Philipp Hübl: Framing, Schwurbler und Schwätzer (11)
Zusammenfassung von Hübl
(1) Wenn wir nicht die volle Aufmerksamkeit einschalten, kann uns die sprachliche Form von Aussagen (das „Framing“) anfällig für Manipulation machen.
(2) Im Alltag sind die meisten Fälle von Euphemismen und Dysphemismen leicht zu durchschauen.
(3) Die starke sprachliche Relativitätsthese (Sapir-Whorf-These: Unsere Muttersprache determiniert/bestimmt unser Denken, Wissen, Weltbild oder unsere Wahrnehmung) ist philosophisch unplausibel und empirisch nicht belegt.
(4) Menschen verwenden große Worte zur Selbstdarstellung. Worthülsen, Plastikwörter, Abstrakta, Edelsubstantive, technische Prosa und pseudo-profunder Bullshit können uns täuschen oder beeindrucken, wenn wir nicht aufpassen.
(5) Neben dem Schwätzer gibt es noch einen zweite Typ von Bullshitter, den Schwurbler: Er verwendet ehrfurchtsheischende Wörter in der Absicht, andere über die Tiefe seiner Gedanken zu täuschen.
(6) Sprachkritik ist dann schlecht begründet, wenn sie Wörter mit den moralisch zu kritisierenden Dingen verwechselt, für die diese Wörter stehen. Wer glaubt, die Welt durch Sprachpolitik ändern zu können, erliegt oft dem magischen Denken.
(7) Gute Sprachkritik ist Geschwurbel-Kritik: Obacht bei großen Worten!
- Jörn Budesheim
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Die Vorlesung ist sehens-, oder eigentlich hörenswert. Zwei Einwände:
Die Stelle mit den Flüchtlingen hat mich nicht überzeugt. Hieß es nicht im Vortrag, dass etwa die Hälfte der Wörter auf „-ling“ positiv und die andere negativ konnotiert ist? Das ist doch ein starkes Argument, auf „Flüchtling“ zu verzichten und stattdessen „Flüchtende“ zu wählen, finde ich.
Auch die Passage über die Häuptlinge fand ich problematisch. Der Begriff ist kolonialistisch belastet – und zwar gründlich. Er war nie Ausdruck von Respekt vor den betroffenen Kulturen, darüber muss man nicht diskutieren. Zudem steht er nicht isoliert da, sondern ist Teil eines ganzen Netzes kolonialer Bezeichnungen und "Erzählungen", durchzogen von Karikaturen und Bildern, die mir selbst noch aus der Kindheit vertraut sind. Man kann ihn nicht einfach aus diesem Gefüge herauslösen und nur für sich betrachten, finde ich.
Deswegen funktionieren auch nicht die ganzen Vergleiche mit anderen Begriffen, die ebenfalls den Ausdruck "Haupt..." enthalten. Denn der Begriff erlangt seine Bedeutung im Wesentlichen aus seinem Ort in diesem kolonialistischen Netz aus Erzählungen, Wörtern, Bildern etc.
Die Stelle mit den Flüchtlingen hat mich nicht überzeugt. Hieß es nicht im Vortrag, dass etwa die Hälfte der Wörter auf „-ling“ positiv und die andere negativ konnotiert ist? Das ist doch ein starkes Argument, auf „Flüchtling“ zu verzichten und stattdessen „Flüchtende“ zu wählen, finde ich.
Auch die Passage über die Häuptlinge fand ich problematisch. Der Begriff ist kolonialistisch belastet – und zwar gründlich. Er war nie Ausdruck von Respekt vor den betroffenen Kulturen, darüber muss man nicht diskutieren. Zudem steht er nicht isoliert da, sondern ist Teil eines ganzen Netzes kolonialer Bezeichnungen und "Erzählungen", durchzogen von Karikaturen und Bildern, die mir selbst noch aus der Kindheit vertraut sind. Man kann ihn nicht einfach aus diesem Gefüge herauslösen und nur für sich betrachten, finde ich.
Deswegen funktionieren auch nicht die ganzen Vergleiche mit anderen Begriffen, die ebenfalls den Ausdruck "Haupt..." enthalten. Denn der Begriff erlangt seine Bedeutung im Wesentlichen aus seinem Ort in diesem kolonialistischen Netz aus Erzählungen, Wörtern, Bildern etc.
Der Indianer ist das beste Beispiel, dass solche Theorien fragwürdig sind. Die wurden verdrängt, ausgerottet, verachtet, trotzdem hat sich der Begriff als positiver gehalten, weil man die Menschen eben auch anders dargestellt hat. Das gleiche würde mit allen negativen Begriffen passieren. Und wenn man Bilderbücher für Kinder macht, bei denen Arzt für Männlein und Weiblein genommen wird, sieht niemand nur Männer.
Das ganze Spiel um solche Begriffe ist ein Machtspiel. Ich habe den Vortrag teilweise gesehen und fand ihn weder prickelnd noch negativ.
Das ganze Spiel um solche Begriffe ist ein Machtspiel. Ich habe den Vortrag teilweise gesehen und fand ihn weder prickelnd noch negativ.
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Ich habe mir die fragliche Stelle in der Vorlesungsreihe von einem Roboter zusammenfassen lassen und da ich sie selbst auch gehört habe denke ich, dass diese Zusammenfassung treffend ist:
Philipp Hübls Kritik an der Sprachkritik zum Begriff "Häuptling"
In seiner Vorlesung zum Thema Sprachkritik, insbesondere im Abschnitt über schlecht begründete Sprachkritik, betrachtet Philipp Hübl kritisch die Idee, dass der Begriff "Häuptling" negativ konnotiert sei und deshalb nicht verwendet werden sollte. Seine Hauptpunkte gegen diese kritische Betrachtung sind folgende:
Philipp Hübls Kritik an der Sprachkritik zum Begriff "Häuptling"
In seiner Vorlesung zum Thema Sprachkritik, insbesondere im Abschnitt über schlecht begründete Sprachkritik, betrachtet Philipp Hübl kritisch die Idee, dass der Begriff "Häuptling" negativ konnotiert sei und deshalb nicht verwendet werden sollte. Seine Hauptpunkte gegen diese kritische Betrachtung sind folgende:
- Die generelle Annahme, dass Wörter, die auf "-ling" enden, negativ seien, ist falsch.
Hübl führt zahlreiche Beispiele an, die das Gegenteil beweisen, wie "Schmetterling," "Findling," "Frühling," "Säugling," "Liebling," "Engerling," und "Pfifferling," welche in seinen Ohren sehr positive Wörter sind. Er erwähnt, dass es im Deutschen etwa 400 Wörter gibt, die auf "-ling" enden, und ungefähr die Hälfte davon sei positiv. - Historisch gesehen war "Häuptling" ein neutraler und Standardbegriff für Anführer.
Hübl recherchierte und fand heraus, dass bei den germanischen Stämmen und den Friesen alle Anführer "Häuptling" hießen. Es war das Standardwort für einen Anführer. - Auch in der Literatur wurde "Häuptling" positiv verwendet.
Hübl nennt das Beispiel, dass Goethe über Voltaire sagte, er sei "der Häuptling der Franzosen," was sehr positiv gemeint war. In diesem Kontext bedeutete "Häuptling" Oberhaupt. - Die Verwendung des Wortes "Haupt" (Kopf) für einen Anführer ist in vielen Sprachen üblich.
Hübl führt Beispiele wie "the head of state" im Englischen, "der Capo die CAPI" bei der Mafia und "Chef" in der Küche (französisch) an, die alle vom Wort für Kopf abgeleitet sind. Dies zeige, dass die Metapher, den Kopf als Repräsentation des Anführers zu verwenden, weit verbreitet und lexikalisiert ist.
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Argument 1 zeigt, dass die Endung „-ling“ nicht generell negativ ist. Doch zugleich belegt es, dass viele Wörter mit dieser Endung eine negative Bedeutung haben. Gerade weil „-ling“ sowohl positiv als auch negativ konnotiert sein kann, lässt sich aus der bloßen Existenz positiver Beispiele nicht ableiten, dass „Häuptling“ ausschließlich neutral oder positiv verstanden wurde. Vielmehr zeigt das Argument, dass eine negative Verwendung zwar nicht zwingend, aber durchaus möglich war.
Argument 2 belegt, dass „Häuptling“ bei den germanischen Stämmen und Friesen eine übliche Bezeichnung für Anführer war. Das sagt jedoch nichts darüber aus, ob die Bezeichnung für indigene oder afrikanische Anführer nicht auch eine abwertende Konnotation haben konnte. Es ist ein gutes Argument, um zu zeigen, dass der Begriff nicht in sich problematisch ist, aber es zeigt nicht darüber hinaus, dass er in kolonialen Kontexten nicht negativ verwendet wurde.
Argument 3 verweist auf Goethes Metapher von Voltaire als „Häuptling der Franzosen“. Doch Voltaire hatte keine formale „Häuptlingsposition“. Dass Goethe das Wort in diesem speziellen Fall positiv verwendete, beweist nicht, dass es generell positiv besetzt war. Es zeigt nur, dass es positiv sein kann.
Argument 4 zeigt, dass „Haupt“ in vielen Sprachen eine gängige Metapher für Führung ist. Doch das bedeutet nicht, dass „Häuptling“ in jeder Verwendung neutral oder positiv blieb.
Zudem fehlt ein wichtiger Punkt: Warum wurde nicht einfach die jeweilige Selbstbezeichnung der Stammesführer übernommen? Die systematische Verwendung des Begriffs „Häuptling“ diente dazu, sie als Anführer primitiver Kulturen zu kennzeichnen – ein kolonialer Sprachakt. Man stelle sich vor, der König von England würde von uns durchgängig als „Häuptling“ bezeichnet, während seine offiziellen Titel konsequent vermieden würden, eingebettet in eine Darstellung mit verzerrenden Karikaturen, die ihn als Anführer einer primitiven Kultur zeigen. Ich kritisiere insbesondere, dass Hübl keine Einbettung des Begriffs im Kontexte thematisiert. Für mich macht das seine Kritik, die durchaus wichtige Punkte trifft, einseitig.
Hübls Argumentation widerlegt also zwar die These, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht. Doch daraus folgt nicht, dass „Häuptling“ in kolonialen Kontexten frei von abwertenden Bedeutungen war, vorsichtig formuliert.
Argument 2 belegt, dass „Häuptling“ bei den germanischen Stämmen und Friesen eine übliche Bezeichnung für Anführer war. Das sagt jedoch nichts darüber aus, ob die Bezeichnung für indigene oder afrikanische Anführer nicht auch eine abwertende Konnotation haben konnte. Es ist ein gutes Argument, um zu zeigen, dass der Begriff nicht in sich problematisch ist, aber es zeigt nicht darüber hinaus, dass er in kolonialen Kontexten nicht negativ verwendet wurde.
Argument 3 verweist auf Goethes Metapher von Voltaire als „Häuptling der Franzosen“. Doch Voltaire hatte keine formale „Häuptlingsposition“. Dass Goethe das Wort in diesem speziellen Fall positiv verwendete, beweist nicht, dass es generell positiv besetzt war. Es zeigt nur, dass es positiv sein kann.
Argument 4 zeigt, dass „Haupt“ in vielen Sprachen eine gängige Metapher für Führung ist. Doch das bedeutet nicht, dass „Häuptling“ in jeder Verwendung neutral oder positiv blieb.
Zudem fehlt ein wichtiger Punkt: Warum wurde nicht einfach die jeweilige Selbstbezeichnung der Stammesführer übernommen? Die systematische Verwendung des Begriffs „Häuptling“ diente dazu, sie als Anführer primitiver Kulturen zu kennzeichnen – ein kolonialer Sprachakt. Man stelle sich vor, der König von England würde von uns durchgängig als „Häuptling“ bezeichnet, während seine offiziellen Titel konsequent vermieden würden, eingebettet in eine Darstellung mit verzerrenden Karikaturen, die ihn als Anführer einer primitiven Kultur zeigen. Ich kritisiere insbesondere, dass Hübl keine Einbettung des Begriffs im Kontexte thematisiert. Für mich macht das seine Kritik, die durchaus wichtige Punkte trifft, einseitig.
Hübls Argumentation widerlegt also zwar die These, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht. Doch daraus folgt nicht, dass „Häuptling“ in kolonialen Kontexten frei von abwertenden Bedeutungen war, vorsichtig formuliert.
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Richtig, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht, wird von Hübls Argumentation widerleg. Was allerdings auf den Begriff „Häuptling“ zur Gänze nicht zutrifft. Da greift tatsächlich die abwertende Bedeutung im kolonialen Kontext bzw. gemäß Hübls Argumentation der Framingeffekt … 06:20 min. Also das die sprachliche Einrahmung und .. nicht der Inhalt! .. eines Satzes den Hörer beeinflusst. In diesem Fall handelt es sich allerdings um einen Begriff, der mittels eines Satzes negativ geframt wird …Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 30. Mär 2025, 09:13Die systematische Verwendung des Begriffs „Häuptling“ diente dazu, sie als Anführer primitiver Kulturen zu kennzeichnen – ein kolonialer Sprachakt. Man stelle sich vor, der König von England würde von uns durchgängig als „Häuptling“ bezeichnet, während seine offiziellen Titel konsequent vermieden würden, eingebettet in eine Darstellung mit verzerrenden Karikaturen, die ihn als Anführer einer primitiven Kultur zeigen. Ich kritisiere insbesondere, dass Hübl keine Einbettung des Begriffs im Kontexte thematisiert. Für mich macht das seine Kritik, die durchaus wichtige Punkte trifft, einseitig.
Hübls Argumentation widerlegt also zwar die These, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht. Doch daraus folgt nicht, dass „Häuptling“ in kolonialen Kontexten frei von abwertenden Bedeutungen war, vorsichtig formuliert.
- "Der Begriff ist das Freie, als die für sie seiende substantielle Macht, und ist Totalität, indem jedes der Momente das Ganze ist, das er ist, und als ungetrennte Einheit mit ihm gesetzt ist; so ist er in seiner Identität mit sich das an und für sich Bestimmte"
Hegel .. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
- "Die gewöhnlichen Arten von klaren, deutlichen und adäquaten Begriffen gehören nicht dem Begriffe, sondern der Psychologie insofern an, als unter klarem und deutlichem Begriffe Vorstellungen gemeint sind, unter jenem eine abstrakte, einfach bestimmte, unter diesem eine solche, an der aber noch ein Merkmal, d. i. irgendeine Bestimmtheit zum Zeichen für das subjektive Erkennen herausgehoben ist"
Hegel .. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
Sofern man Hegel hier realistisch-ontologisch liest, wäre es falsch. Nur wenn man ihn pragmatisch oder inferentialistisch liest, könnte sich seine Aussage mit moderneren Theorien versöhnen lassen. Fragt sich also, wie du ihn liest.Timberlake hat geschrieben : ↑So 30. Mär 2025, 17:09Richtig, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht, wird von Hübls Argumentation widerleg. Was allerdings auf den Begriff „Häuptling“ zur Gänze nicht zutrifft. Da greift tatsächlich die abwertende Bedeutung im kolonialen Kontext bzw. gemäß Hübls Argumentation der Framingeffekt … 06:20 min. Also das die sprachliche Einrahmung und .. nicht der Inhalt! .. eines Satzes den Hörer beeinflusst. In diesem Fall handelt es sich allerdings um einen Begriff, der mittels eines Satzes negativ geframt wird …Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 30. Mär 2025, 09:13Die systematische Verwendung des Begriffs „Häuptling“ diente dazu, sie als Anführer primitiver Kulturen zu kennzeichnen – ein kolonialer Sprachakt. Man stelle sich vor, der König von England würde von uns durchgängig als „Häuptling“ bezeichnet, während seine offiziellen Titel konsequent vermieden würden, eingebettet in eine Darstellung mit verzerrenden Karikaturen, die ihn als Anführer einer primitiven Kultur zeigen. Ich kritisiere insbesondere, dass Hübl keine Einbettung des Begriffs im Kontexte thematisiert. Für mich macht das seine Kritik, die durchaus wichtige Punkte trifft, einseitig.
Hübls Argumentation widerlegt also zwar die These, dass bereits die Endung „-ling“ den Begriff „Häuptling“ negativ macht. Doch daraus folgt nicht, dass „Häuptling“ in kolonialen Kontexten frei von abwertenden Bedeutungen war, vorsichtig formuliert.
.. … und damit um eine Totalität, wonach sich die Anwendung dieses Begriffs für den König von England verbietet. Wenngleich, wenn man den mit den primitiven Kulturen kommuniziert, in Ermangelung dessen, wie dort der Begriff geframt ist, den König von England zunächst einmal als Häuptling vorstellt. ..
- "Der Begriff ist das Freie, als die für sie seiende substantielle Macht, und ist Totalität, indem jedes der Momente das Ganze ist, das er ist, und als ungetrennte Einheit mit ihm gesetzt ist; so ist er in seiner Identität mit sich das an und für sich Bestimmte"
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Insofern würde ich übrigens das Framen von Begriffen nicht den gewöhnlichen Arten von klaren, deutlichen und adäquaten Begriffen zugehörig erachten, sondern tatsächlich, so wie hier beschrieben, der Psychologie. Einer Psychologie, wonach ein und der selbe Begriff, ... klar, deutlichund adäquat .. dem Inhalt nach! , das Eine ( König ) subjektiv auf und das Andere (Häuptling) subjektiv abwertet. Um an dieser Stelle einmal Hübls Argumentation mit Hegels Argumentation zu ergänzen.
- "Die gewöhnlichen Arten von klaren, deutlichen und adäquaten Begriffen gehören nicht dem Begriffe, sondern der Psychologie insofern an, als unter klarem und deutlichem Begriffe Vorstellungen gemeint sind, unter jenem eine abstrakte, einfach bestimmte, unter diesem eine solche, an der aber noch ein Merkmal, d. i. irgendeine Bestimmtheit zum Zeichen für das subjektive Erkennen herausgehoben ist"
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Wie dir möglicherweise auch aus anderen Beiträgen aufgefallenen ist, in dem ich mich auf Zitate beziehe, ich lese ihn, in dem ich seine Worte übernehme, buchstäblich in wortwörtlicher Rede. Als solches mich allerdings schon interessiert, warum es falsch wäre, sofern man Hegel hier realistisch-ontologisch liest.
Wo wir schon mal dabei sind und natürlich um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen ...
In dem besagten Video heißt es an der Stelle 1:06:40 ...

Wo wir schon mal dabei sind und natürlich um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen ...
In dem besagten Video heißt es an der Stelle 1:06:40 ...
- "Der Schwurbler (Verhältnis zu Form defekt): Behauptet absichtlich etwas über X, von dem er nicht weiß, ob es wahr oder falsch (oder überhaupt gehaltvoll) ist und wählt unverständliche und ehrfurchtheischende Wörter in der Absicht, andere über die Tiefe seiner Gedanken über X zu täuschen."

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Dazu nur mal zum Vergleich ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 28. Mär 2025, 14:14
Die erste Hälfte der Vorlesung habe ich mir gestern Abend im Schlaflabor vor dem Schlafen angehört, die zweite Hälfte kommt heute Abend dran.
- Frage ... 7:52
Warum ist der Ekel wichtig
Antwort
Ja das ist jetzt etwas, was psychologisch mittlerweile ganz gut belegt ist. Man weiß, dass wenn man, die, sagen wir eher konservativen Neigungen in uns ansprechen will, muss man Menschen Bilder vorgeben, die irgendetwas mit Ekel zu tun haben. … Ekel ist erstmal der Mechanismus, der uns vor Fremdkörper schützt. Also wir ekeln uns vor verdorbenem Essen, vor Exkrementen aber wir können uns auch vor anderen Menschen ekeln und das ist stammesgeschichtlich in uns tief verankert. Wir überschreiben das in der modernen Kultur und versuchen offene multikulturelle Menschen zu sein. Aber es gibt diesen Hang, wenn man in uns hervorruft, dass eine bestimmte Menschengruppe Abschaum ist, eklig ist, minderwertig, Ungeziefer ist. Also wenn man mit dieser Sprache arbeitet, kann man die Neigung hervorrufen, eine bestimmte Gruppe auch auszugrenzen.
- "Jedes Individuum ist ein unendlicher Reichtum von Empfindungsbestimmungen, Vorstellungen, Kenntnissen, Gedanken usf.; aber ich bin darum doch ein ganz Einfaches, – ein bestimmungsloser Schacht, in welchem alles dieses aufbewahrt ist, ohne zu existieren. Erst wenn ich mich an eine Vorstellung erinnere, bringe ich sie aus jenem Innern heraus zur Existenz vor das Bewußtsein. In Krankheiten geschieht, daß Vorstellungen, Kenntnisse wieder zum Vorschein kommen, die seit vielen Jahren vergessen heißen, weil sie in so langer Zeit nicht ins Bewußtsein gebracht wurden"
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"Hast du in deinem Studium mal was gelernt, womit du gar nicht gerechnet hättest?
Ja, ich hatte während meines Studiums öfter Aha-Erlebnisse – gute Momente, in denen ich dachte: „Das hätte ich mir überhaupt nicht so vorgestellt.“ Zwei davon sind mir besonders in Erinnerung geblieben.
Das erste betrifft mein ursprüngliches Bild von der Philosophie. Ich dachte immer, sie sei eine Art mysteriöse Welt, in die man erst nach und nach vordringt. Irgendwann, so stellte ich mir vor, würde sich ein Vorhang zur Seite ziehen, und plötzlich verstünde ich, was all diese großen, dunklen Denker – Heidegger, Hegel, Lacan und so weiter – wirklich gemeint haben. Aber diese Offenbarung bleibt aus. Es gibt diesen einen Moment nicht, in dem plötzlich alles klar wird.
Stattdessen ist meine große Erkenntnis eher das Gegenteil: Je älter ich werde, desto mehr habe ich den Eindruck, dass selbst diese Denker oft nicht genau wussten, was sie da eigentlich sagen wollten. Am Anfang glaubt man noch, das Problem liege bei einem selbst, dass man einfach noch nicht klug oder gebildet genug sei. Aber je sicherer man wird, desto mehr merkt man: Vielleicht haben sie sich selbst auch nicht ganz verstanden. "
(Tilo Jung im Gespräch mit Philipp Hübl, sinngemäß transkribiert)
Ja, ich hatte während meines Studiums öfter Aha-Erlebnisse – gute Momente, in denen ich dachte: „Das hätte ich mir überhaupt nicht so vorgestellt.“ Zwei davon sind mir besonders in Erinnerung geblieben.
Das erste betrifft mein ursprüngliches Bild von der Philosophie. Ich dachte immer, sie sei eine Art mysteriöse Welt, in die man erst nach und nach vordringt. Irgendwann, so stellte ich mir vor, würde sich ein Vorhang zur Seite ziehen, und plötzlich verstünde ich, was all diese großen, dunklen Denker – Heidegger, Hegel, Lacan und so weiter – wirklich gemeint haben. Aber diese Offenbarung bleibt aus. Es gibt diesen einen Moment nicht, in dem plötzlich alles klar wird.
Stattdessen ist meine große Erkenntnis eher das Gegenteil: Je älter ich werde, desto mehr habe ich den Eindruck, dass selbst diese Denker oft nicht genau wussten, was sie da eigentlich sagen wollten. Am Anfang glaubt man noch, das Problem liege bei einem selbst, dass man einfach noch nicht klug oder gebildet genug sei. Aber je sicherer man wird, desto mehr merkt man: Vielleicht haben sie sich selbst auch nicht ganz verstanden. "
(Tilo Jung im Gespräch mit Philipp Hübl, sinngemäß transkribiert)
(UI = Unkünstliche Intelligenz)
Die UI namens Quk liefert eine weitere Zusammenfassung und eine anschließende Handlungsempfehlung. Das Ergebnis lautet wie folgt:
Philipp Hübl zeigt linguistische, historische, literarische und andere Kontexte, in denen der Begriff "Häuptling" positiv gemeint ist. Er sagt auch, dass es Kontexte gibt, in denen dieser Begriff negativ gemeint ist.
Jörn Budesheim stellt ebenso fest, dass es positive und negative Kontexte gibt. Als negatives Beispiel betont er die kolonialen Kontexte.
Die beiden Zusammenfassungen zusammenfassend: Es besteht ein Konsens in der Feststellung, dass es zum Begriff "Häuptling" sowohl negative als auch positive Kontexte gibt.
Ein Dissens besteht in der Frage, ob der Häuptlingsbegriff auf Grund seiner bisherigen Kontexte zukünftig ganz allgemein tabuisiert werden soll.
Die Befürworter der Tabuisierung nehmen oder nahmen an, dass es keinerlei positive Kontexte und somit keinerlei Anlass gäbe, den Begriff weiterhin zu verwenden. Philipp Hübl und Jörn Budesheim haben dargestellt, dass es neben den negativen sehr wohl auch positive Kontexte gibt.
Naheliegend wäre demnach folgende Handlungsempfehlung: Wenn der Kontext positiv ist, beispielsweise in "Winnetou, Häuptling der Apachen" oder "Vercingetorix, Häuptling aller Gallier", so soll der Begriff dem positiven Kontext zufolge auch positiv verstanden werden, anstatt den Begriff generell zu tabuisieren.
In negativen Kontexten hingegen gibt es keine Lösung, da die Negativität logischerweise im gesamten negativen Kontext liegt und nicht im Einzelbegriff "Häuptling", welcher für sich genommen sowohl positiv als auch negativ sein kann; das heißt, würde "Häuptling" beispielsweise ersetzt werden durch "Anführer", "Präsident" oder einem fremdsprachigen Originalbegriff, so würde dieser Einzelwort-Ersatz allein den negativen Kontext nicht positiv machen, weil der gesamte Kontext negativ gemeint ist mit allen in ihm verwendeten Wörter. Ein "Anführer" kann sowohl eine friedliche Revolution anleiten als auch eine Verbrecherbande. Ein Präsident kann sowohl Lincoln heißen als auch Putin, Berlusconi, Trump. Wenn also jemand eine bestimmte Angelegenheit mit dem Begriff "Häuptling" abwerten will, während eine andere Person selbige Angelegenheit gutheißt und unterstützen will, so sollte dieser Unterstützer sich nicht am Häuptlingsbegriff aufhalten, sondern den gesamten Kontext in seiner Substanz kritisieren. Denn die negative Substanz wird, wenn sie nicht insgesamt kritisiert wird, negativ bleiben; auch dann, wenn statt Häuptling ein vermeintlich besserer Begriff verwendet wird.
Die UI namens Quk liefert eine weitere Zusammenfassung und eine anschließende Handlungsempfehlung. Das Ergebnis lautet wie folgt:
Philipp Hübl zeigt linguistische, historische, literarische und andere Kontexte, in denen der Begriff "Häuptling" positiv gemeint ist. Er sagt auch, dass es Kontexte gibt, in denen dieser Begriff negativ gemeint ist.
Jörn Budesheim stellt ebenso fest, dass es positive und negative Kontexte gibt. Als negatives Beispiel betont er die kolonialen Kontexte.
Die beiden Zusammenfassungen zusammenfassend: Es besteht ein Konsens in der Feststellung, dass es zum Begriff "Häuptling" sowohl negative als auch positive Kontexte gibt.
Ein Dissens besteht in der Frage, ob der Häuptlingsbegriff auf Grund seiner bisherigen Kontexte zukünftig ganz allgemein tabuisiert werden soll.
Die Befürworter der Tabuisierung nehmen oder nahmen an, dass es keinerlei positive Kontexte und somit keinerlei Anlass gäbe, den Begriff weiterhin zu verwenden. Philipp Hübl und Jörn Budesheim haben dargestellt, dass es neben den negativen sehr wohl auch positive Kontexte gibt.
Naheliegend wäre demnach folgende Handlungsempfehlung: Wenn der Kontext positiv ist, beispielsweise in "Winnetou, Häuptling der Apachen" oder "Vercingetorix, Häuptling aller Gallier", so soll der Begriff dem positiven Kontext zufolge auch positiv verstanden werden, anstatt den Begriff generell zu tabuisieren.
In negativen Kontexten hingegen gibt es keine Lösung, da die Negativität logischerweise im gesamten negativen Kontext liegt und nicht im Einzelbegriff "Häuptling", welcher für sich genommen sowohl positiv als auch negativ sein kann; das heißt, würde "Häuptling" beispielsweise ersetzt werden durch "Anführer", "Präsident" oder einem fremdsprachigen Originalbegriff, so würde dieser Einzelwort-Ersatz allein den negativen Kontext nicht positiv machen, weil der gesamte Kontext negativ gemeint ist mit allen in ihm verwendeten Wörter. Ein "Anführer" kann sowohl eine friedliche Revolution anleiten als auch eine Verbrecherbande. Ein Präsident kann sowohl Lincoln heißen als auch Putin, Berlusconi, Trump. Wenn also jemand eine bestimmte Angelegenheit mit dem Begriff "Häuptling" abwerten will, während eine andere Person selbige Angelegenheit gutheißt und unterstützen will, so sollte dieser Unterstützer sich nicht am Häuptlingsbegriff aufhalten, sondern den gesamten Kontext in seiner Substanz kritisieren. Denn die negative Substanz wird, wenn sie nicht insgesamt kritisiert wird, negativ bleiben; auch dann, wenn statt Häuptling ein vermeintlich besserer Begriff verwendet wird.
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Hmm... Es gibt Menschen, die der Ansicht sind, dass man den Begriff aus bestimmten Gründen nicht nutzen sollte. Das wäre keine Tabuisierung, sondern eine Handlung aus (vermeintlich oder tatsächlicher) rationaler Einsicht. Hübl stellt deren Gründe infrage. Ob er in der Vorlesung von Tabuisierung gesprochen hat, weiß ich nicht mehr. Es wurden (nach meiner Erinnerung) auch Zusammenhänge diskutiert, in denen Verwendung oder Nichtverwendung von bestimmten Begriffen Gruppenzugehörigkeit signalisiert.
Ich würde nicht von Tabuisierung sprechen, weil das in gewisser Hinsicht ein "Angriff" auf die Rationalität derjenigen ist, die den Begriff aus bestimmten Gründen nicht nutzen wollen.
OK, dann "Ablehnung" statt "Tabuisierung"? (Zusammengefasst in einem Wort.)
Aus bestimmten Gründen kann man ja vieles: Tabuisieren, ablehnen, empfehlen, vorschlagen ... -- Das Verb an sich ändert nichts an dem Umstand, dass das Verb aus bestimmten Gründen quellt, oder?
Die UI hat das übrigens auch genannt:
"Ein Dissens besteht in der Frage, ob der Häuptlingsbegriff auf Grund seiner bisherigen Kontexte zukünftig ganz allgemein tabuisiert werden soll."
Aus bestimmten Gründen kann man ja vieles: Tabuisieren, ablehnen, empfehlen, vorschlagen ... -- Das Verb an sich ändert nichts an dem Umstand, dass das Verb aus bestimmten Gründen quellt, oder?
Die UI hat das übrigens auch genannt:
"Ein Dissens besteht in der Frage, ob der Häuptlingsbegriff auf Grund seiner bisherigen Kontexte zukünftig ganz allgemein tabuisiert werden soll."
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Tabus sind aber in der Regel nicht etwas rational Begründetes. Es handelt sich dabei im Gegenteil im Allgemeinen um Verbote oder Einschränkungen, die oftmals gerade nicht hinterfragt werden (dürfen). Oft ist es nicht mal erlaubt, öffentlich darüber zu reden. Wenn es jedoch einen rationalen Streit darüber gibt, wie im vorliegenden Fall, ob man den Ausdruck "Häuptling" nutzen sollte oder nicht, dann ist das das Gegenteil eines Tabus. Das hat die Vorlesung meines Erachtens gut demonstriert. Es wird öffentlich darüber geredet. Einige Student:innen haben diese Argumente, Hübel jene Argumente vorgetragen. Also: kein Tabu, sondern eine Meinungsverschiedenheit, die mit Gründen/Argumenten ausgetragen wurde. Man könnte vielleicht im Sinne der Vorlesung sagen "Tabu" ist das falsche Framing.
Daran kann ich mich nicht wirklich erinnern. Ich meine, Philipp Hübl erwähnt nur, dass manche Leute (offenbar auch einige der Student:innen) generell eine negative Konnotation des Begriffs "Häuptling" sehen; Hübl versucht das zu widerlegen, indem er explizit positive Verwendungen aufzeigt. Ich erinnere aber mich nicht, dass er negative Verwendungen von Häuptling aufzeigt - mag sein, dass ich da falsch liege.Quk hat geschrieben : ↑Mi 2. Apr 2025, 09:40(UI = Unkünstliche Intelligenz)
Die UI namens Quk liefert eine weitere Zusammenfassung und eine anschließende Handlungsempfehlung. Das Ergebnis lautet wie folgt:
Philipp Hübl zeigt linguistische, historische, literarische und andere Kontexte, in denen der Begriff "Häuptling" positiv gemeint ist. Er sagt auch, dass es Kontexte gibt, in denen dieser Begriff negativ gemeint ist.
Die Kolonisierung der indigenen Völker Amerikas ist meines Erachtens kaum als „positiver Kontext“ zu bezeichnen. Mays Romane trugen zur Verbreitung einer romantisierten Vorstellung bei, die wenig mit der Realität von Vertreibung, Massakern und Zwangsassimilation gemein hatte. Zwar sprach er sich (soweit ich recherchiert habe) gegen die Vernichtung der Indigenen aus, doch zugleich produzierte, reproduzierte und verstärkte er koloniale Denkmuster.
Von vielen Lesern wird Häuptling Winnetou als eine große, menschenfreundliche Persönlichkeit aufgefasst. Die Begriffe "Häuptling" und "Winnetou" ehren sich wechselseitig. Diese positive, aus dem Roman quellende Wirkung, ist der eine Kontext. Der andere Kontext ist die brutale kolonialistische Geschichte, durch die der Begriff "Häuptling" möglichwerweise einst entstanden ist. Diese kolonialistische Geschichte ändert aber nichts an dem Umstand, dass der Häuptlingsbegriff von vielen Lesern als groß, ehrwürdig und menschenfreundlich aufgefasst wird, denke ich.
Beispiel: Angenommen, das Wort "Häuptling" bedeutete in der Apachen-Sprache "Primaro". Wenn ich jetzt fortan von "Primaro Winnetou" spreche statt "Häuptling Winnetou", erstelle ich hiermit keinerlei Kritik an der brutalen kolonialistischen Geschichte. Diese Leidensgeschichte wird durch den Begriff "Primaro" kein Stück sichtbarer. Wenn ich substanzielle Kritik und Aufklärung leisten will, muss ich über die Geschichte reden, meines Erachtens, und nicht darüber, ob der Einzelbegriff "Häuptling" verwendet werden soll oder nicht.
Beispiel: Angenommen, das Wort "Häuptling" bedeutete in der Apachen-Sprache "Primaro". Wenn ich jetzt fortan von "Primaro Winnetou" spreche statt "Häuptling Winnetou", erstelle ich hiermit keinerlei Kritik an der brutalen kolonialistischen Geschichte. Diese Leidensgeschichte wird durch den Begriff "Primaro" kein Stück sichtbarer. Wenn ich substanzielle Kritik und Aufklärung leisten will, muss ich über die Geschichte reden, meines Erachtens, und nicht darüber, ob der Einzelbegriff "Häuptling" verwendet werden soll oder nicht.
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Könnte es vielleicht sein, dass UI namens Quk bei der Zusammenfassung die Beiträge von Pragmatix und meiner Wenigkeit übersehen hat? Oder war UI insbesondere der letzte Beitrag, von Letzteren womöglich einfach nur eklig …Quk hat geschrieben : ↑Mi 2. Apr 2025, 09:40(UI = Unkünstliche Intelligenz)
Die UI namens Quk liefert eine weitere Zusammenfassung und eine anschließende Handlungsempfehlung. Das Ergebnis lautet wie folgt:
Philipp Hübl zeigt linguistische, historische, literarische und andere Kontexte, in denen der Begriff "Häuptling" positiv gemeint ist. Er sagt auch, dass es Kontexte gibt, in denen dieser Begriff negativ gemeint ist.
Jörn Budesheim stellt ebenso fest, dass es positive und negative Kontexte gibt. Als negatives Beispiel betont er die kolonialen Kontexte.
Die beiden Zusammenfassungen zusammenfassend: Es besteht ein Konsens in der Feststellung, dass es zum Begriff "Häuptling" sowohl negative als auch positive Kontexte gibt.
So das dergleichen .. so Philipp Hübl .. das Resultat jenes Mechanismus ist , der uns vor Fremdkörper schützt. Nun ja, in dem ich in meinen Beiträgen dazu neige, das offen zulegen, was in der modernen Kultur überschrieben wird, und zwar was stammesgeschichtlich in uns tief verankert ist, vielleicht trifft mich ja von daher anderseits der Ekel durchaus zurecht. Oder , wie man es nimmt, auch nicht. Ich meine , wie sinnvoll ist es , mit dieser Neigung, eine Gruppe auszugrenzen, die offenlegt was der Mensch ist . Dazu nur mal zur Erinnerung ..Timberlake hat geschrieben : ↑Mo 31. Mär 2025, 00:28
- Frage ... 7:52
Warum ist der Ekel wichtig
Antwort
Ja das ist jetzt etwas, was psychologisch mittlerweile ganz gut belegt ist. Man weiß, dass wenn man, die, sagen wir eher konservativen Neigungen in uns ansprechen will, muss man Menschen Bilder vorgeben, die irgendetwas mit Ekel zu tun haben. … Ekel ist erstmal der Mechanismus, der uns vor Fremdkörper schützt. Also wir ekeln uns vor verdorbenem Essen, vor Exkrementen aber wir können uns auch vor anderen Menschen ekeln und das ist stammesgeschichtlich in uns tief verankert. Wir überschreiben das in der modernen Kultur und versuchen offene multikulturelle Menschen zu sein. Aber es gibt diesen Hang, wenn man in uns hervorruft, dass eine bestimmte Menschengruppe Abschaum ist, eklig ist, minderwertig, Ungeziefer ist. Also wenn man mit dieser Sprache arbeitet, kann man die Neigung hervorrufen, eine bestimmte Gruppe auch auszugrenzen.
deutschlandfunk.de hat geschrieben :
Philosophie in der digitalen Welt
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Sie klingen einfach, die vier Fragen, aus denen Immanuel Kant seine Philosophie der Aufklärung entwickelte. Doch so simpel muss Philosophie fragen, will sie den Dingen auf den Grund gehen – und sie muss die gefundenen Antworten immer wieder über Bord werfen.
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Worthülse, Plastikwörter, Abstrakta, Edelsubstantive, technische Prosa und pseudo-profunder Bullshit können uns täuschen oder beeindrucken, wenn wir nicht aufpassen...Obacht bei großen Worten!
Um an dieser Stelle einmal, das von Philipp Hübl Gesagte um zu werten.
"Ekel ist erstmal der Mechanismus, der uns vor Fremdkörper schützt. Also wir ekeln uns vor verdorbenem Essen, vor Exkrementen aber wir können uns auch vor anderen Menschen ekeln und das ist stammesgeschichtlich in uns tief verankert. Wir überschreiben das in der modernen Kultur und versuchen offene multikulturelle Menschen zu sein. Aber es gibt diesen Hang, wenn man in uns hervorruft, dass eine bestimmte Menschengruppe Abschaum ist, eklig ist, minderwertig, Ungeziefer ist. Also wenn man mit dieser Sprache arbeitet, kann man die Neigung hervorrufen, eine bestimmte Gruppe auch auszugrenzen"
Philipp Hübl ...Macht und Magie der Sprache | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur
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Das ist genau der Aspekt, den ich auch bei Hübl kritisiere. Es geht meines Erachtens nicht um den Einzelbegriff, sondern seine "Rolle" in einem Gefüge.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 29. Mär 2025, 11:20Zudem steht er [der Begriff Häuptling] nicht isoliert da, sondern ist Teil eines ganzen Netzes kolonialer Bezeichnungen und "Erzählungen", durchzogen von Karikaturen und Bildern, die mir selbst noch aus der Kindheit vertraut sind. Man kann ihn nicht einfach aus diesem Gefüge herauslösen und nur für sich betrachten, finde ich.
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Haben wir hier im Forum überhaupt schon mal über die Sokal-Affäre gesprochen? In der Suche hab ich es nicht gefunden, was mich wundert. Hübl stellt die Affäre in seiner Vorlesung ab 1:16:24 h vor.
Wikipedia hat geschrieben : Dem später in New York lehrenden US-amerikanischen Physiker Alan Sokal war über Jahre hinweg aufgefallen, dass sich verschiedene Autoren einer Denkrichtung in der Philosophie und Soziologie, die er selbst grob mit dem Begriff „Postmoderne“ umschreibt, in ihren Aufsätzen wiederholt auf Theorien oder Modelle aus der Physik beziehen (manchmal auch lediglich Begriffe und Bezeichnungen verwenden, die in der Physik exakt definiert sind), ohne hinreichend zu belegen, wo genau die Ähnlichkeiten zwischen ihren eigenen und den physikalischen Theorien liegen, oder etwa deutlich zu machen, inwiefern sie hier irgendwelche Analogien oder Parallelen sehen.
Deshalb verfasste er 1996 einen Aufsatz mit dem Titel Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity (deutsch: Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation) und reichte ihn bei der für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten US-amerikanischen Zeitschrift für Kulturwissenschaft Social Text zur Veröffentlichung ein. Obwohl Sokal die von den Herausgebern geforderten Änderungen ablehnte, wurde der Artikel zusammen mit anderen in einer Sondernummer abgedruckt.[1]
Kurz nach der Veröffentlichung bekannte Sokal in einer anderen Zeitschrift, Lingua Franca, dass es sich bei dem Aufsatz um eine Parodie handle. Er habe die zusammengesuchten Zitate verschiedener postmoderner Denker mit dem typischen Jargon dieser Denkrichtung zu einem Text montiert, dessen unsinniger Inhalt bei Beachtung wissenschaftlicher Grundsätze, so der Vorwurf an die Herausgeber von Social Text, als solcher hätte erkannt werden müssen. Dabei äußerte er bereits in diesem ersten Artikel Sympathie für linke, kritische Wissenschaftsdiskussionen und bezeichnet sich selbst als links und als Internationalisten.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sokal-Aff%C3%A4re
Nein, das tut er nicht. Allenfalls innerhalb bestimmter akademischer Diskurse, die von vornherein auf kolonialistische Deutungen fokussiert sind. Doch Sprache funktioniert nicht nach dem Prinzip, dass Begriffe ausschließlich aus negativen Kontexten Bedeutung beziehen. Sonst wäre beispielsweise „Messer“ als ein Wort der Gewalt anzusehen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 29. Mär 2025, 11:20Die Vorlesung ist sehens-, oder eigentlich hörenswert. Zwei Einwände:
Die Stelle mit den Flüchtlingen hat mich nicht überzeugt. Hieß es nicht im Vortrag, dass etwa die Hälfte der Wörter auf „-ling“ positiv und die andere negativ konnotiert ist? Das ist doch ein starkes Argument, auf „Flüchtling“ zu verzichten und stattdessen „Flüchtende“ zu wählen, finde ich.
Auch die Passage über die Häuptlinge fand ich problematisch. Der Begriff ist kolonialistisch belastet – und zwar gründlich. Er war nie Ausdruck von Respekt vor den betroffenen Kulturen, darüber muss man nicht diskutieren. Zudem steht er nicht isoliert da, sondern ist Teil eines ganzen Netzes kolonialer Bezeichnungen und "Erzählungen", durchzogen von Karikaturen und Bildern, die mir selbst noch aus der Kindheit vertraut sind. Man kann ihn nicht einfach aus diesem Gefüge herauslösen und nur für sich betrachten, finde ich.
Deswegen funktionieren auch nicht die ganzen Vergleiche mit anderen Begriffen, die ebenfalls den Ausdruck "Haupt..." enthalten. Denn der Begriff erlangt seine Bedeutung im Wesentlichen aus seinem Ort in diesem kolonialistischen Netz aus Erzählungen, Wörtern, Bildern etc.
Die Mehrheit der Sprachgemeinschaft verbindet mit „Häuptling“ weder Karikaturen noch kolonialistische Narrative, sondern schlicht eine traditionelle Führungsrolle indigener Gesellschaften, gespeist meist aus Filmen oder Büchern. Bedeutung ergibt sich, um mit Brandom zu sprechen, aus dem inferentiellen Netz sprachlicher Praktiken – und dieses Netz ist breiter als der Rahmen einer postkolonialen Theorie. Begriffe lassen sich nicht auf ideologisch genehme Deutungsrahmen reduzieren – das wäre Semantik per Dekret. Orwell lässt grüßen.