Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Di 20. Mär 2018, 05:54
Wenn wir uns also vorstellen, dass der geborene Robinson Crusoe für sich alleine eine Sprache erfindet, dann stellen wir uns eben diesen Crusoe möglicherweise genauso vor jemand der eine Fremdsprache lernt.
Ja und das wäre falsch ... so halb.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Di 20. Mär 2018, 05:54
Eine andere Frage ist, wie viel von den Fähigkeiten, die wir benötigen, um sprechen zu lernen, wir bereits mitbringen. Wir sind schließlich von unserer kompletten Bauweise her keine reinen Privatwesen, sondern immer auch auf andere gerichtet. Warum sollte unsere Fähigkeit sprechen zu lernen, eine Ausnahme darstellen?
Ist es ja auch nicht. Nur ist die Frage, warum wir nicht können sollten, was wir können, um bei Wittgenstein zu bleiben, einfach die Feststellung, dass wir sprechen.
Die Frage ist, wie es philosophisch betrachtet, dazu kam. Damit wäre der Hinweis auf die Mitution irgendwelcher COX Gene keine Erklärung, sondern ein so tun, als ob man damit eine hätte.
Tatsächlich scheint es mir aber so zu sein, dass wir nicht ganz sprachlos Sprache erlernten, wie gesagt, irgendwann entwickelten höhere Säugetiere, zur besseren Brutpflege usw., Affekte. Affekte funktionieren einerseits ein Stück weit, wie eine simpler Algotrithmus, d.h. so als eine Art "immer wenn ... , dann ..." Funktion. Wenn Junges fiept, dann genau hinschauen. Geht heute noch so, da Säuglinge auch nicht viel mehr machen kann, als zu schreien, wenn was nicht stimmt, den "Fehler" (aus Sicht des Kindes) beheben, muss dann die Mutter.
Die andere Seite der Affekte ist allerdings, dass man dabei Affekte hat.
Es fühlt sich an.
Das macht das schreiende Baby nicht nicht zu einem Antragssteller für einen Versorgungsvorgang, sondern zu einem Wesen mit dem man sich inniglich verbunden fühlt. Und da Affekte nicht nur signalisieren, Hunger/kein Hunger, sondern sehr wohl auch anderes, wie Freude, Lust, Angst, Wut, Ekel, Schrecken ... hat man da schon eine Sprache in der Pipeline.
Das ist vermutlich alles eine sinnvolle Halbautomatik gewesen, dass der Angstschrei zum Warnschrei wurde und die anderen merkten, dass hier Gefahr droht. Sinnvoll zum Üerleben war das sicherlich. Irgendwann kam sicher auch das Spiel ins Spiel. Der komplexe Gedanke: "Was ist denn eigentlicht, wenn ich schreie, als hätte ich Angst, aber gar keine habe?" setzt ebenfalls voraus, was erst noch entstehen muss, aber wenn wir das auf etwas wie Neugier oder Kreativität herunterbrechen, die Lust sich oder etwas auszuprobieren, dann hat das sicher eine Vielzahl von Effekten.
Themen wie Trickserei, Macht, Ich, Manipulation dimmen hier ein und wir dürfen erwarten, dass allzu kühnen Versuchen auch schnell Grenzen gesetzt wurden.
Hier beginnt unsere Story, denke ich.
Die Kritik wäre, dass man damit, den Anfang, änlich wie mit dem Hinweis auf Genmutationen, nur etwas zurücklegt, oder schlimmer - hat mich immer in der Diskussion mit Biologisten auf die Palme gebracht - man meint mit dem Hnweis auf gaaanz viele kleine Schritte der Evolution und die gaaanz lange Zeit, die sie dafür hat, sei bereits alles erklärt - nichts ist damit erklärt! - aus dem Schneider sei.
Ich glaube eher, analog wie Tomasello es für die Moralentstehung beschrieben hat, dass wir hier Zeugen eines Erklärungswechsels sind. Die Strategien des reinen Überlebens, bei der die Tiere unterschiedliche Wege gingen, sorgte einmal für anonyme Strategien für den Nachwuchs, bei denen es ein Vorteil war, wenn man möglichst viele Eier gut versteckt legte, zum anderen für eine immer bessere Individualbetreuung, bei immer weniger biologisch kostbaren Nachkommen.
Hier sind Affekte ein Vorteil. Doch gleichzeitig kommt etwas ins Spiel, was wir nur im Individuum finden, Bindungen, erste Ideale, erste Versuche, bedingt durch Affekte, das eien zu meiden, das andere zu suchen.
Und gleichzeitig kann man mit Warnrufen, Mimiken und Gestiken auch spielen, vielleicht nur aus Langeweile, wei man eben am Ast schwingt, Steine wirft, oder sich kratzt. Der schwierige Punkt ist die Frage, warum andere auf einmal mitspielen?
Sprachbefähigung mag je genetisch hier und da durchgebrochen sein und vielleicht lebte ein Kreativling, der bereits ein meistehaftes Händchen für die Manipulation der anderen durch geschickten Lauteinsatz hatte ... aber der ist dann auch mal gestorben. Wie kam es zu dieser Epidemie, als die man Sprache bezeichnen kann?