Kunst oder Erpressung

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
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Stefanie
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Mi 22. Nov 2017, 18:34

...das fragt heute die Welt online bei folgender Aktion:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/new ... 07962.html

Ich wusste heute Nachmittag nicht, ob ich lachen darf oder mich nur wundern soll.
Ehrlich gesagt, etwas lachen musste ich doch.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Jörn Budesheim
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Mi 22. Nov 2017, 19:08

Den Nachbau finde ich geil :-) Was das "Ausspionieren" angeht, müsste ich mir ein genaueres Bild machen, klingt aber eher nicht so gut, meine ich.




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Stefanie
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Mi 22. Nov 2017, 19:40

Die Idee mit dem Nachbau und der Nachbau selber ist ...Klasse. Darauf muss man erst mal kommen.
Wenn aber wirklich die gesamte Familie beobachtet worden sein sollte, geht das einen Schritt zu weit.

Die Gruppe ist bekannt für ihre Satire, nur wo ist bei einer Beobachtung die Satire? Der Neubau schon, aber der Rest?



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Jörn Budesheim
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Do 23. Nov 2017, 05:30

"Dreckspack, lasst den Höcke in Ruhe!"
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 79792.html




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Alethos
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Do 23. Nov 2017, 13:05

Hab mich auch sehr über die Aktion vor Höckes Haus gefreut. Mir macht mehr die Frontenbildung Sorge, die zwischen einem rechtspopulistischen Lager und dem Rest der Bevölkerung entsteht. Ich kriege es zwar nur durch die Medien mit, kann es also nicht wirklich erfühlen.



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Jörn Budesheim
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Do 23. Nov 2017, 13:14

Ja stimmt, diese Frontbildung ist nicht gut. Dennoch hab ich mich zumindest über die Sache mit dem Denkmal nachgerade kindlich gefreut.




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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 15:37

Die Frontenbildung ist nicht gut, insofern hat die beabsichtige Provokation schon gewirkt.

Was mich beschäftigt sind zwei Fragen:
Ob tatsächlich Herr Höcke und seine Familie beobachtet worden sind. Wenn ja, das geht dann doch zu weit. Ihn angehen ja, Familie und Kinder nein.
Zweitens frage ich mich, ob es noch Kunst ist (der Nachbau der Mahnmals) oder nicht doch mehr eine politisches Demonstration.



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Jörn Budesheim
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Fr 24. Nov 2017, 05:48

http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 79933.html
Allerdings gibt es bei Höcke nichts zu enttarnen. Der Mann ist ja längst öffentliche Gallionsfigur der Rechten. Und genau das ist das Problem: Die Aktion outet nicht, sie schenkt Aufmerksamkeit. Das ZPS bietet Höckes Dresdner Rede erneut ein Forum. Und in gewisser Weise nimmt es die wahnhafte Gesinnung, die Deutschen litten furchtbar unter dem Joch der Bewältigungspolitik, viel zu sehr beim Wort. Aus der Perspektive von Höcke und seinen Gesinnungsgenossen bestätigt die Aktion wohl nur ihr Weltbild, die Deutschen seien besessen vom "Schuldkult".


Was die Rechten immer behaupten - die Erinnerung an den Holocaust würde instrumentalisiert, um Deutsche zu demütigen - macht das ZPS jetzt tatsächlich: Sie instrumentalisiert ein Holocaust-Mahnmal, um einen oberdeutschen Politiker zu demütigen.
Dass die zps Höckes Dresden Rede erneut ein Forum bietet, das ist doch nicht schlecht. Es ist doch wünschenswert, dass solche unfassbaren Reden präsent bleiben und dass man sich vergegenwärtigt, dass Politiker dieser Gesinnung jetzt im Bundestag sitzen.

Dennoch haben Sie durch die Bespitzelung Ihrer eigene Sache nicht gedient. Allerdings ist mir noch nicht klar, was da wirklich vorgefallen ist. AFD Politiker haben z.b. behauptet, die Aktivisten hätten die Kinder Höckes fotografiert, was anscheinend erfunden ist...




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Stefanie
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Fr 24. Nov 2017, 20:36

Mich machte der Artikel nachdenklich. Insbesondere die Frage, ob wirklich mit der Aktion das richtige Holocaust Mahnmal instrumentalisiert wird.
Vor Jahren hatte ich es mir in Berlin angeschaut und war auch in der Ausstellung. Es ist schon beeindruckend. Der Mitinitiatorin gefällt die Aktion. Peter Eisenmann, der es erschaffen hat, hat sich noch nicht dazu geäußert, dass jemand sein Werk teilweise nachgemacht hat. Hmm, es gefällt mir trotzdem. Diese Rede nicht mehr zu beachten, heißt sie unter dem Tisch zu kehren.

Irgendwie habe ich zudem den Eindruck, dass egal wer was macht, um solchen Leuten wie hoecke deutlich zu widersprechen, immer jemand um die Ecke kommt, und meint es sei falsch.

Ob und wie diese Gruppe tatsächlich eine Überwachung durchgeführt hat, wird man rausfinden, wenn ja, dann war das überzogen, nein es war falsch.



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Sa 25. Nov 2017, 09:14

Hier gibts einen kurzen Filmbericht: https://www.mdr.de/kultur/videos-und-au ... e-100.html




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Alethos
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Sa 25. Nov 2017, 20:35

Ein unwürdiges Katz- und Mausspiel.

Wer eine ‚erinnerungspolitische Wende‘ fordert, der muss damit rechnen, dass die Macht der Erinnerung ihn in die Knie zwingt. Man kann nicht vergessen und schon gar nicht vergessen wollen und erwarten, dass sich die Geschichte nicht mit voller Kraft zurückmeldet. Ob aber ein paar Künstler mit einer strafrechtlich relevanten Drohung diesen Kniefall erzwingen können oder dürfen, wage ich zu bezweifeln. Nicht die Erpressung muss den Kniefall bewirken, sondern das Gewicht einer traurigen Geschichte und der wiegende Schmerz von Abertausenden. Dafür ist das Mahnmal da, damit man diesen anerkenne und demütig bleibe und demütig werde. Es braucht keine Drohung, es reicht die Mahnung.
Zuletzt geändert von Alethos am Sa 25. Nov 2017, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.



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Sa 25. Nov 2017, 20:37

Das nimmt aber jetzt Auswüchse an, himmel. Bezieht sich auf die Artikel und den dort geschilderten Vorfällen.



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So 26. Nov 2017, 20:30

Aus einem Kommentar "Mahnung und Mobbing" des Kölner-Stadt-Anzeigers vom gestrigen Tag, leider nicht online verfügbar.

(...)
"Keine Frage, das ZPS ist mit dieser Aktion ziemlich weit gegangen. Doch der Mix aus Mobbing und Mahnung ist beispielhaft für einen wehrhaften Antifaschismus mit Spaßfaktor- und es trifft nicht den Falschen, wenn man nur an Höckes Rede Dresdener Rede zur deutschen Erinnerungskultur denkt."
(...)
"Doch das (Anmer. die Frage ob die Privatsphäre von Höcke verletzt wurde, die auch Rechten zusteht) ist eine juristische Entscheidung, aus der sich die Politik heraushalten sollte. Es mutet seltsam an, das Thüringes Landtagspräsident (...) Höcke beispringt, und Skandal ruft. Dass sich er über den widerwärtigen Revisionismus des AfD Mannes ähnlich echauffiert hätte, ist nicht überliefert."



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Do 30. Nov 2017, 12:03

Frankfurter Rundschau hat geschrieben : Holocaust-Mahnmal
Björn Höcke im Opfer-Modus
Auf einmal ist der AfD-Politiker das arme Opfer, seit eine Holocaust-Mahnmal-Replik neben seinem Haus steht. Konservative steigen in die Verunglimpfung der zuständigen Aktionskünstler ein. Unser Kommentar.

http://www.fr.de/politik/meinung/kommen ... 0,0GEPC=s2




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Oops - da war doch gerade noch ein Beitrag von @'Tosa Inu', auf den ich geantwortet habe??

Ja, so ist es. Aber es ist nicht ganz klar, ob da wirklich Grenzen überschritten wurden und welche. Aber ich hätte eher darauf verzichtet, weil es den Erfolg der Aktion ohne Not gefährdet hat. Die Steine für sich hätten genügt.




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Mi 20. Dez 2017, 18:03

FAZ hat geschrieben : ZWISCHENRUF


Künstler, emanzipiert euch!

Bild

Die Kultur ist zur Magd der Politik geworden. Überall dient sie sich an und buchstabiert die Tagesthemen nach. Dabei wäre jetzt gerade der richtige Moment, um eigenständig zu werden. Ein Zwischenruf.

http://plus.faz.net/feuilleton/2017-12- ... a/?GEPC=s9




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Stefanie
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Mi 20. Dez 2017, 18:31

Der Artikel ist für Leute, die sich nicht so gut auskennen, ziemlich abstrakt. Was genau ist denn erwünscht, wie soll die neue, sich emanzipierte Kunst denn nun aussehen?



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Do 21. Dez 2017, 13:44

Sehr, sehr grob vereinfacht kann man es vielleicht folgender Maßen ausdrücken. Dieser und andere Kritiker sehen die Kunst aufgespalten. Wir haben auf der einen Seite die sogenannter Kuratorenkunst. Auf der anderen Seite die Galerienkunst. (Das wird in dem Text, wenn ich mich recht entsinne, nicht so genannt, aber das ist ein gängiges Muster.) Galerien müssen verkaufen, Kuratoren nicht. Oder anders: Galerien müssen Kunst verkaufen, Kuratoren sich selbst :-)

Ich hab dazu an anderer Stelle mal ein paar Zitate gesammelt, die ich hier kommentarlos poste:

Der Galerist Jörg Johnen sieht es ähnlich, er konstatiert eine Front “zwischen Kuratorenkunst, die sich als Avantgarde begreift und die man auf Biennalen und Documenten sieht, und der Marktkunst, meist Malerei, die man in internationalen Auktionskatalogen findet. Diese Front ist Gegenstand heftiger Debatten.” Die Kulturjournalistin und Autorin Andrea Schurian sieht das ähnlich, sie verbucht die letzte documenta als “Kuratorenkunst”: Das Kunstgebot der Stunde sei: Theorie statt Artefakt. Ins gleiche Horn stößt der Künstler Stephan Balkenhol, auch er spricht von Kuratoren-Kunst und sieht einen fragwürdigen “Hang, große Ausstellungen einem Konzept zu unterwerfen, das dann als „die Definition von Kunst“ verkauft” werden. Jean-Christophe Ammann meint gar: “Kuratorenkunst sei eine Entsinnlichungsmaschine ohnegleichen.” Der Galerist Berthold Naumann stellt fest: “Im Kunstbetrieb der 90er Jahre ging eine Schere zwischen „Galeriekunst“ (alte Medien) und „Kuratorenkunst“ (neue Medien, Konzeptkunst) auseinander.

Nun ist Kuratorenkunst nicht per se politisch. Insofern unterscheidet sich diese eben skizzierte Sicht etwas von dem, was im Artikel geschrieben wird. Jedoch trifft es sich wieder, wenn man auf die letzte documenta schaut, die sich selbst ja als politisch begriffen hat.

Der Autor wünscht sozusagen einen dritten Weg, etwas zwischen Politik und Kommerz. Denn etwas haben diese beiden widerstrebenden Pole ja gemeinsam: Beides male ist die Kunst nicht bei sich selbst. Ob sie zur Magd der Politik wird oder zur Magd des Marktes, beides mal ist sie Magd. Der Autor plädiert daher dafür, dass die Kunst sich wieder auf ihre Eigenlogik besinnt.

Solche allgemeinen Bestimmungen sind natürlich grundsätzlich sehr allgemein und beziehen sich eher auf Tendenzen.




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Jörn Budesheim
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Fr 23. Mär 2018, 15:09

Update:

Ein Gericht hat laut jetzt.de die Klage von Björn Höcke gegen das „Zentrum für Politische Schönheit“ zurück gewiesen. Begründung: die Aktion ist durch die Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt. Beides wiege schwerer als Höckes Recht auf Privatsphäre. Das Mahnmal ist laut Urteil als Kunst anzusehen, das gleiche gilt für die angebliche Überwachung von Höcke, wie jetzt.de berichtet.

Begründet wurde die Entscheidung unter anderem damit, dass Höcke selbst wiederholt öffentlich gemacht habe, wo er wohne. So habe er in einer Zeitung Bornhagen als sein „Bullerbü“ bezeichnet und zudem immer wieder Journalisten zum Ortstermin geladen. Der Umstand, dass Höcke selbst Videos und Bilder seines Grundstücks auf Facebook gepostet habe, führe dazu, dass sein Recht auf Privatsphäre nur sehr eingeschränkt gelte, laut Berichterstattung von jetzt.de.

In einem Punkt bekam Höcke jedoch recht. Bilder, auf denen Höcke am Fenster zu sehen ist, dürfen die Künstler nicht mehr zeigen.

Quelle: https://www.jetzt.de/politik/das-zentru ... ern-hoecke




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