kʊnst und kʊlˈtuːɐ̯

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 17. Jun 2023, 20:14

Bild

Mein neues Uhr Tattoo!




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 18. Jun 2023, 12:29

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 17. Jun 2023, 20:14
Mein neues Uhr Tattoo!
Das ist ein tolles Bild. Ich mag es sehr.
Der Mensch. Die Natur. Die Technik. Das hast Du gut eingefangen.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Eiwa
Beiträge: 86
Registriert: Mi 10. Nov 2021, 01:53

So 18. Jun 2023, 12:54

Ich mag das Bild auch sehr. Das Einzige, was mich ein bisschen irritiert zurücklässt beim betrachten, ist der Schatten zwischen Daumen und Zeigefinger.




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

So 18. Jun 2023, 14:23

Eiwa hat geschrieben :
So 18. Jun 2023, 12:54
Ich mag das Bild auch sehr. Das Einzige, was mich ein bisschen irritiert zurücklässt beim betrachten, ist der Schatten zwischen Daumen und Zeigefinger.
Stimmt. Der ist mir gar nicht aufgefallen.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Timberlake
Beiträge: 1675
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

So 18. Jun 2023, 17:10

Eiwa hat geschrieben :
So 18. Jun 2023, 12:54
Ich mag das Bild auch sehr. Das Einzige, was mich ein bisschen irritiert zurücklässt beim betrachten, ist der Schatten zwischen Daumen und Zeigefinger.
Für den Fall , dass Jörn mit diesem Schatten von dem eigentlichen Thema dieses Bild ablenken wollte, so scheint ihm das mit dieser Bemerkung wohl tatsächlich gelungen zu sein. ;)

So wie sich das "grüne Blatt" geradezu als selbiges dazu aufdrängt , so würde ich übrigens "Mein neues BlattTattoo!" als Titel für sehr zutreffender halten. Wenn man denn die Zeiger der angedeuteten Uhr richtig deutet, so scheinen die auf "zehn nach vier" zu stehen. Ist das nun dem reinem Zufall geschuldet oder hat das irgendeinen Bewandnis? Das hat als solches wiederum mich ein bisschen irritiert . Mit einem lächelnden bzw. traurigen Uhrengesicht oder gar einer angedeuteten "fünf vor zwölf" Uhrzeigersstellung hätte man eine solche Irritation sicherlich vermeiden können. Weil von daher Aussagekräftig, wäre wiederum .. insbesondere bei Letzterem! .. der Titel "Mein neues Uhr Tattoo!" zu favorisieren,

Mein Fazit : Das Bild ist weder Fisch noch Fleisch , wie man so schön sagt. Ganz so wie seine Beiträge , so zumindest nach meiner Einschätzung. Mein "Geschmack" ist das nicht, wie nicht zuletzt an meiner Kritik an diesem Bild deutlich wird. Gut möglich; dass es deshalb zwischen uns beiden zu keinerlei "Dialog" kommt. An mir liegt es jedenfalls nicht. Ich bin grundsätzlich für jeden Dialog , mit jedem offen. Auch und insbesondere , wenn sie meinem Geschmack widersprechen.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 18. Jun 2023, 18:43

Genau, der Schatten ist völlig "falsch" es gibt nichts auf dem Bild, wenn ich richtig sehe, was ihn werfen könnte :) wenn das zu einer Irritation führt, die sich nicht aufdrängt, dann umso besser.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 18. Jun 2023, 18:56

Timberlake hat geschrieben :
So 18. Jun 2023, 17:10
"fünf vor zwölf"
Von allem möglichen Uhrzeiten wäre das wahrscheinlich die letzte, die ich ausgewählt hätte. Das wäre ja viel aufdringlich.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 25. Jun 2023, 16:47

Bild

Um du selbst zu sein: küsse!




Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 1887
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Di 25. Jul 2023, 23:52

Lindi01.jpg
Lindi01.jpg (683.82 KiB) 1560 mal betrachtet




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 27. Jul 2023, 07:26

Was ist das denn für eine Figur auf der Krempe?




Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 1887
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 27. Jul 2023, 16:52

Der echte Lindi hat auf seinem Hut vorne so ein winziges Sternchen. Ich glaube, das ist ein Sympathie-Bekenntnis zu Che Guevara, auf dessen Mütze ebenfalls so ein Sternchen war, -- ein politisches Symbol, vermutlich. Um jedwedes ideologische Hoheitsgefühl ein bisschen zu Fall zu bringen, dachte ich, ich mache aus dem Stern etwas, das sich bei näherem Hinsehen als fröhliches, michelin-reifenartiges Männchen entpuppt. Die Karikatur insgesamt ist aber keineswegs politisch gemeint (es war eine Art "Auftragsarbeit" zum Stichwort "Schnute").




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Do 27. Jul 2023, 18:22

Mein bevorzugter Zugang zu Kunst und Kultur ist der Film.
In letzter Zeit beobachte ich, dass Filmemacher (und auch Schauspieler) immer häufiger, oft schon vor dem Erscheinen des Films, zu Opfern von Shitstorms werden.
Dabei geht es um den ganz normalen Wahnsinn, den man auch schon von früher kennt, also wenn z.B. Comicadaptionen nicht zu 100% den Geschmack der Comicfans treffen wird auf die Filmemacher öffentlich eingedroschen bis hin zu dem Versuch die Karierre dieser Menschen zu vernichten indem öffentlich zum Boykott dieser Filme aufgerufen wird.

Eine neue Dimension hat für mich nun aber diese "Kritik" erreicht insofern, als dass es immer häufiger vorkommt, dass die "Kritiker" sich angeblich gegen eine von links gesteuerte Politisierung des Films zur Wehr setzen.
Es gibt dafür zahlreiche Beispiele. Zuletzt waren die Streamingserien "Der Herr der Ringe" und "The Last of Us" als auch die Realverfilmung des Disney Klassikers "Arielle die Meerjungfrau" betroffen.
All diesen Filmen ist gemeinsam, dass Hauptfiguren, die in den Originalen weiß sind, nun durch schwarze Schauspieler ausgetauscht wurden.
Arielle ist nicht weiß, sondern schwarz *, in der "Herr der Ringe"-Serie gibt es nun schwarze Elben und Hobbits **, und in "The Last of Us" *** ist die Figur Sarah schwarz, obwohl sie in der Videospielvorlage weiß ist.
Jetzt könnte man meinen das sind alles einfach nur Rassisten, die sich nicht damit abfinden können, dass Schwarze im Film präsent sind ,aber die Sache ist komplexer.

Ich habe mich mal mit ein paar dieser Schreihälse unterhalten und deren Argumentation bezieht sich auf was anderes, nämlich auf eine Abart des rechten "überfremdungsarguments".
Behauptet wird, dass die Vorlagen, auf deren Basis die Filme enstanden sind als Kutlurgüter (und damit die Kultur aus der sie stammen) absichtlich verfälscht oder sogar zerstört werden.
Das sei die umgekehrte Seite der "Kulturellen Aneignung".

Beispiel: Wenn Tolkien in seinen "Herr der Ringe"-Romanen Elben als hellhäutig beschrreibt, dann sollten sie in den Adaptionen auch hellhäutig sein und nicht dunkelhäutig.
Gefragt wird, welchen Grund es geben könnte das zu ändern. Und die Antwort kann nur sein: Weil die Filemmacher einer politischen Agenda folgen die sie auf der Leinwand in die Köpfe der Leute bringen wollen.
Im Netz formiert sich dazu immer größer werdender Widerstand gegen eine solche Form der Beinflussung.
Die Leute wollen ihre Kuturgüter nicht verfälscht sehen durch Gründe die ausserhalb der Geschichten der jeweiligen Machwerke liegen.

Eine ganz ähnlich hitzig geführte Debatte gab es kürzlich um die Frage, ob der nächste Bond nicht eine Frau sein sollte.
Das wurde letztlich abgelehnt, aber die Frage ist ob der Einwand nicht berechtigt ist, dass Autoren sich ihre eigenen, weiblichen Superhleden erschaffen sollten, anstatt bestehende zu ändern.
Die Figur des Bond ist als Mann erdacht worden, warum sollte man das nun ändern?

Was sagt ihr zu dieser Argumentation? Ist das stichhaltig? Ist es nicht so, dass Filme schon immer irgendwie politsch waren und z.B. Neuverfilmungen auch immer dem Zeitgeist folgen?
Und glaubt ihr auch, dass unsere Kutlur und Geschichte in Gefahr ist, wenn Filmemacher solche (mehr oder weniger unwichtigen) Details einfach ändern?

* https://www.mdr.de/brisant/promi-klatsc ... z-108.html
** https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 9e90e.html
*** https://boundingintocomics.com/2022/12/ ... -daughter/



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Quk
Beiträge: 1887
Registriert: So 23. Jul 2023, 15:35

Do 27. Jul 2023, 19:14

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 27. Jul 2023, 18:22
Was sagt ihr zu dieser Argumentation? Ist das stichhaltig? Ist es nicht so, dass Filme schon immer irgendwie politsch waren und z.B. Neuverfilmungen auch immer dem Zeitgeist folgen?
Und glaubt ihr auch, dass unsere Kutlur und Geschichte in Gefahr ist, wenn Filmemacher solche Details einfach ändern?
Also ich persönlich mag es grundsätzlich gerne bunt. Von daher gefallen mir auch Hautfarben-Variationen sehr.

Erzkonservative mögen keine Variationen und keine Experimente. Wenn die den Begriff "Verfälschung" im abwertenden Sinne in ihre Rhetorik bringen, dann setzen die mit diesem Begriff voraus, dass es davor etwas "unverfälschtes", etwas "reines" gäbe, im Sinne von "gesund", als würden die Autoren des Originals keine anderen Interpretationen zulassen. Ich meine, ob Variation unzulässig ist, sollte man dem jeweiligen Autor überlassen, und nicht einfach in dessen Namen dies behaupten, nur weil man selbst sich dermaßen an das Original gewöhnt hat und diese Fixierung auf das Original als mentale Stabilisierung unbedingt nötig hat. -- Meine Haltung hingegen ist so: Wenn die Freiheit des anderen nicht meine Freiheit raubt, so können all diese Freiheiten gerne parallel existieren; da gibt es keinen Grund, ein Entweder-Oder einzuführen.

Ich meine, die gesunde Mitte darf weder zu konservativ sein noch zu unstet. Ich glaube, es gibt allerlei ideologische Übertreibungen in beide Richtungen, und in ihren Übertreibungen schaden sie sich jeweils selbst.

Auch in Kleinigkeiten. Beispiel: Ich finde die Freiheit der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt super. Aber ich finde es lächerlich, an das Kürzel LGBQ jedes Jahr einen weiteren Buchstaben anzuhängen, als wäre im Q nicht schon alles erdenkliche inkludiert. Irgendwann kam noch das Plus-Zeichen hinzu, was endgültig auch noch für den letzten Zweifler jedwede Variation einschließen sollte. Aber selbst vor diesem Plus wurden inzwischen noch weitere Buchstaben hineingeschoben. Was ist der letzte Stand? LGBTQIA+ oder so? Ich mag das nicht aussprechen. Ich sage nur noch L+. Allerdings starte ich deswegen keinen Shitstorm :-)




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 27. Jul 2023, 21:12

She's like me.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 27. Jul 2023, 22:17

Alle, die nicht weiß sind, hetero, christlich sind unterrepräsentiert.
Kinderbücher zeigen mehrheitlich immer noch die klassische deutsche Familie. Das entspricht nicht mehr der Realität. Schon in den Kindergärten geht es, was die Herkunft der Kinder angeht, sehr kunterbunt zu. Das wird aber in Kinderbüchern nicht gezeigt. Nicht alle Kinder finden sich da wieder.
Gibt es schwarze Prinzessinnen? Einen muslimischen Prince Charming?

Einen nicht weißen James Bond? Idris Elba ist immer wieder im Gespräch, der will aber nicht mehr. Schade.
Die Figur James Bond ist doch nicht an eine Hautfarbe gebunden, der muss schießen, den Martini trinken, kämpfen und sich Frauen angeln. Die Figur ist in den 50er Jahren des 20. Jhd. erfunden worden, zu dem Zeitpunkt galt in den USA noch die Rassentrennung. Zum damaligen Zeitpunkt war ein schwarzer James Bond nicht möglich. Oder eine Frau.
Jetzt ist es aber möglich.
Arielle beruht ein klitzekleines sehr klitzekleines bißchen auf ein Märchen von Hans Christian Andersen aus dem 19 jhd. Auch hier er hat das in seiner Zeit geschrieben, in der sehr wahrscheinlich schwarzen Menschen so gut wie nicht vorkamen. Eine schwarze Die neue Arielle zerstört nicht die alte Arielle, sie ergänzt sie. Und macht ganz viele Mädchen glücklich.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Do 27. Jul 2023, 22:59

Stefanie hat geschrieben :
Do 27. Jul 2023, 22:17
Gibt es schwarze Prinzessinnen? Einen muslimischen Prince Charming?
Ich glaube nicht, dass die Kritk dahin geht, dass diese Leute meinen , dass es sowas im modernen Film nicht geben soll.
Wenn neue Geschichten ersonnen werden, regt sich idR kaum Jemand darüber auf, dass darin Schwarze oder Homosexuelle vorkommen.
Was kritisiert wird ist etwas anderes, nämlich dass bestehende Werke aus unserer Kulturgeschichte geändert werden.
Man stelle sich vor man würde ein Bild mit einem weißen Mann einfach schwarz übermalen und daraus eine Frau machen, anstatt einfach neue Kunstwerke zu schaffen die schwarze Frauen zeigen.
Das wird als Änderung und Verfälschung von Kulturgütern begriffen. Und das wird abgelehnt. Nicht die Darstellung von all diesen Dingen in der Kunst ist also das Problem, sondern die Änderung bestehender Kulturgüter zugunsten einer "politischen Agenda" oder einer "linken Ideologie".

Auch Homosexualität in Filmen wird nicht grundsätzlich abgelehnt, schon gar nicht wenn es für die Geschichte wichtig ist.
Man kann aber schon beobachten, dass diese Elemente in Filmen einfach nur "eingestreut" werden ohne eine wirkliche Funktion für die Geschichte zu haben.
Hier wird den Filmemachern vorgeworfen ihre Geschichten auf eine politische Agenda (mit Sendungsbewusstsein) hin auszurichten anstatt diese Dinge sinnvoll - als Teil der Geschichte - einfliessen zu lassen.
Oder andres formuliert: Wenn ihr Homosexualität zeigen wollt, dann erzählt Geschichten darüber, anstatt einfach homosexuelle Küsse wahllos in Filmen unterzubringen die gar nichts mit dem Thema zu tun haben.
Diesen Teil der Argumentation finde ich schwer nachvollziehbar. Es gibt ja auch genug Filme die heterosexuellle Paarbeziehung zeigen ohne dass das für die Geschichte selbst von Relevanz wäre.
Wenn Szenen aus dem Alltag der Menschen inzseniert werden, warum dann nicht so wie der Alltag eben ist? Und dieser Alltag ist ja nicht durchweg und überall heterosexuell.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Fr 28. Jul 2023, 02:20

Dazu wolllte ich noch was sagen.
Stefanie hat geschrieben :
Do 27. Jul 2023, 22:17
Alle, die nicht weiß sind, hetero, christlich sind unterrepräsentiert.
Das stimmt natürlich. Aber das ist ja in unserer Gesellschaftt auch so.
Schwarze, Homosexuelle und Menschen mit einem anderen als dem christlichen Hintergrund sind in unserer Gesellschaft unterrepräsentiert.
Das sind Minderheiten. Darauf stützen sich ja auch immer die Argumente nach denen wir sie besonders schützen müssen.
Nun verstehe ich aber eines nicht: Wieso solllten sie in unseren Kulturgütern mehr repräsentiert sein als ihr tatsächlicher Anteil in der Gesellschaft ausmacht?
Man schätzt (genau weiß man es nicht), dass in Deutschland etwa 800.000 bis 1.000.000 Schwarze leben.
Das ist nicht mal 1% der Gesamtbevölkerung. Sie sind de facto unterrepräsentiert.
Unsere Kultur ist nicht schwarz. Kann man uns das vorwerfen?
Dass man diese Menschen nicht diskriminiert und wir dafür Sorge tragen, dass sie sich als vollwertiger Teil der Gesellschaft fühlen finde ich selbstverständlich.
Aber wie weit geht das? Ich frage jetzt mal absichtlich ganz provokativ: Haben wir noch das Recht auf unsere eigene, geschichtlich tradierte Kultur, die nunmal nicht schwarz ist?
Warum muss Arielle nun auf einmal schwarz sein*? Wie wäre es, wenn wir stattdessen den kleinen schwarzen Mädchen ihre eigenen Vorbilder in unserer Gesellschaft schaffen?
Einfach neue Figuren und neue Märchen?

Ich habe den neuen Disney Film* übrigens gesehen. Und ich finde die kleine schwarze Meerjungfrau süß. Sowohl die Figur, als auch die Schauspielerin. Nach 20 Minuten habe ich die Hautfarbe auch gar ncht mehr wahgenommen und für mich ist sowieso klar, dass die Figur auch funktionieren würde wenn sie grün wäre, weil die Hautfarbe nur ein unwichtiges Detail in der Geschichte ist. Von mir aus kann sie also aussehen wie sie will, es spielt für mich einfach keine Rolle, es verändert meine Wahnehmung der Geschichte nicht. Und insgesamt finde ich diese Debatte albern. Man streitet sich da mMn um Nichtigkeiten. Dennoch: Manchen Menschen scheint des enorm wichtig zu sein, dass die Figuren, so wie sie in ihrern Vorstellungen vorhanden sind, erhalten bleiben. Warum auch immer.

*Kleine Anmerkung dazu: Disney ist ein amerikanisches Unternehmen. Der Anteil der Schwarzen in Amerika ist - so vermute ich - deutlich höher als bei uns in Deutschland. Und auch das Thema "Diskriminierung von Schwarzen" hat in den USA eine ganz andere Brisanz. Deshalb muss man hier sicherlich noch einmal unterscheiden. Man darf aber auch die Amerikaner mal fragen ob sie sich eigentlich bewusst darüber sind, dass "Die kleine Meerjungfrau" (sie heißt übrigens im Original Undine und nicht Arielle oder Ariel) ein europäisches und kein amerikanisches Märchen ist.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 28. Jul 2023, 06:10

"Barbie" bringt rechtskonservative und christlich-fundamentalistische Kreise in den USA in Rage. In Blogs oder im TV-Kanal Fox News Channel wird davor gewarnt, Kinder und Jugendliche den Film sehen zu lassen.

https://www.queer.de/detail.php?article_id=46303

"Nichts sagt „Ich hasse ,Barbie‘“ so unmissverständlich wie eine Puppenverbrennung. Während Greta Gerwigs Produktion an nordamerikanischen Kinokassen am vergangenen Wochenende mehr einspielte als jeder andere Film seit Jahresbeginn, stellte sich der konser­vative Kommentator Ben Shapiro auf einen Parkplatz in seiner Wahlheimat Florida und setzte eine Barbie in Brand – samt Ken und ihrem pink­farbenen Cabriolet. „Dieser Film ist nicht nur ein Haufen Scheiße“, ließ der gebürtige Kalifornier wissen. 'Dieser Film ist ein flammendes Stück Hundescheiße.'"

https://www.faz.net/aktuell/stil/trends ... 55508.html




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 28. Jul 2023, 08:02

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 28. Jul 2023, 02:20
Kann man uns das vorwerfen?
Die Zahl der Schwarzen in Deutschland (und im weiteren Sinne in Europa) ist sicher kein naturgegebenes Datum, sie hat auch mit der Geschichte zu tun, z.B. mit der Ermordung tausender Schwarzer durch die Nazis, mit verschiedenen Formen von Rassismus, mit Kolonialismus, mit offenen oder geschlossenen Grenzen und sicher noch mit anderen Faktoren. Aber es ist nicht einfach, Zahlen zu finden, auch weil die Forschung schwierig ist. Dass sich jahrhundertelanger Rassismus (etc.) auch in der Zahl der hier lebenden Schwarzen niederschlägt, dürfte kaum überraschen.
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 27. Jul 2023, 22:59
warum dann nicht so wie der Alltag eben ist?
Das gilt auch hier. Auch der Alltag ist nicht naturgegeben, sondern (u.a.) das Ergebnis einer historischen Entwicklung, zu der viele Formen der Diskriminierung gehören. Da der Status quo (u.a.) das Ergebnis von Diskriminierung ist, ist eine Bezugnahme auf ihn gelinde gesagt "schwierig".




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Fr 28. Jul 2023, 08:47

Ach jeee. (zu den Links bzgl. Barbie)

Es hat bei einigen offensichtlich Jahrzehnte gebraucht, um zu bemerken, dass Barbie nie dem entsprochen hat, was sich Erzkonservative so wünschen.
Barbie ist konzipiert worden als Frau die arbeitet und das Ende der 50 ziger Jahre. Mit einem allerdings unrealistischen Körperbau, was immer heftig kritisiert wurde und das zurecht. Ebenso dass es jahrzehntelang nur eine weiße Barbie gab. Aber ansonsten... mal ein andere Puppe mit anderer Zielsetzung. Barbie gibt es heutzutage in unterschiedlichen Varianten, Aussehen, Figur und in den unterschiedlichsten Berufen. Seit kurzem gibt es Barbie mit Trisomie 21.
Barbie war nie Hausfrau, nie verheiratet, hat keine Kinder, immer berufstätig und hat einen Luxusfimmel. Swimmingpool, tolles Auto, Barbie Haus, Pferd und noch ein Pferd, und dann die ganzen Klamotten. Ken war der Freund oder was auch immer er war und ist. Barbie fragt nie einen Mann oder sonst wen nach Geld, sie hat es selber.
Barbie war nie das Ideal für konservative und erzkonservative Vorstellungen von Frau, Mann und Familie.

Natürlich macht Mattel damit auch wieder richtig Geld. Das war auch mal anders, denn Barbie wurde wegen fehlenden Diversität gerade in den USA schwer kritisiert. Ja und, machen sie eben Geld.
Barbie Forever :- )
Zusammen mit Lego war Barbie das Lieblingsspielzeug von meiner Schwester und mir.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Antworten