Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mi 2. Apr 2025, 14:26
Hmm... Es gibt Menschen, die der Ansicht sind, dass man den Begriff
aus bestimmten Gründen nicht nutzen sollte. Das wäre keine Tabuisierung, sondern eine Handlung aus (vermeintlich oder tatsächlicher) rationaler Einsicht. Hübl stellt deren Gründe infrage. Ob er in der Vorlesung von Tabuisierung gesprochen hat, weiß ich nicht mehr. Es wurden (nach meiner Erinnerung) auch Zusammenhänge diskutiert, in denen Verwendung oder Nichtverwendung von bestimmten Begriffen Gruppenzugehörigkeit signalisiert.
Ich würde nicht von Tabuisierung sprechen, weil das in gewisser Hinsicht ein "Angriff" auf die Rationalität derjenigen ist, die den Begriff aus bestimmten Gründen nicht nutzen wollen.
Ein aktuelles Beispiel:
"Komiker Dieter Hallervorden sorgte in einer ARD-Show mit dem Gebrauch des "N-Wortes" und "Z-Wortes" für Kritik."
Quelle:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama ... e-100.html
Es besteht ein relevanter Unterschied zwischen der
objektsprachlichen und der
metasprachlichen Verwendung eines Wortes. (Im Englischen ist von der
use-mention distinction die Rede.) Wenn schon die bloße öffentliche
Erwähnung der Wörter "Neger[kuss]" und "Zigeuner[schnitzel]" tabuisiert wird, dann steckt dahinter der Aberglaube an Sprachmagie – d.h. daran, dass allein das Aussprechen oder Ausschreiben bestimmter Wörter unmittelbar Unheil (Böses, Übles, Schlimmes) heraufbeschwört.
Hallervorden sagt in dem Sketch: "Wenn ich das gewusst hätte, dass man das nicht mehr sagt jetzt,
Zigeunerschnitzel und so,
Negerkuss und so…"
Das ist zweifellos eine metasprachliche Wortverwendung im Sinn einer Erwähnung; und ich finde es inakzeptabel, dass Hallervorden allein dafür des Rassismus bezichtigt wird.
(Was ich kritisiere, ist, dass Hallervorden nichts Besseres für die Neuauflage seines Sketch-Klassikers eingefallen ist als diese billige Provokation mit vorhersehbarer Empörungsreaktion.)