documenta 15

Architektur, Malerei, Graphik, Design ...
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Jörn Budesheim
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So 24. Feb 2019, 06:59

Die documenta 15 findet vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 in Kassel statt.




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TsukiHana
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So 24. Feb 2019, 07:00

Aus: Nun soll ein indonesisches Kollektiv die Documenta retten (Welt)
https://www.welt.de/kultur/kunst-und-ar ... etten.html
Partizipation, vor einigen Jahren noch ein Unwort in der Kunst, heute schwer in Mode, ist ihr künstlerischer Schlüssel. „Wenn die Documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine andere Sicht auf die Welt ermöglichen.“



Wozu die Tage zählen!?
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TsukiHana
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So 24. Feb 2019, 14:53

Aus: Was ist von der neuen Leitung zu erwarten? (Spiegel online)
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 54719.html
Nun also steht es fest. Nicht einer wird sich der Herausforderung stellen, sondern zehn, ungefähr jedenfalls. Allerdings keine Kuratoren im klassischen Sinn. Denn berufen wurde das indonesische Künstlerkollektiv Ruangruppa. Als Clique anzutreten, das Unbeherrschbare beherrschen zu wollen, könnte tatsächlich alles einfacher machen. Oder noch schwieriger. Jeder von ihnen ist Chef oder keiner, je nachdem, wie man es sieht.
Aber diese Gruppe aus Jakarta ist darin geübt, konstruktiv zu sein, auch pragmatisch, sie arbeitet schon länger zusammen, seit dem Jahr 2000. Im Kern gehören ihr eben etwa zehn Mitglieder an, doch insgesamt viel mehr.
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Das Kollektiv ist bekannt für seine Forschungsprojekte zur Geschichte etwa, oft auch zur Nutzung des öffentlichen Raums, es betreibt verschiedene Einrichtungen und Projekte, beispielsweise ein Online-Magazin, eine Galerie, eine Kunstbiennale, eine Videobiennale, ein Radio. 2016 hat es eine Ausstellung öffentlicher Kunst in den Niederlanden mitkuratiert, schon ein Jahr vorher richteten sie in Arnheim einen Workshop ein, um mit den Menschen der Stadt in Verbindung zu treten. Nun also Kassel.



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Jörn Budesheim
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So 24. Feb 2019, 15:13

Vor zwei Jahren habe ich mal ein öffentliches Künstlergespräch mit Alfred Banze (Berlin) gemacht: „Dinge, Mythen, Piktogramme“. Alfred Banze macht Filme, Performances, Installationen, Zeichnungen und Objekte... darüber hinaus arbeitet er an künstlerischen Partizipations-Projekten. das gehört ja auch zum Konzept von ruangrupa. Bei dem Talk stellte er sein damals aktuelles Filmprojekt “Dinge, Mythen, Piktogramme” vor.

Alfred Banze ist wirklich weit gereist, er ist sozusagen ein ewiger Reisender. Nach der Bekanntgabe von ruangrupa als neue documenta Chefs, habe ich ihn bei Facebook gefragt, ob er sie nicht vielleicht sogar zufällig kennt. Erkennt sie zwar nicht persönlich aber sie sind gute Freunde von guten Freunden... Er hat sich sehr über ihre Ernennung gefreut und erwartet nur das allerbeste.

Ich erwarte nun, dass wir die erste ganz und gar globale documenta zu sehen bekommen und bin sehr gespannt.




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TsukiHana
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So 24. Feb 2019, 15:28

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 24. Feb 2019, 15:13
Ich erwarte nun, dass wir die erste ganz und gar globale documenta zu sehen bekommen und bin sehr gespannt.
Gespannt bin ich allerdings auch, jedoch gewöhnte ich es mir an, meine Erwartungen eher zu drosseln. Wie bei jeder bisherigen documenta, bin ich offen und neugierig und hoffe auf Momente der Verblüffung... gute Gespräche und interessante Begegnungen.
Bisher ging mein Konzept immer auf. ;)



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Jörn Budesheim
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Mo 25. Feb 2019, 10:55

Kolja Reichert von der FAZ befürchtet einer Ersetzung ästhetischer durch soziale Fragen. Und auf die Frage, wie ruangrupa "der vielleicht konservativen Erwartung begegnen wollen, in Kassel die beste Kunst zu sehen, antworten [die neuen Kuratoren] schlagfertig: 'Glauben Sie, dass es die gibt?'"

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 56578.html




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2019, 07:05

Verhalten ist die Nachricht aufgenommen worden, dass die Gruppe Ruangrupa aus Jakarta die nächste Documenta kuratieren wird. Auch Kunstbetriebsberichterstatter, die zugeben mussten, noch nie von dem zehnköpfigen Kollektiv gehört zu haben, bekundeten Neugier nur in pflichtgemäßem Minimalumfang. Die Kasseler Entscheidung scheint in ein vertrautes Schema zu fallen. Schon seit längerem driften zwei Arten von Kunst wie Treibgut auseinander, für die sich die Etiketten Marktkunst und Diskurskunst eingebürgert haben. Die eine reüssiert hochpreisig auf Messen, die andere gibt bei den Biennalen und anderen periodischen Großausstellungen die soziopolitische Richtung vor. ...

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 60206.html




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TsukiHana
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So 3. Mär 2019, 15:26

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Mär 2019, 07:05
... reüssiert ...
So hier jemand über reüssiert stolpern sollte:
Das Verb reüssieren bedeutet „Erfolg haben“ oder „Anerkennung finden“. Es kann ausdrücken, dass jemand oder etwas die Achtung eines Publikums erringt oder mit etwas bzw. als etwas erfolgreich wird.

Dass Herr Georg Imdahl, im Namen der Frankfurter Allgemeinen, das zehnköpfige Kollektiv der Ruangrupa als Kuratoren der d15 eher verhalten aufgenommen hat, wundert mich nicht und besagt auch noch nichts weiter.
Vielleicht befördert es ja eine neue und lebendige Debatte, die ich mir sehr wünschen würde?



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Jörn Budesheim
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So 3. Okt 2021, 08:03

Reza Afisina von der Künstlergruppe ruangrupa aus Jakarta, welche die documenta fifteen (die im kommenden Jahr stattfinden soll) kuratiert, hat gestern die lokale Kunstmesse in Kassel (das ist nicht die Art Basel) besucht und Fotos davon bei Instagram gepostet. Auch bei der Museumsnacht, der Ausstellung im Hugenottenhaus und beim Südstadtgalerienfest in Kassel waren die Kurator:innen präsent. Diese Liste ließe sich sicher erweitern.

In der letzten Woche wurden die ersten Namen von Künstler:innen (im wesentlichen Kollektive) für die kommende documenta veröffentlicht, exklusiv in der regionalen Straßenzeitung Asphalt.

Ich besuche die documenta seit 1977, fünf Jahre später habe ich bereits in Kassel gelebt,weil ich angefangen hatte, dort Kunst zu studieren. Etwas in der Art habe ich bisher nicht erlebt. Ruangrupa kennt offensichtlich keinerlei Dünkel. Und der Ausdruck "lokale Verankerung" ist für sie anscheinend nicht bloß ein Slogan.




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Stefanie
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Do 7. Okt 2021, 18:09

Zwar habe ich etwas gegoogelt, trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, was genau ein Künstlerkollektiv ist bzw. wie das funktioniert. z.B. steht an einem Werk der Name des Kollektiv oder die des Künstlers bzw. Künstlerin? Haben die ein Thema, und jeder jede setzt dieses Thema um, oder jeder macht was er oder sie will? Oder geht es um die Form, Materialien?
Warum schliesst man sich zu einem Kollektiv zusammen?



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Jörn Budesheim
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Fr 8. Okt 2021, 06:13

Auf der Internetseite der documenta fifteen werden einige Kollektive vorgestellt. Hier ein Beispiel:
documenta hat geschrieben :
Fehras Publishing Practices - documenta fifteen

Fehras Publishing Practices (Sami Rustom, Omar Nicolas und Kenan Darwich) ist ein 2015 in Berlin gegründetes Künstlerkollektiv. Es erforscht Geschichte und Gegenwart des Verlagswesens und seine gesellschaftspolitischen und kulturellen Verflechtungen im östlichen Mittelmeerraum, in Nordafrika und der arabischen Diaspora. Es versteht verlegerisches Arbeiten als eine Möglichkeit, Wissen zu produzieren, Wissen anzuhäufen und Projekte unterschiedlichen Formats, darunter Installationen, Filme, Publikationen, Vorträge und Performances, zu initiieren.

Seine Recherchen führt das Kollektiv in öffentlichen Bibliotheken, auf Buchmärkten sowie in privaten und institutionellen Sammlungen durch. Fehras untersucht Verlage und durchforstet Universitätskataloge, Zeitungs-, Radio- und Fernseharchive. Persönliche Geschichten von Verleger*innen, Memoiren, Briefe und Fotografien gehen ebenfalls in die Untersuchungen ein.

In den letzten Jahren stellte das Kollektiv unter anderem aus in The Mosaic Rooms, London (2021), im Haus der Statistik, Berlin (2021), auf der Ural Industrial Biennial (2021), im Crac Occitanie, Sète (2020), in der MMAG Foundation, Amman (2020), im Neuen Berliner Kunstverein (2019), in der Sharjah Art Foundation (2018), im EMST, Athen (2018), bei District Berlin (2017), im Haus der Kulturen der Welt, Berlin (2017), im SAVVY Contemporary, Berlin (2017), auf der Sharjah Biennial (2017) und in der Kunsthal Aarhus (2016). Die drei Mitglieder des Kollektivs waren Artists-in-Residence der Delfina Foundation, London, der Ashkal Alwan, Beirut, und der Villa Romana, Florenz. Für 2020/21 erhielten sie ein Stipendium des Berliner Förderprogramms Künstlerische Forschung.

Quelle > https://documenta-fifteen.de/lumbung-me ... practices/




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Jörn Budesheim
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Fr 8. Okt 2021, 06:57

Ich habe nicht besonders viele Erfahrungen mit kollektiven künstlerischen Arbeiten. Ich habe zwar schon zusammen mit anderen Bilder gemalt, Objekte gebaut, gezeichnet, gedichtet und internetseiten sowie Ausstellungen gemacht, aber das ist immer eher die Ausnahme geblieben. Noch fremder ist mir der Aspekt des Forschens, so wie er oben durchklingt. In den Wissenschaften ist gemeinschaftliches Forschen aber wohl eher die Regel als die Ausnahme, schätze ich.




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Stefanie
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Sa 9. Okt 2021, 22:19

Was es nicht alles gibt.
Also wieder gegoogelt. Zu forschender Kunst, künstlerische Forschung oder neudeutsch artistic research gibt es einiges zu finden. Ist wohl an Hochschulen aufgekommen. So Anfang 2000 und wäre dann ab 2010 so richtig durchgestart. Die FAZ hat diesen Zweig der Kunst allerdings ziemlich schnell zu Grabe getragen.
Es meint wohl die Weitergabe von durch Forschung entstandenes Wissen durch die Kunst.
Die Homepage dieser Gruppe habe ich mir angeschaut.... ich müsste aber erst mein Englisch aufpolieren, um es zu verstehen.



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Jörn Budesheim
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So 10. Okt 2021, 15:41

Weiß gerade hierher passt, diesen Text habe ich eben gerade aus meinem E-Mail Account kopiert:
"Die Autonomie der Kunst ist ja ein schwieriges Thema, und daher ist sie ein hohes Gut, sie zu verteidigen ist essentiell. Künstlerische Forschung tut dem keinen Abbruch."

Kunst und Wissenschaft, zwei Dimensionen in einem gemeinsamen kulturellen Raum? Alexander Damianisch, Leiter des Zentrum Fokus Forschung an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, definiert in seinen Projekten Künstlerische Forschung (KF) als ergebnisoffen im Sinne einer umfassenden Forschungsaktivität. Wie verändert sich die bildende Kunst durch KF? Kann Künstlerische Forschung als neues Genre wie Malerei oder Bildhauerei bezeichnet werden? Führt KF gleichzeitig zu Veränderungen in den Wissenschaften?

Alexander Damianisch bietet im Gespräch mit Sabine B. Vogel im aktuellen KUNSTFORUM Band 277 Einblick in neue Ansätze der Künstlerischen Forschung als Methodenfeld, ihre Chancen und Strategien. Schafft Künstlerische Forschung die Tradition des forschenden Künstlers als eine Art zeitgenössischer Leonardo da Vinci fortzuführen?




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Friederike
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So 10. Okt 2021, 16:13

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Okt 2021, 08:03
[...] Ich besuche die documenta seit 1977, fünf Jahre später habe ich bereits in Kassel gelebt,weil ich angefangen hatte, dort Kunst zu studieren. Etwas in der Art habe ich bisher nicht erlebt. Ruangrupa kennt offensichtlich keinerlei Dünkel. Und der Ausdruck "lokale Verankerung" ist für sie anscheinend nicht bloß ein Slogan.
Ich bin gerade noch an einer "älteren" Stelle hängengeblieben. Du meinst, alle bisherigen Kuratoren und Kuratorinnen haben sich um die Kunst-Welt des Ortes, in dem die Kunst der ganzen Welt gezeigt wird, nicht oder kaum gekümmert? Mir ist der Ausdruck "lokale Verankerung" nicht geläufig, also denke ich es mir so, daß Ruangrupa die Kasseler Kunst und die Dokumenta-Kunst miteinander verbinden will. Ach, das ist total schwammig - da ich mir die Verbindung nicht konkret vorstellen kann, formuliere ich das bisher Einmalige anders, das Kollektiv würdigt die Kunstwelt des "kleinen" deutschen Ortes.




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Jörn Budesheim
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So 10. Okt 2021, 17:11

Gut, was der Begriff lokale Verankerung im Detail bedeutet, kann ich dir nicht sagen. Aber es geht dabei nicht nur um die Kasseler "Kunstwelt". Es gibt ja bei der documenta so vieles, was gemacht werden muss und da wird eben sehr häufig auf lokale Ressourcen zurückgegriffen, sei es in Fragen des Designs, der Internetseite etc.pp. dass die Künstler Liste zuerst in der regionalen Obdachlosenzeitung veröffentlicht wurde ist nur Teil dieser Vorgehensweise und fügt sich darin ein.

Wichtig ist dem Kuratoren Team auch der Kontakt zu lokalen Initiativen und Aktivist:Innen verschiedenster Art. Es gab im sogenannten lumbung Haus, das ist ein zentraler Ort für die nächste documenta auch schon Ausstellungen von regionalen Illustratoren z.b.. die Liste der Künstler und Künstlerinnen und der Kunstkollektive ist natürlich international. Ich habe sie mir noch nicht genau angeschaut, aber soweit ich bisher gehört habe, sind keine Kasseler Künstlerinnen und Künstler vertreten, das bedeutet auch der Ausdruck lokale Verankerung nicht unbedingt.

Für das Ganze gibt es ein schönes Bild. Geprägt haben ist die Kuratoren der vorhergehenden Ausstellung. Sie sagten, sie wollten nicht in Kassel landen wie Aliens in einem Raumschiff um dann später genauso wieder zu verschwinden. Meines Erachtens haben sie das nicht eingelöst und wenn ich mich nicht irre, ist ruangrupa das erste Kuratoren Team, was das schafft.




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Jörn Budesheim
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Di 12. Okt 2021, 09:28

monopol: Reza Afisina, Daniella Fitria Praptono, zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Documenta die künstlerische Leitung einem Kollektiv übertragen. Worin unterscheidet sich Ihre Arbeitsweise von der herkömmlichen kuratorischen Praxis?

Reza Afissina: Als Kollektiv sind wir natürlich grundsätzlich anders organisiert. Jedes Mitglied unseres Kollektivs könnte selbstverständlich auch eigenständig sein ganz persönliches Wissen kommunizieren. Und diesen Gedanken versuchen wir auch sehr bewusst in unsere kollektive Zusammenarbeit einzubeziehen. Es geht also nicht so sehr darum, als Einzelner in einem Kollektiv zu verschwinden, sondern durchaus darum, einander zu inspirieren und auch zu bewundern. Ein Kollektiv lebt nur von den Individuen, aus denen es sich zusammensetzt. Wir treten zwar unter dem gemeinsamen Namen Ruangrupa in Erscheinung, aber können uns durchaus vorstellen, auch andere Künstlerinnen und Künstler zu repräsentieren, die den Geist unseres Kollektivs teilen.

https://www.monopol-magazin.de/intervie ... cumenta-15




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Stefanie
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Mi 1. Jun 2022, 22:47

Tja, noch nicht eröffnet und schon ziemlicher Wirbel um die documenta 15.
Antisemitismus Vorwürfe, Vandalismus und Einbrüche in Ausstellungsräumen und ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald.
Es ist schwer den Überblick zu behalten.
Die Lektüre diverser Artikel verschiedener Zeitungen wirkt auch nicht erhellend. Die Welt auf der einen Seite, FAZ auf der anderen Seite, Spiegel mal hier mal dort, usw.. Dazu noch die Aufarbeitung über die erste documenta und deren maßgeblichen Personen.

Diesen Artikel fand ich ganz gut
https://www.berliner-zeitung.de/kultur- ... -li.230862
Die Welt dürfte den Artikel weniger gut finden. Der BR unkte heute schon, die documenta wird aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Ein lokaler Artikel:
https://www.hna.de/kultur/documenta/zwi ... 77434.html

Die Kuratorenm ein außerhalb des Kunstbetriebes unbekanntes Künstlerkolkektiv aus Indonesien, ein palästinensische ausstellendes Kunstkollektiv, Claudia Roth, die Politik, der Zentral der Juden, teilweise eine ungeschickt Kommunikation und die Weltweit operierende sehr umstrittene Organisation BDS. Allein der wikiartikel zum BDS ist so lang, dass ich diesen immer noch nicht ganz bearbeitet habe.
Und corona ist auch noch nicht verschwunden.
Was für eine Gemengelage.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das Ganze nie so entstanden wäre, wenn die Kuratoren wie immer gewesen wären, nämlich europäische oder amerikanisch und Einzelpersonen. Allein die Wahl dieses Künstlerkollektiv scheint vielen nicht zu passen. Da war und ist schon eine gewissen Voreingenommenheit bei Einigen gegen dieses Kollektiv zu spüren, nach dem Motto, das konnte ja nicht gut gehen, gepaart mit Arroganz. Wenn man sich so durch diverse Artikel durchliest.



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Jörn Budesheim
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Do 2. Jun 2022, 06:14

Stefanie hat geschrieben :
Mi 1. Jun 2022, 22:47
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das Ganze nie so entstanden wäre, wenn die Kuratoren wie immer gewesen wären, nämlich europäische oder amerikanisch und Einzelpersonen. Allein die Wahl dieses Künstlerkollektiv scheint vielen nicht zu passen. Da war und ist schon eine gewissen Voreingenommenheit bei Einigen gegen dieses Kollektiv zu spüren, nach dem Motto, das konnte ja nicht gut gehen, gepaart mit Arroganz. Wenn man sich so durch diverse Artikel durchliest.
Ja, das ist sehr gut möglich!
Stefanie hat geschrieben :
Mi 1. Jun 2022, 22:47
FAZ
Die Artikel der FAZ über die documenta fifteen sind teilweise wirklich unterirdisch.

Ich hätte zu der gesamten Debatte eine supernaive, ganz blauäugige Idee. Wäre es nicht schön, wenn es viel weniger Diskurs und viel mehr Kunst vor, während und nach der documenta gäbe. Dann könnten sich die Menschen aus allen Teilen der Welt unter dem Dach der Kunst versammeln und würden merken, dass sie alle Menschen sind. Was für eine Überraschung! Und diese Erkenntnis ist auch für Ethik und Politik nicht ganz unwichtig :-) Statt beim Streit zu starten, was in der Regel nur zu mehr Streit führt, könnte man mal bei der Kunst starten - auch wenn das ganz und gar out ist. Ist nur so eine Idee von einem alten Mann :-)




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Stefanie
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Mo 20. Jun 2022, 20:48

Es rauscht schon wieder im Blätterwald.

Beispielhaft
https://www.rnd.de/kultur/antisemitismu ... urce=upday

Jörn, Du hast nicht zufällig dieses Objekt schon in live gesehen?



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