Michael Jackson "ON THE WALL"

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Stefanie
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Di 25. Jun 2019, 22:28

Es gibt viele verschiedene Ausstellungen, jene und solche, und diese Ausstellung in der Bundeskunsthalle noch bis zum 14.07.
https://www.bundeskunsthalle.de/ausstel ... -wall.html
Heute ist übrigens der 10. Todestag von Michael Jackson.

Ich gebe zu, so eine Art von Ausstellung habe ich bislang noch nicht gesehen. Zweimal bin ich durchgegangen, und bin immer noch nicht schlüssig, was ich davon halten darf.
Im Vorfeld gab es Diskussionen, darf man diese Ausstellung noch zeigen aufgrund der neuen Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs. In der Ausstellung wird darauf hingewiesen und ausgeführt. Leider ist der Text aufgrund der Farbgestaltung nicht so zu photographieren, dass er lesbar ist.
Darüber hinaus steht zwischen 11:00 und 17:00 Uhr ein Ansprechpartner zur Verfügung, der immer seine Runde macht. Der lief einmal an mir vorbei, als mir spontan ach je, was für ein Kitsch rausrutsche. Er zuckte etwas zusammen. Die entsprechende Bilder zeige ich noch.

Ich schwankte immer zwischen oh, ach je, und ach du liebe Güte, oh wie interessant, himmel wie schlecht, oh wie gut, cool und Kopfschütteln und Verwunderung, einige Male auch Betroffenheit.
Es geht bei der Ausstellung um die Kunst über Michael Jackson, und nicht über sein Leben und Musik. Aber natürlich ist das immer mit dabei. Der Werdegang und seine Veränderungen, sein Leben lasen sich sehr gut erkennen.

Ich glaube, es kommt auch darauf an, wie und in welchem Alter man Jackson zu seinen Lebzeiten wahrgenommen hat.
Meine Altersliga nahm ihn erst seit "Thriller" war. Dieses Video wollte jeder sehen. Es war eine Sensation. Dass er als Kind mit seinen Brüdern, und er besonders, schon ein Superstar war, war uns nicht bewusst. Ich zumindest konnte bei vielen Objekten ab Thriller sehr gut sagen, wann das war, welches Lied verwendet wurde usw. Und dass, obwohl ich mehr neutral war als ein wirklicher Fan.

Später mehr.



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Stefanie
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Di 25. Jun 2019, 23:11

Hier die drei sehr großen Bilder, bei deren ersten Anblick mir rausrutschte, ach je was für ein Kitsch.

Hier die Erläuterung in der Ausstellung:
IMG_20190625_140208.jpg
IMG_20190625_140208.jpg (1.83 MiB) 11917 mal betrachtet
Auf dieser Seite sind alle drei Bilder zu sehen.

https://all4michael.com/2018/08/14/davi ... can-jesus/

Achtung eine fanseite, aber es sind alle drei Bilder zusehen.

Sie hängen in der Ausstellung nebeneinander und dominieren logischerweise diesen Raum. Man biegt in den Raum ein, sieht diese Bilder, und fühlt sich erschlagen. Der Erklärmensch im Museum erzählte mir wie die Bilder entstanden sind, mit einem Modell und dann wurde nachbearbeitet, damit er genau wie Jackson aussieht. Ich muss etwas entgeistert geguckt haben. Die Bilder sind nach dem Tod von Jackson entstanden.
Also ...Ich finde diese Art der Verehrung, ... kitsch, oder was ist das?



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Jörn Budesheim
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Mi 26. Jun 2019, 09:02

In einen fernen Zukunft wird man diesen Text gut datieren können, denn es gibt zeitlich gut eingrenzbare Moden im Kuratorenjargon. Heute kommt man ohne den Begriff "Narrativ" nicht aus, den Begriff Dekonstruktion hört man hingegen mittlerweile seltener. Eine kurze Zeit lang war ein Text ohne das Wörtchen "ephemer" kaum denkbar. Es wäre sicher eine lohnende Aufgabe, diese Moden zu sammeln und zu erforschen. Insbesondere wäre die Frage zu klären: An wen wenden sich diese Kürzel?




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Stefanie
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Mi 26. Jun 2019, 18:33

Es gibt noch weitere Infotexte, in denen narrativ auftaucht. Vor ein paar Monaten bin ich auf Artikel gestoßen, in denen dieses "Modewort" diskutiert wurde. Mir ist der Begriff im Zusammenhang mit Hannah Arendt bekannt, weswegen ich beim googlen diese Artikel gefunden hatte.
In der Goethe Ausstellung ist mir dieses Wort nicht untergekommen.
Mein persönlicher Eindruck bei der Jackson Ausstellung ist, dass damit die Texte aufgepimpt werden sollten, also es soll gehaltvoller klingen, als es ist.

Ich komme ja über diese drei Bilder, pardon Photos, nicht hinweg.



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Stefanie
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Mi 26. Jun 2019, 22:49

IMG_20190625_135925.jpg
IMG_20190625_135925.jpg (2.06 MiB) 11892 mal betrachtet
Als ich dieses gemalte Bild sah, dachte ich erst, es ist der Vater oder einer seiner Brüder.
Nein, es zeigt Michael Jackson. Die Zeitschrift Ebony hatte 1985 einen Künstler beauftragt, berühmte farbige Künstler so zu malen, wie er sie im Jahr 2000 sehen würde. Michael Jackson soll von seinem Portrait sehr angetan gewesen sein.

https://afrocentria.com/celebs/celebrit ... year-2000/

Tja...



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Stefanie
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Mi 26. Jun 2019, 23:22

Die Photographin Catherine Opie hat mit Einwilligung von Elisabeth Taylor deren Wohnräume photographiert. Es gibt dazu einen Bildband, und in den USA auch Ausstellungen. Die Aufnahmen entstanden einige Monate vor dem Tod von Elisabeth Taylor.
Eines der Photos zeigt den Nachttisch von Elisabeth Taylor. Dieses Bild ist in der Ausstellung zu sehen.
IMG_20190625_140302.jpg
IMG_20190625_140302.jpg (2.96 MiB) 11892 mal betrachtet
Es wird auch eine Videoinstallation zur Freundschaft von Jackson und Taylor. Ein wilder Mix von liedtexten, Musik von Jackson und Szenen aus Cleopatra, nur die Stimme von taylor.

Bei dem Photo vom Nachttisch regte sich bei mir Widerspruch. Gibt denn keine Grenzen?
Elisabeth Taylor war ein Superstar, nein ist es auch nach ihrem Tod, auch ein Leben in der Öffentlichkeit, auch als Kind zum Erfolg getrimmt worden, aber den Nachttisch photographieren? Ich hätte jetzt Richard Burton erwartet, aber nein zweimal Michael Jackson. In den anderen Räumen ist dann Richard Burton dominierend, habe ich nachgelesen.

Ich weiß nicht, ist es unser Voyeurismus, der solche Bilder möglich macht? Allein, dass ich was nachgelesen habe.



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Stefanie
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So 30. Jun 2019, 00:28

Zumindest hat die Ausstellung bewirkt, dass ich mir nach mind. 30 Jahren die Videos, besser die Kurzfilme, "Thriller " und "Bad" angeschaut habe, und habe Bauklötzchen über die Anzahl der Aufrufe bei Youtube gestaunt. Den Inhalt von "Bad" hatte ich total vergessen.

Nachdem ich mir Internet noch mal etliches der Ausstellung angeschaut habe, diverse Artikel gelesen habe, und dies mit meinen Eindrücken zusammengeführt habe, denke ich, dass der Anspruch den die Macher selber an die Ausstellung hatten, sich nicht richtig erfüllt hat.
Selbst, wenn man die neuen Anschuldigungen außer acht lässt, ist der grösste Teil der gezeigten Stücke eine Hommage an und über Michael Jackson. Salopp gesagt, die meisten Künstler waren genauso in den Bann gezogen wie seine Fans.
Einige wenige beschäftigen sich mit seiner Herkunft als schwarzer Künstler, mit Rassismus, und den gesellschaftlichen Auswirkungen seines Erfolges als schwarzer Künstler.
Einige versuchten hinter die Maske zu schauen, was auch gelang. Die fand ich auch gut.
Kitsch...Die Ausstellung in der Gesamtheit schrammt gerade so am totalen Kitsch vorbei. Zum einem durch Jackson selber, mit dem vom ihm in Auftrag gegeben Bild, auf dem er auf dem Pferd sitzt, dem Original Gemälde für ein plattencover, der Jacke usw.
Und zum anderen, was andere da so produziert haben.
Das interessantes Objekt war nicht im Original zu sehen, die Skulptur von Koons, Jackson und sein Affe, die angeblich zu fragil sei, um transportiert werden zu können, die war weder in London, noch in Paris. Es gab nur ein Photo. Da wollte wohl jemand die Skulptur nicht rausrücken.
Andere Stücke waren für mich schlicht kitsch.
Die zeitlich jüngsten Objekte, zum Teil nach seinem Tod entstanden, und nach dem ersten Prozess, konnten sich der Anziehung dieses Künstler auch nicht entziehen. Kritische Stimmen waren selten.

Zumindest ich bin rausgegangen und sagte zu mir, was für ein Talent, und wie verdammt gut er war, wie er heute noch ausstrahlt, und dann so ein sch.... Leben.
Tragisch für alle Beteiligten, auch für, wenn die Anschuldigungen stimmen, für die Opfer. Und für seine drei Kinder.



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Jörn Budesheim
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So 30. Jun 2019, 06:09

Vielleicht ein Wort zum Kitsch. Da ich die Ausstellungen nicht gesehen habe, natürlich nur unter Vorbehalt. Michael Jackson war ja ohne Frage eine Kunstfigur. Die Person Michael Jackson dürften sicherlich nicht viele Menschen gekannt haben, möglicherweise nicht mal er selbst. Bei der Arbeiten, die ich gesehen habe, und die du hier gezeigt und verlinkt hast, geht es vielleicht mehr und die Darstellung der Darstellung der Kunstfigur. Das heißt, die extreme Überhöhung und mediale Verkünstlichungung der Figur wird womöglich gezeigt. Der Begriff "Idol" heißt ja zugleich Götzenbild und Kultfigur ...

Bei Kitsch sollen ja die Reflexion aus und einfache Gefühle angeschaltet werden. Das heißt, wenn er funktioniert, verliert man sich ganz in ihm und jede kritische Distanz ist ausgeschaltet. Das scheint mir hier nicht unbedingt der Fall zu sein, da die Bilder so offensiv sind, dass sie ihre eigene Kitschigkeit gleichsam mitthematisieren.

Bild




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Stefanie
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So 30. Jun 2019, 21:57

Ein Beispiel:
Das ist das Original von Jeff Koons, welches nicht zu sehen war, weil zu fragil zum transportieren.
https://publicdelivery.org/jeff-koons-m ... bles-1988/

Diese hier gibt es nur in Bonn zu sehen:
https://www.tagesschau.de/inland/michae ... pos-0.html

Beim ersten Blick auf dieses goldene Etwas war ich erst mal baff. Geblendet. Gegenüber hängt ein Photo der Koons Arbeit, und einige Erläuterungen. Dann musste ich grinsen.
Die Arbeit von Koons spielt mit der Kunstfigur Jackson , die Figur in Bonn spielt mit dem Original und der Figur Jackson. Guck mal die Grösse von dem Schuh. Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, so ein bißchen sich lustig machen ist auch dabei. Auch uber das Original. Für mich sind beide Figuren kein Kitsch.



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So 30. Jun 2019, 22:20

Bei dem hier bin ich mir nicht mehr sicher, wenn ich Deine Erläuterungen lese, ob es Kitsch ist.
Es ist das erste Bild, was man sieht, wenn man die Ausstellung betritt.

https://coolhunting.com/culture/kehinde-wiley-e/

Oben zu erst das Bild von Michael Jackson, unten das Original von Rubens.
Es ist eine Auftragsarbeit. Michael Jackson wollte so gemalt werden. Wie das Rubens Gemälde. Fertig gemalt wurde es nach dem Tod von Jackson.

Dann gibt es noch dieses hier:
https://www.diggram.com/media/ByEu9QioioH

Ich überlege und überlege, weil ich meine, auch hierzu gibt es berühmte Vorlage. Ich komme nicht darauf.



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So 30. Jun 2019, 22:27

An Deine Zeichnung habe ich zwischendurch gedacht, als ich in der Ausstellung war. So ein Bild fehlte in der Ausstellung. Mittlerweile finde ich diese Zeichnung sowas von gut. Ich befürchte nur, bei Hardcore Fans könnte sie zu einer seelischen Erschütterung führen.



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Jörn Budesheim
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Mo 1. Jul 2019, 05:13

Diese Ölbilder soll vielleicht auch eine "Geschichtslücke" schließen. Wann sind schon mal Schwarze so dargestellt worden?




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Stefanie
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Mo 1. Jul 2019, 22:09

So gut wie nie. Das wurde aber nicht ansatzweise angesprochen. Irritiert mich jetzt irgendwie.
An anderer Stelle wurde die Herkunft und die Hautfarbe schon thematisiert, der hart erarbeitete Erfolg, mit den Jackson 5 zu einer Zeit, in der dies noch außergewöhnlich war, und an einer Stelle wurde er sinngemäss so zitiert, er musste doppelt so hat arbeiten, um halb so gut wie weiße Künstler zu gelten, deshalb hat er noch mehr gearbeitet, und es musste alles perfekt sein.



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