Philosophie der Musik

Kunst, Literatur ,Musik
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infinitum
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Di 17. Aug 2021, 19:41

ein Artikel, welcher eine knappen Übersicht über verschiedene Ansätze gibt, wobei mir Husserl, Adorno oder Bloch als sehr spannend ins Auge gestochen sind.

https://www.spektrum.de/lexikon/philoso ... ophie/1373
Der Wortursprung von »Musik« liegt im griech. μoυσικη' (»das den Musen Zugehörige«), womit alles der geistigen Ausbildung Dienende gemeint ist.
In Husserls M. wird die Musik zum Zeitgegenstand, denn die Synthese aus Beständigkeit und Objektivität konstituiert jeden Gegenstand als Zeitgegenstand (Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins, 1905). Im 20. Jh. repräsentiert Kunst die Vorform der Philosophie als das Absolute der Anschauung. Die Musik bedarf bei Adorno der Philosophie, um deren »Rätselcharakter« zu entschlüsseln (Philosophie der neuen Musik, 1949); die Philosophie wiederum benötigt die Kunst, um das Unwiederholbare vorzuzeigen. Die Rahmenbedingungen der Musik begreift Adorno als durch Kompositionen geformtes Material, welches von Generationen erprobt und gesellschaftlich objektiviert wurde. Nach Bloch entfaltet das Kunstwerk die im Seienden angelegten Tendenzen zur Befreiung menschlicher Träume und Wünsche. Gleichzeitig distanziert sich die Musik von der Natur und der historischen Wirklichkeit (Das Prinzip Hoffnung, 1954–1959).
Welche Philosophie verbindet ihr mit Musik? Lässt sich eine Philosophie einer bestimmten Musikrichtung jeweils zugrunde legen?



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Jörn Budesheim
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Mi 18. Aug 2021, 09:25

Ich bin, wie ich immer wieder betonen muss, leider ein kompletter musikalischer Laie. Ich höre auch sehr selten Musik. Aber ich hab natürlich dennoch ein paar Erlebnisse mit Musik in den letzten Jahrzehnten gemacht. Ich war ein paar mal in der Oper, da kommen nicht mehr als drei oder vier Besuche zusammen, ebenso selten (vielleicht etwas mehr) war ich in kirchlichen Musikveranstaltungen. Aber ich war vergleichsweise häufig im Tanztheater, bei dem Musik ja fast immer eine große Rolle spielt. Und in diesen verschiedenen Erfahrungen ist Musik für mich zuerst etwas Räumliches. Man könnte fast glauben, sie haben die Kirchen gebaut, damit die Musik klingen kann. Und der Raum, den die Musik aufspannt, ist zugleich der Raum, in dem man selbst ist. Anders als bei einer Skulptur oder Plastik, die vor einem steht, die man "umgeht", ist der Raum der Musik "um" einen, man ist darin. Zudem ist die Hörerfahrung dabei sehr körperlich. Man spürt sie am ganzen Leib, finde ich. Bei Musik hab ich auch seltener den Drang, sie zu deuten, das Erleben genügt mir dabei oftmals. (Aber das kann meiner Ahnungslosigkeit geschuldet sein.)

Auch wenn ich meine Discozeit mitrechne, ist das nicht viel anders :-) Nur dass beim eigenen Tanz der Körper natürlich noch mehr involviert ist.




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infinitum
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So 22. Aug 2021, 10:17

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 18. Aug 2021, 09:25
Und in diesen verschiedenen Erfahrungen ist Musik für mich zuerst etwas Räumliches. Man könnte fast glauben, sie haben die Kirchen gebaut, damit die Musik klingen kann. Und der Raum, den die Musik aufspannt, ist zugleich der Raum, in dem man selbst ist. Anders als bei einer Skulptur oder Plastik, die vor einem steht, die man "umgeht", ist der Raum der Musik "um" einen, man ist darin. Zudem ist die Hörerfahrung dabei sehr körperlich. Man spürt sie am ganzen Leib, finde ich. Bei Musik hab ich auch seltener den Drang, sie zu deuten, das Erleben genügt mir dabei oftmals. (Aber das kann meiner Ahnungslosigkeit geschuldet sein.)
Das ist ein guter Punkt. :) De Räumlichkeit spielt durchaus eine grosse Rolle beim der Empfindung von Musik. Die Musik wird anders wahrgenommen, als wenn man sie nur über Kopfhörer oder in einem kleinen Raum anhört. Die Räumlichkeit kombiniert sich mit der Musik zum Erlebnis, somit hat die gewählte Räumlichkeit durchaus einen interessanten Aspekt, wenn man sich vorstellt, dass man beispielsweise in einer Kirche eine abweichende oder nicht dazu passender Musik (Rock, Raggae...) abspielt.
Damit könnte man sich vielleicht vorstellen, was Adorno mit seiner Aussage " Denn einzig in den Extremen findet das Wesen dieser Musik sich ausgedrückt" formulieren möchte. Damit bezieht er sich auf die "neue" Musikbwegegung, die sich von ästhetischen oder kulturellen Konventionen ablösen möchte.
Musik ist für mich einerseits eine Form von Entspannung, wenn ich selbst Musik höre oder kombiniere und auch ein Verstehen von Zeitgeist, wenn ich beispielsweise versuche Songtexte oder gewisse Melodieformen zu interpretieren. Musik kann Stimmungen übertragen oder auch zum Nachdenken oder Schreiben anregen oder beim Tanzen genau dies gewollt nicht.
Musik kann daher vielfältige Rollen und Formen annehmen, nicht zu vergessen sind die Gospel-Songs, die den Unterdrückten Kraft schenkten, um sich aus ihrer Lage zu befreien oder dadurch ermöglicht wurde eine gemeinsame verbindende Philosophie zu teilen.



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