Der Antirassismus Knigge

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Alethos
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So 14. Jun 2020, 22:37

Wir müssen sofort handeln und alle Luther-Statuen enthaupten und alle Büsten dieses elenden Antisemiten herunterreissen.
Und Luthertage - bei Gott - müssen abgesagt werden, allesamt. Und jedem und jeder muss klar gemacht werden, dass sie dieses Mannes nicht gedenken dürfen, wollen sie nicht mitschuldig gehen an der Tatsache, dass es Judenhass gab.



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Alethos
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So 14. Jun 2020, 22:49

Falls es nicht aufgefallen sein sollte, das war Sarkasmus.



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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jun 2020, 06:00

Wir müssen allerdings nicht unbedingt nur in Extremen denken. (Alles abreißen vs alles lassen, wie es ist) Meines Erachtens sind kreative Ideen für Fall zu Fall angemessen.




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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jun 2020, 06:02

Unter der Bezeichnung Kongogräuel wurde die systematische Ausplünderung des Kongo-Freistaats etwa zwischen 1888 und 1908 bekannt, als Konzessionsgesellschaften, vor allem die Société générale de Belgique, die Kautschukgewinnung mittels Sklaverei und Zwangsarbeit betrieben. Dabei kam es massenhaft zu Geiselnahmen, Tötungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen. Es wird geschätzt, dass acht bis zehn Millionen Kongolesen den Tod fanden, etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung.

Der Kongo-Freistaat war die Privatkolonie des Königs der Belgier, Leopolds II. von Sachsen-Coburg und Gotha. Hauptaktionär der Konzessionsgesellschaften war der Kongo-Freistaat, also Leopold II. selbst.
Dass viele Belgier fordern, die Statuen zu entfernen, kann ich ziemlich gut nachvollziehen, um das geringste zu sagen.




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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jun 2020, 06:07

hier ein Beispiel dafür, wie eine Stadtgesellschaft erfolgreich versucht hat, ein Denkmal umzuwidmen

Bild

https://taz.de/!5436571/




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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jun 2020, 18:04

Jede Stadt muss über die "Denkmalfrage" in eigener Weise nachdenken, finde ich. Da gibt es keine generellen Lösungen. Wir haben hier in Kassel ja zum Beispiel nicht nur Denkmale von dem Soldatenhändler Friedrich II, sondern auch so viele documenta Kunstwerke, die in direkter Sichtweite von Friedrich sind. Ich finde, das macht viel aus! Denn das gibt ein buntes Gesamtbild. Vielleicht würde es in diesem Fall genügen, das Denkmal mit entsprechenden Schildern zu versehen, die die Figur ins rechte Licht rücken.




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Jörn Budesheim
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Di 23. Jun 2020, 10:07

Kritik der weißen Vernunft

Die Kritik an Immanuel Kants anthropologischen Schriften ist alt. Müssen wir den Philosophen der Aufklärung heute vom Sockel stoßen?
Ein Debattenbeitrag FLORIS BISKAMP

" ...leistete er einen aktiven, eigenständigen und elaborierten Beitrag zur Entwicklung der Rassenideologie, den er zudem selbst als einen relevanten Teil seines Werkes betrachtete."

"In Kants „Altersschrift“ „Zum ewigen Frieden“ folgt endlich das, was man in seinen früheren Texten vergeblich sucht: Ein klares Bekenntnis zum gleichberechtigten Subjektstatus aller Menschen unabhängig von „Race“, sowie eine unzweideutige Verurteilung von Kolonialismus und Sklaverei."

https://www.tagesspiegel.de/kultur/soll ... 8kFK7zBXps
Ein guter ausgewogener Artikel




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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 20:54

Es ist schon interessant, wie im Moment an einzelnen Personen verdeutlicht werden soll, wie rassistisch, diskriminierend sie doch waren.
Im Bereich der Philosophie sollte man noch früher anfangen, bei Platon, Aristoteles und Co. Auch nicht gerade ein Paradebeispiel für Unvorgenommenheit, Sklaven, Barbaren, freie Bürger, usw.
Generationen von Philosophen und Philosophinnen haben damit amgefangen, und die alten Griechen waren und sind Grundlagen von philosophischen Thesen.
Bei Arendt findet man an vielen Stellen den Einfluss der alten Philosophen. Böse, sie ist eine Rassistin.
Im Moment werden Filme verdammt, Bücher, Musik , Opern usw. Völlig wahllos wie es scheint, ohne Berücksichtigung des Kontextes.
Es erweckt den Eindruck, eigentlich ist es mehr als nur ein Eindruck, man sucht und findet Entlastungen, auf die man mit dem Finger zeigen kann, kuck mal der da oder die da waren Rassisten. Ein wunderbare Möglichkeit um von sich abzulenken, nicht selber die Verantwortung zu übernehmen. Ich schließe mich da nicht wirklich aus.

Aus dem artikel:
"Wer die entsprechenden Texte liest, kann kaum ernsthaft bestreiten, dass diese Positionen nach allen gängigen Kriterien als rassistisch zu bezeichnen sind. Doch einen Autor des 18. und frühen 19. Jahrhunderts als Rassisten zu bezeichnen, heißt immer, ihn nach heutigen Maßstäben zu beurteilen – denn den Begriff des Rassismus gibt es überhaupt erst seit dem 20. Jahrhundert. Ein solches rückwirkendes Urteilen ist aber nicht per se ungerechtfertigt, sondern völlig unumgänglich: Wer die Geschichte des europäischen Rassismus verstehen will, muss ideologische Entwicklungen des 18. und 19. Jahrhundert analysieren – auch wenn es den Begriff noch nicht gab. Die Vorsokratiker als Vorsokratiker zu bezeichnen wird auch nicht dadurch falsch, dass es den Begriff zu ihrer Zeit noch nicht gab. Zu vermeiden ist lediglich ein bequemes moralisches Verurteilen – weniger, weil man der Vergangenheit damit unrecht täte, als vielmehr, weil man sich selbst damit allzu billig überhöht."

Es ist so bequem, auf andere zu zeigen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 21:05

In dem Artikel wird der Begriff "Race" verwendet. Scheinbar will man "Rasse" vermeiden.
Nun ja, blöderweise ist Race nicht deutsch, und es nützt uns wenig, für Rasse das englische Race zu verwenden. Wie das wohl in Art. 3 GG klingen würde...
Wenn der Begriff Rasse nicht mehr gewollt ist, braucht die deutsche Sprache etwas eigenes.
Wobei mir auch nicht wirklich was gutes einfällt. Ein Gegenvorschlag ist " niemand darf rassistisch benachteiligt werden ...".
Der Hintergrund ist, dass man bei der Schaffung des GG das Wort Rasse bewusst auswählte, um das zu verhindern, was die nazis machten.



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Jörn Budesheim
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Di 23. Jun 2020, 21:18

Wenn man etwas googelt wird man schnell fündig: so etwas wie Rassen gibt es bei Menschen gar nicht, daher braucht man den Begriff auch nicht mehr.




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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 21:34

Das ist nicht der Punkt. Wir brauchen einen Begriff, der eine Diskriminierunng aufgrund Rassismus verhindert und ein Recht schafft, das jemand nicht rassistisch behandelt wird.
Rassismus ist ja losgelöst von der individuellen Person, sondern es wird alleine danach geurteilt, wie eine Person aussieht, schwarz oder weiß. Rassismus ist eine strukturelle Benachteiligung.
Art 3 GG steht derzeit:
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Streicht man nun Rasse raus, fehlt was. Alle anderen Begriffe beschreiben nicht, was Rassismus meint, und wovor das Gesetz. schützen soll. Abstammung, Herkunft, Sprache, Heimat meinen das nicht. Geschlecht auch nicht.
Wenn Rasse nicht mehr soll, muss was anderes her, das die Benachteiligung allein aufgrund der Hautfarben oder des Aussehen, oder auch Name verhindert.
Es gibt z.B. Studien bei uns, dass Bewerber nur aufgrund eines arabisch klingenden Namen abgelehnt werden. Auch eine Form von Rassismus.



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Jörn Budesheim
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Di 23. Jun 2020, 21:44

Hautfarbe?




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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 21:46

Ein Namensbeispiel für unseren Kulturkreis, und bitte nicht googlen. Sportkenner haben Antwortverbot.

Wenn dieser Name gelesen wird, was fällt einem spontan dazu ein, ohne die Person zu kennen.
Antonio Rüdiger



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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 21:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 23. Jun 2020, 21:44
Hautfarbe?
Daran hatte ich auch gedacht. Es ist zu unklar und verursacht bei mir Bauchschmerzen.
Das geht irgendwie auch in Richtung Rassismus.

In der Stern Ausgabe von letzter Woche wurde Photos einer Künstlerin gezeigt, Portraits und jedem der Personen der passende Farbton aus der Pantone Skala zugeordnet. Was für eine Vielfalt, wie viele Farben es gibt.



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Stefanie
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Di 23. Jun 2020, 22:10

Kleine Anmerkung.
Die Tastatur vom tablet ist auch nicht ohne, insbesondere die automatische Worterkennung.
Nahezu jedes Wort erkennt es als männliche Form. Die weibliche Form muss erst beigebracht werden. Das nervt.



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Alethos
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Stefanie hat geschrieben :
Di 23. Jun 2020, 22:10
Kleine Anmerkung.
Die Tastatur vom tablet ist auch nicht ohne, insbesondere die automatische Worterkennung.
Nahezu jedes Wort erkennt es als männliche Form. Die weibliche Form muss erst beigebracht werden. Das nervt.
und erst die Diktierfunktion meines iPhones. Es diskriminiert einfach die richtigen Worte, es erkennt nicht jedes Wort und wenn ich zu schnell spreche jetzt dann kann es vollkommen dass sich in ein falsches Wort ein schlecht. Ich lasse diesen Text jetzt einfach so stehen, wie er von meinem iPhone verstanden wird und gehe einmal davon aus, dass es keine bösen Absichten hat, wenn es mich falsch wiedergibt.

Programme haben einfach kein Verantwortungsgefühl und erst rechtsKein sprach empfinden.



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Jörn Budesheim
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Stefanie hat geschrieben :
Di 23. Jun 2020, 21:54
In der Stern Ausgabe von letzter Woche wurde Photos einer Künstlerin gezeigt, Portraits und jedem der Personen der passende Farbton aus der Pantone Skala zugeordnet. Was für eine Vielfalt, wie viele Farben es gibt.
Das Wort Hautfarbe macht auch keinerlei Aussage über die Zahl der Hautfarben, die es gibt oder geben kann, oder was meinst du?




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Jörn Budesheim
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Alethos hat geschrieben :
Di 23. Jun 2020, 23:51
Programme haben einfach kein Verantwortungsgefühl und erst rechtsKein sprach empfinden.
Und wie steht es mit dem Programmierern?




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Stefanie
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Mi 24. Jun 2020, 19:56

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 24. Jun 2020, 05:39
Stefanie hat geschrieben :
Di 23. Jun 2020, 21:54
In der Stern Ausgabe von letzter Woche wurde Photos einer Künstlerin gezeigt, Portraits und jedem der Personen der passende Farbton aus der Pantone Skala zugeordnet. Was für eine Vielfalt, wie viele Farben es gibt.
Das Wort Hautfarbe macht auch keinerlei Aussage über die Zahl der Hautfarben, die es gibt oder geben kann, oder was meinst du?
Na ja, durch die vielen Farbtöne zeigt sich, es gibt nicht das Weiß und nicht das Schwarz. Das sollten die vielen Porträts zeigen. Wenn man in ein Gesetz schreibt, niemand darf wegen seiner Hautfarbe diskriminiert werden, wann ist dies dann der Fall? Verlässt man sich dann darauf, was der Durchschnitt als Schwarz ansieht und wäre das nicht wieder ein rassistischer Ansatz?

Mir fällt dazu ein Roman ein, Paradies von Toni Morrison. Das Thema von Toni Morrison in ihrem Büchern ist immer Rassismus und Diskriminierung, meistens sind die Hauptpersonen Frauen, also eine doppelte Diskriminierung.
In Paradies geht es um eine Gemeinde von ausschließlich Menschen schwarzer Hautfarbe. Es stellt sich dann heraus, dass innerhalb dieser Gemeinde Menschen, die nicht schwarz genug sind, ausgegrenzt werden. Die Autorin geht das Thema mal anderes herrum an.



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Jörn Budesheim
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Stefanie hat geschrieben :
Mi 24. Jun 2020, 19:56
Wenn man in ein Gesetz schreibt, niemand darf wegen seiner Hautfarbe diskriminiert werden, wann ist dies dann der Fall?
Eben dann, wenn es der Fall ist. Wenn jemand aufgrund seiner Hautfarbe, egal welche, diskriminiert wird.




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