits um die Wahrung unserer kulturgüter und andererseits und die Wahrung der Würde jedes einzelnen Menschen ungeachtet seiner Hautfarbe, seines Geschlechts, seine Religion und so weiter. Es ist sicherlich nicht angemessen den einen Anspruch gegen den anderen auszuspielen.




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Jörn Budesheim
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So 14. Jun 2020, 17:28

Antirassistischer Denkmalsturm - Auch der Philosoph Immanuel Kant steht zur Debatte

Michael Zeuske im Gespräch mit Gabi Wuttke

Immanuel Kant, der Philosoph der Aufklärung, habe den europäischen Rassismus mitbegründet, sagt Michael Zeuske. Wie also umgehen mit seinem Erbe?

Nach den Antirassismus-Protesten weltweit hofft der Historiker Michael Zeuske auf einen kulturellen Wandel. Auch in Deutschland müsse über historische Persönlichkeiten wie den Philosophen Immanuel Kant neu diskutiert werden.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/an ... _id=478593




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Stefanie
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So 14. Jun 2020, 18:02

In den USA werden viele Romane oft aus Bibliotheken, insbesondere in Schulen, rausgeworfen. Die Liste dieser banned Books ist zum Teil...merkwürdig.
Mark Twain ist einer der häufigsten Autoren, die "gebannt" werden, bzw. sich viele beschweren.
Der Artikel ist über Huckleberry Finn.. von Google übersetzt.

https://www.thoughtco.com/why-adventure ... ned-740145



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