kʊnst und kʊlˈtuːɐ̯

[Stefanie]

Ich muss noch was zur Bundeskunsthalle loswerden, was mich sehr geärgert hat, und ich ernsthaft überlege, wegen einer Sache an die Bundeskunsthalle zu schreiben.

Neben der Bundeskunsthalle ist das Kunstmuseum Bonn. Zwischen den beiden Gebäuden ist eine Freifläche, man kann von dem eine Gebäude so direkt in das andere gehen. Früher wurde diese Fläche überspannt, und es gab Konzerte, die es wohl nicht mehr gibt. Auf dieser Fläche stehen ein paar kleine Bäume, aber hauptsächlich weißer feiner Schotter. Da knallt so richtig die Sonne und heizt extrem auf. Ich bin für eine Begrünung.
Aufgeregt habe ich mich über folgendes:
Die Bundeskunsthalle hat eine berühmte Dachterasse, auf der auch Ausstellungen sind. Mit einer Rutsche nach unten, als Dauerausstellung.
Oben sind zwei Mitarbeiter, einer an der Rutsche, der sitzt in einem Stuhl unter einem Sonnenschirm. Der passt nur auf, dass keiner Blödsinn macht. War nicht viel los heute, an der Rutsche.
Der andere Mitarbeiter steht an dem Punkt, wo man entweder mit der Außentreppe raufgeht oder mit dem Aufzug von innen rauffährt.
Der kontrolliert die Tickets und muss festhalten, wenn jemand geht.
Der Mann steht in der Sonne, geschützt nur durch einen normal Sonnenschirm. Kein Stuhl. Es gibt keinen natürlichen Schatten. Kein Wasser steht bereit. Er kann nur vom Dach runter, wenn er Pause hat. Es ist dermaßen heiß auf diesem Dach. Als ich kurz oben war so 15:00 Uhr, war der Mann schon fix und fertig. Er steht da zwischen 6 und 8 Stunden. Nur eine Pause. In dem Buchhandlung auf dem Gelände erfuhr ich dann, er bekommt noch nicht mal Wasser zur Verfügung gestellt.
Dieser Sonnenschirm ist ein Witz, da steht ein Tisch, aber er passt nicht mehr richtig darunter. Wenn ich das richtig interpretiere gehört er nicht zum festen Stamm der Mitarbeiter.
So geht das nicht. Es sind unmögliche Arbeitsbedingungen. Es ist die Bundeskunsthalle, vom Bund gefördert, da erwarte ich was anderes, als diese Arbeitsbedingungen.
So.

[Jörn Budesheim]

Ouch!

[Stefanie]

Ist doch wahr. Als Arbeitgeber muss ich auf solche Wetterextreme reagieren. Die Bedienung in dem Dachcafe hatte auch so ihre Probleme. Die Außentreppe wird nicht oft genutzt. Also sperren. Rutsche auch.
Es sind drei Etagen, in denen man in den Aufzug steigen kann. Dann wird der Mann auf dem Dach abgezogen, und es wird beim Einsteigen in den Aufzug kontrolliert, im Inneren bei normalen Temperaturen. Oder man baut etwas. Oder es wird sich abgewechselt.
Und der Mitarbeiter war so freundlich.

[Stefanie]

Und noch ein Museum und noch eine Ausstellung. Passt auch gut zu diesem Thema im Forum:
https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... 0&start=40

Kunstmuseum Bonn
Maske Kunst der Verwandlung
https://www.kunstmuseum-bonn.de/nocache ... aske-3720/

Mir hat es sehr gut gefallen, und es ist das erste mal, dass ich mir danach den Katalog über eine Ausstellung gekauft habe.
Sogar von einer sog. Videoinstallation, mit denen ich sonst auf Kriegsfuss stehen, war ich begeistert, die ist echt krass.
In der Ausstellung und in der Dauerstellung kann man auch Bilder und Skulpturen von Max Ernst sehen und Arbeiten von Sigmar Polke. Von den beiden würde ich gerne noch mehr sehen.

Die anderen Arbeiten muss ich mir noch mal im Katalog anschauen.

In der Dauerausstellung hängt ein Bild von Seehaus, dort hängt folgender Text:

IMG_20190630_140747.jpg (3.09 MiB) 15410 mal betrachtet

Sorry, photographieren mit dem Handy ist nicht meine Stärke.

[Jörn Budesheim]

Nebenbei: Das Foto von Gauri Gill, was auf der Webseite gezeigt wird, war auch auf der letzten documenta zu sehen.

Und auch die Themenkomplexe Kunstraub, Restitution et cetera waren ein großer und wichtiger Teil der d14.

[TsukiHana]

Wenn es am kommenden WE nicht gerade einen neuen Hitze-Rekord geben sollte, wollten wir (szimmer & ike) uns genau diese Ausstellung ansehen.
Schon seit Wochen haben wir ein "Arbeitstreffen mit kulturellen Ergänzungen" angedacht/geplant...
Ich hoffe, die Räume sind gut klimatisiert?

[Stefanie]

Die Räume sind gut klimatisiert. :- ) man merkte schon, dass diese wegen der Hitze zu kämpfen hatte. Als ich rausging hat mich erstmal der Schlag getroffen.

[Stefanie]

Hmm, wenn ich jetzt einiges hier einstelle, greife ich ja den Besuch vor.

[szimmer]

Das mit dem Vorwegnehmen hat Tsuki schon erledigt, da das Treffen erst in 3 Wochen ist

[TsukiHana]

Herr Zimmermann, soll ich mir bei dem Hitze-Rekord jetzt auch noch alle Änderungen der Änderungen der Änderungen merken?
Dat is ja schlimmer, als die Kursänderungen auf See bei Unwetterwarnungen!

Hauptsache ist:
a) die Räume sind klimatisiert
b) wer schnarcht, macht Frühstück!

[Stefanie]

In Bonn in der Ausstellung Maske ist auch ein Werk von der documenta 14 zu sehen. Der Künstler hat es für Bonn überarbeitet, und ich habe es wiedererkannt. Theo Eshetus, war in der Hauptpost/Neue Neue Galerie ausgestellt.

[Jörn Budesheim]

Baum des Lebens, Totenmaske

[Jörn Budesheim]

Das Tier, das Fragen stellen kann.

[Jörn Budesheim]

[Friederike]

Eine irre Zeichnung. Hinter der unscheinbaren Fassade der brutale Dämon (Du hattest kürzlich schon einmal so eine Zeichnung, die ich als abgründig fies empfunden habe [das ist natürlich nicht negativ gemeint] - das war die Entschuldigung von der Keksfirma).

[Jörn Budesheim]

Ich will mal beschreiben, wie die Zeichnung entstanden ist. Eigentlich wollte ich das nicht öffentlich machen, aber warum eigentlich nicht.

Neulich saß ich in der Straßenbahn. Es kam ein Mann hinein, mit einer rosa Tüte, voller blutiger Lammkoteletts. Das heißt die Tüte war ein klein wenig durchsichtig, so dass man es sehen konnte. Er drängelte sich mit der Tüte durch die Menschen und verschwand aus meinem Gesichtsfeld. Dann wurde er durch einen anderen Mann "ersetzt", der mir gegenüber saß und eine Tüte zwischen den Beinen hatte... Und ich fragte mich, was wohl in dieser Tüte sein könnte. Ich schätze, ziemlich oft sind in diesem Tüten unappetitliche Dinge der Art oder der Herkunft nach.

So entstand also diese Bildidee. Gemessen an dem Hintergrund, ist es noch vergleichsweise "harmlos", wie ich es umgesetzt habe. (Deine Beschreibung trifft es nicht schlecht Friederike, wie ich finde.) Ich wollte es aber nicht zuuuu direkt, sondern durchaus auch etwas offen für andere Ideen. So sehe ich selbst z.b. darin auch, dass wir ja selbst Blutbeutel in einer gewissen Hinsicht sind ...

[Jörn Budesheim]

Aus irgendwelchen Gründen bin ich moment blutrünstig: Blutabnahme bei Nolde.

[Friederike]

So entstand also diese Bildidee. Gemessen an dem Hintergrund, ist es noch vergleichsweise "harmlos", wie ich es umgesetzt habe. (Deine Beschreibung trifft es nicht schlecht Friederike, wie ich finde.) Ich wollte es aber nicht zuuuu direkt, sondern durchaus auch etwas offen für andere Ideen. So sehe ich selbst z.b. darin auch, dass wir ja selbst Blutbeutel in einer gewissen Hinsicht sind ...

Ich habe mich auch sofort gefragt, ob das, was ich sehe, nicht mehr über mich aussagt als über die Zeichnung. Und genau deswegen, weil mir nebenbei einfiel, daß wir aus Fleisch und Blut "gemacht" sind, und daß man beispielsweise auch Blut, das zur Transfusion dient und das also lebenserhaltend ist, in Beutel verpackt. Zwingend ist die Interpretation "blutiges Gemetzel hinter dem Schleier der Harmlosigkeit" nicht ...

[Jörn Budesheim]

Ich will ja keinen Vegetarier Thread aufmachen. Aber die beiden Punkte könnten durchaus zusammenhängen!

[Friederike]

Die Blutabnahme bei Nolde wirkt befremdlich, "verfremdet" - aus dem Kopf, 2 anstelle von einer Nadel, die außerdem gar keine Nadeln sind, sondern eher so aussehen wie Stöpsel, und der Beutel hat was ... nein, die ganze Konstruktion erinnert mich an ein Fahrradschloß. Und Nolde selbst schaut unbeteiligt, teilnahmslos.