kʊnst und kʊlˈtuːɐ̯

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
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Jörn Budesheim
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Di 24. Apr 2018, 08:56

Ottington hat geschrieben :
Di 24. Apr 2018, 06:48
Das Resultat der doch schon älteren Umfrage kann man nicht einsehen, oder?
Schade.
ich hab den Text, den ich gerade gepostet habe, mal als Antwort gesendet - in der Hoffnung, dass man ein Ergebnis gezeigt bekommt, wenn man an der Abstimmung teilnimmt. Pustekuchen :-)




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 24. Apr 2018, 08:54
Die Umfrage ist nicht gerade präzise :-) Es ist gar nicht wirklich klar, worüber wir abstimmen. Die Frage lautet: "Ist das Kunst?" Sollen wir abstimmen, ob diese bestimmte Flasche Kunst ist? Oder ob diese Darstellung der Flasche Kunst ist? Die Pixel, die man gerade sieht oder das Foto? Oder anders: Will man wissen, ob Design eine Form der Kunst ist? Das "das" könnte sich auch auf die Umfrage selbst beziehen ... es gibt also ziemlich viele verschiedene Möglichkeiten die Frage auszulegen.
Ist es nicht schon Kunst, wenn man sich überhaupt mit der Frage nach Bedeutung beschäftigt und die diversen Interpretationsmöglichkeiten hervorhebt? Ich empfinde es zumindest so, da ich die Flasche nicht einfach als solche akzeptiere, sondern sie z.B. mit einem Pissoir in Verbindung bringe.




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Jörn Budesheim
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Di 24. Apr 2018, 18:00

monopol-magazin hat geschrieben : Studie
Nur jeder zehnte Berliner Künstler kann von Kunst leben

Bild

Kunstmarkt
Nur jeder zehnte Künstler in Berlin kann einer neuen Studie zufolge von seiner Arbeit leben

Bei 80 Prozent reichen die Einkünfte noch nicht einmal aus, um die Kosten der künstlerischen Arbeit zu decken. "Künstlerische Arbeit ist ein Verlustgeschäft", sagte Hergen Wöbken vom Institut für Strategieentwicklung, der die repräsentative Studie am Dienstag vorstellte. Kooperationspartner war der Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin.

https://monopol-magazin.de/nur-jeder-ze ... unst-leben




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Stefanie
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Mi 25. Apr 2018, 20:07

Kleiner Querverweis zu dem Sarah Kofman Thread.

Die Zeichnung von Jörn habe ich als schön bezeichnet. Das war meine spontane Reaktion und die Zeichnung ist auch schön.
Dann wieder nachdenken..darf ich es schön nennen?
Denn es behandelt ein Thema, das nicht im positiven Sinne schön ist. Im Gegenteil, eine bewegende, tragische Geschichte. Nichts Schönes also.
Das ist ein altes grübel Thema von mir.
Auch bei Büchern. Kann ich ein tolle Umsetzung eines schweren, eines schwer mit der Sprache zu beschreibenden schlimmen Sachverhalt als toll, Klasse oder auch als schön bezeichnen?
Ich meine, ist dies nicht eine Verharmlosung, eine Abwertung des zugrundeliegenden Sachverhaltes, den Schicksalen und so?



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Jörn Budesheim
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Mi 25. Apr 2018, 20:17

Stefanie hat geschrieben :
Mi 25. Apr 2018, 20:07
Das ist ein altes grübel Thema von mir.
Damit steht du nicht allein :-)




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Jörn Budesheim
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Do 26. Apr 2018, 09:21

Das Thema ist schwierig und ich werde im Moment nichts erhellendes dazu beitragen können. "Schön" kann ja auch angemessen heißen, dann wäre eine angemessene Darstellung von etwas schrecklichem dennoch im fraglichen Sinne "schön", auch wenn man sich sträuben mag, es so zu nennen. In einem anderen Sinn kann der Umstand, dass etwas schreckliches schön dargestellt wird ja auch eine Spannung erzeugen - zwischen dem, was man weiß und dem, was man sieht. das kann durchaus auch produktiv und angemessen sein finde ich.

In dem fraglichen Fall liegen die Dinge auf meiner Seite so: Der Plan dieses Mädchen zu zeichnen, stand schon seit einiger Zeit. Ich hatte ein Foto aus einem Film von Michelangelo Antonioni im Visier. Dann sah ich den Film über Sarah Kofmann, in welchem das Mädchen so einen kleinen Mantel trug. Da war klar, dass ich diese Zeichnung nun unter anderen "Vorzeichen" machen musste. Das Bild gibt davon natürlich nicht sehr viel Preis, es ist für mich eher so etwas wie ein Tagebucheintrag. Das kleine Diagramm unter dem rechten Fuß ist für mich selbst der Weg von der Rue ordinär zu Rue da hinten.




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Jörn Budesheim
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Do 26. Apr 2018, 15:19

Melancholie der Kunst, Sarah Kofman (Edition Passagen)
Originaltitel: Mélancolie de l'art

Bild

"Wie kann man über Kunst sprechen? Die Pariser Philosophin Sarah Kofman, die selbst malte, versucht in vier Essays, eine neue Antwort auf diese Frage zu geben. Die Autorin, die zum Kreis um Jacques Derrida gehörte und zahlreiche Abhandlungen zu Themen der Ästhetik veröffentlicht hat, geht von Einsichten der Dekonstruktion aus. Sie sieht die Schwierigkeit, über Kunst zu sprechen, darin, dass das Figurative und unsere Sprache nicht zur gleichen Ordnung gehören. Über Malerei zu sprechen sei paradox, denn Kunst bestehe gerade darin, sichtbar und dadurch unbenennbar zu machen. In der Betrachtung von Bildern von Diderot und Balthus versucht Sarah Kofman, neue Möglichkeiten des Sprechens über Kunst zu entwickeln." (Edition Passagen)




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Stefanie
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Do 26. Apr 2018, 22:07

Doch, da war was erhellendes dabei.
Mir schwant seit längerem in meinem Kopf, so grob, es geht um - wie nenne ich es- um einen anderen Bedeutungszusammenhang von Schön.ich kann es noch nicht beschreiben.
Du nanntest angemessen bzw. angemessene Darstellung. Wann ist eine Darstellung dann nicht angemessen?


Einige weitere Beispiele:
Vor zwei Jahren sah ich in Dresden von Otto Dix das Grossgemälde triptychon der Krieg live und in Farbe. Weder spontan noch später kam mir in den Sinn, es als schön zu bezeichnen. Das Bild ist drastisch grandios.
In der selben Ausstellung - anderer Raum - hingen die Birkenau Bilder von Gerhard Richter. Die fand ich schön. Von der Farbe her und so. Das Thema ist aber schrecklich. Ich war irritiert.
Bei imre kertesz "Roman eines schicksalslosen" weiß ich nie, wie es ich angemessen beschreiben soll, um dem Buch und dem Thema gerecht zu werden.
Anne Michaelis "Fluchtstücke" ist für mich schön geschrieben, was ihr auch von einigen vorgeworfen wurde, zu schön, zu kitschig geschrieben zu haben und damit nicht angemessen.
Verwirrend irgendwie.



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Stefanie
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Mi 16. Mai 2018, 22:04

Nochmal:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Dazu ein Auszug aus dem Buch "Melancholie der Kunst" von Sarah Kofman.
https://www.theomag.de/105/am570.htm
Teil IV
Der erste Satz.
Ein Bild will nichts aussagen....

Sorry, ich verstehe nach wie vor nicht, wieso ich mit dem Handy nicht Sätze aus Artikel kopieren kann. Ich bin zu faul, um an den PC zu wechseln.



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Jörn Budesheim
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Fr 18. Mai 2018, 12:45

Andreas Mertin hat geschrieben : Die nächste Frage, die Kofman sich stellt, lautet, warum ist der philosophische Diskurs so sehr bemüht, die Kunst zugunsten von Vernunft und Wahrheit aufzuheben? Vielleicht aus dem Grund, „daß die Kunst ‚den Geist‘ seltsam beunruhigt, ihn aus der Bahn wirft wie ein Wiedergänger, ein unheimliches Gespenst, das sich nicht im trauten (heimlichen), im allzu trauten Heim des Geistes anketten ließe? Weshalb, wenn nicht darum, weil mit der Kunst ein nicht aufhebbarer ‚Rest‘ einhergeht?“
Der Text ist ein wenig eine Quälerei, finde ich :-) Ich bin damit in den Park, um ihn in Ruhe zu lesen ... aber mit welcher Erkenntnis bin ich jetzt wieder nach Hause gekommen? So richtig ist mir das nicht klar. Mir ist auch nicht klar, was der Autor unter Geist verstehen könnte, denn es klingt ja fast so, also zählte die Kunst nicht dazu? Zwar kann Kunst beunruhigen. Aber beunruhigt sie den Geist von außen? Oder ist es eher ein Selbstbeunruhigung?

"Witzig" ist auch, dass der Autor sogar nicht davor zurückschreckt, Teile des Bildhaften der Bilder auszublenden ... um sie seiner Rede gefügig zu machen, etwa bei dem Gemälde von Jean-Baptiste Greuze. Fast alles, worauf der Maler so viel Mühe verwendet hat, ist keiner Rede wert :-) Zwar wird gesagt, es gäbe einen deutlichen Überschuss der Kunst über das das sprachlich Vermittelbare, aber wirklich wirksam wird diese Einsicht, wenn es denn eine sein sollte, im Text nicht, finde ich.

Gibt es im Text Hinweise darauf, ob der Autor glaubt, der Überschuss könne auf Gegenseitigkeit beruhen? Ich glaube nicht. Aber wenn Sprache und Kunst verschiedene Ordnungen sind, dann müsste man erst plausibel machen, dass die eine gegenüber der anderen einen Überschuss hat. Ich meine eher: man kann mit Sprache viel, was man mit Bildern nicht kann und umgekehrt. Klingt vielleicht langweilig, könnte aber stimmen :-)




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Jörn Budesheim
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Fr 18. Mai 2018, 17:00

Stefanie hat geschrieben :
Mi 16. Mai 2018, 22:04
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
[...]
Ein Bild will nichts aussagen....
Sarah Kofman hat geschrieben : „Ein Bild will nichts aussagen. Wenn das sein Vorhaben wäre, wäre es tatsächlich dem Wort unterlegen und müßte von der Sprache ‘aufgehoben’ werden, um eine Bedeutung, eine klar mitteilbare Bedeutung zu erhalten. Zwischen der figurativen Ordnung des Bildes und der diskursiven Ordnung der Sprache gibt es einen Spielraum, der durch nichts aufzufüllen ist“
Ja, dem würde ich zustimmen. In der Regel mache ich es mir leicht und sage: Ein Bild will nichts aussagen, es will etwas zeigen.




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Jörn Budesheim
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Sa 26. Mai 2018, 10:50

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Titel: Was auf dem Spiel steht (A5, Mischtechnik auf Papier)




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Friederike
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Sa 26. Mai 2018, 18:41

Das soll Klaus Hart übernehmen. 8-) Tausend Worte, glaube ich, reichen hier schon nicht mehr. Die beiden stehen auf einem Seil, der gelbe Kreis und was für ein Gegenstand die beiden Köpfe verbindet, kann ich nicht erkennen. Falls das Seil über einen Abgrund führt, dann steht wohl alles auf dem Spiel, Tod oder Leben. Das weibliche Gesicht ist gerade eben noch als ein weibliches Gesicht zu erkennen. Die Zeichnung ist wieder eine von denen, die mir verdammt :lol: intellektuell vorkommen.




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Sa 26. Mai 2018, 18:43

Erstaunlich, ich finde sie gerade besonders sinnlich :)




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Jörn Budesheim
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Sa 26. Mai 2018, 19:34

Friederike hat geschrieben :
Sa 26. Mai 2018, 18:41
Die beiden stehen auf einem Seil, der gelbe Kreis und was für ein Gegenstand die beiden Köpfe verbindet, kann ich nicht erkennen.
Das erinnert mich an eine Episode bei einer Führung durch eine Ausstellung. Die junge Kunsthistorikerin, die die Führung gemacht hat, hat das ganze ganze vorragend vorgetragen.

Am Ende habe ich ein kurzes Schwätzchen mit ihr gehalten und sie gefragt, warum sie im Wesentlichen auf die Dinge, die dargestellt wurden abgehoben hat. Also, wenn man so sagen will, auf das worauf Bezug genommen wurde. Die Zeichnungen bestünden schließlich auch noch aus gestalterischen Mitteln wie Linien, Farben Schattierungen, Gesten und vieles mehr...

Daraufhin meinte sie, dass zum Wechsel zwischen Betrachtung der Gegenstände und Betrachtung dieser künstlerischen Mitteln eine Betrachtungsweise nötig wäre, die die meisten nicht mitbringen würden...

Linien können natürlich Schaukeln darstellen oder Kurven oder was auch immer aber manchmal exemplifizieren sie zugleich einfach auch Linien :) in den seltensten Fällen sind Bilder einfach Bilderrätsel.




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Friederike
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So 27. Mai 2018, 09:02

Mir ist später noch eingefallen, daß ich den Titel "Was auf dem Spiel steht" reflexhaft metaphorisch gelesen habe. Als ich daran dachte, daß Du zu Deinem Entwurf geschrieben hattest, die Zeichnung sei evtl. für den Wissensthread und mir dann Dein gestriger Beitrag über die Logik der Spiele in den Sinn kam, da erst ist mir klar geworden, daß man den Titel auch wörtlich nehmen kann. Was auf dem Spiel (drauf) steht, das ist der Name des Spieles, das jeweils gerade gespielt wird. Mir kommt die Redewendung jetzt fast wie eine sprachliche Kippfigur vor.

Das finde ich insofern aufschlußreich als mir auf einmal die Radio-Bild-Besprechung von Hart keineswegs mehr so objektiv, d.h. rein beschreibend zu sein scheint wie ich beim ersten Lesen noch dachte. In dem Moment, in dem von beschriebenen Strichen zu Gegenständen übergegangen wird, kann es durchaus sein, daß das Seil, das ich ganz sicher als Seil meine identifiziert zu haben, von einer anderen Betrachterin vielleicht als Andeutung eines Bodens gesehen wird.




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Jörn Budesheim
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So 27. Mai 2018, 09:15

Ja, sicher. Bilder sind offen - das heißt sie bieten einen Spielraum für diverse Sichtweisen.




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Jörn Budesheim
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So 10. Jun 2018, 19:32

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Meine DNA? (nach altem Familienfoto)




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Stefanie
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So 10. Jun 2018, 20:38

Alle mit Heiligenschein :- )

Schönes Bild.



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Jörn Budesheim
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Fr 29. Jun 2018, 15:06

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