Kant für Anfänger

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Senecas Sekretär
Beiträge: 1
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Mo 29. Apr 2024, 23:04

Geneigte Leserinnen und Leser dieses intellektuellen Forums,

welche Lektüre eignet sich für mich als jemanden - der doch philosophisch recht interessiert ist, sich seit seiner Schulzeit ab und an mit Kant beschäftigt hat, jedoch noch nie tiefer in die Materie Kant'scher Geistesleistungen und Philosophie eingedrungen ist und nun den starken Drang verspürt, eben dies zu tun?

Fängt man besser mit Sekundärliteratur an und tastet sich dann langsam an die großen Werke heran oder gibt es Kant'sche Schriften, die sich besonders als Schlüssel eignen, um die große schwere Tür der Kantschen Philosophie allmählich zu öffnen?




Timberlake
Beiträge: 1718
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
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Di 30. Apr 2024, 00:58

Zunächst möchte ich dich hier im Forum begrüßen .

.. was diesen besagten Schlüssel betrifft , so kam dabei zumindest bei mir "Kants vier Fragen" zum Einsatz ..





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Jörn Budesheim
Beiträge: 23829
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Di 30. Apr 2024, 17:13

Senecas Sekretär hat geschrieben :
Mo 29. Apr 2024, 23:04
welche Lektüre eignet sich für mich als jemanden - der doch philosophisch recht interessiert ist, sich seit seiner Schulzeit ab und an mit Kant beschäftigt hat, jedoch noch nie tiefer in die Materie Kant'scher Geistesleistungen und Philosophie eingedrungen ist und nun den starken Drang verspürt, eben dies zu tun?

Fängt man besser mit Sekundärliteratur an und tastet sich dann langsam an die großen Werke heran oder gibt es Kant'sche Schriften, die sich besonders als Schlüssel eignen, um die große schwere Tür der Kantschen Philosophie allmählich zu öffnen?
Ich finde, Kant im Original ist ziemlich hartes Brot, da ist eine Begleitung nicht schlecht. Die Literatur zu Kant ist unüberschaubar, gerade jetzt im Kant-Jahr. Aber ich wage einen Tipp: Ich finde dieses Buch von Daniel Kehlmann und Omri Boehm "Der bestirnte Himmel über mir" sehr gut. Es ist nicht immer leicht zu lesen, aber im Großen und Ganzen finde ich es gut verständlich und erhellend.




Timberlake
Beiträge: 1718
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

So 5. Mai 2024, 01:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 30. Apr 2024, 17:13
Senecas Sekretär hat geschrieben :
Mo 29. Apr 2024, 23:04
welche Lektüre eignet sich für mich als jemanden - der doch philosophisch recht interessiert ist, sich seit seiner Schulzeit ab und an mit Kant beschäftigt hat, jedoch noch nie tiefer in die Materie Kant'scher Geistesleistungen und Philosophie eingedrungen ist und nun den starken Drang verspürt, eben dies zu tun?

Fängt man besser mit Sekundärliteratur an und tastet sich dann langsam an die großen Werke heran oder gibt es Kant'sche Schriften, die sich besonders als Schlüssel eignen, um die große schwere Tür der Kantschen Philosophie allmählich zu öffnen?
Ich finde, Kant im Original ist ziemlich hartes Brot, da ist eine Begleitung nicht schlecht. Die Literatur zu Kant ist unüberschaubar, gerade jetzt im Kant-Jahr. Aber ich wage einen Tipp: Ich finde dieses Buch von Daniel Kehlmann und Omri Boehm "Der bestirnte Himmel über mir" sehr gut. Es ist nicht immer leicht zu lesen, aber im Großen und Ganzen finde ich es gut verständlich und erhellend.
.. und ich finde , um aus diesem harten , ein weiches Brot machen zu können. dass man dazu die besagten vier Fragen , als da wären

Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?

.. gleichsam einer Schablone , lediglich über seine Texte zu legen habe.

Beispiel
  • "Es ist niemand, selbst der ärgste Bösewicht, wenn er nur sonst Vernunft zu brauchen gewohnt ist, der nicht, wenn man ihm Beispiele der Redlichkeit in Absichten, der Standhaftigkeit in Befolgung guter Maximen, der Teilnehmung und des allgemeinen Wohlwollens (und noch dazu mit großen Aufopferungen von Vorteilen und Gemächlichkeit verbunden) vorlegt, nicht wünsche, daß er auch so gesinnt sein möchte. Er kann es aber nur wegen seiner Neigungen und Antriebe nicht wohl in sich zu Stande bringen; wobei er dennoch zugleich wünscht, von solchen ihm selbst lästigen Neigungen frei zu sein"
    Kant .. Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich?
Nehmen wir dazu nur diesen ärgsten Bösewicht , Was kann er wissen? Womöglich tatsächlich , dass er wenn man ihm als dieses Gute vorlegt, er auch so gesinnt sein möchte. Das sollte er dem nach auch "tun" ! Nur kann er gemäß seiner Neigungen und Antriebe auch darauf "hoffen" ? Was ist dieser ärgste Bösewicht für ein Mensch , dass er sich dennoch zugleich wünscht, von solchen ihm selbst lästigen Neigungen frei zu sein?
Zur Frage "Was ist der Mensch" , glauben wir denn nicht irgenwie alle diese "bessere Person" zu sein ? Wohlgemerkt ein "Glaube" , der nach Ansicht von Kant einen kategorischer Imperativ möglich macht und von dem es heißt ..
  • „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
    Immanuel Kant: AA IV,
Dazu nur mal , insbesondere für Kant Anfänger :!: , zur Info ...
alpha ARD Bildungskananal hat geschrieben :
Kant, Sophie und der kategorische Imperativ

Dialog: Kant und die Moral der Schwalben

KANT: Sie wollen wissen, wie ich auf den kategorischen Imperativ gekommen bin?
SOPHIE: Ja!
KANT: Vielleicht hilft es Ihnen, werte Sophie, wenn ich Ihnen einmal von einem Spaziergang erzähle, den ich eines Tages unternommen habe, um mich von meiner täglichen Arbeit zu erholen.
SOPHIE: Ihr täglicher Nachmittagsspaziergang?
KANT: Ja ...
SOPHIE: Der, nach dem die Königsberger ihre Uhr stellen konnten?
KANT: Ja, wahrscheinlich ... Es war in einem kühlen Sommer, in dem es wenig Insekten gab. Ich erging mich nach dem Mittagsmahle in der schönen Natur und fröstelte ein wenig. Auf einmal blieb ich erschrocken stehen. Da lagen einige junge Schwalben zerschmettert am Boden. Erstaunt untersuchte ich die Sache und fand heraus, dass die Schwalben selbst ihre Jungen aus den Nestern geworfen hatten! Voll Verwunderung über diesen verstandesähnlichen Naturtrieb, der die Schwalben lehrte, beim Mangel von Nahrung einige aufzuopfern, um alle übrigen erhalten zu können, stand mein Verstand still. Mein Angesicht glühte vor hoher Andacht, ich musste meine Hände falten, und es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre auf meine Knie gesunken.
Kant sieht Sophie eindringlich an. Auf ihrem Gesicht macht sich allmähliche Verständnis breit, sie nickt, lächelt verstehend.
KANT: Da wollte ich ein Gesetz finden, das den Menschen ebenso untrüglich und sicher leitet, wie der Instinkt das Tier.
SOPHIE: Das klingt aber schon ein bisschen kompliziert, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Wir sind doch keine Tiere, die ihre Kinder töten, nur weil wir zu viele auf der Welt sind.
KANT: Sie haben vollkommen recht, verehrte Sophie. Ich musste auch ziemlich lange daran arbeiten ...




Ewiges Feuer
Beiträge: 5
Registriert: Do 9. Mai 2024, 02:05

Do 9. Mai 2024, 02:25

Friedrich Nietzsche hat Kant eine Vogelscheuche der Philisophie genannt. Und hatte Recht. Gegen Diktaturen der Philosophie. Wenn Kant, dann doch bitte alles andere, als die drei Kritiken. Die Welt hat noch andere Probleme, als den schulmeisterlichen Kant zu verstehen...




Ewiges Feuer
Beiträge: 5
Registriert: Do 9. Mai 2024, 02:05

Do 9. Mai 2024, 02:30

Kants "Was darf ich hoffen?"
Der tiefste Pessimismus, der mir dazu einfaellt - Dass die Welt nichts geben kann. Egal, was man braucht, man wird es niemals finden.




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