documenta 14, Kunstwerke und Inszenierungen

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
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Jörn Budesheim
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So 24. Sep 2017, 15:56

Hier gibt es ein paar Videos zur documenta 14




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Stefanie
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Mo 25. Sep 2017, 21:12

Dann aber jetzt der 3. Anlauf/Versuch, um noch mal etwas zur documenta Halle zu schreiben. Ich teile es auf mind. 2 Beiträge auf.
Situationsbeschreibung:
Ehrlich gesagt, es war der vollste und vor allem lauteste Kunstausstellungsraum in dem ich bislang war. Das war sooooo laut.
Liebe Lehrerinnen und Lehrer der drei Schulklassen, wenn ihr doch seht - und das konnte jeder sehen- dass 2/3 Drittel eurer SchülerInnen den Gesichtsausdruck "Ich habe keinen Bock" vor sich her tragen, dann vertagt den Besuch oder macht euren SchülerInnen Lust auf das, was sie zu sehen bekommen. Aber so nicht. (Meine Mutter meinte: "Kind (!), ihr ward doch genauso" Nee, waren wir nicht.) Ich habe mir auf Facebook einige Videos von der documenta Halle angesehen, da war es auch voll, als gefilmt wurde, und jetzt pack noch mal drei unlustige Schulklassen drauf und dem Benehmen nach ein Kegelclub von ähm Ü45 Jährigen.
Wenn ich nicht den festen Willen gehabt hätte, das sehen zu wollen, ich hätte mich auf den Absatz umgedreht und wäre gegangen, wie in Amsterdam im van Gogh Museum, wo ich mich die ganze Atmosphäre nur nervte und ging. Ich gebe mir selber einen Gummipunkt, dass ich geblieben bin.
Nun gut, diesen ersten Eindruck schleppte und schleppe ich also mit mir rum. Etwas unfair, aber heilen konnte ich diesen Eindruck nicht mehr.
...

Zum Bild 09, das "Bunte Bild mit den Rechtecken". Das ist mir natürlich auch ins Auge gefallen, etwas schwer das Bild nicht zu sehen. (Es waren drei solcher bilder, oder?) Ich meine gelesen zu haben, dass Dir Jörn dieses Bild gefällt (oder alle drei ?), und etlichen anderen nicht.
Aus der Ferne betrachtet sieht das Bild sehr genau, sehr penibel und exact gemalt aus. Es sieht aus wie Quadrate. Wie sich sehen lässt, ist es alles andere als gerade und genau gemalt, schief, krumm, die rechten Winkel nicht wirklich 90 Grad, alles "schlampig" ausgemalt (man sieht die Pinselstriche), und es sind mehr Rechtecke als Quadrate. Von weiten betrachtet kam bei mir sofort: Oh, der Maler hat sich bei Mondrian "bedient". (Ich hatte zu Hause dann ein bißchen über Mondrian nachgelesen. Das darf man doch, etwas nachlesen.)
Mag sein, dass der Künstler sich bei Mondrian bedient hat, aber er hat ihn doch gegen den Strich gebürstet. Unordentlich, keine gerade Linien, mehr Chaos als strenge Ordnung. Bei Mondrian entsteht der Wunsch, etwas durcheinanderzubringen, bei dem Bild hier, etwas nachzubessern und "ordentlicher" zu machen. Es lässt sich mit Sicherheit eine Interpretation dieses Bildes sehr hoch aufhängen... das lasse ich mal lieber. Die Welt und wir Menschen sind nicht perfekt, eine Planung und Darstellung mit Zirkel und Lineal geht nicht, ergo das perfekte Bild über eine unordentliche und leicht chaotische Welt, und wir versuchen oft, einiges was wir vorfinden, nachzubessern. Und es geht auch ohne rechte Winkel.
(Ich kann es übrigens nicht sehen, wenn ein Bild schief an der Wand hängt).



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Stefanie
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Mo 25. Sep 2017, 21:54

Bild 13 . Seltsamerweise ist mir das, als ich von oben nach unten schaute, als erstes in den Blick geraten.
Ist der Bildausschnitt des Photos wenn man davor steht rechts? Leider verblassen mittlerweile einige Eindrücke. Etwas unsicher bin daher gerade doch.
Im Hinblick auf Deine Einleitung Jörn "Musik/Klang/Tanz/Notation " ein geschickt gewählter Bildausschnitt. Sieht aus wie ein Notenblatt, bzw. Notenlinien.
Für mich ist es mehr die wunderschöne Darstellung einer nicht so schönen Geschichte.

Bilder 11 und 02.
Tja....tja... der gespannte Streifen mitten durch den Raum. Ich war nicht die einzige, die sich instinktiv duckte, als man drunter durch ging. Ich saß so etwa 10 Minuten auf der Bank am Fenster und schaute mir das und das Video dahinter an. Es fiel leider kein Groschen, jetzt immer noch nicht. Ich hätte den gespannten Streifen ja gerne angefasst, aber nur angucken erlaubt, nicht anfassen. Ich habe es als Trennung empfunden, nur was getrennt werden soll, ist mir nicht klar geworden. Ich dachte auch mal, es ist so eine Art Leitsystem. Mehr ist mir dazu nicht eingefallen.

Der afrikanische Musiker, dessen Namen ich gerade nicht finde, ist leider Opfer der Umstände geworden. Da knubbelte es für mich zu sehr, keine Ruhe und ich in dem Moment genervt.
Einiges, was auf den hier gezeigten Bildern zu sehen, habe ich nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen.
Sorry, documenta Halle, mehr war zu dem Moment bei mir nicht möglich. Etwas missglückter Anfang, aber es wurde ja im Laufe des Tages wo anders besser.



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Jörn Budesheim
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Fr 27. Okt 2017, 06:09

Friederike hat geschrieben :
Mi 18. Okt 2017, 09:55
Zum gemächlichen Lesen verlinke ich einen kleinen Essay von Sasha Marianna Salzmann, "Lob der Langsamkeit, "in: Jüdische Allgemeine/11.10.2017, aus dem ich auszugsweise einige kurze Passagen zitiere. Es sind die, die mich an Themen haben denken lassen, die hier im Forum derzeit mehr oder weniger philosophisch erörtert werden. Was ist Wahrheit oder die poetische Philosophie, insbesondere auch die Poesie, die die Philosophie als "Lehrerin der Menschheit" überdauern wird (wie es "Das älteste Systemprogramm" prophezeit). Und die Passagen, in denen große Worte und umstürzlerische Gedanken in bescheidendem Kleid auftreten.
Salzmann hat geschrieben : Literatur ist ein aktiver Bestandteil der Weltmetamorphose, weil sie die subjektive Wahrheit eines oder mehrerer Menschen auf eine Weise festschreibt, wie wir sie in Geschichtsbüchern nicht finden können.
Die "subjektiven Wahrheiten", die man die den Geschichtsbüchern nicht finden kann - das war auch ein großes Thema der documenta. Bei "subjektiven Wahrheiten" muss ich zwar erstmal schlucken, ist es nicht eine contradictio in adiecto?, aber gemeint sind wohl einfach Geschichten, die Einzelne erlebt haben - Schicksale. Vielleicht ging es sogar beim Parlament der Körper um solche "subjektive Wahrheiten". Mein Verständnis dieses Begriffes (Parlament der Körper) hat sich etwas verändert, seit wir über den Zusammenhang zwischen Menschenwürde und Menschenrechten und dem Leib diskutiert haben. Denn auch der Begriff Parlament der Körper enthält (at first glance) einen kleinen Widerspruch. Das Parlament ist schließlich der Ort, wo die Kraft der Rede und nicht die Kraft der Körper entscheiden sollte. Aber hier geht es nicht um die Kraft der Körper, sondern um ihre Präsenz, also um etwas, was beim "bloßen Repräsentieren" verloren zu gehen droht, etwas was sich auch nicht in Quoten oder dergleichen zeigt.




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Jörn Budesheim
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So 27. Okt 2019, 17:11

Ein Symposium zur documenta. Unbedingt sehenswert und auch für das Verständnis der documenta 14 wichtig!








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