Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 15. Apr 2024, 10:49
Was hältst Du davon, zu dieser Grafik einen eigenen Faden mit Erläuterungen aufzumachen?
Ich habe deinen Vorschlag anhand der Übersetzung von Schleiermacher gründlich geprüft. Dabei stellte ich fest, dass die beiden Gesprächspartner schon etwas müde sind. Glaukon schweift ab und Sokrates lässt sich zu nicht wirklich nötigen Exkursen verleiten. Als Leser halte ich dagegen und möchte das Thema nicht auch noch durch eigene Fäden mit Erläuterungen verwässern. Ich will das begründen, indem ich Platos Text wie folgt auf das Wesentliche eindicke:
Glaukon befürchtet, dass Sokrates ihn am Ende im Stich lässt. Denn er wolle doch zufrieden sein, wenn Sokrates so wie er über die Gerechtigkeit und Besonnenheit geredet hat, nun auch noch über das Gute redet. (506 d e). Sokrates drängt es {zum Wasserlösen}, da kommt ihm der Blitzgedanke zu einer Kurzfassung:
Vieles Schöne und vieles Gute nehmen wir im Einzelnen an, und bestimmen es uns durch Erklärungen. Dann aber auch wieder das Schöne selbst und das Gute selbst setzen wir jedes für sich als
Eine Idee, so auch was wir vorher als vieles setzten. Und von diesem Vielen sagen wir, dass es gesehen werde aber nicht gedacht; von den Ideen hingegen, dass sie gedacht werden aber nicht gesehen. (507 a b)
Wenn sich die Augen auf das richten, was die Sonne bescheint: dann sehen sie deutlich, und es zeigt sich, dass in eben diesen Augen die Sehkraft wohnt. Ebenso nun betrachte dasselbe auch an der
Seele: Wenn sich die Seele auf das heftet, woran Wahrheit und das Seiende glänzt: so bemerk und erkennt sie es, und es zeigt sich dass sie Vernunft hat. […] Dies also, was dem erkennbaren Wahrheit mitteilt und dem erkennenden das Vermögen hergibt, sage sei die
Idee des Guten. (508)
Die Sonne […] verleihe dem Sichtbaren nicht nur das Vermögen gesehen zu werden, sondern auch das Werden und Wachstum und Nahrung, ohneracht sie selbst nicht das Werden ist. [..] Ebenso nun sage auch, dass dem Erkennbaren nicht nur das Erkanntwerden von dem Guten komme, sondern auch das Sein und Wesen habe es von ihm, da doch das Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an Würde und Kraft hinausragt. […] Merke also, […] diese Beiden Arten hast du nun, das
denkbare und das
sichtbare. (509)
[Ende des Sonnengleichnis und Übergang zum Liniengleichnis] (509 d)
So nimm nun […] die ungleichen Teile,
und teile wiederum […] die Bereiche des sichtbaren und den des denkbaren:
so gibt […] in dem sichtbaren ein Abschnitt für Bilder, im weitesten Sinn, zuerst die Schatten, dann die Spiegelung und Brechung im Wasser und die dergleichen auf (510) glatten und glänzenden Flächen. Und als den andern Abschnitt setze das folgende, nämlich Fauna und Flora und alles vom Menschen Gemachte.
[schon hier taucht mit "dem Abschnitt für Bilder" die Höhle im nächsten Gleichnis auf ... und der Leser kann erahnen wohin der Aufstieg geht.]