documenta 14, Kunstwerke und Inszenierungen

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 4. Aug 2017, 05:29

Was ist also Kuratorenkunst? (aus meinem Archiv, der Text wird wahrscheinlich bald ergänzt werden.)

Der Galerist Jörg Johnen sieht eine Front “zwischen Kuratorenkunst, die sich als Avantgarde begreift und die man auf Biennalen und Documenten sieht, und der Marktkunst, meist Malerei, die man in internationalen Auktionskatalogen findet. Diese Front ist Gegenstand heftiger Debatten.”

Theorie statt Artefakt

Die Kulturjournalistin und Autorin Andrea Schurian sieht das ähnlich, sie verbucht die letzte documenta als “Kuratorenkunst”: Das Kunstgebot der Stunde sei: Theorie statt Artefakt. Ins gleiche Horn stößt Stephan Balkenhol, auch er spricht von Kuratoren-Kunst und sieht einen fragwürdigen “Hang, große Ausstellungen einem Konzept zu unterwerfen, das dann als „die Definition von Kunst“ verkauft” werden.

Entsinnlichungsmaschine

Jean-Christophe Ammann meint gar: “Kuratorenkunst sei eine Entsinnlichungsmaschine ohnegleichen.” (HIER) Der Galerist Berthold Naumann stellt fest: “Im Kunstbetrieb der 90er Jahre ging eine Schere zwischen „Galeriekunst“ (alte Medien) und „Kuratorenkunst“ (neue Medien, Konzeptkunst) auseinander.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 4. Aug 2017, 05:36

Zu den wachsenden Zuschauerzahlen muss man sagen, dass sie im Grunde bei jeder documenta gleichsam einem Naturgesetz folgend um einem bestimmten Prozentsatz wachsen. Das heißt, die Zuschauerzahlen für sich genommen, sagen nicht, dass das Publikum die gerade aktuelle documenta auch mag.

Ich meine aber, dass es trotzdem stimmt, dass das Publikum die documenta eher mag, als ablehnt. Ich nutze praktisch jeden Gang über die documenta, um mit Leuten, die die documenta besuchen, ins Gespräch zu kommen. Nach meiner Einschätzung, geben zwar viele Besucher den Kritikern in einer gewissen Hinsicht recht, finden aber dennoch vieles Interessantes auf der documenta und ebenso ergeht es mir.




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Fr 4. Aug 2017, 21:14

Ich habe am Anfang geschrieben, dass ich von den früheren documenta Ausstellungen das Gefühl hatte, sie sind (mir) zu elitär. (Freilich nur durch Sekundärquellen, vor Ort war ich nie.)

Elitär ist vielleicht nicht der richtige Begriff. Wahrscheinlich bin ich eher unwissend dieser Unterscheidung Kuratorenkunst und Marktkunst gefolgt.
Wobei mir noch nicht ganz klar ist, was Kuratorenkunst, es klingt theoretisch, und fühlt sich theoretisch an. Was ist der Sinn, wenn Kunst nur im stillen Kämmerlein, rein wissenschaftlich, theoretisch gezeigt wird, und wegen der Konzeption viele Menschen nicht erreicht, also den Menschen nicht zugänglich wird. Kunst kann doch nur praktisch erlebt werden, oder nicht?
Marktkunst ist doch nicht nur die in Katalogen verkäufliche Kunst, sondern auch die zugängliche Kunst?
Platt ausgedrückt, was hat ein Kunstwerk für einen Sinn, wenn es keiner oder zu wenige sehen?

Was ist denn die diesjährige documenta, Kuratoren- oder Marktkunst?

Mich erinnert die Diskussion an folgendes Beispiel, was ich mal als Randnotiz in der Zeitung gelesen hatte: Isabell Allende hat einen bedeutenden Literaturpreis in Südamerika erhalten. (Ich meine Chile, bin mir aber nicht mehr sicher.) Dagegen protestierten etliche Kritiker u.a. mit dem Satz: Allende schreibe keine Literatur, sondern Romane. Ich dachte nur, was für eine Überheblichkeit und wie falsch.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Aug 2017, 06:09

Die diesjährige documenta ist wohl eher (und natürlich vergröbert gesagt) der Kategorie Kuratoren-Kunst zuzuordnen. Trotzdem sieht es so aus, als würde sie auf einen Besucherrekord zu laufen. Auch Kuratoren-Kunst findet durchaus ihr Publikum. In unserer Kunsthalle wird überwiegend Kuratoren Kunst gezeigt, dennoch "schaue" ich mir das zumeist sehr gerne an, obwohl es sich natürlich nicht primär ans Auge richtet - denn das heißt ja nicht, dass es nicht interessant ist. Mein Problem damit, und soweit ich weiß vieler anderer auch, ist nicht die Kuratoren Kunst, sondern die Engführung der Kuratoren auf die Art von Kunst, die sie für richtig halten. Man wünscht sich halt ein buntes Programm, im vielfachen Sinne des Wortes.

Ein Autor, den du weiter oben zitiert hast, rechnet sogar damit, dass die beiden verschiedenen Kategorien so weit auseinander gehen werden, dass sie zukünftig nicht mal mehr beide unter dem Oberbegriff Kunst laufen. Mit anderen Worten, der Autor rechnet nicht damit, dass der Wunsch, die Engführung möge aufgehoben werden, erfüllt wird :)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Aug 2017, 09:06

Der Anspruch, Kunst müssen sich an viele wenden, ist aber natürlich nicht unumstritten. Ein Professor an der hiesigen Kunsthochschule pflegte stets zu sagen, "kunst ist etwas von wenigen für wenige".




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Di 29. Aug 2017, 21:40

Vorgestern blieb ich beim Zappen bei einem Bericht über die documenta hängen. Der Moderator ging mit Wolfgang Niedecken über die documenta. Leider bekam ich nicht alles mit, ich war zu spät.
So die beiden waren in einem Raum mit Bildern. Diese Bilder sind.... gewöhnungsbedürftig. Alle Menschen sind nackt, und es ist alles so verwischt gemalt. Männer, Frauen und Kinder. Beim googlen habe ich wohl herausbekommen, von wem die sind, eine Frau Cahn. Nur wo die ausgestellt sind nicht. (Die offizielle Seite der documenta ist nicht gerade hilfreich und bei der einen Zeitung weigert sich ghostery alles zu zeigen.)

Wo - in welchem Gebäude- hängen diese Bilder?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 30. Aug 2017, 06:22

Diese Bilder hängen in der sogenannten documenta-halle. Sie sind, wie du schon sagst, von der Künstlerin Miriam Cahn, der Titel lautet "könnte ich sein", wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. Bei den Bildern geht es um Flucht und Vertreibung. Durch die Art der Darstellung, die Cahn gewählt hat, wirken die Dargestellten sehr zerbrechlich und sehr verletzlich... Es werden dabei auch Gewalt Erfahrungen thematisiert.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 31. Aug 2017, 06:05

Die Künstlerin war bereits 1982 zur documenta eingeladen und zwar von dem damaligen Kurator Rudi Fuchs. Als dieser aber, entgegen der Vereinbarung, weitere Bilder einer anderen Künstlerin oder eines anderen Künstlers in den Raum von Cahn hängen wollte, hängte sie ihre eigenen Arbeiten kurzentschlossen wieder ab und liest die Chance bei einer dokumenta auszustellen verstreichen ...




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Fr 1. Sep 2017, 16:58

Zwar bin ich immer noch nicht ganz wach, aber anfangen kann ich ja mal, aber: Höchstleistungen im Denken sind noch nicht möglich, und Tippfehler sind inkludiert ;- )

(Ich könnte es salopp so formulieren: Ich bin zu alt für solche Unternehmungen wie 1 Tag documenta mit Hin- und Rückfahrt an einem Tag ;- ) )


Natürlich war mir klar, dass alles nicht an einem Tag zu schaffen ist, aber immerhin habe ich folgende Orte aufsuchen können, in der chronologischen Reihenfolge:
Pantheon der Bücher (ist nicht zu übersehen, sooooo schön).
documenta Halle (nun ja...)
Fridericianum (hat mir am besten gefallen)
Mittagspause
Orangerie (nun ja, aber die Anlage und der Park ist so schön)
Pantheon (noch mal, der erste Versuche wurde vom Regen unterbrochen)
Neue Neue Galerie (interessant, aber auch ein paar Fragezeichen)
Päuschen eingelegt
Neue Galerie (Über meinem Kopf sehr sehr viele Fragezeichen, erstes schwächeln)
Palais Bellevue (aus die Maus bei der Aufnahmefähigkeit)

Auf dem Weg von hier nach dort und zurück:
Wer hat nur diesen Bahnhof entworfen?, aufgeschlossene und mufflige Einwohnende, Schulklassen (*seufz*, diese sind einen eigenen Beitrag wert), nicht alle Außenkunstwerke registriert, lustige Müllwagen, unerwartete Gruppenheiterkeitsanfälle und gemeinsame Lästereien der Besuchenden, ein Brautpaar beim Fotoshooting, ich (!) bin gefragt worden, wie man nach dort oder dorthin kommt (ich hatte mir ja auch einen guten Stadtplan aus dem Internet ausgedruckt), die ungewöhnlichste Tür einer Damentoilette, die ich je gesehen habe, und eine Straße mit dem perfekten Straßennamen,....und noch das, was mir gerade nicht einfällt.

Ach ja das kleine Plastiktütchen mit Griffhenkel (sehr wichtig), jeder Garderobenchip hatte eine andere Farbe, und Schirmparaden.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 1. Sep 2017, 20:56





Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Fr 1. Sep 2017, 22:30

Danke für den Link, kann ich gebrauchen, denn im Gegensatz zu anderen war ich sehr sparsam bei photographieren. (Handy immer wieder an, wieder aus, in den Rucksack, wieder rausholen, war mir zu blöd, ich hätte es mir um den Hals hängen müssen.)

Ich beginne mal mit einer Nebensächlichkeit.
Die Taschen- und Rucksackabgabe an den sog. Garderoben. Mich hat das nicht gestört, da ich es von anderen Museen kenne, dass zu große Taschen/Rucksäcke entweder in Schließfächer verstaut, oder eben abgegeben werden können. Ich nehme immer das wichtigste heraus, also Porte­mon­naie, Schlüssel und neu jetzt Handy. Kein Problem. Es ist doch besser so, ehe Frau oder Mann mit dem Rucksack die Austellungsstücke abräumt und schont auch meinen Rücken.
Bei der documenta ist aber die Besonderheit, dass die Garderoben nicht im Gebäude sind, sondern draußen neben dem betreffenden Gebäude, in Containern, nicht immer direkt neben dem Eingang. Bei starken Regen etwas blöd. Also Schirm musste auch mit. Gestern hatte eine der Frauen, die den Einlass in die documenta Halle kontrollierten wohl eine (neue?) Idee. Sie verteilte kleine Müllbeute (Bio und kompostierbar) mit Griffen. Clevere Idee, denn so konnte ich alle Sachen einschließlich des Taschenschirm (zusammengefaltet) in dieses Tütchen packen. Ein kleines Handtäschchen. Wer den Schirm darin nicht verstaute, musste diesen vor dem Eingang lassen, und hier war man erfinderisch, unterschiedliche Behältnisse an den verschiedenen Gebäuden, aber alle mit dem Schild versehen, es wird für den Verlust der Schirme nicht gehaftet (Ordnung muss sein). Diese "Hinweisschilder" waren ein DINA4 Blatt mal mehr oder weniger gut in Prospekthüllen verpackt und alle schon sehr ramponiert. (Hätte man mal neu ausdrucken können.)
Diese kleine Tütchen habe ich dann immer benutzt, war auch praktisch. Wenn einige bei den anderen Gebäuden etwas schräg gucken, sagte ich mein Sprüchlein: Das ist von Ihnen, hat eine Kollegin an der documenta Halle verteilt, und ist auch noch nachhaltig. Meinen Rucksack habe ich immer unversehrt wieder erhalten und das Tütchen liegt auf meinem Küchentisch.
Ich finde, die Aufregung um diese Taschenabgabe ist überzogen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 2. Sep 2017, 08:36

1960_16_national_geographic_pro_umhaengetasche_n00707_06_black_01.jpg
1960_16_national_geographic_pro_umhaengetasche_n00707_06_black_01.jpg (45.03 KiB) 15442 mal betrachtet

Meine Lösung für das Taschen/Rucksäcke-Problem :-) Hab ich mir extra für die documenta 14 gekauft. Damit komme ich problemlos überall rein.

Bildquelle




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 17:45

Ausschließlich für Frauen. ;- )

Wir wird die Tür einer Damentoilette zu einer "Attraktion"?
In dem diese kaputt ist, und kreativ "repariert" wurde.
Zu erblicken in der Neuen Neuen Galerie/Neu Hauspost.
Der Mechanismus oben am Türrahmen, der bewirkt, dass die Tür automatisch zufällt, war nicht mehr vorhanden, also wurde das gemacht:
Im wahrsten Sinne des Wortes ein Flaschenzug:
bloggif_59aacda54f12c.jpeg
bloggif_59aacda54f12c.jpeg (349.05 KiB) 15435 mal betrachtet
Geht die Tür auf, schwebt die Flasche nach oben:
bloggif_59aace2fc05d1.jpeg
bloggif_59aace2fc05d1.jpeg (328.44 KiB) 15435 mal betrachtet
Dann zieht Gewicht der Flasche das Seil wieder nach unten, und die Tür ist wieder zu:
bloggif_59aace84662de.jpeg
bloggif_59aace84662de.jpeg (343.28 KiB) 15435 mal betrachtet
Zu dem Zeitpunkt war auch eine von den "Aufpasserinnen" im Waschraum. Diese erzählte, dass sie am Tag zuvor im empörten Tonfall von einem Herrn gefragt wurde, ob die Herrentoilette auch so eine Attraktion hätte. Nein hat sie nicht.
Ausschließlich für Frauen gibt es das.
Die anwesenden Frauen und meine Wenigkeit haben uns über den Mechanismus und die empörte Reaktion des Herren sehr amüsiert.

Sorry, ich habe zwar die Bilder von der Dateigröße kleiner bekommen, aber nicht vom Umfang. *grrr*



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 2. Sep 2017, 18:23

Das Konzept der documenta macht auch an anderen Stellen nicht vor den Toiletten halt! An manchen Orten sind nicht nur wie üblich "Damen" und "Herren" berücksichtigt, sondern auch Transgender-Personen. An wieder anderen Orten gehen alle Geschlechter auf die selbe Toilette. Und manche Kunstwerke machen nur knapp vor den Toiletten halt, etwa die Sound-Installation von Pope L., die an vielen Stellen ihr "Ignoranz ist eine Tugend" verlautbart, in der neuen Galerie auch direkt vor den Toiletten (dort aber ganz traditionell in Herren und Damen eingeteilt).




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 19:23

In dem Fall der o.g. Toilette denke ich mal, so zumindest der Aussage dieser documenta Mitarbeiterin, eine eher ungewollte Performance.
Bei diesen Soundinstallationen von Pope L. habe ich versagt.... ich habe es einfach akustisch nicht verstanden. Bei mir kam immer nur ein Gebrabbel im Ohr an.

Ich meckere mal ein bißchen.

Weiter oben hatte ich auf einen Beitrag geschrieben, dass es sein könne, dass das Konzept der documenta sein könnte, dass sich die Besuchenden ähnlich fühlen sollen, wie MigrantInnen etc. Gut kann ich mitgehen, wenn dem so ist. Allerdings dann nicht, wenn es einfach hingeschludert wirkt.
Bisweilen kam bei mir der Eindruck auf, dass einiges auf die Schnelle improvisiert wurde. Die "Regenständer" z.B. und die Schilder, dass für die Schirme nicht gehaftet wird (einfaches Kopierpapier bedruckt)... ist niemand vorher auf die Idee gekommen, dass es auch mal regnen könnte? So hübsch das aussah, zum schmunzeln animierte... aber ist es professionell?
Manche Kabelverlegungen (Innen) muteten doch sehr laienhaft an. Ich weiß nicht mehr wo genau, über ein Kabel bin ich gestolpert, das Licht war auch noch schlecht und ich landete fast auf dem Boden. Fahrlässig so was.
Im Gegensatz dazu die AGB´s, die bei den Garderoben hängen. Also da hat sich jemand ausgetobt. Ein Satz lautet in etwa so: Wir machen darauf aufmerksam, dass wir nicht für den Gesundheitszustand der Besucher haften. Die Besucher sind selber verpflichtet, ihren Gesundheitszustand dahingehend zu überprüfen, ob es möglich ist, die Ausstellung zu besuchen. So in etwa lautete der Satz.

Der Orientierungsplan. Aufgrund dessen, dass ich auf facebook dazu schon einige Bemerkungen gelesen hatte, hatte ich mir den Stadtplan von der Kassel.de Seite auf DIn A3 in farbig ausgedruckt. Kam ich super mit zurecht. Den documenta Plan habe ich mir zu Hause angeschaut... gut fand ich die Rückseite, aber nicht den Stadtplan. Wenn Gäste kommen, verwirre ich diese nicht.

Die Infos, Erklärungen an den einzelnen Ausstellungsstücken. Mal abgesehen von der Lesbarkeit einiger (Lupe wäre schön gewesen!), dem optischen Aussehen (hätte man so zwischendurch mal das eine oder austauschen können) störte mich, dass die Texte oftmals Wertungen enthielten. Also wie toll das betreffende Stück doch ist, wie hoch angesehen die Künstlerin/Künstler doch ist usw. Das Urteil über das was ich sehe, möchte ich schon selber treffen und nicht vorgesagt bekommen.

Ein hübsches Exemplar hing in der Neuen Neuen Galerie bei dem Ausstellungsstück wo es um Socrates geht. In dem Erklärtext stand eine falsche Jahreszahl. Diese wurde mit einem Stift (wohl ein Kuli) durchgestrichen und mit Hand die richtige Jahreszahl darüber geschrieben. Da dachte ich, oooch Leute, wieso nicht einfach neu ausdrucken und aufhängen, wie sieht das denn aus.

Manche dieser Erklärungen sind so formuliert worden, dass der Eindruck entsteht, der Autor oder Autorin hatte ein Fremdwörterlexikon beim Schreiben verwendet. Geschwurbel eben.
Das beste Beispiel dafür gibt es gleich im nächsten Beitrag, die auch zu der größten Lästerei und zu den größten Heiterkeitsanfällen führte, bei denen ich mit dabei war.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23445
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 2. Sep 2017, 19:35

Stefanie hat geschrieben :
Sa 2. Sep 2017, 19:23
In dem Fall der o.g. Toilette denke ich mal, so zumindest der Aussage dieser documenta Mitarbeiterin, eine eher ungewollte Performance.
Ja, sicher, das denke ich auch. Wobei die Grenzen manchmal fließend sind. Wäre das Konzept auf etepetete aus, dann wäre so eine Improvisation vermutlich schnell verschwunden :-)




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 20:06

Fridericianum, "Das Parlament der Körper", Erklärtafel bei dem "Panzer."

Mein Originalphoto kann ich so vergrößern, dass ich den Text lesen kann. Da das Original zu groß für das Forum ist (Über 3 MB), habe ich es verkleinert und weiß nicht, ob es zu lesen oder vergrößern ist.
bloggif_59aacf7b73612.jpeg
bloggif_59aacf7b73612.jpeg (453.16 KiB) 15419 mal betrachtet
Zum Zeitpunkt als ich da war, waren etwa so 10 weiter Personen anwesend, die sich diesen Text zu Gemüte führten, und so glaube ich 4 Personen, die auf den "Panzer" Modulen saßen. (Tatsächlich, die junge Frau, die dort wachte, lies dies zu.) Alle so in meinem Alter und älter.
Ich fing also an zu lesen, als von rechts ein Mann kopfschüttelnd die anwesenden Frauen fragte, was denn bitte schön transfeministische Sprache sei, er dabei auf dem Smartphone am googlen. Ähm ja gute Frage. Antwort von allen, eine Sprache, die Frauen nicht diskriminiert. Aha, und wieso "trans", soll ich als Mann transformiert werden und gar nicht mehr vorkommen, passt aber doch nicht zum folgenden Text? Dazu seine weibliche Begleitung trocken: "So eine Transformation könnte Dir manchmal nicht schaden." Es mussten alle lachen, Männer wie Frauen. Wir einigten uns darauf, dass damit die Unterstriche gemeint seien, wobei wir alle der Meinung waren, dass diese schon wieder "out" sind, denn jetzt ist das Sternchen "in".
Die rechte Spalte lasen wir gemeinsam. Was für ein Text. Himmel. Während die ersten beiden Absätze der linken Spalte noch informiert sind, ist die rechte Spalte, ich weiß immer noch nicht, wie ich das bezeichnen soll. Der dahinterstehende Sinn war den meistens halbsweg klar, aber die Sprache, die Fremdwörterflut, unglaublich. Die meisten schüttelnden mit dem Kopf, mussten stellenweise lachen, und alle überlegten wir uns, wer diesen Text verfasst hat. Wahlweise ein Mensch im Elfenbeinturm, oder ein Student/in als Magisterarbeit, der "Chef" persönlich, oder der Herausgeber eines Fremdwörterlexikons. Der Mann vom Anfang fragte dann: Haben wir alle das verstanden? Wir im Chor: Nein! Uns war der Ernst mittlerweile fast völlig abhanden gekommen. Der Gesichtsausdruck der junge Frau, die dort wachte, wurde etwas missmutiger. Es fragte dann eine Frau: Und was hat das jetzt mit den Panzermodulen zu tun?
Daraufhin kam von einem Mann, der links auf einem der Module saß, und das alles verfolgte: "Ist doch egal, die Dinger sind bequem und man kann sich prima darauf ausruhen". Da war es dann endgültig aus mit unserer Ernsthaftigkeit. Im Anbetracht des Blickes der jungen Frau, die wachte, und einer weitere Frau mit diesem Ausweis um den Hals, lösten wir uns dann auf.
Das Parlament einer Gruppe von Besuchenden hielt eine Sitzung ab, stimmte ab und das Ergebnis: Durchgefallen, der Text wie der "Panzer" (außer als Sitzgelegenheit).



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 22:05

Jetzt mal ernsthaft.

In der "Neuen Galerie" war ich schon am schwächeln, und es wurde etwas die Zeit knapp, da ich noch in das Palais wollte. Dieses hätte ich nach hinein besser sausen lassen und wäre länger in der Neuen Galerie geblieben. Nachher ist frau immer schlauer.

Schade war, dass aus Sicherheitsgründen der Raum mit die Beuys Installation nicht betreten werden durfte.

Im Kopf hängen geblieben ist, und zwar ziemlich fest, dieses Bild hier:

http://u-in-u.com/de/documenta/2017/doc ... -bratescu/

Den Infotext bekomme ich nicht leider nicht mehr zusammen, und finde diesen im Internet auch nicht.

Die meisten Ausstellungsstücke produzierten bei mir allerdings Fragezeichen. Mir als Laie - auch vor dem Hintergrund was warum dort ausgestellt wird- erschloss sich der Zusammenhang oft nicht. Die Zusammenstellung erschien mir wie durcheinandergewürfelt.
Das z.B.
http://u-in-u.com/de/documenta/2017/doc ... lin-ladik/
Es ist mir schleierhaft, wieso die Stücke von Frau Ladik gerade in diesen Gang mit den Statuen untergebracht wurde, und auch was die Künstlerin ausdrücken wollte. Die Toninstallation fand ich nur nervig.

Für die "Neue Galerie" hätte ich definitiv einen Erklärbär/in gebraucht.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 22:13

Palais Bellevue

Hier war es mit meiner Aufnahmefähigkeit vorbei. Als zweites Problem entpuppte sich der Holzboden. Blöderweise reagierte ich auf diesen Holzboden allergisch (wahrscheinlich weil nicht richtig gelüftet wurde), nicht so schlimm wie in einem Baumarkt, aber die Luft blieb etwas weg, und Nase ging zu. Also bin ich schnell wieder raus.
Aber das hier:
http://u-in-u.com/de/documenta/2017/doc ... onita-ely/

fand ich hochinteressant. Nur leider, Aufnahmefähigkeit war aus. Ich werde versuchen, im Internet dazu Informationen zu finden.

Die Dame, die vor dem Panzer wegrennt fand ich - sorry für den Ausdruck jetzt- einfach nur dämlich.
Die anderen Etagen habe ich aus den o.g. Gründen nicht mehr angeschaut.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 2. Sep 2017, 22:37

documenta Halle
Das war meine erste Station. Mein Eindruck ist gemischt.
Fairerweise muss ich sagen, dass zu dem Zeitpunkt, wo ich da war, 3 Schulklassen, 1 geführte Gruppe und viele Personen, so wie ich, alleine oder zu zweit die Halle besuchten, der Regen auf das Dach trommelte und die Geräuschkulisse sehr sehr laut war und alles etwas hektisch wirkte. Der Start in die documenta war deshalb etwas getrübt.

Diese hier gefielen mir sehr:
http://u-in-u.com/de/documenta/2017/doc ... y-whitney/

Von den Bildern von Frau Cahn fand ich am eindrucksvollsten das schwarz-weiße Bild (eine Zeichnung ?). Als eine Teeniegruppe den Raum betrat, war die spontane Reaktion auf die Bilder ein vielstimmiges "Iiiiihhhhhhhhhh".

Unerwartet fasziniert war ich hiervon:
http://u-in-u.com/de/documenta/2017/doc ... att-labba/
Wahrscheinlich weil es meine Vorliebe für Geschichten bedient.

Ich hatte mich dann auf eine der Bänke an den Fenster gesetzt. Gegenüber war eine Videoinstallation, ein Arm in einer Flüssigkeit. Dieser kleine Monitor ging völlig unter und das was gezeigt wurde auch.
Der Rest ... na ja.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Antworten